Ein
Nickelodeon
(
AE
:
nickel
=
Funf-Cent-Munze
,
griech.
odeion
= uberdachtes Theater) war in den Vereinigten Staaten um 1905 ein bestuhlter Vorfuhrraum, in dem gegen Eintritt von meist einem Nickel die ersten
Kinofilme
gezeigt wurden.
Das erste
?nickel odeon“
war die
Penny Arcade
in
Los Angeles
, die 1896 von Thomas Tally eroffnet wurde. Spatere Nickelodeons fanden sich haufig in Einkaufsgegenden, oftmals in ehemaligen Ladenlokalen. Daher leitet sich auch ihre deutsche Alternativbezeichnung ?Ladenkino“ ab.
Das Filmprogramm der Nickelodeons wechselte meistens zweimal in der Woche. Es wurden mehrere (damals sehr kurze) Filme verschiedener
Genres
nacheinander gezeigt:
Tragodien
,
Komodien
,
Abenteuerfilme
und fruhe
Dokumentarfilme
. Eine Vorfuhrung dauerte etwa eine Stunde. Die Filme waren
Stummfilme
, die von einem Musiker auf dem
Klavier
oder
Akkordeon
begleitet wurden.
Nach jedem Film musste die Filmrolle gewechselt werden. Wahrend der entstehenden Pause gab es in manchen Nickelodeons musikalische Einlagen, bei denen das Publikum mithilfe von eingeblendeten Texten, sogenannten
song slides
, zum Mitsingen aufgefordert wurde (vgl.
Vaudeville
). Die musikalische Anleitung ubernahm meistens ein Mitglied der Familie des Besitzers.
Jack L. Warner
, der spatere Vorsitzende von
Warner Brothers
, hatte diese Aufgabe im Nickelodeon seiner Familie in
Pittsburg
,
Kalifornien
.
Die Nickelodeons existierten nur ungefahr ein Jahrzehnt. Als die Spielfilme langer wurden, stiegen auch die Verleihgebuhren und die Eintrittspreise. Die Kinos mussten aufwendiger und attraktiver werden, weswegen viele Nickelodeons den Betrieb aufgaben oder zu richtigen Kinosalen umgebaut wurden.
Der
Fernsehsender Nickelodeon
bezog von dieser fruhen Form des Kinos seinen Namen.
- Dieter Prokop
:
Medien-Macht und Massen-Wirkung. Ein geschichtlicher Uberblick
(=
Rombach-Wissenschaften.
Reihe:
Litterae.
Bd. 34). Rombach, Freiburg (Breisgau) 1995,
ISBN 3-7930-9115-5
, S. 38.
- Tom Gunning:
Das Kino der Attraktionen. Der fruhe Film, seine Zuschauer und die Avantgarde.
In:
Meteor.
Nr. 4, 1996,
ZDB
-ID
1333101-2
, S. 25?34.