Das
Opernhaus Halle
ist eines von drei
Opernhausern
in
Sachsen-Anhalt
und der kulturhistorisch bedeutendste Theaterbau in
Halle (Saale)
. Es beherbergt die
Oper Halle
und das
Ballett Rossa
. Langjahriger Klangkorper war das
Orchester des Opernhauses Halle
. Seit der Orchesterfusion 2006 wird das Opernhaus von der
Staatskapelle Halle
bespielt.
Das
Stadttheater in
Halle (Saale)
wurde in den Jahren 1884 bis 1886 nach einem Entwurf des Berliner Architekten
Heinrich Seeling
und des Ingenieurs Stumpf errichtet, der aus einem 1883 durchgefuhrten
Architektenwettbewerb
hervorgegangen war.
[1]
Damals galt das Stadttheater neben der
Budapester Oper
als das technisch modernste Theater Europas. Am 9. Oktober 1886 wurde das Haus mit
Friedrich Schillers
Wallensteins Lager
und
Die Piccolomini
eroffnet.
[2]
Das Gebaude wurde am 31. Marz 1945 bei einem
Bombenangriff
durch Sprengbomben stark beschadigt, insbesondere das Buhnenhaus. Der Wiederaufbau erfolgte unter Leitung von
Kurt Hemmerling
. Das wiederaufgebaute Gebaude wurde einfach verputzt. Auf die Rundbogenfenster im Obergeschoss der modernisierten Eingangsfront wurde verzichtet, stattdessen wurden rechteckige Fensterturen eingebaut. Die Dreiecksgiebel verloren den plastischen Schmuck und den Giebelaufsatz. Der Zuschauerraum wurde weitgehend verandert. Das Buhnenhaus wurde neu gebaut, unter Verzicht auf die fruhere Kubatur, die fruhere Fassade und die Kuppel. Als das nahezu komplett erneuerte Theater 1951 mit der Oper
Fidelio
wieder eingeweiht wurde, trug es als
Staatstheater
des
Bezirks Halle
im Land
Sachsen-Anhalt
als Mehrspartentheater den Namen ?Landestheater Halle“.
Nach weiteren, umfassenden Modernisierungsmaßnahmen erhielt das Haus seine erneute musikalische Weihe am Abend des 24. April 1968 mit einem Sinfoniekonzert anlasslich des 65. Geburtstag des Generalmusikdirektors und Chefdirigenten
Horst-Tanu Margraf
. Bis 1992 hieß das Gebaude nun ?Theater des Friedens“.
Aus diesem Haus ging am 1. Januar 1992 das Opernhaus Halle hervor, im einzigen ausschließlich fur Oper bestimmten Theaterbau in Sachsen-Anhalt. Nach und nach wurde das Gebaude saniert und rekonstruiert. Die Schaufassade (Sud) wurde um das Jahr 2000 nach bauzeitlichem Befund wiederhergestellt, die Ostfassade zeigt seit 2011 wieder ihr ursprungliches Aussehen. In den nachsten Jahren ist auch eine Rekonstruktion der Westfassade mit Terrasse vorgesehen, spater eine moglichst stilgerechte neue Kuppel ? falls die Finanzierung gesichert wird.
Insgesamt verfugt das Opernhaus Halle heute uber 672 Sitzplatze, die sich uber Parkett, 1. und 2. Rang verteilen, und auch behindertengerecht erreichbar sind.
[3]
Das Ensemble bespielt auch das
Goethe-Theater
in
Bad Lauchstadt
.
Das Opernhaus Halle, zu dem auch das Ballett gehort, wurde nach einem Beschluss des Stadtrates im November 2008 mit der
Staatskapelle
, dem
neuen theater
, dem
Thalia Theater
(Kinder- und Jugendtheater) und dem
Puppentheater Halle
unter der Dachorganisation
Theater, Oper und Orchester GmbH Halle
(
TOOH
) zusammengeschlossen, um langfristig Kosten zu sparen.
[4]
Diese Organisationsstruktur, die ?die Autonomie der Kunst dem betriebswirtschaftlichen Aspekt unterordnete“,
[5]
ist von Anfang an heftig kritisiert worden. Geschaftsfuhrer der TOOH war von 2016 bis 2020
Stefan Rosinski
. Er war aufgrund von Differenzen zur kunstlerischen Leitung zunehmend umstritten; am 11. April 2019 scheiterte ein Antrag auf vorzeitige Beurlaubung im Aufsichtsrat der TOOH nur knapp.
[6]
Per Beschluss des Aufsichtsrates der TOOH am 18. Februar 2020 sollte seine Stelle nicht uber den 31. Juli 2021 hinaus verlangert werden.
[7]
Im Juni 2020 wurde Rosinski mit sofortiger Wirkung freigestellt, neue Geschaftsfuhrerin wurde Uta van den Broek.
[8]
Die Oper Halle bietet alle Sparten und Gattungen des Musiktheaters. Von der Saison 2011/2012 bis Sommer 2016 wurde sie kunstlerisch von
Axel Kohler
geleitet.
Seit der Saison 2016/2017 hatten
Florian Lutz
als Intendant
[9]
und
Michael von zur Muhlen
als Chefdramaturg die kunstlerische Leitung inne.
[10]
Veit Gussow
, der als stellvertretender Intendant das Leitungsteam vervollstandigte, erklarte im Mai 2019 ?aufgrund der anhaltenden Konflikte mit der Geschaftsleitung“ seinen Rucktritt.
[11]
Nach einer offentlichen Personaldebatte und der Nichtverlangerung seines Vertrags 2019 verließ Intendant Florian Lutz die Oper Halle Ende Juli 2020.
[12]
Bereits im Januar 2020 bestimmte der Aufsichtsrat den Briten
Walter Sutcliffe
zum neuen Intendanten ab 2021.
[13]
Ballettdirektor war seit 1998
Ralf Rossa
; am 1. April 2019 ging er in den Ruhestand.
[14]
Die kunstlerische und organisatorische Leitung des Balletts liegt deshalb kommissarisch seither bei
Michal Sedla?ek
.
[15]
Er wurde 2022 zum neuen Ballettdirektor ernannt.
Generalmusikdirektorin war seit Beginn der Spielzeit 2019/2020 die franzosische Dirigentin
Ariane Matiakh
. Der laufende Vertrag wurde auf Matiakhs Wunsch mit Wirkung zum 31. Januar 2020 gelost.
[16]
Seit der Spielzeit 2022/23 ist
Fabrice Bollon
Generalmusikdirektor der Buhnen Halle.
Mit den jahrlichen
Neuproduktionen
von Opern
Georg Friedrich Handels
, des bedeutendsten Sohnes der Stadt, im Rahmen der
Handel-Festspiele
setzt die Oper Halle schon langer international Maßstabe.
Seit der Ubernahme der kunstlerischen Leitung durch Florian Lutz, Veit Gussow und
Michael von zur Muhlen
erfreut sich die Oper Halle zunehmend auch uberregionaler Aufmerksamkeit.
[17]
Christine Lemke-Matwey nennt in der
Zeit
die Oper Halle ?eines der aufregendsten Musiktheaterhauser Deutschlands“.
[18]
Die
Aida
-Inszenierung
Michael von zur Muhlens
(Spielzeit 2017?2018) zeige, so Lemke-Matwey, ?was Oper im 21. Jahrhundert kann“.
[19]
Unter anderen waren an diesem Haus tatig: GMD
Christian Kluttig
und der Regisseur
Peter Konwitschny
in den 1980er-Jahren.
Große Sanger waren in Halle auch vertreten wie u. a.
Anny Schlemm
,
Jutta Vulpius
,
Irmgard Arnold
,
Philine Fischer
,
Margarete Herzberg
,
Werner Enders
,
Franz Stumpf
, Wolfgang Sommer,
Hellmuth Kaphahn
,
Gunther Leib
.
Buhnenbildner
Rudolf Heinrich
, Regisseur
Heinz Ruckert
, Dirigent
Horst-Tanu Margraf
und die Dramaturgin
Waldtraut Lewin
waren in den 1950er-Jahren u. a. mit den Handel-Opern
Ezio
,
Radamisto
,
Deidamia
,
Poro
und
Rinaldo
maßgeblich beteiligt an den
Handelfestspielen Halle
. Dafur bekam das Team den
Halleschen Handelpreis
.
Dem Buhnenbildner
Sebastian Hannak
wurde fur die Raumbuhne ?Heterotopia“ im Jahr 2017 der Theaterpreis
Der Faust
verliehen.
[20]
Im April 2019 erhielt die Oper Halle den
Theaterpreis des Bundes
.
[21]
Fur das 2021 uraufgefuhrte Musiktheaterwerk
Im Stein
erhielten
Sara Glojnari?
(Komposition),
Clemens Meyer
(Text) und
Michael von zur Muhlen
(Inszenierung) eine Nominierung fur den
Deutschen Theaterpreis Der Faust
2022 in der Kategorie ?Ton und Medien“.
[22]
Zuvor wurde die Urauffuhrung bereits im Jahrbuch der Zeitschrift
Opernwelt
als ?wichtiger Stream der Saison“ ausgezeichnet.
Die Oper Halle und die Regisseurin Katharina Kastening wurden 2022 fur die Inszenierung der Oper Manru und ihr politisch-interdisziplinares Rahmenprogramm mit dem Perspektivpreis des
Deutschen Theaterpreises Der Faust
ausgezeichnet.
[23]
- ↑
Theodor Unger:
Die Konkurrenz fur Entwurfe zu einem Stadttheater in Halle a./S.
In:
Deutsche Bauzeitung
, 18. Jahrgang 1884, Nr. 2 (vom 5. Januar 1884), S. 9 f. (1. Teil) / Nr. 4 (vom 12. Januar 1884), S. 17 f. (2. Teil) / Nr. 5 (vom 16. Januar 1884), S. 25 f. (3. Teil) / Nr. 6 (vom 19. Januar 1883), S. 29?31 (4. Teil).
- ↑
Neuer Theater-Almanach 1899
, Berlin 1899, S. 360.
- ↑
Informationen uber das Opernhaus Halle auf
musical-total.com
(
Memento
vom 21. Dezember 2009 im
Internet Archive
).
- ↑
Stadtratsbeschluss.
(PDF; 6,6 MB)
Abgerufen am 8. Mai 2019
.
- ↑
Abschiedsbrief des Opernintendanten Axel Kohler (2016).
(PDF)
Abgerufen am 8. Mai 2019
.
- ↑
?Gerettet mit einer Stimme Mehrheit“,
Mitteldeutsche Zeitung vom 12. April 2019.
Abgerufen am 8. Mai 2019
.
- ↑
Vertrag mit TOOH-Geschaftsfuhrer wird nicht verlangert: Stefan Rosinski muss 2021 gehen.
28. Februar 2020,
abgerufen am 28. Februar 2020
(deutsch).
- ↑
Stefan Rosinski, Geschaftsfuhrer der Buhnen Halle, abberufen.
In:
Neue Musikzeitung
.
3. Juli 2020
;
abgerufen am 17. April 2021
.
- ↑
Da der Aufsichtsrat sich im Februar 2019 mehrheitlich dagegen entschieden hat, den Vertrag zu verlangern, lauft Lutz’ Engagement an der Oper Halle nur bis zur Spielzeit 2020/21. (
Regine Muller:
Intendant der Oper Halle muss gehen.
In:
Der Tagesspiegel
.
25. Februar 2019,
abgerufen am 28. April 2019
.
)
- ↑
Homepage der Oper Halle.
Abgerufen am 8. Mai 2019
.
- ↑
Gussow machte in seiner offentlichen Rucktrittserklarung den Geschaftsfuhrer Stefan Rosinski fur die ?voranschreitende Vergiftung des Betriebsklimas“ verantwortlich und warf ihm vor, durch tendenziose Darstellungen in Aufsichtsrat und Offentlichkeit ?Negativwerbung“ zu betreiben. (
Oper Halle: Rucktritt nach negativer Stimmungsmache.
In:
Radio Corax
.
23. Mai 2019,
abgerufen am 21. Juni 2019
.
)
- ↑
Buhnenstreit: Nach Personaldebatte: Intendant Lutz verlasst Oper Halle vorzeitig.
In:
MDR Kultur
.
14. Juli 2020
;
abgerufen am 17. April 2021
.
- ↑
Walter Sutcliffe soll Opern-Intendant in Halle werden.
In:
Musik Heute.
13. Januar 2020
;
abgerufen am 17. April 2021
.
- ↑
Sofortiger Ruhestand ? Ballettdirektor Ralf Rossa verabschiedet sich.
In:
MDR Kultur.
2. April 2019, archiviert vom
Original
am
4. April 2019
;
abgerufen am 17. April 2021
.
- ↑
Homepage Ballett Rossa.
Abgerufen am 8. Mai 2019
.
- ↑
Matiakh verlasst Staatskapelle Halle
, ?Kulturnachrichten“ auf deutschlandfunkkultur.de. Abgerufen am 28. Februar 2020
- ↑
Helmut Schodel:
Mittendrin in Heterotopia.
In:
Suddeutsche Zeitung.
7. November 2016,
abgerufen am 30. Mai 2019
.
- ↑
Christine Lemke-Matwey:
Alles soll brennen.
In:
Die ZEIT.
20. September 2017,
abgerufen am 28. Mai 2019
.
- ↑
Christine Lemke-Matwey:
?Aida“. Ein herrlicher Betrug.
In:
Die ZEIT.
24. Januar 2018,
abgerufen am 28. Mai 2019
.
- ↑
Homepage des Deutschen Buhnenvereins.
Abgerufen am 8. Mai 2019
.
- ↑
mdr Kultur am 24. April 2019.
Abgerufen am 8. Mai 2019
.
- ↑
Warum der Theaterpreis "Faust" eine neue Sparte hat ? und die Oper Halle auf einen Preis hoffen kann.
In:
mdr.de.
28. November 2022,
abgerufen am 9. Dezember 2022
.
- ↑
Theaterpreises ≪Der Faust≫ - Oper ≪Manru≫ aus Halle ausgezeichnet.
In:
Neue Musikzeitung.
ConBrio Verlagsgesellschaft, 27. November 2022,
abgerufen am 26. Februar 2022
.
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Koordinaten:
51° 29′ 11,6″
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11° 58′ 17,4″
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