Opernhaus Halle

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Opernhaus Halle (2003)

Das Opernhaus Halle ist eines von drei Opernhausern in Sachsen-Anhalt und der kulturhistorisch bedeutendste Theaterbau in Halle (Saale) . Es beherbergt die Oper Halle und das Ballett Rossa . Langjahriger Klangkorper war das Orchester des Opernhauses Halle . Seit der Orchesterfusion 2006 wird das Opernhaus von der Staatskapelle Halle bespielt.

Geschichte des Opernhauses [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Das Stadttheater in Halle (Saale) wurde in den Jahren 1884 bis 1886 nach einem Entwurf des Berliner Architekten Heinrich Seeling und des Ingenieurs Stumpf errichtet, der aus einem 1883 durchgefuhrten Architektenwettbewerb hervorgegangen war. [1] Damals galt das Stadttheater neben der Budapester Oper als das technisch modernste Theater Europas. Am 9. Oktober 1886 wurde das Haus mit Friedrich Schillers Wallensteins Lager und Die Piccolomini eroffnet. [2]

Das Theater um 1900 mit der imposanten Kuppel uber dem Buhnenhaus, davor die Alte Promenade
Theater des Friedens (1986)

Das Gebaude wurde am 31. Marz 1945 bei einem Bombenangriff durch Sprengbomben stark beschadigt, insbesondere das Buhnenhaus. Der Wiederaufbau erfolgte unter Leitung von Kurt Hemmerling . Das wiederaufgebaute Gebaude wurde einfach verputzt. Auf die Rundbogenfenster im Obergeschoss der modernisierten Eingangsfront wurde verzichtet, stattdessen wurden rechteckige Fensterturen eingebaut. Die Dreiecksgiebel verloren den plastischen Schmuck und den Giebelaufsatz. Der Zuschauerraum wurde weitgehend verandert. Das Buhnenhaus wurde neu gebaut, unter Verzicht auf die fruhere Kubatur, die fruhere Fassade und die Kuppel. Als das nahezu komplett erneuerte Theater 1951 mit der Oper Fidelio wieder eingeweiht wurde, trug es als Staatstheater des Bezirks Halle im Land Sachsen-Anhalt als Mehrspartentheater den Namen ?Landestheater Halle“.

Nach weiteren, umfassenden Modernisierungsmaßnahmen erhielt das Haus seine erneute musikalische Weihe am Abend des 24. April 1968 mit einem Sinfoniekonzert anlasslich des 65. Geburtstag des Generalmusikdirektors und Chefdirigenten Horst-Tanu Margraf . Bis 1992 hieß das Gebaude nun ?Theater des Friedens“.

Aus diesem Haus ging am 1. Januar 1992 das Opernhaus Halle hervor, im einzigen ausschließlich fur Oper bestimmten Theaterbau in Sachsen-Anhalt. Nach und nach wurde das Gebaude saniert und rekonstruiert. Die Schaufassade (Sud) wurde um das Jahr 2000 nach bauzeitlichem Befund wiederhergestellt, die Ostfassade zeigt seit 2011 wieder ihr ursprungliches Aussehen. In den nachsten Jahren ist auch eine Rekonstruktion der Westfassade mit Terrasse vorgesehen, spater eine moglichst stilgerechte neue Kuppel ? falls die Finanzierung gesichert wird.

Insgesamt verfugt das Opernhaus Halle heute uber 672 Sitzplatze, die sich uber Parkett, 1. und 2. Rang verteilen, und auch behindertengerecht erreichbar sind. [3]

Das Ensemble bespielt auch das Goethe-Theater in Bad Lauchstadt .

Oper Halle als Teil der TOOH [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Das Opernhaus Halle, zu dem auch das Ballett gehort, wurde nach einem Beschluss des Stadtrates im November 2008 mit der Staatskapelle , dem neuen theater , dem Thalia Theater (Kinder- und Jugendtheater) und dem Puppentheater Halle unter der Dachorganisation Theater, Oper und Orchester GmbH Halle ( TOOH ) zusammengeschlossen, um langfristig Kosten zu sparen. [4] Diese Organisationsstruktur, die ?die Autonomie der Kunst dem betriebswirtschaftlichen Aspekt unterordnete“, [5] ist von Anfang an heftig kritisiert worden. Geschaftsfuhrer der TOOH war von 2016 bis 2020 Stefan Rosinski . Er war aufgrund von Differenzen zur kunstlerischen Leitung zunehmend umstritten; am 11. April 2019 scheiterte ein Antrag auf vorzeitige Beurlaubung im Aufsichtsrat der TOOH nur knapp. [6] Per Beschluss des Aufsichtsrates der TOOH am 18. Februar 2020 sollte seine Stelle nicht uber den 31. Juli 2021 hinaus verlangert werden. [7] Im Juni 2020 wurde Rosinski mit sofortiger Wirkung freigestellt, neue Geschaftsfuhrerin wurde Uta van den Broek. [8]

Kunstlerische Leitung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Theaterdirektoren und Intendanten [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Aktuell [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Oper Halle bietet alle Sparten und Gattungen des Musiktheaters. Von der Saison 2011/2012 bis Sommer 2016 wurde sie kunstlerisch von Axel Kohler geleitet. Seit der Saison 2016/2017 hatten Florian Lutz als Intendant [9] und Michael von zur Muhlen als Chefdramaturg die kunstlerische Leitung inne. [10] Veit Gussow , der als stellvertretender Intendant das Leitungsteam vervollstandigte, erklarte im Mai 2019 ?aufgrund der anhaltenden Konflikte mit der Geschaftsleitung“ seinen Rucktritt. [11] Nach einer offentlichen Personaldebatte und der Nichtverlangerung seines Vertrags 2019 verließ Intendant Florian Lutz die Oper Halle Ende Juli 2020. [12] Bereits im Januar 2020 bestimmte der Aufsichtsrat den Briten Walter Sutcliffe zum neuen Intendanten ab 2021. [13]

Ballettdirektor war seit 1998 Ralf Rossa ; am 1. April 2019 ging er in den Ruhestand. [14] Die kunstlerische und organisatorische Leitung des Balletts liegt deshalb kommissarisch seither bei Michal Sedla?ek . [15] Er wurde 2022 zum neuen Ballettdirektor ernannt.

Generalmusikdirektorin war seit Beginn der Spielzeit 2019/2020 die franzosische Dirigentin Ariane Matiakh . Der laufende Vertrag wurde auf Matiakhs Wunsch mit Wirkung zum 31. Januar 2020 gelost. [16] Seit der Spielzeit 2022/23 ist Fabrice Bollon Generalmusikdirektor der Buhnen Halle.

Wahrnehmung in der Offentlichkeit [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Mit den jahrlichen Neuproduktionen von Opern Georg Friedrich Handels , des bedeutendsten Sohnes der Stadt, im Rahmen der Handel-Festspiele setzt die Oper Halle schon langer international Maßstabe.

Seit der Ubernahme der kunstlerischen Leitung durch Florian Lutz, Veit Gussow und Michael von zur Muhlen erfreut sich die Oper Halle zunehmend auch uberregionaler Aufmerksamkeit. [17] Christine Lemke-Matwey nennt in der Zeit die Oper Halle ?eines der aufregendsten Musiktheaterhauser Deutschlands“. [18] Die Aida -Inszenierung Michael von zur Muhlens (Spielzeit 2017?2018) zeige, so Lemke-Matwey, ?was Oper im 21. Jahrhundert kann“. [19]

Wichtige Personen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Unter anderen waren an diesem Haus tatig: GMD Christian Kluttig und der Regisseur Peter Konwitschny in den 1980er-Jahren. Große Sanger waren in Halle auch vertreten wie u. a. Anny Schlemm , Jutta Vulpius , Irmgard Arnold , Philine Fischer , Margarete Herzberg , Werner Enders , Franz Stumpf , Wolfgang Sommer, Hellmuth Kaphahn , Gunther Leib .

Preise und Auszeichnungen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Buhnenbildner Rudolf Heinrich , Regisseur Heinz Ruckert , Dirigent Horst-Tanu Margraf und die Dramaturgin Waldtraut Lewin waren in den 1950er-Jahren u. a. mit den Handel-Opern Ezio , Radamisto , Deidamia , Poro und Rinaldo maßgeblich beteiligt an den Handelfestspielen Halle . Dafur bekam das Team den Halleschen Handelpreis .

Dem Buhnenbildner Sebastian Hannak wurde fur die Raumbuhne ?Heterotopia“ im Jahr 2017 der Theaterpreis Der Faust verliehen. [20] Im April 2019 erhielt die Oper Halle den Theaterpreis des Bundes . [21]

Fur das 2021 uraufgefuhrte Musiktheaterwerk Im Stein erhielten Sara Glojnari? (Komposition), Clemens Meyer (Text) und Michael von zur Muhlen (Inszenierung) eine Nominierung fur den Deutschen Theaterpreis Der Faust 2022 in der Kategorie ?Ton und Medien“. [22] Zuvor wurde die Urauffuhrung bereits im Jahrbuch der Zeitschrift Opernwelt als ?wichtiger Stream der Saison“ ausgezeichnet.

Die Oper Halle und die Regisseurin Katharina Kastening wurden 2022 fur die Inszenierung der Oper Manru und ihr politisch-interdisziplinares Rahmenprogramm mit dem Perspektivpreis des Deutschen Theaterpreises Der Faust ausgezeichnet. [23]

Ehrenmitglieder des Ensembles [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Opernhaus Halle  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Theodor Unger: Die Konkurrenz fur Entwurfe zu einem Stadttheater in Halle a./S. In: Deutsche Bauzeitung , 18. Jahrgang 1884, Nr. 2 (vom 5. Januar 1884), S. 9 f. (1. Teil) / Nr. 4 (vom 12. Januar 1884), S. 17 f. (2. Teil) / Nr. 5 (vom 16. Januar 1884), S. 25 f. (3. Teil) / Nr. 6 (vom 19. Januar 1883), S. 29?31 (4. Teil).
  2. Neuer Theater-Almanach 1899 , Berlin 1899, S. 360.
  3. Informationen uber das Opernhaus Halle auf musical-total.com ( Memento vom 21. Dezember 2009 im Internet Archive ).
  4. Stadtratsbeschluss. (PDF; 6,6 MB) Abgerufen am 8. Mai 2019 .
  5. Abschiedsbrief des Opernintendanten Axel Kohler (2016). (PDF) Abgerufen am 8. Mai 2019 .
  6. ?Gerettet mit einer Stimme Mehrheit“, Mitteldeutsche Zeitung vom 12. April 2019. Abgerufen am 8. Mai 2019 .
  7. Vertrag mit TOOH-Geschaftsfuhrer wird nicht verlangert: Stefan Rosinski muss 2021 gehen. 28. Februar 2020, abgerufen am 28. Februar 2020 (deutsch).
  8. Stefan Rosinski, Geschaftsfuhrer der Buhnen Halle, abberufen. In: Neue Musikzeitung . 3. Juli 2020 ; .
  9. Da der Aufsichtsrat sich im Februar 2019 mehrheitlich dagegen entschieden hat, den Vertrag zu verlangern, lauft Lutz’ Engagement an der Oper Halle nur bis zur Spielzeit 2020/21. ( Regine Muller: Intendant der Oper Halle muss gehen. In: Der Tagesspiegel . 25. Februar 2019, abgerufen am 28. April 2019 . )
  10. Homepage der Oper Halle. Abgerufen am 8. Mai 2019 .
  11. Gussow machte in seiner offentlichen Rucktrittserklarung den Geschaftsfuhrer Stefan Rosinski fur die ?voranschreitende Vergiftung des Betriebsklimas“ verantwortlich und warf ihm vor, durch tendenziose Darstellungen in Aufsichtsrat und Offentlichkeit ?Negativwerbung“ zu betreiben. ( Oper Halle: Rucktritt nach negativer Stimmungsmache. In: Radio Corax . 23. Mai 2019, abgerufen am 21. Juni 2019 . )
  12. Buhnenstreit: Nach Personaldebatte: Intendant Lutz verlasst Oper Halle vorzeitig. In: MDR Kultur . 14. Juli 2020 ; .
  13. Walter Sutcliffe soll Opern-Intendant in Halle werden. In: Musik Heute. 13. Januar 2020 ; .
  14. Sofortiger Ruhestand ? Ballettdirektor Ralf Rossa verabschiedet sich. In: MDR Kultur. 2. April 2019, archiviert vom Original am 4. April 2019 ; .
  15. Homepage Ballett Rossa. Abgerufen am 8. Mai 2019 .
  16. Matiakh verlasst Staatskapelle Halle , ?Kulturnachrichten“ auf deutschlandfunkkultur.de. Abgerufen am 28. Februar 2020
  17. Helmut Schodel: Mittendrin in Heterotopia. In: Suddeutsche Zeitung. 7. November 2016, abgerufen am 30. Mai 2019 .
  18. Christine Lemke-Matwey: Alles soll brennen. In: Die ZEIT. 20. September 2017, abgerufen am 28. Mai 2019 .
  19. Christine Lemke-Matwey: ?Aida“. Ein herrlicher Betrug. In: Die ZEIT. 24. Januar 2018, abgerufen am 28. Mai 2019 .
  20. Homepage des Deutschen Buhnenvereins. Abgerufen am 8. Mai 2019 .
  21. mdr Kultur am 24. April 2019. Abgerufen am 8. Mai 2019 .
  22. Warum der Theaterpreis "Faust" eine neue Sparte hat ? und die Oper Halle auf einen Preis hoffen kann. In: mdr.de. 28. November 2022, abgerufen am 9. Dezember 2022 .
  23. Theaterpreises ≪Der Faust≫ - Oper ≪Manru≫ aus Halle ausgezeichnet. In: Neue Musikzeitung. ConBrio Verlagsgesellschaft, 27. November 2022, abgerufen am 26. Februar 2022 .

Koordinaten: 51° 29′ 11,6″  N , 11° 58′ 17,4″  O