Norikum
ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel. Weitere Bedeutungen beider Schreibweisen sind unter
Noricum (Begriffsklarung)
aufgefuhrt.
Lage der romischen Provinz Noricum im Romischen Reich zur Zeit seiner großten Ausdehnung unter Kaiser
Trajan
in den Jahren 115?117.
Noricum
war ein
keltisches
Konigreich unter der Fuhrung des Stammes der
Noriker
auf einem Großteil des Gebietes des heutigen
Osterreich
sowie angrenzender Gebiete
Bayerns
(ostlich des
Inn
) und
Sloweniens
, das spater unter der Bezeichnung
Provincia Noricum
als
Provinz
im Verbund des
Romischen Reiches
aufging. Die Provinz Noricum grenzte im Suden an Italien, im Osten an
Pannonien
und im Westen an
Raetien
. Bekannt war Noricum insbesondere fur das
Ferrum Noricum
, einen besonders harten, vor allem in der romischen Waffenproduktion verwendeten
Stahl
. Der norische Limes ist heute vor allem aufgrund seiner gut erhaltenen Reste spatantiker Festungsanlagen und der Lebensbeschreibung des Severin von Noricum, die ein wenig Licht auf die schwierigen Lebensumstande der Provinzialen zur
Zeit der Volkerwanderung
und dem
Untergang des Romischen Reiches
wirft, uberregional bekannt geworden.
Die
hallstattzeitliche
Bevolkerung wurde etwa ab 450 v. Chr. durch Zuwanderung keltischer Bevolkerungselemente aus dem keltischen Kerngebiet (Sudwestdeutschland und Ostfrankreich) assimiliert. Inwieweit die Menschen der alteren Eisenzeit (Hallstattzeit), benannt nach dem beruhmten oberosterreichischen
Graberfeld und Salzbergbau
von
Hallstatt
, bereits
Kelten
waren, ist nach wie vor umstritten. Bis etwa 1960 bezeichneten viele Sprachwissenschafter eine vorkeltische und uber weite Bereiche Kontinentaleuropas verbreitete Sprachschicht als ?Illyrisch“. In der Folge bezeichneten dann die
Prahistoriker
oftmals die Hallstattkultur und die vorkeltische norische Bevolkerung irrtumlicherweise als illyrisch. Beides ist heute nicht mehr Stand der Wissenschaft. Eine ethnische Deutung altereisenzeitlicher archaologischer Kulturen ist nur bei Vorliegen eindeutig lokalisierbarer historischer Volksnamen moglich. Die ehemals als ?illyrisch“ bezeichnete Sprachschicht wird laut
Otto Helmut Urban
heute von Linguisten zumeist als ?alteuropaisch“ bezeichnet.
[1]
Keltische
Stamme in Noricum um Christi Geburt
Um etwa 200 v. Chr. schlossen sich unter der Fuhrung der Noriker 13 Stamme zum Konigreich von Noricum zusammen. Somit ist das
Regnum Noricum
das erste bekannte politische Gebilde auf dem Gebiet des heutigen
Osterreich
. Von den 13 Stammen Noricums sind acht namentlich bekannt, da sie auf drei Ehreninschriften fur Angehorige des romischen Kaiserhauses erwahnt werden, die auf dem
Magdalensberg
gefunden wurden. Es handelt sich um die
Alaunen
,
Ambidraven
,
Ambilinen
,
Ambisonten
,
Laianker
, Noriker,
Saevaten
und
Uperaken
. Beim Regnum Noricum handelte es sich wahrscheinlich eher um eine Stammeskoalition, die einen ?Oberkonig“ als gemeinsamen außenpolitischen Sprecher bestimmte, als um eine Monarchie im klassischen Sinne.
Nach 200 v. Chr. wurden die Kelten Noricums von den
Romern
nach dem bedeutendsten Stamm als
Taurisker
oder
Noriker
(
Gaius Iulius Caesar
) bezeichnet. Die Bevolkerung nahm infolge verbesserter Anbaumethoden und des technologischen Fortschritts (eiserne Pflugschar) rasch zu. Der Landmangel wurde 186 v. Chr. so druckend, dass 12.000
Taurisker
und
Boier
nach
Italien
an die
Adria
zogen. Rom konnte zwar eine Stadtgrundung in
Friaul
verhindern, nicht jedoch, dass sich die Kelten in der Poebene und an der Kuste des heutigen Venetiens ansiedelten.
Funf Jahre spater grundeten die Romer
Aquileia
, das fur den Alpentransithandel große Bedeutung erlangen sollte. Angelockt von Handelsmoglichkeiten und Goldreichtum (?norisches Gold“) knupften die Romer mit den Tauriskern des Noricum freundschaftliche Bande. Damit erhielten sie auch Zugang zu den Eisenlagerstatten des Regnum Noricum.
Um 170 v. Chr. verhandelte, wie Titus Livius berichtet, eine romische Gesandtschaft mit dem Stammesbundnis. Seither stand Konig Cincibilus zu den Romern durch ein ?hospitium publicum“ (staatliche Gastfreundschaft) in einem freundschaftlichen Verhaltnis. In der Folge entwickelten sich gute Handelsbeziehungen und der Einfluss Roms nahm zu. Zentrum des Regnum Noricums war vermutlich die
Siedlung auf dem Magdalensberg
(spater
Virunum
); eine dort gefundene fruhromische Inschrift nennt die Namen der uns bekannten acht norischen Stamme. Im 2. Jahrhundert v. Chr. entstanden befestigte Zentralorte (
oppida
).
Norische Munzen
nach griechischen Vorbildern wurden gepragt. Im 1. Jahrhundert v. Chr. erreichte das Regnum Noricum seine großte Ausdehnung nach Osten und Norden. Die wirtschaftlichen Grundlagen waren Eisen (
norisches Eisen
), Bergbau (Steinsalz), Industrie, landwirtschaftliche Produkte, Keramik (
Norische Ware
) und Handel.
Um 120?115 v. Chr. fielen in Noricum die germanischen Stamme der
Kimbern
,
Ambronen
und
Teutonen
ein, die vorher von den
Boiern
im Bohmischen Kessel, den
Skordiskern
am Balkan und schließlich von den Tauriskern abgewehrt worden waren. Im Jahr 113 v. Chr. erlitt bei Noreia ein romisches Heer eine vernichtende Niederlage, woraufhin die Invasoren Noricum verließen und nach Westen zogen. Durch den Druck der Germanen, besonders der
Sueben
, gerieten im Norden und Nordosten die Boier in Nachbarschaft Noricums (im Gebiet des spateren Herrschaftsgebietes des
Vannius
?
Marchfeld
,
Weinviertel
,
Wiener Becken
), wobei
Pressburg
ihr wichtigstes
Oppidum
war. Um 58 v. Chr. versuchten die Boier, Noricum zu erobern, erlitten jedoch eine vernichtende Niederlage. Im Pakt mit den
Tauriskern
bedrohten sie dann uber Jahre hinweg Noricum, bis ihr Reich von den
Dakern
zerstort wurde.
Im Jahr 49 v. Chr. schickte der norische Konig
Voccio
Hilfstruppen an
Gaius Iulius Caesar
fur
dessen Krieg
gegen Pompeius. Infolge der Niederlage der Boier gegen die
Daker
wurde der
Donauraum
angegliedert oder in Abhangigkeit gebracht; die Macht Noricums reichte jetzt bis ins
Wiener Becken
und nach
Westungarn
. Somit gelang den Norikern die letzte uberregionale Machtbildung der Festlandkelten. Die zwei namentlich bekannten Konige des Konigreiches Noricum sind
Cincibilus
, der 170 v. Chr. mit den Romern einen Freundschaftsvertrag schloss, und der norische Konig Voccio, der seine Schwester mit dem Germanenfursten
Ariovist
verheiratete. Letzterer findet in Caesars ?
De bello Gallico
“ Erwahnung, da er dem Feldherrn 300 Reiter am
Rubikon
zur Verfugung stellte.
[2]
Karte Noricums (grun) im Altertum
Der Anschluss an ?das romische Reich erfolgte schrittweise und ohne großere kriegerische Verwicklungen, auch die Bevolkerungsstruktur und die kulturelle Entwicklung dieses Vasallenkonigreiches, das in claudischer Zeit Provinz wurde, laßt noch lange eine deutliche keltisch-romische Kontinuitat erkennen.“ Im Zusammenhang der
Augusteischen Alpenfeldzuge
, 16 v. Chr., hatte ?der Proconsul von
Illyrien
,
Publius Silius Nerva
, zunachst die Grenzgebiete zu Noricum und Pannonien befriedet und ersteres zum engeren Anschluß an Rom veranlaßt.“
[3]
Zunachst behielt Noricum eine eingeschrankte Autonomie als tributpflichtiges Furstentum, doch unter Kaiser
Claudius
(41?54 n. Chr.) wurde es endgultig
romische Provinz
. Als Hauptstadt und Sitz des Statthalters diente kunftig das am Zollfeld in Karnten gelegene
Virunum
.
Noricum umfasste als Provinz ungefahr die heutigen osterreichischen Bundeslander
Karnten
,
Salzburg
,
Oberosterreich
,
Niederosterreich
und
Steiermark
sowie den Sudosten
Bayerns
mit dem
Chiemgau
und dem
Rupertiwinkel
. Außerdem gehorten Teile
Tirols
dazu. Sudlich befand sich das italienische Kernland, im Norden reichte das keltische Konigreich im Gegensatz zur spateren romischen Provinz uber die Donau hinaus. Erst unter der Herrschaft Roms bildete die
Donau
als
Limes Noricus
die Grenze des Imperiums und der Provinz.
Bis zur Erhebung in den Provinzialstatus wurden die Grenzen jedoch laufend verandert. Wahrend die Siedlungen
Colonia Emona
(
Laibach
),
Poetovio
(dt. Pettau),
Colonia Claudia Savaria
(
Steinamanger
) und
Scarbantia
(
Odenburg
) entlang der Straße von
Aquileia
nach
Carnuntum
(die alte
Bernsteinstraße
) wahrscheinlich immer norisch waren, wurden sie um 8 n. Chr. mit der Errichtung der Provinz Pannonien dieser angegliedert. Carnuntum selbst gehorte 6 n. Chr. noch zu Noricum, wurde aber gemeinsam mit dem Wiener Becken ebenfalls der Provinz Pannonien zugeschlagen.
Im 2. Jahrhundert litt Noricum unter den Verheerungen der
Markomannenkriege
. Unter Kaiser
Mark Aurel
wurde die 2. Italische Legion an der Ennsmundung stationiert. Ihr Kommandant war zugleich Provinzstatthalter mit Sitz in
Lauriacum
oder
Ovilava
, die Finanzverwaltung behielt ihren Sitz in
Virunum
.
Noricum wurde von den Romern in den folgenden Jahrhunderten mit einem dichten Fernstraßennetz uberzogen. Zahlreiche
Meilensteine
und andere archaologische Funde legen davon Zeugnis ab. Die besterforschte romische Straßenstation Noricums ist
Immurium
(Moosham, Bundesland Salzburg), am Sudfuß des
Radstadter Tauernpasses
. Eine andere wichtige Verbindung fuhrte von
Rom
uber Aquileia, Emona, Celeia, Poetovio nach Carnuntum. Zahlreiche Seitenstraßen zweigten in das norische Alpenland ab. Bei Aquileia ging eine Straße nach
Aguntum
, eine andere fuhrte uber
Virunum
nach
Ovilava
(
Wels
). Auch der
Loiblpass
war durch einen Saumweg uber Emona bereits existent. Von Celeia aus gelangte man in das
Huttenberger Erzgebiet
sowie von Virunum uber die
Romerstraße Virunum?Iuvavum
nach
Iuvavum
. Das
Murtal
mit
Flavia Solva
(bei Leibnitz) war von Poetovio aus erschlossen. Die zweitwichtigste Verbindung fuhrte entlang des Donaulimes vom pannonischen
Vindobona
(Wien) uber
Aelium Cetium
(St. Polten),
Lauriacum
(Lorch-
Enns
) nach
Boiodurum
(
Passau
). An ihr zweigten bei Lauriacum Seitenaste nach Ovilava ab, die nach Iuvavum (Salzburg) fuhrten.
Die Lage der Hauptstadt des Regnum Noricum,
Noreia
, ist nach wie vor unbekannt. In romischer Zeit avancierte
Virunum
zur Provinzmetropole, das nach der Teilung Verwaltungszentrum von Binnen-Noricum blieb. Spater residierten hier auch Finanz- und Postverwaltung. Seit der 2. Halfte des 5. Jahrhunderts n. Chr. ubernahm
Teurnia
diese Funktion.
Ufer-Noricum wurde von
Ovilavis
aus verwaltet.
Lauriacum, Poetovio, Celeia, Aguntum, Teurnia und wahrscheinlich auch Virunum avancierten in der Spatantike zu Bischofssitzen.
Noricum Ripense
wurde durchflossen von:
- Narus
(
Salzach
) und
Anisus
(
Enns
), die Grenze im Westen zu
Raetia
bildete der
Aenus
(
Inn
), die Nordgrenze zum
Barbaricum
der
Danuvius
(
Donau
), die Grenze im Osten zu
Pannonien
der
Arrabo
(
Raab
). Der Name Danuvius fur den Oberlauf der Donau wurde seit der Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. verwendet.
Die bedeutendsten Stadte und Kastelle am
norischen Limes
waren:
- Ovilavis
(Wels/OO),
Aelium Cetium
(St. Polten),
Boiodurum
(
Passau
),
Lauriacum
(Enns/OO),
Lentia
(Linz),
Ioviacum
(
Aschach
),
Favianis
(Mautern),
Zwentendorf
,
Comagena
(
Tulln an der Donau
) und
Cannabiaca
(
Zeiselmauer
), das letzte norische Kastell vor der Grenze zu Pannonien.
Noricum Mediterraneum
wurde durchflossen vom:
- Dravus
(
Drau
).
Die bedeutendsten Stadte waren:
- Iuvavum
(
Salzburg
),
Cucullae
(
Kuchl
), Tiburnia oder
Teurnia
(Verwaltungssitz) (
St. Peter in Holz
bei Spittal an der Drau),
Aguntum
(
Dolsach/Lienz
),
Virunum
(
Zollfeld
), Poetovio (
Ptuj
/Pettau, Slowenien),
Celeia
(
Celje
/Cilli, Slowenien) und
Flavia Solva
(
Wagna
).
Mit Poststationen verbundene norische Siedlungen:
- Noreia (
Wildbad Einod
; nicht identisch mit der seit 1930
Noreia
genannten obersteirischen Ortschaft und dem Ort der Schlacht bei
Noreia
), Gabromagus (
Windischgarsten
), Graviacae (
Flattnitz
), Lotodos (?), Ad Anisum (
Radstadt
), Ad Medias (in Slowenien), Ad Pontem (
Lind
), Ad Vicesimum (?), Ad Vineas (?), Atrans (
Trojani/Trojane
, Slowenien), Beliandrum (
Feldkirchen in Karnten
), Candalicae (
Friesach?
), Colatio (Stari trg bei
Slovenj Gradec
/Altenmarkt bei Windischgraz), Ernolatia (?), Inalpe (
Radstadter Tauernpass
), In Murio (auch
Immurium
; Moosham),
Ioviacum
(
Schlogen
/Donau), Iuenna (
Globasnitz
), Laciacis (vielleicht bei
Mosendorf
oder
Frankenmarkt
),
Littamum
(
Innichen
/I), Matuc?alum (?), Monatae (
Sankt Georgen ob Judenburg
), Poedicum (
Bruck an der Mur
), Santicum (
Villach
),
Sebatum
(
Sankt Lorenzen im Pustertal
/I), Tarnantone (
Neumarkt am Wallersee
), Tarnasciae (?), Tartusanae (
Sankt Johann am Tauern
),
Tergolape
(bei
Schwanenstadt
), Tutatio (
Micheldorf
), Upellae (?), Vetonianae (?) und Vocario (?).
An sonstigen Siedlungen und Kastellen sind bekannt:
- Kleinkastell Oberranna, Ad Iuvense (
Ybbs
?), Ad Mauros (
Eferding
),
Arelape
(
Pochlarn
),
Augustianae
(
Traismauer
),
Bedaium
(
Seebruck
/D), Boiodurum (
Passau
),
Cannabiaca
(
Zeiselmauer
),
Favianae
(
Mautern an der Donau
),
Gurina
(
Dellach
im
Gailtal
),
Lentia
(
Linz
),
Locus Felix
(
Wallsee
), Meclaria (?),
Namare
(
Melk
/Donau),
Piro torto/Asturis
(?) (
Zwentendorf
), Stiriatae (
Liezen
), Surontium (
Trieben
) und Viscella (
Oberzeiring
).
Weiters:
Die norischen Provinzen um 400 n. Chr.
Bei der unter Kaiser
Diokletian
vorgenommenen Verwaltungsreform wurde Noricum der
Diozese
Illyria
zugeschlagen. Die Provinz selbst wurde geteilt in
Die
Reichsreform Diokletians
brachte erhebliche Veranderungen fur Armee- und Verwaltungsorganisation der Provinz. Nach den Wirren der Soldatenkaiserzeit verstarkte Diokletian die Grenzeinheiten erneut. Unter anderem wurden die von Kaiser
Gallienus
fur seine
mobile Feldarmee
abgestellten Legionsreiter wieder zu ihren Stammeinheiten zuruckgeschickt.
Fur Noricum wurde eine zusatzliche
Legion
aufgestellt, die
Legio I Noricorum
, die nach Auswertung von Ziegelstempeln in
Adiuvense
(Ybbs/Donau oder Wallsee) und
Favianis
(Mautern/Donau) stationiert war. Die norische Hauslegion, die
Legio II Italica
, wurde auf
Lauriacum
(Enns),
Lentia
(Linz) und
Ioviaco
(
Schlogen
) aufgeteilt. Die Zivilverwaltung der norischen Provinzen lag nun in den Handen von
praesides
, die in
Ovilava
(Wels) und
Virunum
, spater in
Teurnia
/Tiburnia
(St. Peter in Holz) ihren Amtssitz hatten. Im nicht so exponierten Reichsinneren und geschutzt durch den Alpenhauptkamm scheint
Noricum mediterraneum
außer den
vigiles
(Wachen) in den großeren Stadten und an Straßenposten uber keine stehenden Truppen verfugt zu haben.
Das norische Heer wurde dennoch nicht geteilt. Das Oberkommando hatte zunachst noch ein
praeses provinciae Norici ripensis
inne, der in
Lauriacum
residierte. Auch die separate Nennung der beiden Grenzheere der Pannonia I und Noricums in der
Notitia dignitatum
spricht fur eine lange Selbstandigkeit der norischen Armee unter eigenen Kommandeuren. Unter
Konstantin I.
wurde ein neues, grenzubergreifendes Dukat eingerichtet und damit die norischen und oberpannonischen
Limitanei
einem
Dux Pannoniae Primae et Norici Ripensis
unterstellt.
[4]
Sein Amtssitz war die Hauptstadt der Pannonia I, Carnuntum. An allen Kastellen fanden seit Konstantin I. und besonders unter
Valentinian I.
umfangreiche Um- und Neubauten statt, die vor allem das Befestigungssystem modernisierten (etwa Anbau von vorkragenden Facher- oder Hufeisenturmen, Erhohung und Verstarkung der Kastellmauern) und damit die neuen Strategien und Angriffsmethoden der Gegner berucksichtigen sollten. Wie dringend die Kastelle am Limes einer Renovierung bedurften, lasst die Erwahnung von
Carnuntum
in den Schriften des Ammianus Marcellinus erahnen, der die einst bluhende Stadt nun als verwahrlostes und schmutziges Nest beschrieb, obwohl selbst Valentinian I. hier zeitweise sein Hauptquartier aufschlug und die Stadt immer noch eine hohe strategische Bedeutung hatte.
[5]
Eine defensivere Verteidigungsstrategie wurde besonders in Pannonien nach Aufgabe der Provinz
Dacia
unter
Aurelian
notwendig.
Vor allem gestempelte Ziegel des
Ursicinus dux
bzw. des
Ursicinus magister
, aber auch zwei Bauinschriften aus dem Legionslager
Carnuntum
und dem
burgus
von Ybbs
belegen am gesamten niederosterreichischen Limes und daruber hinaus die Bautatigkeit dieser Epoche. Laut der
Notitia dignitatum
wurde in
Lauriacum
, wohl unter Diokletian, auch eine staatliche Schildfabrik
(fabrica Lauriacensis scutaria)
[6]
fur die Versorgung der Armee eingerichtet. Die
Legio II Italica
betrieb am
Wachturm Hirschleitengraben
und in Erla bei St. Pantaleon Ziegeleien. Auch Stadte im Hinterland des norischen Limes wurden nun mit einer Wehrmauer umgeben wie etwa
Aelium Cetium
, heute
St. Polten
und
Scarbantia
, heute
Odenburg
/Ungarn. Die Grenzlinien wurden zusatzlich mit einem Netz aus Wach- und Signalturmen (siehe etwa
Bacharnsdorf
/NO) und an besonders gefahrdeten Abschnitten mit Gegenkastellen (am gegenuberliegenden Donauufer) uberzogen. Bei diesen
praesidia castra
durfte es sich in manchen Fallen allerdings nur um Erneuerungen schon bestehender Befestigungen gehandelt haben (
Oberleiser Berg
und Stillfried in NO). Zwischen den etablierten Kastellen wurden Kleinkastelle ? sogenannte
quadriburgi
oder
centenaria
? zum Beispiel in
Oberranna
, OO und Wachturme (
Wilhering
, OO,
Au-Rotte Hof
bei St. Pantaleon, NO,
Bacharnsdorf
, NO,
Rossatz, NO
,
Hollenburg, NO
) errichtet.
[7]
Im Jahre 370 wurde der
Burgus
bei Ybbs/Donau laut einer Bauinschrift
[8]
durch
milites auxiliares Lauriacenses
(Hilfstruppen aus
Lauriacum
) unter dem Befehl des Leontius errichtet. Weiterhin fanden sich auf Ybbser Ziegelstempeln weitere Namen von Offizieren oder Ziegelproduzenten (Ursicinus, Maxentius, Bonosus). Da die Grenzeinheiten damals schon erheblich ausgedunnt waren, konnten sie nun problemlos in
Kleinfestungen
(Restkastellen) in einer Ecke des Lagerareals untergebracht werden, wie etwa in
Cannabiaca
/Zeiselmauer/NO und Wallsee/OO. Auch durften nun verdiente Soldaten offiziell ihre Familien innerhalb der Lager ansiedeln; etwas spater war es jedem gestattet. Diese hauptsachlich zur Zeit Valentinians I. unter großen Anstrengungen errichteten Wehrbauten hatten nur eine kurze Lebensdauer und mussten großtenteils schon im fruhen 5. Jahrhundert wieder aufgegeben werden. Nur großere Burgi und Kleinfestungen haben noch den Beginn des 5. Jahrhunderts uberdauert (Cannabiaca); um 420?430 verloren aber auch sie ihre militarische Funktion. Da sich die
Limitanei
neben ihren Sicherungsaufgaben auf Grund von Steuererleichterungen auch als Bauern betatigten, wandelten sich die Kastelle im Laufe der Zeit immer mehr zu befestigten Kleinstadten und Wehrdorfern. In der
Vita Sancti Severini
des Eugippius werden diese als
oppida
bezeichnet.
Die
Porta Sancti Severini
(Westpforte) der St.-Laurenz-Basilika in Lorch mit Darstellungen aus der Severinslegende (nach einem Entwurf von
Peter Dimmel
, Linz)
Historisierende Darstellung des Abzugs der romischen Provinzialen mit der Leiche des Hl. Severin, aus Moritz Smets:
Geschichte der Osterreichisch-Ungarischen Monarchie.
1878
Der Zusammenbruch der romischen Herrschaft in Noricum ist eine Fallstudie dafur, was mit denjenigen Provinzen geschah, in denen die militarische Macht Roms relativ rasch dahinschwand, da die finanziellen Mittel dafur nicht mehr aufgebracht werden konnten.
[9]
Die allgemeinen Lebensumstande an der Donaugrenze waren bis zum Ende des 4. Jahrhunderts noch ertraglich geblieben; die kontinuierliche Reduzierung der Grenzeinheiten aufgrund standig aufflammender innerromischer Auseinandersetzungen oder Abwehrkampfe gegen die Barbaren brachte die Zivilbevolkerung aber auch okonomisch immer mehr unter Druck. In den Jahren um 430/431 brach in Noricum wegen der hohen Steuerbelastung ein Aufstand aus, der vom westromischen Regenten und Heermeister,
Aetius
, blutig niedergeschlagen wurde. Der anschließende Verlust der reichen nordafrikanischen Provinzen an die
Vandalen
unter
Geiserich
im Jahr 439 zwang Aetius, den Etat fur das Heer zusammenzustreichen und weitere Einheiten von den Grenzen fur den Schutz Italiens abzuziehen.
Der ostromische Geschichtsschreiber
Priskos
berichtet um die Mitte des 5. Jahrhunderts (448/449) unter anderem von der Ankunft norischer Wurdentrager am Hof des Hunnenkonigs
Attila
, die als Mitglieder einer Gesandtschaft des Aetius hierher gekommen waren. Einer von ihnen, Promotus, wird als ?Leiter des Landes der Noriker“ bezeichnet, der andere, Romanus, als ?Anfuhrer der Heerschar“. Interpretiert man Priskos richtig, so muss Promotus ein
praeses Norici
(ob von Binnen- oder Ufernorikum, ist unbekannt) und Romanus der Befehlshaber der Grenztruppen am Donaulimes gewesen sein.
[10]
Ein ufernorischer
Praeses
wird von Priskos nicht extra erwahnt. Da anzunehmen ist, dass Aetius alle hohen norischen Amtstrager zu Attila befohlen hatte, war das Amt des ufernorischen Praeses zu dieser Zeit entweder
vakant
oder schon aufgelost. Auch in der unterpannonischen Provinz
Valeria
hatte der dortige
Dux
die Zivilverwaltung ubernommen, was wiederum ein Indiz dafur sein konnte, dass Romanus als Kommandeur in Ufernorikum eingesetzt war. Priskos erwahnt Romanus in seiner Aufzahlung ganz klar nach Promotus, was fur die Einhaltung der traditionellen Rangordnung spricht. Romanus konnte deswegen auch kein
Comes
(vir spectabilis)
gewesen sein. Die Nennung von Romanus’ Namen nach dem des norischen
Praeses
disqualifiziert ihn nach der Rangeinteilung der
Notitia dignitatum
aber auch als Dux, da die zivilen Statthalter am Kaiserhof als
viri perfectissimi
galten und daher dem Dux
(vir spectabilis)
im Rang nachgeordnet waren. Romanus war also moglicherweise der im Status herabgestufte und in seinem Territorium schon stark eingeschrankte administrative Nachfolger des
Dux Pannoniae I et Norici Ripensis
, der, wie es scheint, nur mehr in Ufernoricum das Sagen hatte, da Aetius das weitgehend entvolkerte Oberpannonien 433 an die Hunnen abgetreten hatte.
[11]
Eine herausragende Gestalt der romischen Spatzeit in dieser Region war
Severin von Noricum
(um 410 ? 8. Januar 482), Einsiedler, Abt von
Favianis
und eventuell auch ehemaliger hoher romischer Wurdentrager. Severin wurde durch seine diplomatische und ausgleichende Verhandlungsfuhrung bekannt, besonders mit dem nordlich der Donau um Krems siedelnden germanischen Stamm der
Rugier
. Vom Ende der romischen Herrschaft in Noricum wird sehr detailliert in der
(Vita Sancti Severini)
des
Eugippius
berichtet. Im Absatz uber die Auflosung der Grenztruppen heißt es:
?
Zur Zeit, als das romische Reich noch bestand, wurden die Soldaten vieler Stadte fur die Bewachung des Limes aus offentlichen Mitteln besoldet
(publicis stipendiis alebantur)
. Als diese Regelung aufhorte, zerfielen sogleich mit dem Limes auch die militarischen Einheiten.
“
Diese fatale Entwicklung setzte vermutlich ab den spaten 460er Jahren ein, als Folge der erfolglosen Militaroperationen zur Ruckeroberung der fur das Westreich lebenswichtigen Provinzen in Nordafrika. Zuerst scheiterte Kaiser
Majorian
, nachdem die westromische Flotte bereits an ihrem Sammelpunkt bei
Carthago Nova
(
Cartagena
) (vielleicht durch Verrat)
von Geiserichs Schiffen vollkommen aufgerieben
worden war. Einige Zeit spater wurde auch eine ostromische Invasionsflotte unter ihrem Admiral
Basiliskos
nahe
Karthago
vernichtet. Nach diesen katastrophalen Misserfolgen war die Wiedereroberung von Nordafrika in weite Ferne geruckt, denn auch die militarischen und finanziellen Moglichkeiten des Ostromischen Reiches waren damit erschopft. Da die Kassen Ravennas auch weiterhin leer blieben, verfielen Verwaltung, Heeresorganisation und Disziplin im Westen sehr schnell. Nur mehr einige wenige versprengte Soldaten (wohl meist germanische
foederati
), die keinen Sold und Nachschub mehr aus Italien erhielten, versahen ihren Wachdienst in den norischen und ratischen Kastellen (in
Lauriacum
und
Batavis
bis Mitte des 5. Jahrhunderts). Bis zu dieser Zeit hielten sicher auch noch einige andere regulare Einheiten die Stellung. Ihre Zahl war aber wohl sicher nicht mehr annahernd mit der in der Notitia dignitatum angegebenen Armee zu vergleichen.
Im
Kastell Favianis
lag zu Zeiten Severins (zu seiner Person siehe unten) ? der dort sein Stammkloster grundete ? noch eine kleine Garnison
(paucissimi milites)
unter dem Befehl eines
Tribunen
, Mamertinus; dieser wurde spater zum
Bischof
geweiht.
[12]
Da es bei der Vita vordergrundig darum ging, das Wirken des Heiligen fur die geplagte Provinzbevolkerung moglichst positiv herauszustreichen, hatte, nach Ansicht
Peter J. Heathers
, die Erwahnung der damals sicher noch großeren romischen Streitmacht in Noricum die Leistungen Severins nur geschmalert. Dennoch gibt es einige klare Hinweise dafur, dass die Donauarmee fruhestens nach dem Ende der
Hunnenbedrohung
dramatisch an Substanz verlor. Archaologische Untersuchungen in norischen Kastellen brachten unter anderem zutage, dass der Munzumlauf kurz nach 400 fast uberall, mit Ausnahme
Lauriacums
, abbrach. Vermutlich konnte
Ravenna
ab diesem Zeitpunkt seine Grenzsoldaten nicht mehr bezahlen. Fur die darauffolgende prekare Sicherheitslage sprechen auch die bisher in Noricum entdeckten
villae rusticae
, die in diesem Zeitraum entweder aufgegeben oder zerstort wurden. Die romanische Bevolkerung fluchtete sich in stark befestigte Hohensiedlungen, die meist eine Kirche oder
Basilika
als Zentrum hatten. Einige dieser Zufluchtsorte befanden sich direkt an der Donau, die meisten aber lagen in Binnennoricum, im heutigen
Osttirol
(Lavant-Kirchbichl) und
Karnten
.
[13]
Auch in der Severinsvita findet sich hierzu eine Erwahnung:
?
Auf gottliche Veranlassung bereitete sie
(die Landbewohner um Lauriacum)
der Knecht Gottes vorausschauenden Geistes vor, ihre ganze armliche Habe innerhalb der Mauern
(des Legionslagers)
sicherzustellen, damit die Feinde auf ihren schrecklichen Streifzug nichts vorfanden, was der Mensch zum Leben braucht, und alsbald vor Hunger ihr unmenschlich grausames Unternehmen aufgaben.
“
Danach mussten die weiterhin hier ausharrenden Provinzbewohner nun selbst fur ihre Sicherheit sorgen, sie zogen sich dafur hinter die Mauern der Legionslager und Kastelle zuruck und stellten Wachen auf. Solche
vigiles
werden fur
Comagenis
,
Favianis
,
Lauriacum
und
Batavis
erwahnt. Da die meisten Soldaten Familien hatten und hier Landwirtschaft betrieben, zogen wohl nicht alle von ihnen ab, sondern blieben weiterhin in ihren ehemaligen Stationierungsorten. Die Garnisonen verschwanden daher sicher nicht von einem Tag auf den anderen, wurden aber mit der Zeit personell immer schwacher und wandelten sich schließlich in Burgerwehren um.
[14]
Eine andere (und altbewahrte) Moglichkeit war, Germanen anzuwerben, wie es die Einwohner von
Comagenis
taten. Dies fuhrte aber wieder zu neuen Problemen. Solche Soldner nutzen ihre Macht oft skrupellos aus. Sie stellten bald ubertriebene Forderungen an die Burger und konnten schlussendlich, laut
Vita
, nur mit gottlichen Beistand, vermittelt durch Severin, wieder aus der Stadt vertrieben werden. Eine andere Passage aus der Severinsvita berichtet von einem Hinterhalt der Garnison von
Favianis
gegen eine Gruppe Plunderer an einem Flussufer, die niedergemacht wurden und sich dann alles Brauchbare aneigneten. Ihr Tribun Mamertinus zogerte zuerst, sich ihnen zu stellen, da er nur wenige kampferprobte Soldaten und kaum Waffen zur Verfugung hatte. Aber Severin erteilte ihnen seinen Segen und ermutigte sie ausdrucklich zu handeln. Diese Geschichte wirft ein markantes Licht auf die erheblichen Schwierigkeiten, die durch den Wegfall der staatlichen Verwaltungs- und Militarorganisation fur die Bewohner der Donaugrenze entstanden waren. Um sich uberhaupt verteidigen zu konnen, musste man sich die Ausrustung offenbar erst vom Feind besorgen. Der Vita ist weiters zu entnehmen, dass die Bemuhungen der Provinzbewohner um ihre Sicherheit auch bei anderen Gelegenheiten erfolgreich waren. Spahtrupps
(exploratores)
der
Romanen
meldeten mehrmals bevorstehende Angriffe auf
Lauriacum
,
Batavis
und
Quintanis
, sodass noch rechtzeitig Abwehrmaßnahmen getroffen werden konnten.
Nach der volligen Auflosung des romischen Grenzheeres konnten auch Noricum und Oberpannonien nicht weiter als territoriale Einheiten bestehen. Aber die Provinzialen waren fur die hier um die Vorherrschaft ringenden Regionalmachte eine zu wertvolle Arbeitskraft- und Handwerkerressource, um sie einfach sich selbst zu uberlassen. Auch fur die Bewohner der binnennorischen Hohensiedlungen war es auf Dauer unmoglich, ihre Unabhangigkeit zu bewahren. Mit der Aufgabe von Ufernorikum unter
Odoaker
und der damit verbundenen Absiedlung der meisten Provinzialen unter Fuhrung seines Bruders Hunwulf und des Comes Pierus nach Italien im Jahre 488 verschwand der letzte Rest romischer Herrschaft an der mittleren Donau. Zunehmend wurde auch die binnennorische Provinz von Wanderstammen bedroht, ihre Metropole Virunum musste aufgegeben werden und ihre Bevolkerung floh ins stark befestigte Teurnia. 407 besetzte
Alarichs
Westgotenarmee die Provinz und forderte sie als Siedlungsland fur seine Gefolgschaft ein, da ?sie weitgehend verwustet ware und nur mehr geringen Steuerertrag einbrachte.“ Als dies abgelehnt wurde, fiel Alarich in Italien ein, marschierte nach Rom und sturmte die Stadt. Die Provinzhauptstadt von Noricum Mediterraneum war nun
Tiburnia
. Der genaue Zeitpunkt der Verlegung ist unbekannt; sie muss aber vor der ostgotischen Belagerung Tiburnias im Jahr 467 erfolgt sein.
[15]
Konig Odoaker befahl 488 den Abzug der kelto-romanischen Bevolkerung aus Noricum Ripense. Entgegen fruheren Ansichten wurde dieser Befehl aber nur teilweise befolgt. Namenskontinuitat in Toponymen sowie eine Fulle archaologischer Funde belegen eine breite kulturelle Kontinuitat uber den offiziellen Zusammenbruch der romischen Verwaltung in den norischen Regionen hinaus und verbinden die romische Zeit uber die
Spatantike
mit dem
Fruhmittelalter
. Dass im 5. Jahrhundert nicht alle Romanen Noricum verlassen haben konnen, lasst sich auch im
Salzburger Verbruderungsbuch
nachlesen, dort sind die Mitglieder des Klosterconvents aus der Zeit des Bischofs
Virgil
(700?784) aufgelistet, der sich zum großen Teil aus Romanen zusammensetzte, was bedeutet, dass der
Katholizismus
in diesem Teil Osterreichs wohl noch auf die restromanische Bevolkerung zuruckgeht.
[16]
Die sogenannte
Heilige Lanze
in der
weltlichen Schatzkammer Wien
, vermutlich eine langobardische oder frankische Flugellanze aus dem 8. Jahrhundert
Nach dem Zerfall des Westromischen Reiches blieben in Binnennoricum Teile der romischen, spater ostgotischen Verwaltungsstrukturen noch eine Zeitlang erhalten, bis schließlich die ehemalige Provinz nach und nach von neuen Bevolkerungsgruppen,
Awaren
,
Slawen
und schließlich von den
Bajuwaren
, besiedelt wurde. Nach dem Abzug der Romanen erschienen aber zuerst noch die
Langobarden
an der norischen Donau, die ihren Uferstreifen als ?Rugiland“ bezeichneten. Nach 568 zogen sie wieder Richtung Italien ab und das Land ostlich der Enns fiel nun an die nachruckenden Awaren. Zeitgleich setzten sich auch die Slawen dort fest. Wie die Neuankommlinge ihr Siedlungsland bezeichneten, ist bis heute unbekannt geblieben. Um 800 fielen die Franken und Bajuwaren unter Karl dem Großen in das Awarenreich ein und unterwarfen es. Sie drangen dabei auch weit nach Pannonien vor. Der frankische
Heerbann
orientierte sich dabei wohl an den romischen Straßen und auch einige der alten Limeskastelle wurden wieder besetzt. Vorrangig wurde aber das Gebiet zwischen der Enns und dem Wienerwald besetzt. Das neu eroberte Territorium wurde nun als ?
Avaria
“ oder ?
Avarorum provincia
“ bezeichnet, spater galt es als das bajuwarische ?Ostland“. Die Bajuwaren selbst betrachteten sich wohl als die legitimen Erben der Noriker. Mehrfach wurde dafur auch der Name Pannonien ? zusammen mit der alten romischen Einteilung in Ober- und Unterpannonien (
inferior/superior
) ? wiederverwendet, denn das frankische Pannonien erstreckte sich nun offiziell bis zur Enns. Das Gebiet der vormaligen norischen Provinz (nun die bajuwarische Ostgrenze) wurde wechselweise ?
provincia orientalis
“, ?
regio orientalis
“, ?
plaga orientalis
“ und ?
pars orientalis
“ genannt. Im Mittelalter mussen zudem noch zahlreiche gut erhaltene Uberreste der romischen Bauwerke sichtbar gewesen sein. Darauf deuten auch manche der Flurnamen hin, die mit ihnen in Zusammenhang stehen oder auch in offiziellen Urkunden Erwahnung fanden. Es wurde dort auch vermerkt, dass etliche romische Relief- und Grabsteine in Kirchenwanden eingemauert wurden. Diverse Chronisten erwahnen romische Artefakte seit dem 13. Jahrhundert in ihren Aufzeichnungen. Die ersten antiquarischen Sammlungen, die zumeist Inschriftensteine umfassten, wurden im 15. Jahrhundert zusammengetragen.
[17]
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Die Illyrer ? ein kriegerisches Bergvolk?
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des
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vom 15. Januar 2007 im
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Info:
Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß
Anleitung
und entferne dann diesen Hinweis.
@1
@2
Vorlage:Webachiv/IABot/science.orf.at
auf science orf.at.
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