Onlinepoker

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Screenshot von PokerTH

Onlinepoker ist Poker , das online uber das Internet gespielt wird. In sogenannten Onlinepokerraumen konnen angemeldete Spieler entweder um fiktives Spielgeld oder aber auch um Echtgeld spielen.

Die Legalitat von Onlinepoker ist wegen der Moglichkeit von Echtgeldeinsatzen in vielen Rechtsordnungen fraglich. Infolgedessen haben viele Anbieter von Onlinepoker ihren Firmensitz in Landern, in denen die Rechtslage eindeutiger und gunstiger fur sie ist.

  • Deutschland : Das deutsche Strafrecht gestattet das Betreiben von Glucksspielen grundsatzlich nur mit einer entsprechenden Konzession. Sowohl das Anbieten (§ 284 StGB) als auch die Teilnahme (§ 285 StGB) an einem nicht genehmigten Glucksspiel sind grundsatzlich mit Strafe bedroht, dies gilt auch fur Onlinecasinos. Online-Glucksspiel ist durch den Glucksspielstaatsvertrag generell verboten, Glucksspielstaatsvertrag § 4 Sektion 4: ?Das Veranstalten und das Vermitteln offentlicher Glucksspiele im Internet ist verboten.“ [1]
  • Osterreich : In Osterreich ist im Moment nur erlaubt uber das Portal win2day zu spielen. Ansonsten gilt laut dem Bundesministerium fur Finanzen : ?Das Bewerben sowie das Anbieten von auslandischen oder sonst illegalen Glucksspielen in Osterreich, wie auch die Teilnahme an auslandischen Glucksspielen vom Inland aus ist ? auch auf elektronischem Weg ? nicht zulassig!“ [2]
  • USA : Seit dem 13. Oktober 2006 sind Geldtransfers zu Onlineglucksspielseiten verboten. US-Prasident George W. Bush unterzeichnete ein entsprechendes Gesetz ( Unlawful Internet Gambling Enforcement Act ), das Anfang Oktober vom Kongress verabschiedet worden war. Das Gesetz verbietet Kreditkartenfirmen, Banken und Bezahldiensten, Geld an die meist außerhalb der USA ansassigen Glucksspiel-Betreiber zu uberweisen. Damit konnen Spieler ihre Einsatze und Wetten nicht mehr online platzieren. Einige Plattformen wie Partypoker und Titanpoker lassen seitdem keine amerikanischen Spieler mehr auf ihren Plattformen zu. Am 15. April 2011, in der Poker community auch als ?Black Friday“ bekannt, hat das FBI die Seiten Full Tilt Poker, Poker Stars und Absolute Poker in den USA gesperrt und den Verantwortlichen u. a. Geldwasche vorgeworfen.
  • Schweiz : In der Schweiz wird der Anbieter von Onlinepoker bestraft. Der Strafandrohung von Art. 56 Abs. 1 SBG unterliegt der Spieler zwar nicht, er hat aber damit zu rechnen, dass von ihm investierte oder gewonnene Gelder gestutzt auf Art. 70 des Schweizerischen Strafgesetzbuches vom 21. Dezember 1937 (StGB, SR 311.0) bei einem Strafverfahren gegen den Anbieter eingezogen werden.

Teilweise Umgehung des Werbeverbotes

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Aufgrund der komplizierten rechtlichen Lage und des meist einhergehenden Werbeverbots betreiben viele Pokerseiten eigene Spielgeldseiten. Die Spielgeldseiten dienen dazu, potentielle Spieler auf die Seiten aufmerksam zu machen, insbesondere da die Werbung fur Echtgeldseiten verboten ist. Der Unterschied ist jedoch marginal: So sind meist die .net-Seiten die Spielgeldvarianten, wahrend es sich bei den .com-Seiten um die Echtgeldseiten handelt.

Vorteile gegenuber traditionellem Poker

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Fruher wurde das traditionelle Poker in Casinos gespielt. Fur diese lohnte es sich jedoch kaum, Poker anzubieten, deshalb wurden haufiger die ertragreicheren Slot-Maschinen aufgestellt. Fur ein Onlinecasino ist Poker jedoch profitabler, da keine hohen Fixkosten fur Personal und Raume anfallen und eine großere Zahl von Spieltischen angeboten werden kann. Dadurch werden die wesentlich niedrigeren Mindesteinsatze kompensiert.

Fur die Spieler sind die Regeln einfacher zu erlernen als in einem Casino, da die Software den Spieler unterstutzt, indem sie zum Beispiel angibt, wer als nachster setzen muss. Durch den schnelleren Ablauf beim Kartengeben und der Zuteilung des Pots sind mehr Spiele pro Stunde moglich.

Die großten Pokerraume bieten Onlineturniere an, bei denen man sich fur echte Turniere der World Series of Poker oder World Poker Tour qualifizieren kann. 2003 qualifizierte sich Chris Moneymaker durch solch eine Onlineausscheidung zum ?Main Event“ der WSOP, das er dann auch gewann. Am Finaltisch saßen vier Spieler, die sich durch Onlinepokerraume qualifiziert hatten. Greg ?Fossilman“ Raymer , der Sieger 2004 , qualifizierte sich ebenfalls online.

Spezielle Gefahren des Onlinepoker

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Das Beobachten des Gegners, ein wesentlicher Bestandteil des traditionellen Pokers , ist in Onlinecasinos nicht moglich. Dadurch entfallt eine wesentliche Komponente des Spiels, die spielentscheidend sein konnte.

Im Internet sind zahlreiche Analysetools in Form von Software verfugbar. Diese lasst sich parallel zu den Softwareclients der bekanntesten Anbieter installieren. Die Analyseprogramme verfolgen nach der Installation den Spielverlauf der laufenden Partien und liefern in Echtzeit z. B. statistische Analysen des laufenden Spiels, bis hin zu Handlungsvorschlagen fur die aktuelle Spielsituation. Internetspieler konnen nicht nachvollziehen, ob auch Computerprogramme, sogenannte Bots, in relevanter Zahl am Onlinepoker teilnehmen. Bei menschlichen Gegenspielern besteht außerdem die Gefahr, dass sie sich beispielsweise im Chat absprechen.

Ansonsten bestehen dieselben Gefahren wie beim klassischen Poker, allerdings aufgrund der hoheren Spielgeschwindigkeit und standigen Verfugbarkeit der Onlinecasinos in verstarktem Maße. Dazu kommt die fehlende Uberprufung des emotionalen oder physischen Zustands des Spielers, wie sie in einem traditionellen Casino durch die Angestellten gewahrleistet wurde. Die hohere Geschwindigkeit bei Onlinespielen kann zusatzlich zu unuberlegten Aktionen verleiten.

Die Betreiber der Onlinecasinos konnen rechtlich meist nicht belangt werden, da sie ihren Sitz oft im Ausland haben. Sowohl das Anbieten (§ 284 StGB) als auch die Teilnahme (§285 StGB) an staatlich nicht genehmigten Glucksspielen ist in Deutschland verboten und kann verfolgt werden.

Einfluss auf die Verbreitung von Poker

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Die vielen Onlinepokerraume haben maßgeblich dazu beigetragen, dass die Beliebtheit des Pokers weltweit gestiegen ist und heute deutlich mehr Pokerspieler aktiv sind, als zu Zeiten, in denen es noch kein Onlinepoker gab. Zusatzlich wirkten sich spektakulare Erfolge wie z. B. der Erfolg von Chris Moneymaker bei der World Series of Poker 2003 auf den Boom aus. Dieser Pokerboom fuhrte schließlich auch dazu, dass die Umsatze der Onlinepokerraume 2003 bereits 34 Millionen US-Dollar im Monat betrugen. Bis Dezember 2006 wurde der Gewinn auf 100 Millionen US-Dollar im Monat geschatzt. Texas Hold’em ist online die meistgespielte Pokerart.

Pokerraume verdienen Geld, indem sie von jedem gespielten Pot wie in ?echten“ Casinos einen gewissen Betrag einbehalten (in der Regel 5 % bis max. $5). Diesen Betrag bezeichnet man als ?Rake“. In manchen Pokerraumen genugt es fur eine ?raked hand“, wenn man Karten erhalten hat, wahrend man bei anderen am Pot beteiligt sein muss.

Einige Anbieter zahlen einen Teil der Gebuhren an die Spieler zuruck; diese Ruckzahlung wird als Rakeback bezeichnet.

Bis zum Jahre 2011 war die allgemeine Wahrung im Onlinepoker der Dollar. Auch heute ist der Dollar die haufigste Wahrung bei den internationalen Anbietern. Daneben hat sich der Euro etabliert, um die Spieler aus Europa von den US-Spielern unterscheiden zu konnen. Dies war notwendig, nachdem die US-amerikanischen Spieler von vielen Anbietern aufgrund der Gesetzeslage in den USA vom Spiel ausgeschlossen werden mussten.

Um neue Spieler zu gewinnen, locken die Anbieter mit Bonusangeboten. In der Regel bekommt der Spieler einen Betrag zwischen 5 und 150 "echten" Dollar. Diesen Betrag muss er allerdings freispielen, was bedeutet, dass er uber das Geld erst dann wirklich verfugen kann, wenn er davon in ahnlicher Hohe Gebuhren, das rake, generiert hat. In der goldenen Ara des Onlinepoker zwischen 2004 und 2009 wurden enorme Summen in die Spielergewinnung gesteckt und es wurde nicht auf eine ausreichende Ruckzahlung durch die Spieler geachtet. Dies wurde von vielen Spielern ? sogenannten Bonushuren ? gezielt ausgenutzt. Dazu gab es immer wieder Fehler in den Bonussystemen der Anbieter, die es den Spielern erlaubten, enorme Summen an Bonusgeld zu erspielen.

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Einzelnachweise

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  1. Hamburger Justiz: Gesetz zum Glucksspielstaatsvertrag ( Memento vom 4. August 2012 im Webarchiv archive.today )
  2. Bundesministerium fur Finanzen: Haufig gestellte Fragen zum Glucksspielmonopol (FAQs) ( Memento vom 15. Januar 2012 im Internet Archive )