Nicholas Seagrave, 1. Baron Seagrave
(auch
Segrave
) (* um 1238; † vor 12. November
1295
) war ein englischer Rebell, Adliger und Militar.
Nicholas of Seagrave war ein Sohn des Richters
Gilbert of Seagrave
und von dessen Frau Amabilia. Uber seine Mutter wurde er schließlich der einzige Erbe seines Großvaters
Robert of Chalcombe
, uber seinen Vater war er ein Enkel des
Justiciars
Stephen of Seagrave
. Sein Vater starb bereits 1254 in Gefangenschaft in Frankreich. Seine Mutter erhielt von den Besitzungen ihres Mannes ein
Wittum
, sie heiratete spater
Roger de Somery
. Da Nicholas noch minderjahrig war, wurde der Thronfolger Lord
Eduard
sein Vormund und der Verwalter seines Erbes. Im Marz 1257 wird Nicholas als
Schildknappe
in
Windsor Castle
erwahnt. Am 18. April 1258 zahlte er eine Gebuhr von 300
Mark
(£ 200), und nachdem er dem Konig gehuldigt hatte, durfte er das Erbe seines Vaters antreten, das umfangreiche Besitzungen in
Leicestershire
und anderen Teilen Englands umfasste.
Seagrave war noch zu jung, um zu Beginn der Rebellion der Barone 1258 eine Rolle zu spielen. Im Fruhjahr 1259 unternahm er eine Wallfahrt nach
Pontigny
in Frankreich. Am 28. Oktober gehorte er zum Gefolge von Konig
Heinrich III.
, als dieser nach Frankreich reiste, wo er mit dem franzosischen Konig den
Vertrag von Paris
schloss. Am 31. Marz 1260 gehorte er zu den 100 Kronvasallen, die zu einer Ratsversammlung des Konigs nach London berufen wurden, und am 16. September 1261 schwor er erneut dem Konig die Treue. Er folgte jedoch dem Beispiel zahlreicher anderer Barone aus Leicestershire und den
Midlands
und unterstutzte ab Dezember 1261
Simon de Montfort, 6. Earl of Leicester
, der zum Fuhrer der Adelsopposition gegen den Konig geworden war.
Im Mai 1263 bestellte ihn der Konig nach
Worcester
, wo er Seagrave zum Ritter schlagen wollte, anschließend sollte er an einem Feldzug nach Wales teilnehmen. Seagrave gehorte jedoch zu den jungen Baronen, die am 7. Juni 1263
Peter D’Aigueblanche
, den Bischof von Hereford und einen der fuhrenden Diplomaten des Konigs, in seiner Kathedrale gefangen nahmen. Im Dezember 1263 gehorte Seagrave zu den Baronen, die schworen, den Schiedsspruch des franzosischen Konigs uber die Gultigkeit des Reformprogramms der Barone anzuerkennen. Als es jedoch im Fruhjahr 1264 nach dem
Mise of Amiens
zum offenen
Krieg der Barone
gegen den Konig kam, gehorte Seagrave zu den Rebellen, die unter Fuhrung von Simon de Montfort im April 1264 vergeblich
Rochester Castle
belagerten. Anschließend war er im Mai 1264 in der
Schlacht von Lewes
der Fuhrer des Aufgebots der
City of London
, das von der Abteilung des Thronfolgers Lord
Eduard
in die Flucht geschlagen wurde. Die Schlacht endete jedoch mit einem klaren Sieg Montforts, der anschließend die Herrschaft in England ubernahm. Vom 17. Juni 1264 bis zum 21. April 1265 war Seagrave Verwalter von
Rockingham Castle
sowie der koniglichen Walder zwischen
Oxford
und
Stamford
. Anfang 1265 nahm er an
De Montfort’s Parliament
teil. Als Anhanger Montforts kampfte er im August 1265 in der
Schlacht von Evesham
, in der Montfort getotet und Seagrave gefangen genommen wurde. Fur Heinrich III. war Seagrave ein Feind des Konigs, den er enteignete. Seine Landereien gab der Konig an seinen jungeren Sohn Lord
Edmund
.
Trotz des klaren Sieg der koniglichen Partei war der Krieg der Barone noch nicht beendet, denn die Rache des Konigs und seiner Anhanger trieb die verbliebenen Rebellen dazu, ihren Kampf fortzusetzen. Ob Seagrave aus der Gefangenschaft fluchten konnte oder frei gelassen wurde, ist ungeklart. Im September 1266 wurde ihm sicheres Geleit angeboten, um sich dem Konig zu unterwerfen, doch noch Anfang 1267 gehorte er zu den sogenannten
Enterbten
, der verbliebenen Rebellen, die verzweifelt um ihre Landereien kampften und sich auf die
Isle of Ely
zuruckgezogen hatten. Es gibt Anzeichen, dass entweder Seagrave oder seine Mutter Amabilia, deren Mann Roger de Somery ein Parteiganger des Konigs war, dafur verantwortlich waren, dass die verbliebenen Enterbten sich dem Konig unterwarfen. Seagrave selbst gehorte zu den Rebellen, die mit dem
Earl of Gloucester
im April 1267 London besetzt hielten und damit den Konig zum Einlenken zwangen. Im Sommer 1267 wurde ihm und den Enterbten in seiner Begleitung freies Geleit zugesagt, damit sie sich dem Konig unterwarfen konnten. Nach dem
Dictum of Kenilworth
war den Enterbten zugestanden worden, ihre Landereien zuruckzukaufen. Der Preis dafur war nun davon abhangig, wie stark sie an der Rebellion gegen den Konig beteiligt waren. Seagrave musste fur den Ruckkauf seiner beschlagnahmten Landereien die funffachen Jahreseinkunfte aus den Landereien bezahlen, damit gehorte er zu den Rebellen, die am meisten bezahlen mussten. Erst nach seinem Tod 1295 wurde der letzte Teil seiner Schulden, die er an Lord Edmund zahlen musste, beglichen.
Nachdem Seagrave am 1. Juli 1267 formal begnadigt worden war, trat er als Ritter in den koniglichen Haushalt ein und gewann rasch wieder die Gunst des Konigs.
[1]
Vermutlich nahm er am
Kreuzzug des Prinzen Eduard
teil, wofur ihm der Konig im Mai 1270 vier Jahre lang Schutz gewahrte, dazu wurde ihm im Januar 1271 zugesichert, fur vier Jahre nicht an Gerichtsverhandlungen teilnehmen zu mussen. Stattdessen durfte er sich durch Anwalte vertreten lassen. 1277 und 1282 nahm er an den Feldzugen von Konig Eduard I. zur
Eroberung von Wales
teil. Im Juli 1287 nahm er an dem Militarrat ein, den Lord Edmund anlasslich des Aufstands des walisischen Lords
Rhys ap Maredudd
nach
Gloucester
einberufen hatte. 1283 und 1295 wurde Seagrave in die
Parlamente
berufen, weshalb er den Titel
Baron Seagrave
fuhrte. 1285 begleitete er Eduard I. bei dessen Besuch in Frankreich. Im folgenden Jahr diente er vermutlich in
Irland
. Als Dank fur seine Dienste konnte er am 18. Mai 1288 gegen die geringe Gebuhr von 100 Mark die Verwaltung der Landereien von
William Ferrers
erwerben. 1294 gehorte er zum englischen Heer, das einen erneuten
walisischen Aufstand
niederschlug, anschließend wurde er am 20. Juni 1294 zusammen mit Bischof
Antony Bek
von Durham, Erzbischof
John de Sandford
von Dublin und
Hugh le Despenser
zu einem der englischen Gesandten ernannt, um mit dem romisch-deutschen Konig
Adolf von Nassau
und mit dem Kolner Erzbischof
Siegfried von Westerburg
zu verhandeln.
[2]
1295 befehligte er das konigliche Aufgebot aus Wales in dem Heer,
[3]
mit dem Lord Edmund wahrend des
Franzosisch-Englischen Kriegs
in die
Gascogne
zog.
Seagrave war mit Matilda verheiratet, die wahrscheinlich aus der Familie Lucy stammte. Mit ihr hatte er mindestens funf Sohne und mindestens eine Tochter, darunter:
Er wurde in
Chacombe Priory
in
Northamptonshire
begraben. Sein Erbe wurde sein altester Sohn John.
- ↑
Michael Prestwich:
Edward I.
University of California, Berkeley 1988,
ISBN 0-520-06266-3
, S. 149.
- ↑
Michael Prestwich:
Edward I.
University of California, Berkeley 1988,
ISBN 0-520-06266-3
, S. 387.
- ↑
Ralph V. Turner:
Men raised from the dust. Administrative service and upward mobility in Angevin England
. Philadelphia, University of Pennsylvania Press 1998,
ISBN 0-8122-8129-2
, S. 136.