Oberagypten

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Oberagypten in Hieroglyphen
N16M27
Z2

Ta-schemau
T3-?m?w
Schmales Land

Oberagypten mit Einteilung der Gaue

Oberagypten (auch Ta-schemau ; assyrisch Uri??u ) ist die Bezeichnung fur den Teil Agyptens , der sich beiderseits des Nils vom heutigen Assuan bis in die Nahe des heutigen Atfih sudlich von Kairo erstreckt. Im Alten Agypten war es aufgeteilt in 22 Gaue , vom obersten Ta-seti-Gau bei Assuan bis zum Messergau bei Atfih, dem antiken Aphroditopolis . Der arabische Name lautet a?-?a??d ( ?????? ). Das Mundungsdelta des Nils ab Kairo bis zum Mittelmeer wird als Unteragypten ( arabisch ??????   ad-Dilt? ) bezeichnet.

Menschen siedelten in Agypten seit ca. 250.000 Jahren; sesshaft sind sie im fruchtbaren Uberschwemmungsgebiet des Nils vermutlich seit ca. 25.000 Jahren. Vorlaufer der pradynastischen Periode war in Oberagypten die so genannte Naqada-Kultur .

In der pradynastischen Periode der agyptischen Geschichte (bis ca. 3100 v. Chr.) bildeten sich zunachst mit Ober- und Unteragypten zwei Konigreiche, welche durch Pharao Menes zum agyptischen Reich unter oberagyptischer Herrschaft vereinigt wurden, womit die dynastische Periode der agyptischen Geschichte ( Altes Reich ) begann. Ein Symbol fur den sudlichen Teil Agyptens war die Lotus-Pflanze ; das unteragyptische Gegenstuck war die Papyrus-Pflanze . Die Verknupfung beider Pflanzen durch den Nilgott Hapi oder auch durch die Gotter Horus und Seth ist ein haufig dargestelltes Zeichen fur die Reichseinigung . Das Symbol Oberagyptens war die Weiße Krone , welche bei der Reichseinigung zusammen mit der Roten Krone Unteragyptens zur Doppelkrone der Pharaonen vereinigt wurde. Bestandteile des Herrinnen- oder Nebtinamens der agyptischen Konige sind die Gottinnen Nechbet und Wadjet , dargestellt als Geier und Kobra. Auch sie dokumentieren gemeinsam den Doppelstaat.

Aus dem Suden stammende nubische Konige herrschten als 25. Dynastie uber Agypten. Oberagypten war sicherlich meist in fester nubischer Hand, fur Unteragypten ist dies nicht so sicher. Vor allem Taharqa entfaltete in Agypten eine umfangreiche Bautatigkeit und tritt uns als Pharao in den Quellen entgegen. Hauptstadt war jedoch Napata in Nubien, wo die nubischen Herrscher auch in Pyramiden bestattet worden sind. Um 660 v. Chr. erlangte Agypten mit assyrischer Hilfe die Unabhangigkeit von Nubien. Das kuschitische Furstenhaus konnte sich in Oberagypten noch eine Weile behaupten. Tanotamun war der letzte regierende Herrscher in Agypten.

Oberagypten teilte die Geschichte Agyptens von der Eroberung durch Alexander den Großen bis zu dem Zeitpunkt, als Agypten romische Provinz geworden war (30 v. Chr.). Die Romer verloren Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. Teile Oberagyptens wie das Dodekaschoinos an die Blemmyer . Nach der Gebietsreform Agyptens unter dem romischen Kaiser Diokletian 297 war Oberagypten als Thebais neben Aegyptus und Lybia eine der drei agyptischen Provinzen. Spater wurde die Thebais in die Provinzen Thebais Superior und Thebais Inferior unterteilt.

Nach der Reichsteilung 395 n. Chr. wurde ganz Agypten Teil des ostromischen bzw. byzantinischen Reichs und umfasste zunachst vier, spater sechs Provinzen. 619 n. Chr. ging Agypten vorubergehend an die Sassaniden verloren. Kaiser Herakleios konnte die Provinz 629 n. Chr. fur Ostrom zuruckgewinnen.

Weiße Krone Oberagyptens in Hieroglyphen
HDtS2

S1

Die weiße Krone

Mittelalter und Neuzeit

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Seit 640 n. Chr. eroberten die Araber Agypten ; mit dem Fall Alexandrias 642 n. Chr. begann die islamische Geschichte Agyptens. Herrscher waren lange die Bahri- und Burdschi-Mamluken . Letztere wurden 1517 von den Osmanen unterworfen, doch blieb die Mamluken-Herrschaft in Agypten noch bis zur Invasion Napoleons 1798 bestehen. Als lokale Herrscherelite konnten sich die Mamluken sogar noch bis 1812 in Oberagypten halten, bis sie den Truppen Muhammad Ali Paschas unterlagen. 1821 wurde auch der angrenzende Sudan ( Sultanat von Sannar ) erobert. Seit dem Bau des Assuan-Staudamms schließt man daher haufig den zu Agypten gehorigen Bereich Unternubiens um den Nassersee mit in den Begriff Oberagypten ein. In und um Luxor und um Assuan befinden sich einige der wichtigsten archaologischen Statten Agyptens, so dass heute der Tourismus einen der wichtigsten Wirtschaftszweige bildet.

  • Elmar Edel : Zu den Inschriften auf den Jahreszeitenreliefs der ?Weltkammer“ aus dem Sonnenheiligtum des Niuserre. Vandenhoeck & Ruprecht, Gottingen 1961.
  • Frank Feder, Angelika Lohwasser (Hrsg.): Agypten und sein Umfeld in der Spatantike. Vom Regierungsantritt Diokletians 284/285 bis zur arabischen Eroberung des Vorderen Orients um 635-646 (= Philippika. Band 61). Harrassowitz, Wiesbaden 2013, ISBN 3-447-06892-2 .
  • Ulrich Haarmann : Das Herrschaftssystem der Mamluken. In: Ulrich Haarmann, Heinz Halm, Monika Gronke u. a.: Geschichte der arabischen Welt. 5. Auflage, Beck, Munchen 2004, ISBN 3-406-47486-1 .
Wiktionary: Oberagypten  ? Bedeutungserklarungen, Wortherkunft, Synonyme, Ubersetzungen

Koordinaten: 26°  N , 33°  O