Oberagypten in
Hieroglyphen
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Ta-schemau
T3-?m?w
Schmales Land
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Oberagypten mit Einteilung der
Gaue
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Oberagypten
(auch
Ta-schemau
;
assyrisch
Uri??u
) ist die Bezeichnung fur den Teil
Agyptens
, der sich beiderseits des
Nils
vom heutigen
Assuan
bis in die Nahe des heutigen
Atfih
sudlich von
Kairo
erstreckt. Im Alten Agypten war es aufgeteilt in 22
Gaue
, vom obersten
Ta-seti-Gau
bei Assuan bis zum
Messergau
bei Atfih, dem antiken
Aphroditopolis
. Der
arabische
Name lautet
a?-?a??d
(
??????
). Das
Mundungsdelta
des Nils ab Kairo bis zum
Mittelmeer
wird als
Unteragypten
(
arabisch
??????
ad-Dilt?
) bezeichnet.
Menschen siedelten in Agypten seit ca. 250.000 Jahren; sesshaft sind sie im fruchtbaren Uberschwemmungsgebiet des Nils vermutlich seit ca. 25.000 Jahren. Vorlaufer der
pradynastischen Periode
war in Oberagypten die so genannte
Naqada-Kultur
.
In der pradynastischen Periode der
agyptischen Geschichte
(bis ca. 3100 v. Chr.) bildeten sich zunachst mit Ober- und
Unteragypten
zwei Konigreiche, welche durch
Pharao
Menes
zum agyptischen Reich unter oberagyptischer Herrschaft vereinigt wurden, womit die
dynastische
Periode der agyptischen Geschichte (
Altes Reich
) begann. Ein
Symbol
fur den sudlichen Teil Agyptens war die
Lotus-Pflanze
; das unteragyptische Gegenstuck war die
Papyrus-Pflanze
. Die Verknupfung beider Pflanzen durch den Nilgott
Hapi
oder auch durch die Gotter
Horus
und
Seth
ist ein haufig dargestelltes Zeichen fur die
Reichseinigung
. Das Symbol Oberagyptens war die
Weiße Krone
, welche bei der Reichseinigung zusammen mit der
Roten Krone
Unteragyptens zur
Doppelkrone der Pharaonen
vereinigt wurde. Bestandteile des Herrinnen- oder
Nebtinamens
der agyptischen Konige sind die Gottinnen
Nechbet
und
Wadjet
, dargestellt als Geier und Kobra. Auch sie dokumentieren gemeinsam den Doppelstaat.
Aus dem Suden stammende nubische Konige herrschten als
25. Dynastie
uber Agypten. Oberagypten war sicherlich meist in fester nubischer Hand, fur Unteragypten ist dies nicht so sicher. Vor allem
Taharqa
entfaltete in Agypten eine umfangreiche Bautatigkeit und tritt uns als
Pharao
in den Quellen entgegen. Hauptstadt war jedoch Napata in Nubien, wo die nubischen Herrscher auch in Pyramiden bestattet worden sind. Um 660 v. Chr. erlangte Agypten mit
assyrischer
Hilfe die Unabhangigkeit von Nubien. Das kuschitische Furstenhaus konnte sich in Oberagypten noch eine Weile behaupten.
Tanotamun
war der letzte regierende Herrscher in Agypten.
Oberagypten teilte die Geschichte Agyptens von der Eroberung durch
Alexander den Großen
bis zu dem Zeitpunkt, als Agypten romische Provinz geworden war (30 v. Chr.). Die Romer verloren Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. Teile Oberagyptens wie das
Dodekaschoinos
an die
Blemmyer
. Nach der Gebietsreform Agyptens unter dem romischen Kaiser
Diokletian
297 war Oberagypten als
Thebais
neben
Aegyptus
und
Lybia
eine der drei agyptischen Provinzen. Spater wurde die Thebais in die Provinzen Thebais Superior und Thebais Inferior unterteilt.
Nach der
Reichsteilung 395 n. Chr.
wurde ganz Agypten Teil des ostromischen bzw.
byzantinischen Reichs
und umfasste zunachst vier, spater sechs Provinzen. 619 n. Chr. ging Agypten vorubergehend an die
Sassaniden
verloren. Kaiser
Herakleios
konnte die Provinz 629 n. Chr. fur Ostrom zuruckgewinnen.
Seit 640 n. Chr. eroberten die Araber
Agypten
; mit dem Fall Alexandrias 642 n. Chr. begann die islamische Geschichte Agyptens. Herrscher waren lange die
Bahri-
und
Burdschi-Mamluken
. Letztere wurden 1517 von den
Osmanen
unterworfen, doch blieb die Mamluken-Herrschaft in Agypten noch bis zur
Invasion Napoleons
1798 bestehen. Als lokale Herrscherelite konnten sich die Mamluken sogar noch bis 1812 in Oberagypten halten, bis sie den Truppen
Muhammad Ali Paschas
unterlagen. 1821 wurde auch der angrenzende Sudan (
Sultanat von Sannar
) erobert. Seit dem Bau des
Assuan-Staudamms
schließt man daher haufig den zu Agypten gehorigen Bereich
Unternubiens
um den Nassersee mit in den Begriff Oberagypten ein. In und um
Luxor
und um
Assuan
befinden sich einige der wichtigsten
archaologischen
Statten Agyptens, so dass heute der
Tourismus
einen der wichtigsten Wirtschaftszweige bildet.
- Elmar Edel
:
Zu den Inschriften auf den Jahreszeitenreliefs der ?Weltkammer“ aus dem Sonnenheiligtum des Niuserre.
Vandenhoeck & Ruprecht, Gottingen 1961.
- Frank Feder,
Angelika Lohwasser
(Hrsg.):
Agypten und sein Umfeld in der Spatantike. Vom Regierungsantritt Diokletians 284/285 bis zur arabischen Eroberung des Vorderen Orients um 635-646
(=
Philippika.
Band 61). Harrassowitz, Wiesbaden 2013,
ISBN 3-447-06892-2
.
- Ulrich Haarmann
:
Das Herrschaftssystem der Mamluken.
In: Ulrich Haarmann, Heinz Halm, Monika Gronke u. a.:
Geschichte der arabischen Welt.
5. Auflage, Beck, Munchen 2004,
ISBN 3-406-47486-1
.
25.7
32.6
Koordinaten:
26°
N
,
33°
O