Oreste Baratieri
(*
13. November
1841
in
Condino
; †
8. August
1901
in
Sterzing
) war ein
italienischer
General
und Politiker. Von Februar 1892 bis Marz 1896 war er
Gouverneur
der
Kolonie Eritrea
und wurde nach der
Schlacht von Adua
abgesetzt.
[1]
Oreste Baratieri wurde in der
Grafschaft Tirol
als
Oreste Barater
geboren. Seine Eltern waren Domenico Barater aus Albaredo bei
Rovereto
und Lucia Zanella aus dem
Val di Sole
.
[2]
Er italianisierte spater zu einem unbekannten Zeitpunkt seinen Nachnamen in
Barattieri
und dann in
Baratieri
.
Bereits in seiner Jugend pflegte er Kontakte mit
Irredentisten
, darunter dem wesentlich alteren Rechtsanwalt Alfonso Cioli, den er in seinen Briefen liebevoll als Vater bezeichnete.
[2]
Er besuchte zunachst die Volks- und
Mittelschule
in Rovereto und
Trient
anschließend das
Benediktinergymnasium
in
Meran
.
[3]
1859 ging Baratieri nach
Mailand
. Ein Jahr darauf schloss er sich trotz seiner starken
Kurzsichtigkeit
den Rothemden
Giuseppe Garibaldis
an und nahm am
Zug der Tausend
in
Sizilien
teil. Unter den
Freischarlern
Garibaldis machte er bald Karriere und wurde noch 1860 zum Hauptmann befordert. Bei der Einnahme von
Capua
1860 wurde er mit der silbernen Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet. 1862 trat er in das
konigliche italienische Heer
ein, blieb aber weiter den Rothemden Garibaldis verbunden. In der
Schlacht bei Custozza
im
Dritten Italienischen Unabhangigkeitskrieg
1866 erhielt er die bronzene Tapferkeitsmedaille.
[3]
[1]
Im Januar 1867 heiratete er. Im gleichen Jahr nahm er an der Schlacht bei
Mentana
teil, die in einer Niederlage Garibaldis gegen die unter dem Befehl von
Hermann Kanzler
stehenden zahlenmaßig weit uberlegenen Truppen des
Kirchenstaates
und der franzosischen Verbundeten endete.
[4]
1872 wurde ihm im regularen koniglichen Heer der Rang eines Hauptmanns anerkannt. In den 1870er Jahren nahm er fur die italienische geografische Gesellschaft an einer wissenschaftlichen Reise nach Tunesien teil. 1876 wurde er Abgeordneter der
Camera dei deputati
, der er fur sieben Legislaturperioden bis 1897 angehorte.
[5]
1885 wurde er zum Oberst befordert und ihm das Kommando uber das 4.
Bersaglieri
-Regiment anvertraut. Das Regiment fuhrte er zwischen 1887 und 1888 sowie zwischen 1890 und 1891 im
Eritreakrieg
.
[1]
1890 wurde er zum stellvertretenden Befehlshaber des italienischen Expeditionskorps in der Kolonie Eritrea und zum Stadtkommandanten von
Massaua
ernannt. 1891 folgte seine Ernennung zum Oberbefehlshaber der
italienischen Kolonialtruppen
in Afrika und im Februar 1892 die zum Gouverneur von Eritrea. 1893 wurde er zum
Generalmajor
befordert.
[1]
Nach dem Sturz der Regierung
Giovanni Giolittis
Ende November 1893 wurde Baratieri von
Giuseppe Zanardelli
beim Versuch eine Regierung zu bilden, als Außenminister vorgeschlagen, was aufgrund der irredentistischen Vergangenheit Baratieris die Proteste
Osterreich-Ungarns
ausloste. Daraufhin verzichtete sowohl Baratieri auf das Amt als auch Zanardelli eine Regierung zu bilden.
[1]
Unter dem von
Francesco Crispi
gebildeten Nachfolge
kabinett Crispi II
kehrte er als Gouverneur nach Eritrea zuruck, mit dem Auftrag eine gemaßigtere Kolonialpolitik einzuschlagen, was aber Baratieri nicht beherzigte. Mit seinem autoritaren, militarischen Fuhrungsstil in der Kolonie, die er wie ein Lehensherr nach eigenem Gutdunken fast wie ein Diktator regierte und unter anderem auf einer diskriminierenden Rassenpolitik basierte, eckte er in liberalen Kreisen in Rom bald an.
[6]
[7]
Auf die Unterstutzung des ehemaligen Garibaldiner Crispi bauend, der eine expansive Kolonialpolitik anstrebte, wurde Baratieri in seinen Bestrebungen bestarkt. Im Rahmen der von Crispi unterstutzen Expansionsbestrebungen eroberte Baratieri am 17. Juli 1894 das von den
Mahdisten
besetzte
Kassala
im
Sudan
, wofur er mit dem
Komturkreuz
des
Militarordens von Savoyen
ausgezeichnet wurde.
[1]
Im Dezember 1894 ruckten die Italiener in
Athiopien
ein. Mit Beginn des
Italienisch-Athiopischen Krieges
schlugen die Truppen Baratieris am 14. Januar 1895 Ras
Mengesha Yohannes
bei Coatit
und zwei Tage darauf
bei Senafe
. Im Marz besetzte er
Adigrat
und wurde zum
Generalleutnant
befordert. Auch nach der fur die italienischen Kolonialtruppen verlustreichen
Schlacht um den Amba Alagi
im Dezember 1895 wurde er nicht von seinem Posten abgesetzt. Im Februar 1896 wurde er von Crispi zu einem baldigen Prestigesieg gedrangt. Als er allerdings nach langer Untatigkeit die vorruckenden
Shewa
am 1. Marz 1896 in der
Schlacht von Adua
angriff, erlitt seine Truppen eine verheerende Niederlage, die zum Rucktritt Crispis fuhrten, womit auch Baratieri seinen großten Forderer verlor. Der Nachfolger Crispis
Antonio Starabba di Rudini
enthob ihn schließlich seines Kommandos. Im Juni 1896 wurde Baratieri vom Militargericht in
Asmara
unter anderem wegen Fahrlassigkeit und Unterlassung angeklagt.
Scipio Sighele
bot seine Verteidigung an, da er der Ansicht war, dass die Hauptschuld an dem Geschehenen vor allem in der Regierung Crispi zu suchen seien.
[1]
[8]
Im anschließenden Prozess wurde er
freigesprochen
. Im August jenes Jahres nahm er seinen Abschied, nachdem er sich zunachst auf eigenen Wunsch zur Verfugung gestellt hatte. Er zog sich ins Privatleben nach
Arco (Trentino)
und spater nach
Venedig
zuruck. In der Folgezeit fertigte er seine Memoiren uber seine Zeit in Afrika an. Von einer Krankheit gezeichnet, verstarb er am 9. August 1901 in Sterzing, als er sich zur Behandlung dort aufhielt. Baratieri wurde in Arco beerdigt.
[3]
- La guerra civile di Spagna (1873?1874)
. Le Monnier, Florenz 1875.
- Cassala: 17 luglio 1894. Relazioni e documenti
. Voghera Enrico, Rom 1894.
- Auto-difesa del generale Baratieri dinanzi al Tribunale speciale dell’Asmara
. Tip. della Casa editrice italiana (IS), Rom 1896.
- Memorie d’Africa (1892?1896). Carta generale dell’Eritrea e piani di battaglia appositamente compilati e disegnati
. Bocca, Turin 1898.
- Pagine d’Africa (1875?1901)
. Herausgegeben und eingefuhrt von
Nicola Labanca
, Museo del Risorgimento e della lotta per la liberta, Trient 1994.
- Piero Ardizzone:
Un eroe mancato: Oreste Baratieri. Cronache del suo tempo
. Piero Ardizzone, o. O. 2015.
- Alberto Baldini:
Baratieri, Oreste.
In:
Enciclopedia on line.
Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 1930.
- Mariano Gabriele:
BARATIERI, Oreste.
In: Alberto M. Ghisalberti (Hrsg.):
Dizionario Biografico degli Italiani
(DBI). Band 5:
Bacca?Baratta.
Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 1963.
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Mariano Gabriele:
Oreste Baratieri.
In:
Dizionario Biografico degli Italiani
(DBI).
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. Trient 2005 S. 332
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Alessandro Studio:
Storia del colonialismo italiano: da Crispi a Mussolini
. Datanews, Rom 2003,
ISBN 88-7981-225-4
, S. 38
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Stefano Poscia:
Eritrea: colonia tradita
. Edizioni associate, 1989 S. 19
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Alessandro Dell’Aira:
Baratieri, il generale sconfitto che divise irredentisti e trentini.
In:
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(italienisch).