Ogonjok

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Ogonjok
Огонёк

Beschreibung Russische Wochenzeitschrift
Verlag SAO Kommersant , Moskau
Erstausgabe 9. Dezember 1899
Erscheinungsweise wochentlich
Verkaufte Auflage 72.150 Exemplare
Reichweite 0,330 Mio. Leser
Chefredakteur Wiktor Loschak
Herausgeber SAO Kommersant, Moskau
Weblink www.ogoniok.com

Ogonjok (russisch: Огонёк) ist eine wochentlich am Montag erscheinende russische Illustrierte . Der Name Ogonjok ist die diminutive Form des Wortes ? Feuer “ (russisch: огонь) im Sinne von ?Feuerchen“.

Grundung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Ogonjok war am 9. Dezember 1899 die erste Illustrierte Russlands . Genau genommen war sie eine Wochenbeilage der Zeitung ?Birschewyje wedomosti“ (Borsennachrichten). Erst drei Jahre spater wurde Ogonjok zu einer eigenstandigen Zeitschrift, die aber einige Jahre darauf wieder in der Versenkung verschwand.

1923 bis 1952 [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Aus dieser Versenkung tauchte Ogonjok erst wieder in der Sowjetunion auf, als sie am 1. April 1923 vom Feuilletonisten und Journalisten Michail Kolzow neu gegrundet wurde. Kolzow blieb bis 1938 Chefredakteur, dann wechselte er als Starjournalist zur Prawda und wurde Stalins ?Hofjournalist“.

Vorher aber, im Jahre 1936, berichtete er fur Ogonjok noch aus Spanien uber den dortigen Burgerkrieg . Seine Reportagen sind uber die Grenzen Russlands hinaus legendar ? aber historisch mehr als nur umstritten. Ernest Hemingway schrieb spater, dass ihm ?Kolzow als reales Vorbild des Sowjetjournalisten Karkow in meinem Roman ' Wem die Stunde schlagt ' gedient“ habe.

1953 bis 1986 [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

1953 wurde der Dichter und Dramatiker Anatoli Sofronow neuer Chefredakteur, dessen Tatigkeit aus heutiger Sicht sehr umstritten ist. Er machte Ogonjok unter anderem zum Hetzblatt gegen die mutige Literaturzeitschrift Nowy mir (?Neue Welt“) und deren Chefredakteur Alexander Twardowski .

Twardowski hatte es gewagt, eine Erzahlung des damals vollig unbekannten Alexander Solschenizyn mit dem Titel ? Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch “ zu drucken, welche einen Tag des gleichnamigen Gefangenen in einem sowjetischen Arbeitslager beschrieb.

Ogonjok nahrte zudem ? wenn auch ungewollt ? die Geruchtekuche im Westen: So veroffentlichte die Illustrierte im Oktober 1959 das Bild von den Testfliegern des sowjetischen Weltraumprogramms: Belokonew, Katschur, Gratschow, Sawadski und Michailow. Ein Journalist der amerikanischen Nachrichtenagentur AP zog daraus den Schluss, das Magazin hatte ein Bild von angehenden Kosmonauten veroffentlicht.

Da aber keiner dieser Namen in der sowjetischen Presse spater erwahnt wurde, schrieb AP, alle funf seien ums Leben gekommen. ?Fur einen jeden von ihnen fand sich auch eine erschutternde Todesgeschichte“, schrieb RIA Novosti funf Jahrzehnte spater.

1986 bis 2001 [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Sofronow wurde unmittelbar nach Machtantritt Gorbatschows im April 1986 abgelost und durch Witalij Korotitsch ersetzt, der Ogonjok uber Nacht zum ?Flaggschiff“ der Reformanhanger und damit der Perestroika machte. Nach dem Putsch im August 1991 ereilte Korotitsch allerdings das Schicksal seines Vorgangers, er wurde durch einen neuen Chefredakteur namens Guschtschew ersetzt.

Dieser publizierte als einer der ersten Journalisten Russlands aufklarende Artikel uber die Verbrechen Stalins und hatte den Mut, auch aktuelle Missstande uber Oligarchen und korrupte Beamte anzuprangern. Er und seine Nachfolger veroffentlichten in Ogonjok auch lange unterdruckte Werke von verfolgten und verschwiegenen Autoren.

Aufgrund interner Differenzen verließen um 1988 einige Journalisten Ogonjok, unter ihnen auch der Sohn des renommierten Autors und Perestrojka-?Vorreiters“ Jegor Jakowlew : Sein Junior Wladimir Jakowlew grundete nach seinem Abgang kurzerhand die heute angesehene kritische Tageszeitung ? Kommersant “.

Gegenwart [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die alteste Wochenzeitschrift Russlands erscheint heute noch und enthalt illustrierte Beitrage aus Politik, Kultur und Wirtschaft, Interviews und Fotoreportagen. Sie hat nicht mehr die einzigartige Bedeutung fruherer Jahre, ist aber immer noch ein Orientierungspunkt in der Literaturlandschaft fur viele Menschen in Russland und fur russische Expats rund um die Welt. Seit Jahrzehnten ist Ogonjok zudem beruhmt fur ihre Karikaturen und Kreuzwortratsel, von denen das erste in der Mai-Ausgabe 1923 veroffentlicht wurde.

Am 11. Juni 2007 erschien die 5000. Ausgabe von Ogonjok mit 80 statt nur 64 Seiten. Die Auflage betragt 72.150 Exemplare, die Zahl der Leser 330.000. Rund 25 Prozent der Leser leben in Moskau, 14 Prozent in Nowosibirsk und 7 Prozent in Sankt Petersburg, die restlichen 67 Prozent sind uber die ganze Russische Foderation verstreut.

Genau 313 Leser von Ogonjok werden vom Verlag ubrigens als politische VIP bezeichnet. Darunter sind Minister und Mitglieder der Staatsduma sowie der russische Prasident Wladimir Putin .

Der heutige Chefredakteur heißt Wiktor Loschak . Er wurde 1952 in der heute ukrainischen Hafenstadt Odessa geboren. Sowohl als Korrespondent der Tageszeitung ? Iswestija “ wie auch als Chefredakteur der Zeitschrift ? Moskowskije Nowosti “ konnte er seine journalistische Unabhangigkeit weitgehend beibehalten. Mit ein Grund, warum er neben mehreren anderen Journalistenpreisen 2003 auch die Auszeichnung als ?bedeutendster russischer Redakteur des Jahres“ erhalten hat.

Als schon kurz nach seinem Amtsantritt als Ogonjok-Chefredakteur im September 2003 der Verlag OVA-PRESS ein neues Konzept durchsetzen wollte, zog Loschak im November 2004 die Konsequenzen und ging. Nach dem Misserfolg des neuen Konzeptes holte ihn der Verlag im Juni 2005 zuruck.

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Wolfgang Kasack (Hrsg.): Ogonjok. Die besten Erzahlungen aus der russischen Perestrojka-Zeitschrift Munchen, Piper 1990, ISBN 3-492-03397-0
  • Dirk Kretzschmar / Antje Leetz (Hrsg.): Ogonjok: ein Querschnitt aus dem Perestroika-Magazin Reinbek bei Hamburg, Rowohlt-Taschenbuch-Verlag 1991, ISBN 3-499-18844-9
  • Marina Albee (Hrsg.): Die neue Freiheit: Gorbatschows Politik auf dem Prufstand. Leserbriefe an die Zeitschrift ?Ogonjok“ 1987 - 90 Munchen List, 1990 ISBN 3-471-77230-8

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]