Netzwerkforschung

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Mit Netzwerkforschung beschaftigen sich zahlreiche wissenschaftliche Disziplinen, z. B. Politikwissenschaft , Soziologie , Psychologie und Informatik . Aufgrund dieser Interdisziplinaritat werden unterschiedliche Fragestellungen verfolgt, sodass innerhalb der Netzwerkforschung verschiedene Analyse- und Aggregationsebenen unterschieden werden konnen.

Die Historische Netzwerkforschung beschaftigt sich mit der Vernetzung und Interaktion von historischen Personen. [1]

Netzwerkforschung in der Informatik

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In der Informatik befasst sich insbesondere ein Teil der Graphentheorie mit der Netzwerktheorie (englisch network theory ). Es finden sich Anwendungen in zahlreichen Disziplinen, z. B. Biologie, Wirtschaftswissenschaften und Soziologie. In der Netzwerkforschung werden Graphen als Reprasentant von Zusammenhangen zwischen zu untersuchenden Objekten analysiert. Konkret werden logistische Probleme untersucht, das World Wide Web , Protein-Protein-Interaktionen , soziale Netzwerke etc.

Netzwerkforschung in sozialen Netzwerken

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Die Netzwerk- und soziale Unterstutzungsforschung hat ihre Anfange in den 1970er Jahren, seither kann auf eine stetige Theorieentwicklung Bezug genommen werden. Psychosoziale Beratung konnte durch eine spezifische Ressourcen- und Lebensweltorientierung einen eigenen Ansatz neben der Psychotherapie entwickeln. [2] Die fordernden Potentiale sozialer Beziehungen werden durch soziale Netzwerkforschung, bzw. soziale Unterstutzungsforschung, empirisch bearbeitet. Der Fokus liegt auf den integrativen Funktionen und Schutzfunktionen, die soziale Netzwerke fur Menschen ubernehmen. Soziale Unterstutzung erfolgt uber soziale Beziehungssysteme, in denen sich fordernde, sowie regulative, als auch kontrollierende und konflikthafte Dimensionen wahrnehmen lassen. Soziale Unterstutzung aus dem Beziehungssystem fordert die Stressbewaltigung und hilft somit auch Gesundheit und Wohlbefinden zu erhalten und weiterzuentwickeln. Forschungsergebnisse zeigen, dass Menschen die Bewaltigung der Lebensumstande besser gelingt, wenn sie Zugang zu sozialer Unterstutzung haben. Uber US-amerikanische Wissenschaftsforschung konnte belegt werden, dass soziale Netzwerke wie ein soziales Immunsystem wirken konnen, es wird die Funktion von sozialer Unterstutzung als Stresspuffer beschrieben. Aufgrund des internationalen Fortschrittes der sozialen Netzwerk- und Unterstutzungsforschung liegen verwendbare Konzepte und Modellvorstellungen vor. Den Ausgangspunkt der Forschung stellt die Frage dar, wie soziale Unterstutzung dort gefordert werden kann, wo diese nicht entwickelt ist. Ziele und Nutzen der Forschung liegen darin, fur die Bereiche klinisch-psychologischen und gemeinde-psychologischen Handelns neue Interventionsstrategien und -konzepte zu entwickeln, die mit der Praxis der Gesundheitswissenschaften , Sozialen Arbeit und Sozialpadagogik verbunden werden konnen. [3]

Die Analyseebenen (Mikro-, Meso- und Makroebene) geben Auskunft daruber, ob ein Individuum , eine Organisation oder Beziehungen zwischen Organisationen im Fokus der Betrachtung liegen. Die Aggregationsebenen ( Dyade , Triade , Gruppe etc.) hingegen differenzieren, wie viele Akteure , namlich ob zwei, mehrere oder alle Akteure, eines Netzwerks Untersuchungsgegenstand sind.

Analyseebenen der Netzwerkforschung

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Innerhalb der Netzwerkforschung werden drei Analyseebenen unterschieden, die Mikro-, Meso- und Makroebene.

Auf der Mikroebene steht das Individuum als Akteur innerhalb eines Netzwerkes im Fokus der Betrachtung. Untersucht werden Einzelpersonen und deren Beziehungen zu anderen Personen z. B. innerhalb einer Familie oder Arbeitsgruppen . In der organisationellen Netzwerkforschung wird diese Ebene als intraorganisationelles Netzwerk bezeichnet.

Auf der Mesoebene (organisationelles Netzwerk) sind Organisationen, Unternehmen, Behorden oder auch Gemeinden enthalten. Der Fokus liegt hier auf der Betrachtung von Gruppen als Akteuren und nicht wie auf der Mikroebene auf Einzelpersonen. Ein Mesosystem umfasst die Wechselbeziehungen zwischen den Lebensbereichen, an denen eine Person aktiv beteiligt ist. In einem Lebensbereich oder in mehreren Lebensbereichen konnen Ereignisse stattfinden, die beeinflussen, was im Lebensbereich einer sich entwickelnden Person passiert.

Auf der Makroebene geht es um die Beziehungen zwischen Organisationen (interorganisationelles Netzwerk). Beispiele hierfur sind strategische Allianzen, Weltgesellschaft, Bund-Lander-Beziehungen oder zwischenstaatliche Beziehungen. Zwischen den Ebenen findet eine wechselseitige Beeinflussung statt. Einflusse von Individuen und Gruppen auf Organisationen werden als Mikroeinflusse, von Organisationen auf Individuen hingegen als Makroeinflusse bezeichnet.

Aggregationsebenen der Netzwerkforschung

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Neben der Unterscheidung, auf welcher Ebene Akteure untersucht werden, konnen auch verschiedene Aggregationsebenen betrachtet werden, namlich ob zwei, mehrere oder alle Akteure eines Netzwerks Untersuchungsgegenstand sind. Akteure konnen Einzelpersonen, Gruppen und Organisationen sein.

Die Beziehung zwischen zwei Akteuren steht im Fokus der Betrachtung. Sie stellt die Basiseinheit jeder Netzwerkanalyse dar.

Die Beziehung zwischen drei Akteuren wird betrachtet.

Egozentrisches Netzwerk

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Dies umfasst alle Beziehungen aus der Perspektive eines Akteurs . Der fokale Akteur wird dabei als Ego , die anderen Akteure zu denen der fokale Akteur Beziehungen hat, als Alters bezeichnet.

Egozentrische Daten mehrerer Akteure liegen vor.

Untersuchungsgegenstand sind alle Beziehungen zwischen einem abgegrenzten Satz von Akteuren.

Wissenschaftliche Untersuchungsperspektiven der Netzwerkforschung

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In der Netzwerkforschung konnen zwei wissenschaftliche Untersuchungsperspektiven unterschieden werden.

Bei der strukturellen Perspektive liegt der Fokus der Betrachtung auf Muster von Beziehungen. So werden beispielsweise Verhalten, Einstellungen, Uberzeugungen und andere Outcome-Variablen der Netzwerkform zugeschrieben, also uber die Position eines Akteurs in seinem eigenen Netzwerk. Zugang zu strukturellen Informationen erhalt man uber Fragen wie z. B. ?Liste die Personen auf, die du bei deiner Arbeit um Rat fragst“, also Fragen deren Antworten Namen generieren ( name generators ).

Bei der relationellen Perspektive liegt der Fokus hingegen auf den Inhalten von Beziehungen (z. B. Freundschaft, Verwandtschaft). Relationelle Informationen erhalt man uber Fragen deren Antworten inhaltliche Erkenntnisse generieren, z. B. ?Wie oft sprichst du mit den von dir genannten Personen“ ( name interpreters ).

  • J. A. C. Baum (Hrsg.): The Blackwell Companion to Organizations . Blackwell Publishing, Oxford 2005.
  • R. Gulati, D. Dialdin, L. Wang: Chapt. 12: Organizational Networks . S. 281?303.
  • Dietrich Naunin : Einfuhrung in die Netzwerktheorie. 1976.
  • Frank Nestmann: Netzwerkinformation und soziale Unterstutzung fordern: Effektivitat und Maximen der Nachhaltigkeit. In: Ullrich Otto, Petra Bauer: Mit Netzwerken professionell zusammenarbeiten . Bd. 1 Soziale Netzwerke in Lebenslauf- und Lebenslageperspektive, dgvt-Verlag, Tubingen 2005, S. 131?156.
  • Richard E. Pearson: Beratung und soziale Netzwerke. Eine Lern- und Praxisanleitung zur Forderung sozialer Unterstutzung. Beltz, Weinheim 1997.
  • H. Raider, D.J. Krackhardt: Chapt. 2: Intraorganizational Networks . S. 58?74.
  • R. R.: Chapt. 22: Interorganizational Networks . S. 520?540.
  • Hening Laux: Soziologie im Zeitalter der Komposition. Koordinaten einer integrativen Netzwerktheorie. Velbruck, Weilerswist 2014.

Einzelnachweise

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  1. Einfuhrung von Marten During. ( Memento vom 1. November 2012 im Internet Archive )
  2. Pearson, R. E. (1997): Beratung und soziale Netzwerke. Eine Lern- und Praxisanleitung zur Forderung sozialer Unterstutzung. Weinheim:Beltz.
  3. Nestmann, Frank (2005): Netzwerkinformation und soziale Unterstutzung fordern: Effektivitat und Maximen der Nachhaltigkeit. in: Otto, Ullrich & Bauer, Petra (2005): Mit Netzwerken professionell zusammenarbeiten. Bd. 1 Soziale Netzwerke in Lebenslauf- und Lebenslageperspektive, S. 131?156, Tubingen: dgvt-Verlag.