Nikolai Iwanowitsch Bobrikow
(auch
Bobrikoff
,
russisch
Николай Иванович Бобриков
; * 15. Januar
jul.
/
27. Januar
1839
greg.
in
Strelna
, heute zu
Sankt Petersburg
; † 4. Juni
jul.
/
17. Juni
1904
greg.
in
Helsinki
) war ein
russischer
General der Infanterie
und von 1898 bis zu seiner Ermordung 1904
Generalgouverneur
von
Finnland
.
Nikolai Iwanowitsch Bobrikow wurde 1858 Soldat. Er diente zunachst im Militarbezirk von
Kasan
. Anschließend war er im Divisionsstab in
Nowgorod
eingesetzt. 1869 wurde er zum
Oberst
befordert. 1870 wurde Bobrikow nach Sankt Petersburg versetzt, wo er in der Garde des Zaren Sonderauftrage ubernahm. Dort erhielt Bobrikow auch Zugang zum zaristischen Hof. Er zeichnete sich durch militarisches Geschick und politische Loyalitat aus. 1878, wahrend des
russisch-turkischen Kriegs
, wurde er
Generalmajor
. 1883 wurde Bobrikow zum Leiter des Militarbereichs Sankt Petersburg ernannt.
1898 ernannte der russische
Zar
Bobrikow zum
Generalgouverneur
von
Finnland
. Ein Jahr spater, am 15. Februar 1899, unterzeichnete Zar
Nikolaus II.
das sogenannte
Februarmanifest
. Es markierte den Beginn der sogenannten ?Jahre der Unterdruckung“ (
finnisch
sortovuodet
). Das Februarmanifest bedeutete eine starke Einschrankung der finnischen Selbstverwaltungsrechte, die Zar
Alexander I.
1809 zugesichert hatte. Nach dem Februarmanifest sollten die russischen Gesetze auch in Finnland uber der finnischen Gesetzgebung stehen. Eine halbe Million Finnen wandten sich in einer Unterschriftenaktion (Suuri adressi 1899)
[1]
gegen das Februarmanifest. Zar Nikolaus II. weigerte sich jedoch, die Delegation zu empfangen, die die Petition uberbringen sollte.
General Bobrikows Aufgabe war es, den Ansatzen eines finnischen Separatismus entgegenzutreten. Er setzte sich stark fur die Beschneidung der finnischen Selbstverwaltungsrechte und fur eine starkere
Russifizierung
Finnlands ein. 1900 verfugte er, dass die Korrespondenz zwischen den Behorden in russischer Sprache zu fuhren sei. Der Unterricht der russischen Sprache sollte in den finnischen Schulen verstarkt werden. 1901 wurde die eigenstandige finnische Armee abgeschafft. Finnische Wehrpflichtige waren von nun an gezwungen, in russischen Einheiten im ganzen Reich Dienst zu tun.
1903 gab Zar Nikolaus II. General Bobrikow weitere Sondervollmachten. Er hatte kunftig das Recht, direkt finnische Staatsbeamte zu entlassen. Außerdem erhielt er weitgehende Zensurrechte gegenuber den finnischen Zeitungen und schrankte die Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit ein.
Bobrikow wurde wegen seiner Amtsfuhrung immer mehr zur Zielscheibe des Hasses der finnischen Bevolkerung. Am 16. Juni 1904 verubte der junge finnische Nationalist
Eugen Schauman
(1875?1904) im
Senat
in
Helsinki
einen Mordanschlag auf Bobrikow. Schauman erschoss sich anschließend selbst. Einen Tag spater starb Bobrikow an seinen schweren Schussverletzungen.
Nikolai Bobrikow heiratete 1867 in Kasan Olga Petrowna Leontjewa, mit der er funf Kinder hatte. Nach dem Tod Olgas 1895 heiratete er die Generalstochter Elisabeth (Jelisaweta Iwanowna) Stael von Holstein und bekam mit ihr eine weitere Tochter.
- Gerhard von Pelet-Narbonne
(Hrsg.):
v. Lobells´ Jahresberichte uber die Veranderungen und Fortschritte im Militarwesen.
XXXI. Jahrgang: 1904, E.S. Mittler & Sohn, Berlin 1905, S. 527.
- Tuomo Polvinen:
Imperial Borderland. Bobrikov and the Attempted Russification of Finland. 1898?1904.
Hurst & Company, London 1995,
ISBN 1850652295
.
- ↑
Paivio Tommila
: Suuri adressi 1899, Helsinki 1999