Nuba-Berge
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Nuba-Berge sudlich von
Al-Ubayyid
Nuba-Berge sudlich von
Al-Ubayyid
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Lage
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Sudsudan
/
Sudan
|
Teil von
|
Afrika
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Koordinaten
|
12° 17′
N
,
30° 38′
O
12.283333333333
30.633333333333
Koordinaten:
12° 17′
N
,
30° 38′
O
|
Nuba-Berge an der Sudgrenze des Sudan
Nuba-Berge an der Sudgrenze des Sudan
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Die
Nuba-Berge
(
arabisch
???? ??????
Dschibal an-Nuba
) sind ein
Gebirge
im Bundesstaat
Dschanub Kurdufan
(Sud-Kordofan) im Suden des
Sudan
. Vor der Unabhangigkeit des
Sudsudan
2011 bildeten sie etwa das Zentrum des Landes. Das Gebiet liegt zwischen 500 und 1325 Meter hoch, ist vergleichsweise wasserreich und von den als
Nuba
bezeichneten schwarzafrikanischen Volkern besiedelt. Das Land zwischen den Hugeln ist fruchtbar. Geografisch und politisch liegen die Nuba-Berge im Sudan, ethnisch und kulturell gehoren sie jedoch zum Sudsudan.
Ein herausragendes Merkmal besonders der sudlichen Nuba-Berge sind die zahlreichen Bevolkerungsgruppen, die sich aufgrund politischer Ereignisse zu unterschiedlichen Zeiten in der jungeren Vergangenheit angesiedelt haben. Von vorkolonialen Zeiten, als die Nuba-Berge im Einflussbereich der Sultanate von
Darfur
und
Sannar
lagen, uber die
agyptische Herrschaft
ab 1821, den
Mahdi-Aufstand
ab 1881, der 1899 von der
anglo-agyptischen Armee
beendet wurde, bis nach der Unabhangigkeit des Sudan 1956 bildeten die Nuba-Berge eine politisch-kulturelle Grenzregion. Der wirtschaftliche Blick der auf die Nuba-Berge Einfluss ausubenden Machte richtete sich im 19. Jahrhundert in erster Linie auf den
Sklavenhandel
, ferner auf die Ausbeutung von Elfenbein und Gold.
[1]
Im Sudan, der ab 1821 unter die Herrschaft der
osmanischen
Vizekonige (
Khediven
) von Agypten gekommen war, brach 1881 der Mahdi-Aufstand aus. Um sich dem Zugriff der Behorden zu entziehen, begab sich der
Mahdi
auf einen ?Marsch nach Kordofan“. Gegenuber seinen Anhangern verglich er diese Umsiedlung mit der
Hidschra
,
Mohammeds
Auswanderung von
Mekka
nach
Medina
. Nach einem beschwerlichen Marsch durch die Wuste erreichten die Mahdisten am 31. Oktober 1881 die Nuba-Berge. Dort erklarte der Mahdi, dass der Berg
Dschebel Gebir
der legendare Berg Masa sei, von dem eines Tages der Erloser herabsteigen solle. Hier errichtete er einen Stutzpunkt, wo er am 9. Dezember 1881 seinen zweiten Sieg erringen konnte. Daraufhin wurde der Generalgouverneur des Sudan, Rauf Pascha, abberufen. Der neue Gouverneur
Giegler Pascha
entsandte im Juni 1882 eine Streitmacht von 6000 Mann unter dem Kommando von Jusuf el-Schallali Pascha in die Nuba-Berge. Am 6. Juni zerschlugen die Mahdisten auch diese Streitmacht. Bei den Feldzugen des Abdallahi ibn Muhammad, Nachfolger des 1885 verstorbenen Mahdi, starben in direkter Folge etwa 10.000 Nuba, weitere 10.000 wurden als Sklaven der Mahdisten-Armee entfuhrt.
[2]
Nachdem die Briten 1898 den Mahdi-Aufstand niedergeschlagen hatten, wurden die Nuba-Berge Teil des
Anglo-Agyptischen Sudan
bis zur Unabhangigkeit des Landes 1956.
Im 19. Jahrhundert, besonders wahrend der
turkisch-agyptischen Herrschaft
und bis zur Herrschaft des Mahdi, bluhte der Handel mit Nuba-Sklaven, der von den arabischen
Baggara
als Zwischenhandlern betrieben wurde. Viele Nuba zogen sich deshalb in entlegene Bergregionen zuruck. Die Briten versuchten die Nuba zur Ruckkehr aus den Bergen zu bewegen und die Beziehungen zu den Arabern zu verbessern, indem sie ab 1922 das Gebiet isolierten. Arabische Handler benotigten nun eine besondere Erlaubnis, um in das Gebiet zu gelangen. 1937 wurde die Isolation aufgegeben und die Region Nord-Kordofan angeschlossen. Nuba litten weiterhin unter struktureller Benachteiligung aufgrund mangelnder Bildung und Unterentwicklung. Eine aggressive Assimilierungskampagne des arabischen Nordens ließ viele Nuba zum Islam ubertreten. Wahrend des ersten
Sezessionskrieg des Sudsudan
, der 1956 begann, verhielten sich die Nuba politisch indifferent und schlossen sich nicht dem Suden an.
Ab den 1980er Jahren wurden die Nuba jedoch vermehrt in den Zweiten Sezessionskrieg hineingezogen. Nuba griffen auf Seiten der traditionell im angrenzenden Olfordergebiet Abyei siedelnden Volksgruppe der Ngok-
Dinka
in den Konflikt mit den dortigen Misiriya-Arabern (Baggara) ein. Die Baggara wurden von nordsudanesischer Seite zu Plunderungen und Vertreibungen von Schwarzafrikanern aufgefordert.
[3]
Der Krieg in den Nuba-Bergen wurde von Regierungsseite im Herbst 1991 begonnen und erklartermaßen als
Dschihad
gefuhrt. General
Omar al-Baschir
hatte nach seiner Machtubernahme 1989 die
Popular Defence Forces
(PDF) ins Leben gerufen, einer paramilitarischen Einheit, deren Rekruten den Heiligen Krieg gegen den Suden fuhren sollten. Diese Armee griff in den Nuba-Bergen auch die muslimische Bevolkerung an, zerstorte Moscheen und ermordete die Manner, wahrend Frauen und Kinder als Sklaven in den Norden verschleppt wurden.
[4]
Ganze Dorfer wurden dabei ausgeloscht und die Stammesfuhrer getotet. In einer Konferenz im April 1992 in
Khartum
, an der 120 regierungstreue Stammesfuhrer teilnahmen, gab der Gouverneur von Kordofan eine Wiederaufnahme des Dschihad in der Provinz Kordofan bekannt. Jedem der Teilnehmer wurde der Ehrentitel
Emir
verliehen und jeder erhielt eine Maschinenpistole und 200 Schachteln Munition. Kurz danach kam Baschir personlich in die Nuba-Berge, um den Dschihad zu verkunden.
[5]
Die schweren
Menschenrechtsverletzungen
an den Nuba wurden von der internationalen Offentlichkeit kaum wahrgenommen. 1993 fanden erste Friedensverhandlungen zwischen Baggara und Nuba statt. 2002 schrankte das
Burgenstock-Abkommen
die Kampfhandlungen in den Nuba-Bergen ein. Seit dem Abschluss des Friedensvertrags zwischen der Regierung und der SPLA 2005, die mit dem
Naivasha-Abkommen
endeten, sind die zuvor isolierten Nuba-Berge wieder teilweise aus dem Norden zuganglich. Einige Landstriche waren 2008 noch vermint. Die Bevolkerung der Nuba-Berge warf der SPLA vor, bei den Friedensverhandlungen mit der Regierung in Khartum zwar um die Verteilung des Erdols von Abyei, aber nicht um eine gerechte Verteilung des Bodens in den Nuba-Bergen gestritten zu haben.
[6]
Zu erneuten Unruhen kam es Anfang 2011 nach dem
Unabhangigkeitsreferendum des Sudsudan
. Der Sudan erkannte die Unabhangigkeit des Sudsudan zwar an, die Grenzstreitigkeiten waren damit jedoch nicht beigelegt. Die geplanten Volksbefragungen zur politischen Zugehorigkeit der Nuba-Berge, der Region Abyei und des Bundesstaats
Blauer Nil
fanden bisher nicht statt. Alle drei Gebiete gehoren weiterhin zum Sudan. Nachfolgend kampfte die militarische Untergrundorganisation
SPLM-N
, eine Abspaltung der
SPLM
, fur eine Ablosung der Region vom Sudan. Viele Bewohner sind gefluchtet.
[7]
Die sudanesische Regierung reagierte auf Angriffe der SPLM-N mit der anhaltenden Bombardierung der Nuba-Berge, wobei laut Aktivisten auch Krankenhauser und die Zivilbevolkerung Ziel der Bomben waren.
[8]
Laut
Human Rights Watch
wurden mindestens im Februar und Marz 2015
Streubomben
in zivilen Gebieten eingesetzt.
[9]
Dorf nahe Kau im Sudosten von Sud-Kordofan
Unter dem Oberbegriff
Nuba
werden rund 90 Prozent der Bevolkerung der Region zusammengefasst. Man versteht darunter rund 50 schwarzafrikanische, Ackerbau treibende Volksgruppen, die ebenso viele unterschiedliche Sprachen sprechen, welche sich in 10 Sprachgruppen unterteilen lassen. Die ubrigen 10 Prozent sind um 1800 aus dem Norden eingewanderte arabische Viehhirten, die
Baggara
genannt werden und aus den beiden Gruppen der Hawazma- und Misiriya-Araber bestehen. Die kleine Minderheit arabischer Handler heißt im Volksmund ?Jellaba“.
Von der Bevolkerung in den Nuba-Bergen sind etwa 60 Prozent Bauern, die auf kleinen Parzellen Subsistenzlandwirtschaft und etwas Viehzucht betreiben. 30 Prozent sind halbnomadische Viehzuchter, 8 Prozent betreiben Landwirtschaft als Großbauern. Das Verhaltnis zwischen Nuba und Baggara ist nach wie vor historisch belastet. Allgemein gibt es einen Konflikt um Landrechte.
[10]
Typisch fur das Gebiet sind einige wenige Berggipfel, die als
Tafelberge
mit steilen Flanken uber die flacheren Hugel hinausragen. Der mit 1460 Meter hochste Gipfel heißt
Temading
. Er liegt nordlich der Kleinstadt
Rashad
im ostlichen Zentrum der Nuba-Berge. Die zweithochste Erhebung ist der 1413 Meter hohe
ad-Dair
am Nordrand des Berglandes.
Die Niederschlage fallen von Mitte Mai bis Mitte Oktober. Die fruchtbarsten Boden liegen entlang der
Wadis
in den Talern. In den sudlichen Nuba-Bergen wird fur den Markt hauptsachlich
Sorghum
angebaut, gefolgt von Erdnussen und der in den 1920er Jahren von der Briten eingefuhrten
Baumwolle
.
[11]
Auf den Hugeln betreiben die Nuba Wanderfeldbau, Brachezeiten und Aufteilung der Felder werden durch traditionell verankerte Nuba-Landrechte geregelt. Unbestelltes Land verbleibt in kommunalem Besitz. Die Hauptursache, weshalb der Konflikt zwischen den Volksgruppen ausbrach, war die 1968 durch einen Weltbankkredit finanzierte Einfuhrung der mechanisierten Landwirtschaft und die Landrechtsreform, die dies ermoglichte. Die neuen Landgesetze wurden auf starken Druck aus Kreisen wahrend der britischen Kolonialherrschaft aufgestiegener Geschaftsleute eingefuhrt. Die Regierung beteiligte sich an der Unterdruckung der sich gegen die Landnahme zur Wehr setzenden Nuba. Viele Nuba wurden enteignet und kommunales Land geriet in die Hande weniger Großgrundbesitzer, die uber die Halfte des fruchtbaren Landes in den Ebenen erhielten und mit den Baggara eine vorubergehende Allianz bildeten. Baggara verlagerten ihre Viehwanderrouten und beanspruchten nun Land der Kleinbauern. Dadurch sympathisierten die Bauern beim zweiten Ausbruch des Burgerkriegs 1983 mit dem Suden. Ab 1985 wurden die Baggara von der nordsudanesischen Regierung mit Waffen versorgt, damit begann der Krieg auch in den Nuba-Bergen.
[12]
Wie die Nuba-Berge politisch und kulturell im Grenzland zwischen Norden und Suden liegen, wird auch an den in den letzten Jahren sich langsam andernden Ritualen und Jahresfesten deutlich. Bei den Festen zur Erntezeit spielt das gemeinschaftliche Trinken von
Merisa
(Hirsebier) aus einem großen Gefaß auch bei islamisierten Nuba eine wichtige Rolle. Jungere Nuba, die in der islamischen Gemeinschaft akzeptiert werden wollen, mussen mit einem Identitatsproblem kampfen und versuchen, ihren Glauben nach außen durch Einhaltung von
Seklusion
und Abstinenz von Alkohol zu demonstrieren. Das Erntefest mit Bier wird durch
Id al-Fitr
und das gemeinsam verspeiste Opfertier ersetzt.
Durch die Nuba-Berge fuhrt eine
Pipeline
, die
Erdol
aus dem unmittelbar sudlich angrenzenden Fordergebiet am
Gazellenfluss
mit dem Zentrum in der Region
Abyei
nach
Port Sudan
am
Roten Meer
transportiert.
- Gunter Dabitz:
Geschichte der Erforschung der Nuba-Berge.
Franz Steiner, Stuttgart 1985
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From the Mountains to the Plains. The Integration of the Lafofa Nuba into Sudanese Society.
The Scandinavian Institute of African Studies, Uppsala 1994.
- Leif Ole Manger:
Religion, Identities, and Politics: Defining Muslim Discourses in the Nuba Mountains of the Sudan.
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Journal of Arabic and Islamic Studies 4
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In:
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Leif Ole Manger, 2001, S. 139
- ↑
Dawood H. Sultan, 2009, S. 47
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- ↑
Sudan’s Southern Kordofan Problem: The Next Darfur?
(
Memento
vom 4. Marz 2016 im
Internet Archive
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Hidden war: scores killed: displaced in Sudan's Nuba Mountains.
GlobalPost, 24. Juni 2013
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