Orlando Zapata Tamayo
(*
15. Mai
1967
in
Santiago de Cuba
[1]
; †
23. Februar
2010
in
Havanna
) war ein
kubanischer
Dissident
, dessen Tod nach einem
Hungerstreik
als
politischer Gefangener
weltweites Aufsehen erregte.
Zapata, von Beruf
Maurer
und
Klempner
, war Mitglied der Oppositionsgruppe
Republikanische Alternative
und Grunder der
Carlos-Manuel-de-Cespedes-Freiheitsbewegung
in
Las Tunas
. Außerdem beteiligte er sich an der Sammlung von Unterschriften fur das von
Oswaldo Paya
initiierte
Proyecto Varela
, einer
Petition
fur Gesetzesreformen zur konkreten Garantie von
Grundrechten
.
[2]
Nach der Inhaftierung im Zusammenhang mit dem
Schwarzer Fruhling
genannten Vorgehen gegen Oppositionsgruppen im Marz 2003, bei dem etwa 75 weitere Dissidenten in Schnellverfahren bereits bis April 2003 zu hohen Haftstrafen verurteilt wurden, wurde Zapata von
Amnesty International
als
politischer Haftling
eingestuft.
[3]
Zunachst wurde er im Mai 2004 wegen ?mangelnder Achtung vor der Person Fidel Castros“, ?Storung der offentlichen Ordnung“ und ?Widerstand“ zu einer dreijahrigen Freiheitsstrafe verurteilt. Im November 2005 wurde die Strafe von einem Gericht wegen ?ungebuhrlichen Verhaltens“ und ?Widerstands“ im Gefangnis auf 15 Jahre erhoht. In mehreren Verfahren bis 2009 erhielt Zapata zusatzliche Erhohungen, womit sich die Gesamtstrafe auf 36 Jahre Gefangnis belief.
[4]
Um gegen die Gefangnisbedingungen zu protestieren, begann Zapata einen
Hungerstreik
und verweigerte die Nahrungsaufnahme. Noch in der Vorwoche seines Todes gab die Familie Zapatas bekannt, dass er ernsthaft erkrankt sei. Zapata wurde aus einem kleineren Krankenhaus in der mittelkubanischen
Provinz Camaguey
nach
Havanna
verbracht, nachdem sich am 22. Februar sein Zustand verschlechtert hatte. Er verstarb am Folgetag nach 85-tagigem Hungerstreik im
Hermanos-Ameijeiras-Krankenhaus
.
[3]
Die Mutter Zapatas, Reina Tamayo, bezichtigte die kubanischen Behorden daraufhin des Mordes an ihrem Sohn zwecks Beendigung dessen Kampfes fur die
Menschenrechte
und sagte, dass er wahrend seiner Gefangniszeit gefoltert worden sei.
[5]
[6]
Nach Informationen der
Internationalen Gesellschaft fur Menschenrechte
musste er im Gefangnis Schlage und Folter ertragen.
[7]
Mit dem Tod Zapatas starb nach dem Dichter und Studentenfuhrer
Pedro Luis Boitel
(† 1972) ein weiterer kubanischer Aktivist durch Hungerstreik aus Protest gegen das Regime. Nach Angaben der verbotenen, jedoch geduldeten ?Kubanischen Kommission fur Menschenrechte und Nationale Versohnung“ (
Comision Cubana de Derechos Humanos y Reconciliacion Nacional
, CCDHRN) waren zum Zeitpunkt des Todes Zapatas noch etwa 200 politische Gefangene in Kuba inhaftiert. Dies war etwa ein Drittel weniger als zum Zeitpunkt der Machtubernahme
Raul Castros
von seinem Bruder
Fidel
.
[3]
Nach Informationen des Dissidenten
Oscar Espinosa Chepe
hat sich die Repression weiter verscharft, der Unterdruckungsapparat ist nach
Human Rights Watch
unverandert.
[6]
Orlando Zapata wurde in seinem Heimatort
Banes
im Osten Kubas beigesetzt. Ein Trauermarsch wurde von der Polizei verboten.
[8]
Ein Großaufgebot von Polizei und Staatssicherheit sollte die Teilnahme von oppositionellen Aktivisten verhindern. 126 Personen wurden festgenommen, darunter die Regimekritikerin und Bloggerin
Yoani Sanchez
.
[9]
[10]
Zapatas Mutter, Reina Luisa Tamayo, die zur von Angehorigen politischer Haftlinge gegrundeten Gruppe
Damas de Blanco
gehort, setzte ihre offentlichen Proteste gegen die kubanische Regierung auch nach der Beerdigung ihres Sohns fort, wurde haufig von internationalen Medien interviewt und wurde so zur prominentesten Regierungsgegnerin im Osten Kubas. Amnesty International protestierte 2010 und 2011 mehrmals gegen ?Schikanen und Einschuchterungsversuche“ wie kurzzeitige Verhaftungen, denen Tamayo, ihr Ehemann und andere Vertraute ausgesetzt waren.
[11]
Im Juni 2011 reiste sie gemeinsam mit weiteren zwolf Angehorigen und Zapatas Asche von Kuba in die Vereinigten Staaten aus, um sich dort dauerhaft niederzulassen und ihre Oppositionsaktivitaten von dort fortzusetzen.
[12]
Im Juli 2012 beschloss das Kommunalparlament der spanischen Landeshauptstadt
Madrid
, den bisherigen Santa-Marca-Park im nordlichen Stadtbezirk Chamartin zu Ehren des Verstorbenen in Orlando-Zapata-Park umzubenennen.
[13]
- ↑
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@1
@2
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- ↑
Dissident auf Kuba stirbt nach Hungerstreik
, zeit.de, 24. Februar 2010.
- ↑
a
b
c
Cuban prison hunger striker dies.
In:
news.bbc.co.uk.
24. Februar 2010,
abgerufen am 2. Mai 2020
(englisch).
- ↑
Jahresbericht 2011 - Kuba
,
Amnesty International
2011
- ↑
http://www.elnuevoherald.com/2010/02/23/660805/muere-el-preso-politico-cubano.html
- ↑
a
b
Katharina Graca Peters:
Hungerstreiks in Kuba: Kampf der Kerkeropfer.
In:
Spiegel Online
.
7. Marz 2010,
abgerufen am 2. Mai 2020
.
- ↑
Politischer Protest: Dissident auf Kuba stirbt nach Hungerstreik.
In:
Zeit Online.
24. Februar 2010,
abgerufen am 10. Juni 2010
.
- ↑
Kubanischer Dissident Orlando Zapata beigesetzt
, Deutsche Welle vom 25. Februar 2010
- ↑
El regimen cubano pone sitio al funeral de Orlando Zapata
, El Pais vom 25. Februar 2010
- ↑
Der Diktatur ins Netz gegangen.
In:
welt.de
.
3. Marz 2010,
abgerufen am 7. Oktober 2018
.
- ↑
Urgent Action: Eltern schikaniert,
Protestaufruf von Amnesty International vom 22. Februar 2011, abgerufen am 28. Mai 2014
- ↑
Family of late Cuban dissident Zapata emigrate to US
In:
BBC News
vom 9. Juni 2011, abgerufen am 15. Juni 2011 (Englisch)
- ↑
El Ayuntamiento de Madrid da el nombre de Orlando Zapata a un parque de la ciudad
, in:
Diario de Cuba
vom 25. Juli 2012 (spanisch)