Eine Angehorige der Nung
Nung
ist ein Bergvolk in
Vietnam
, das mit seinen zurzeit 900.000 Menschen die sechstgroßte Ethnie in Vietnam bildet. Der Name
Nung
wird allerdings auch fur ethnische Gruppen in
China
,
Laos
und
Kambodscha
verwendet. Die vietnamesischen Nung sprechen eine zentrale Tai-Sprache aus der Familie der
Tai-Kadai-Sprachen
.
Die 900.000 Menschen sind in den Provinzen des vietnamesischen Hochlands im Landesinneren im Westen zu finden. Die Nung leben vor allem von
Landwirtschaft
, wie dem
Reisanbau
, den sie in Terrassen an den Hangen der Hugel machen, und Obstplantagen in den Niederungen. Sie produzieren
Reis
,
Mais
,
Mandarinen
,
Kaki
und Anis, welche vor allem in
China
und in den Stadten Vietnams verkauft werden. Sie sind auch fur ihre Handwerkskunst bekannt, im Umgang mit der Bearbeitung von
Bambus
und der Eisenverarbeitung, sowie das
Weben
und die Gewinnung des
Indigofarbstoffes
. Beruhmt sind ihre traditionellen Gewander aus
Wolle
.
Die verschiedenen Untergruppierungen der Nung unterscheiden sich in der Gestaltung ihrer Hauser. Einige Volker bauen Ebene mit dem Boden, andere bauen sie auf Stelzen, was vor allem in Wassernahe und im Gebirge wichtig ist. Haufig sind die Wande aus Flechtwerk und Lehm gebaut (Ton uber einen Bambus oder Stick Rahmen verputzt). Wenn Stelzen verwendet werden, um das Haus vom Boden, der Raum unter dem Haus zu erhohen, ist es meist eine Speisekammer, welche durch die Stelzen vor
Ratten
und anderen Nagetieren geschutzt sind. Die Tiere sind oft im selben Raum wie die Menschen untergebracht. Stadte der Nung gibt es eigentlich nicht, hochstens Dorfer; meist sind die Hauser weit verstreut, um genug Anbauflach zu bieten.
Dieses Bergvolk ist vom Lebensstandard noch unter den anderen Vietnamesen; die
Lebenserwartung
liegt bei ungefahr 68 Jahren.
Die Nung leben in Vietnam seit mindestens einem Jahrtausend. Sie stammen aus China. Im Jahr 1053 erlitten sie eine massive militarische Niederlage gegen die Chinesen. General
Nung Chih Cao
, einer der Nungfuhrer, floh mit seiner Sippe nach Sudchina. Spater, im 13. Jahrhundert, wahrend der mongolischen Dynastie mussten sie ins Hochland von Vietnam ausweichen. Die Manner der Nung sind dafur bekannt, loyal, zuverlassig und vertrauenswurdig zu sein, weswegen sie im Mittelalter und in der Neuzeit immer wieder als Soldner bei verschiedenen asiatischen Heerfuhrern dienten. Sie hatten eine Begabung fur den Militardienst und verfugten uber gute Soldaten. Die Nung dienten auch im
Vietnamkrieg
der franzosischen Armee, sowie den Amerikanern und der
Vietminh
in diesen grausamen 15 Jahren. Zu trauriger Beruhmtheit gelangten sie in diesem Krieg als Helfer bei der
Folter
. Sie wurden von den amerikanischen Soldaten bezahlt, um aus Gefangenen mit Brandfolter Informationen uber die Standorte der
Vietkong
zu erfahren. Heutzutage trifft man Vertreter dieses Volkes u. a. in der
franzosischen Fremdenlegion
.
Nung-Manner kleiden sich in der Regel mit
Indigo
gefarbten Kleidungsstucken. Indigogefarbte Wollwesten mit militarischen Nung-Kragen sind ein typisches Erscheinungsbild, welches auch im Kriegsfall getragen wird. Nung-Frauen tragen auch Westen mit einem Funf-Paneel-Muster. Auch hier wird wie in vielen Kulturen die Frauenkleidung als wichtiger als die Mannerkleidung angesehen, bei der Hochzeit tragt die Braut eigentlich ihren gesamten finanziellen Besitz in Form von Silberschmuck am Korper. Bei Tanzen ist es Brauch, dass die Madchen mit der Mitgift zum Takt klappern, damit der Tanzer weiß, woran er ist. Als Kopfbedeckung gibt es vor allem Turbane, die auch mit Indigo und anderen naturlichen Farbstoffen verziert werden.
Viele Nung praktizieren eine indigene Religion mit animistischen, totemischen und schamanischen Merkmalen ahnlich anderen ethnische Gruppen der Tai. Manche Nung haben den Buddhismus ubernommen.
- Erich Fried
:
und Vietnam und
. 1966.
- Nguy?n, Th? Yen (2009). Tay-Nung Folk Beliefs. Hanoi: Social Sciences Publishing House. Vb 47561.