Die
Netzebenen
(kurz
NE
) sind verschiedene Abschnitte des
Kabelfernsehnetzes
.
Als das
Kabelfernsehen
in Deutschland eingefuhrt wurde, wurde die Aufteilung in verschiedene Netzebenen vorgenommen. Ausschlaggebend waren hierbei technische und okonomische Kriterien. Die damaligen
Kabelfernsehnetze
(im technischen Sinne auch ?Breitbandverteilnetze“ genannt) dienten der Ubertragung von
Horfunk
- und
Fernsehprogrammen
von zentralen Verteilstellen zu den
Rundfunkteilnehmern
.
Der Ausbau einer bundesweiten technischen Infrastruktur fur Breitbandverteilnetze fur das Kabelfernsehen geht auf Entscheidungen aus den 1970er-Jahren zuruck, insbesondere auf die Empfehlungen der
Kommission fur den Ausbau der technischen Kommunikationssysteme
(
KtK
) aus dem Jahr 1976.
Kabelfernsehen erfordert eine
baumformige Netzstruktur
, d. h. ein Netz, das sich von einem Punkt aus verzweigt. Die Breitbandverteilnetze wurden in Kupfer-
Koaxialkabeltechnik
errichtet, da diese Technik zu Beginn der Verkabelung die wirtschaftlich sinnvollste Bedarfsdeckung ermoglichte. Je nach Bauart reicht die Bandbreite dieses Kupfer-Koaxialkabels derzeit von 450 MHz bis zu 1 GHz.
Bei der Konzeption des Kabelnetzes wurde eine technische Trennung des Netzes in vier Ebenen vorgenommen. Bei der Klassifizierung der Netzebenen wird von der Entstehung des Signals in Richtung Endempfanger gezahlt.
Vereinfacht gesagt funktioniert das Kabelnetz, indem von den
Rundfunkveranstaltern
/
Fernsehstudios
Programminhalte produziert werden und an die zentralen Empfangsstellen eines Kabelnetzes, die sogenannten
Kabelkopfstellen
, herangefuhrt werden. Zu Anfang der achtziger Jahre geschah dies uberwiegend auf
terrestrischem
Wege (d. h. mittels Antennen). Heute ist diese Ubermittlungsform selten geworden: Die meisten Sender haben auf
Rundfunksatelliten
sogenannte
Transponderplatze
gemietet und senden ihre
Rundfunkprogramme
direkt uber einen
Uplink
auf den Satelliten und so zur Kopfstelle. Dies ist die
Netzebene 1
.
Die
Netzebene 2
besteht aus den Kabelkopfstellen, ursprunglich auch aus der uberregionalen Verteilebene, die uber
Fernsehturme
abgedeckt wurde. Hier werden die
Signale
empfangen und aufbereitet, danach in die ortlichen Netze verteilt. Den Abschluss dieser Netzebene bilden eigentlich kleinere Verteilstationen, die ein Stadtviertel versorgen.
Erst hier begann offiziell die
Netzebene 3
, die von dort aus die Verteilung der
Rundfunksignale
durch die Straßen und Vorgarten bis in die Hauser ubernimmt. Heute hat sich der Begriff ?Netzebene 3“ auf die gesamte regionale Signalubermittlung ausgedehnt, d. h. von der Kopfstelle bis zum Hausanschluss. Im Kabelgeschaft spielen die Netzebenen 1 und 2 als eigenstandige Begriffe nur noch eine untergeordnete Rolle. Im Folgenden wird von der heutigen Begrifflichkeit ausgegangen.
Die Ebenen 1, 2 und 3 waren ursprunglich ausschließlich den
Rundfunkanstalten
und der
Deutschen Bundespost
zugeordnet und wurden mit offentlichen Mitteln finanziert, wahrend die
Netzebene 4
(
Hausverteilanlagen
) von privaten Unternehmen installiert und betrieben wurde.
[1]
Lokale Kabelfernsehanbieter oder Wohnungsbaugesellschaften konnen in eigener Regie Anlagen in der Netzebene 4 betreiben und dort auch eigene Programme oder zusatzliche Sender in das Kabelnetz einspeisen. In Deutschland ist man beim Kabelfernsehen in der Regel Kunde bei einem Anbieter der Netzebene 3.
Die Netzstruktur des Kabelfernsehnetzes lasst sich folgendermaßen darstellen:
[2]
- Netzebene 1
TV
- und
Horfunk
-Studios und der Weg bis zur Sendestation.
- Netzebene 2
? Zentrale Einrichtungen
Verteilwege uber
Rundfunksender
,
Satelliten
,
Richtfunk
.
- Netzebene 3
? Das eigentliche Breitbandverteilnetz mit aktiven und passiven Komponenten
- Kabelkopfstellen bzw. Rundfunkempfangsstellen (Bundelung der Programme) zur Einspeisung in das
- Kabelfernsehnetz, also das Verteilnetz (z. B. in kommunalen Straßen und Wegen) zu den privaten Haushalten, Wohnanlagen oder Wohnungsgesellschaften bis zur Grundstucksgrenze bzw. dem
Hausubergabepunkt
.
- Netzebene 4
? Angeschlossene Hausubergabepunkte mit den dahinterliegenden privaten Hausverteilnetzen
Im Zuge der Errichtung der
Kabelnetze
in Deutschland wurde die Einrichtung verschiedener Netzebenen und deren Trennung bezuglich Eigentumerstruktur und technischer Zustandigkeit verfugt, was weltweit einen einmaligen Vorgang darstellt. Technisch gesehen ist die Trennung zwischen der vorgelagerten
Netzebene 3
(in der Regel die Verteilung in einem ortlichen Netz) und der Netzebene 4 nicht notwendig, sondern wurde vom damals zustandigen
Postminister
Christian Schwarz-Schilling
verfugt. Das Argument war, dass sich das
Monopol
der Deutschen Bundespost uber die regionalen Netze ? anders als beispielsweise bei den
Telefonnetzen
? nicht bis auf die direkte Beziehung mit den Nutzern erstrecken durfe. Daher sollte der Ausbau der Kabelstrecken in den Gebauden privaten Firmen uberlassen werden, um so den
Mittelstand
zu starken.
Was dabei nicht offen ausgesprochen wurde, war die mittlerweile rasant heraufziehende technische Entwicklung, die die Kabel-TV-Netze in absehbarer Zeit nicht mehr nur als Trager der Rundfunk- und Fernsehversorgung fungieren lassen, sondern sie auch als Medium fur Kommunikationsdienste attraktiv machen wurde. So war eingeweihten Kreisen durch die Erfahrungen aus USA und der Schweiz klar, dass uber TV-Kabel auch die klassischen Telekommunikationsdienste Internet und Telefonie angeboten werden konnen und hier auf einen Schlag beim Verkauf des BK-Netzes ein unmittelbarer und flachendeckender Wettbewerber zur
Deutschen Telekom
entstanden ware, was naturlich nicht im Interesse der Telekom war. Die politisch gewollte Beibehaltung der Zersplitterung der Netzebenen war ein moglicher und dann begangener Ausweg.
Bei ihrem eigenen Telefonnetz hat dagegen die Telekom alle Netzebenen behalten und die aus dem Fernmeldemonopol herruhrende Leitungshoheit bis zum Endkunden auch bei der Deregulierung des Telekommunikationsmarktes hinubergerettet, auch wenn sie diese mittlerweile unter massiven Regulierungsauflagen physikalisch und elektronisch offnen musste.
Vereinfacht gesagt funktioniert das Netz, indem von den
Sendern
/
Fernsehstudios
Programminhalte produziert werden und an die zentralen Empfangsstellen eines Kabelnetzes, die so genannten
Kabelkopfstellen
oder
Playoutcenter
, herangefuhrt werden. Zu Anfang der achtziger Jahre geschah dies uberwiegend auf terrestrischem Wege (d. h. mittels Antennen). Heute ist diese Ubermittlungsform selten geworden: Die meisten Sender haben auf
Satelliten
sogenannte
Transponderplatze
gemietet und senden ihre
Programme
direkt uber einen Uplink auf den Satelliten und so zur Empfangsstelle. Dies ist die Netzebene 1.
Die Netzebene 2 besteht aus den
Kabelkopfstellen
oder
Playoutcentern
, ursprunglich auch aus der uberregionalen Verteilebene, die uber
Fernsehturme
abgedeckt wurde. Hier werden die
Signale
empfangen und aufbereitet, danach in die ortlichen Netze verteilt.
Die
Netzebene 3
(
NE3
) ist im heutigen Sprachgebrauch der Begriff fur regionale
Breitbandkabelnetze
, insbesondere die aus
Verzweigungskabeln
und
Hauptkabeln
bestehenden Netze, die, abgehend von den
Hauptverteilern
uber die
Kabelverzweiger
, innerhalb von Ortschaften die
Signale
bis zu den privaten Grundstucken weiterleiten und verteilen.
Die Netzebene 3 ist in verschiedene Teilebenen untergliedert: Der herkommliche Aufbau sieht von der
Kabelkopfstelle
(im Fachjargon: Ubergeordnete BK-Verstarkerstelle/uBK) ausgehend starke Adern aus Koaxialkabel vor, die bis in die Stadtviertel gefuhrt werden und in so genannten Benutzerseitigen BK-Verstarkerstellen/bBK enden. Ab dort schließt sich eine
Baumstruktur
aus fruher reinen Kupferkabeln in koaxialem Aufbau ? mittlerweile auch Glasfaserkabeln an, zu den Verstarkerpunkten (
VrP
[3]
[4]
) im Ortsnetz, das wiederum unterteilt ist:
A-Linien
und
B-Linien
sorgen fur den Weitertransport innerhalb des Stadtviertels;
C-Linien
versorgen Straßenzuge und verlaufen entlang der Straße (meist am Fahrbahnrand);
D-Linien
sind die abgehenden Verbindungen, die einzelne Hauser versorgen.
Auf diesen langen Strecken ist es notwendig, das transportierte Signal immer wieder zu verstarken, insbesondere, wenn sich eine Verzweigung in die nachste Verteilebene ergibt. Augenfalligstes Erscheinungsbild dieser Notwendigkeit sind die Straßenverteiler auch Verstarkerpunkte genannt, die als graue Kasten auf den Burgersteigen stehen. Der Ausfall ganzer Straßenzuge oder Stadtviertel ist haufig darin begrundet, dass Verkehrsteilnehmer diese Kasten rammen und die Kabelverbindung so unterbrechen. Das Gleiche passiert durch Vandalismus an diesen Verstarkerpunkten. Da zum Betrieb der Kabelnetze an den sogenannten Einspeisepunkten eine Versorgung mit 230 V vom lokalen Energieversorger erforderlich ist, fuhrt auch ein Ausfall dieser Stromversorgung zum Ausfall des Signales. Ebenso kommt es immer wieder vor, dass bei Straßenbauarbeiten durch Bagger Linien gekappt werden und tausende Bildschirme schwarz bleiben.
Der Netzabschluss ist der Ubergabepunkt (UP), wo die Verbindung zum Hausnetz hergestellt wird. Der Ubergabepunkt bildet das letzte Element der Netzebene 3 und ist daher
Eigentum
des jeweiligen Betreibers. Im Allgemeinen ist er ein kleines, unscheinbares Kastchen, das im Keller des Hauses angebracht wird. Das anschließende Hausnetz wird als
Netzebene 4
bezeichnet.
In den neunziger Jahren wurde die Netzebene 3 zunachst projektweise, ab 2000 auch großflachig in ihrer Topologie umgebaut. Statt des hierarchisch organisierten Baumnetzes wurden zwischen den Einspeisestationen (
Playoutcenter
) Ringe aus
Lichtwellenleiter
gelegt. Dabei versorgen regionale Ringe ein großes Gebiet mit einem Einzugsbereich von Millionen Teilnehmern. Diese konnen von einem zentralen
Netzwerkknoten
die empfangenen Signale großflachig in beide Richtungen weiterleiten. Die uber einen solchen Ring angeschlossenen Kabelkopfstellen werden damit zu untergeordneten Netzwerkknoten und benotigen keine eigenen Empfangseinrichtungen mehr. Von diesen Stationen aus zweigen weitere Glasfaserringe ab, die die alten Koaxialstrecken ersetzen und die Knoten der einzelnen Stadtviertel miteinander verbinden. Um den Datentransport in Richtung der Teilnehmer zu optimieren, werden dahinter Stichleitungen aus Glasfaser bis zu den Straßenverteilern gelegt, in denen die Glasfaserstrecke endet und der Ubergang zum bereits vorhandenen Koaxialnetz hergestellt wird. Diese Ubergange werden
Glasfaserknoten
, optische Knoten oder Fiber Nodes genannt. Hinter einem Glasfaserknoten liegen in der Regel zwischen 1.500 und 6.000 zu versorgende Wohneinheiten. Damit sind die grauen Kasten auf den Burgersteigen ein wichtiges Glied der Multimediaversorgung geworden.
Zwei wesentliche Vorteile ergeben sich durch diese Struktur:
- Die Storanfalligkeit wird auf ein Minimum reduziert. Sollte ein Glasfaserring beschadigt werden, kann das Signal einfach den umgekehrten Weg nehmen und wird nicht mehr unterbrochen. Dadurch vermindern sich die Signalausfalle drastisch. Das bezieht sich nur auf die zufuhrenden Verbindungen, nicht im Ortsnetz.
- Dadurch, dass Signale in zwei Richtungen transportiert werden, ist aus dem
unidirektionalen
Verteilnetz ein
bidirektionales
Multimedianetz
geworden, uber das neue Anwendungen laufen konnen: So wird es moglich, alle Dienste anzubieten, die Datentransport in zwei Richtungen erfordern, beispielsweise
Telefondienste
und
Internetdienste
.
- Die Leistungsfahigkeit der Glasfaser erlaubt ein wesentlich großeres Angebot an Programmen und Diensten. Die Anzahl der belegbaren Kanale verdoppelt sich.
Als in den Jahren 2000 bis 2002 in Nordrhein-Westfalen ein Gebiet mit einer Million versorgbarer Teilnehmerhaushalte auf diese Struktur umgerustet wurde, wurden auch Probleme deutlich:
- Die Umstellung fuhrte zunachst zu technischen Problemen wie Bild- und Tonausfall, die erst nach Wochen vollstandig abgestellt werden konnten.
- Die Investition in solche Maßnahmen war derart kapitalintensiv, dass 2002 von der Ausweitung dieser Maßnahmen abgesehen wurde. Der Netzbetreiber war zwischenzeitlich in eine Finanzierungskrise geraten. Wurde jedoch spater durch
Unitymedia
fortgefuhrt.
Lange Zeit herrschte in der Netzebene 3 ein Monopol der Deutschen
Bundespost
, das die
Deutsche Telekom
ubernahm. Wer Kabelfernsehen nutzen wollte, wendete sich an den Monopolbetreiber und nutzte den Anschluss gegen eine monatliche Gebuhr. Alternativen ergaben sich nur uber den klassischen terrestrischen Empfang uber Zimmer- oder
Hausantenne
mit entsprechend limitiertem Angebot oder uber Satellitenempfang, der in vielen Fallen bis heute nicht vom Vermieter gestattet wird. Die Kabelnutzungsgebuhren waren und sind heute noch nach Mengenstaffeln aufgebaut, d. h., dass das Entgelt pro Teilnehmer sinkt, je mehr von ihnen am selben Ubergabepunkt angeschlossen sind.
Gewerbliche Betreiber hatten in Einzelfallen die Moglichkeit, einen sogenannten ?hoherwertigen UP“ zu beantragen, der nicht erst hinter der D-Linie endet, sondern bereits in der Straße. Aufgrund dessen hoherer Leistungsfahigkeit konnten hinter diesem ganze Neubaugebiete angeschlossen werden, so dass die privaten Kabelunternehmen große Teilstucke der Netzebene 3 in Eigenregie gebaut haben und ihrerseits Monopole in Stadtvierteln aufbauten.
In den Gebieten, in denen heute neue Anwendungen angeboten werden, ist der Markt in Bewegung geraten: Internetdienste uber Kabel sind dem telefongebundenen Internet uberlegen und physikalisch durch das Verteilmedium ?Koaxialkabel“ bedingt viel leistungsfahiger als die 2-Draht-Telefonverkabelung. Dem gegenuber steht, dass in Deutschland (im Gegensatz zum Rest der Welt) schnelles Internet begrifflich mit DSL gleichgesetzt wird und nicht auch Internet uber TV-Kabel in Erwagung gezogen wird. Neben der massiven Werbung fur DSL war es auch die Wettbewerbsbehinderung durch die Telekom, die ganz bewusst politisch beim Verkauf der Kabelnetze die aus der Aufbauphase des Netzes herruhrende Zersplitterung der Netzebenen beibehalten wollte, um einen unmittelbaren neu entstehenden Wettbewerber klein zu halten. Auch wenn dies mit ?Verhinderung eines Fernsehmonopols“ begrundet wurde, so war doch eingeweihten Kreisen durch die Erfahrungen aus USA und der Schweiz klar, dass uber TV-Kabel auch die klassischen Telekom-Dienste Internet und Telefonie angeboten werden konnen und hier auf einen Schlag beim Verkauf des BK-Netzes ein unmittelbarer und flachendeckender Wettbewerber zur klassischen Telekom entstanden ware, was naturlich nicht im Interesse der Telekom war.
Um die neuen Dienste nutzen zu konnen, benotigt der Teilnehmer allerdings nicht nur ein
Kabelmodem
, sondern auch die entsprechende technische Leistungsfahigkeit der Hausnetze, die oft im Eigentum anderer Betreiber stehen (siehe hierzu den Artikel
Netzebene 4
). Erst wenn sich Betreiber der Netzebenen 3 und 4 uber die Durchleitung der Internetdienste einigen und die technischen Investitionen getatigt werden, kann der Nutzer Internet erhalten. Dieser Dienst wird vom Betreiber der Netzebene 3 angeboten, so dass ein doppeltes Kundenverhaltnis entsteht. Gestattungen mit und ohne Ausgleichszahlungen zwischen den beteiligten Netzbetreibern sind hierbei moglich.
Als die Telekom 1999 auf Druck der
EU
ihr Kabelgeschaft ausgliederte und spater an
Investoren
verkaufte, grundete sie hierfur zunachst die Tochter
Kabel Deutschland GmbH (KDG)
, die ihr Geschaft in mehrere Regionen aufteilte. Verkauft werden konnten zunachst die Regionen
Baden-Wurttemberg
spater
Kabel BW
,
Nordrhein-Westfalen
(zunachst firmierend als Kabel-NRW, spater
ish
), und
Hessen
zunachst firmierend als
iesy
. Die restlichen Regionen behielten den Namen Kabel Deutschland und wurden erst 2002 an ein privates Konsortium verkauft.
Im Sommer 2005 haben Ish und Iesy fusioniert, daraus entstand
Unitymedia
. Am 1. Juli 2012 kam Kabel BW hinzu.
Zwischenzeitlich geplante Ruckfusionen oder Ubernahmen von großen
Betreibern
der Netzebene 4 wurden zunachst unterbunden, aufgrund von Ubernahmen verschiedener kleinerer Anbieter durch
Tele Columbus AG
sowie Fusion von Vodafone und Unitymedia verbleiben heute jedoch lediglich 2 Betreiber von uberregionalen Kabelnetzen.
Die
Netzebene 4
(NE4, Hausnetz) bezeichnet den Teil des
Breitbandkabelnetzes
der zur Signalubermittlung innerhalb der Grundstucke und Gebaude errichtet wird. Aufgrund dieser Eigenschaft wird die Netzebene 4 auch als ?letzte Meile“ zum Kunden, das heißt dem
Nutzer
des
Kabelanschlusses
, beschrieben.
Die Netzebene 4 beginnt am definierten
Netzabschluss
der Ebene 3, der
Hausubergabepunkt
(HUP) beziehungsweise Ubergabepunkt (UP) genannt wird. Dieser befindet sich in der Regel in Form eines an der Wand angebrachten Kabelverbinder-Gehauses im Keller oder an der Außenfassade des zu versorgenden Gebaudes. Ihren Abschluss findet sie an den
Antennensteckdosen
in den versorgten Wohnungen. Die Betreiber unterscheiden die Netzebene 4 nochmals in verschiedene Teilstucke:
Netzebene 4a:
Die Zufuhrung vom HUP bis zum Hausverstarker im Verteilerkasten. Von dort aus zweigen die Versorgungsleitungen ab. Das
Signal
wird i. d. R. verstarkt.
Netzebene 4b:
Der Abschnitt vom Verteilerkasten bis in die Wohnungen. Hier wird das Signal innerhalb des Grundstucks verteilt.
Da das Kabelnetz ursprunglich nur fur den
Rundfunkempfang
vorgesehen war (unidirektionales Netz), war die Verkabelung entsprechend einfach aufgebaut. Die ersten Kabelnetze wurden einfach durch die Wohnungen gezogen und erhielten jeweils einen Antennenausgang, womit das Signal praktisch ?durchgeschleift“ wurde. Im Wesen ahnlich ist die sogenannte Baumstruktur, die durch einen Aufweg installiert wurde und vor den Wohnungen lediglich Abzweige erhielt. Hauptproblem dieser Architekturen ist die Storanfalligkeit: Bei einer Signalstorung sind alle nachfolgenden Wohnungen in ihrem Empfang gestort und die Storungsursache lasst sich nur schwer lokalisieren. Oft wurden in den 1980er Jahren die bestehende terrestrische Antennenanlagen umfunktioniert und auf Kabel umgeschwenkt. So blieben die alten Koaxialkabel, Verteiler und Antennendosen erhalten. Lediglich die Zuleitung vom Hausubergabepunkt sowie der Verstarker wurde erneuert.
Mit der Zeit hat sich zunehmend das
Sternnetz
durchgesetzt. Dieses ist dadurch gekennzeichnet, dass bereits im Verteilerkasten pro Wohneinheit ein individuelles Kabel installiert ist und ohne
Interferenzen
mit anderen Versorgungsleitungen in die Wohnung gefuhrt wird. Hierdurch werden Storungen weitestgehend vermieden. Zudem ist mit einer individuellen Verkabelung ein wirksames Mittel gegen Schwarznutzer geschaffen: Wer seine Kabelentgelte nicht zahlt, kann nun vom Dienst ausgeschlossen werden, was bei einer Baumstruktur nur um den Preis moglich ist, dass alle hinter ihm liegenden Einheiten ebenfalls kein Signal mehr erhalten.
Da die Netzebene 4 am hinteren Ende der Netzhierarchie rangiert, war ihre technische Leistungsfahigkeit immer durch die vorgelagerten Netze bestimmt. Mit der Erweiterung der Bandbreite, die in der Anfangszeit nur auf drei Fernsehkanale und die Radiofrequenzen beschrankt war, mussten die Hausnetze zuerst auf 300, dann auf 450 MHz nachgerustet werden, um auch die neu geschaffenen Sendeplatze ubertragen zu konnen. In modernen Netzen ist heute eine Ubertragungskapazitat von bis zu 862 MHz gesichert.
Bereits Ende der 1980er Jahre fand mit
D2-MAC
und
DSR
die
Digitalisierung
einzug in die Kabelnetze. Dies hatte sich jedoch nicht durchgesetzt. Seit 1996 werden in Deutschland in den Kabelnetzen digitale Programme in
DVB-C
ubertragen. Ursprunglich strahlten nur wenige Sender, beispielsweise
Premiere
(heute
Sky Deutschland
), ein digitales Programm aus. Seit August 2017 wurde mit der Abschaltung der analogen TV-Programme begonnen. Anfang 2024 findet auch der analoge
UKW-Rundfunk
im Kabelfernsehnetz endgultig sein Ende.
Seit 2001 sind großere Gebiete zudem mit Ruckkanalen ausgestattet, die erstmals eine bidirektionale Nutzung mit neuen Anwendungen erlauben (High-Speed-Internet). Diese sind nur nutzbar, wenn die Netzebene 4 an die erweiterten Moglichkeiten der Netzebene 3 angepasst wird: Der
Ruckkanal
muss auch im Hausverteiler eingerichtet werden. Der Ruckkanal belegt Frequenzen im Bereich der ehemaligen Fernsehkanale 2 bis 4 (47 bis 68 MHz), die seit etwa 2005 nicht mehr fur Fernsehen genutzt werden.
Nach
BGB
ist das Kabelnetz eines Hauses grundsatzlich ein mit dem Gebaude fest verbundener Teil und steht daher im Eigentum des Hauseigentumers. Will dieser Kabelanschluss nutzen, kann er sich mit dem Hausnetz an den Ubergabepunkt anschließen und zahlt an den Betreiber der Netzebene 3 (fruher
Deutsche Bundespost
, dann
Deutsche Telekom
, heute private Betreiber) in der Regel eine einmalige Anschlussgebuhr und monatliche Nutzungsentgelte. In den meisten Fallen betrifft dies Besitzer von Einfamilienhausern, deren Hausinstallation oft nur aus einem Verbindungskabel zur Anschlussdose besteht. In Mehrfamilienhausern steht die Kabelnutzung grundsatzlich jedem Bewohner zu; falls kein Hausnetz liegt, kann er sich individuell an den Hausubergabepunkt anschließen lassen.
Eigentumer von Mehrfamilienhausern greifen dem oft vor, indem sie fur ihr Haus eine Netzebene 4 vorinstallieren. Dadurch werden sie selbst zum direkten Abnehmer des Signals und zahlen je nach Anzahl der versorgten Wohneinheiten eine gestaffelte Nutzungsgebuhr, die sie uber die Nebenkosten an ihre Mieter weitergeben konnen.
In vielen Fallen befinden sich die Hausnetze jedoch im Besitz hierauf spezialisierter Dienstleister (sog. NE4-Betreiber). Diese schließen mit dem Hauseigentumer eine Versorgungsvereinbarung ab, die ihnen das Eigentum am Hausnetz ubertragt und im Gegenzug zur Instandhaltung und der Abrechnung mit den Nutzern verpflichtet. Somit wird den Eigentumern die Verantwortung fur die Rundfunkversorgung abgenommen.
Einen gegenteiligen Weg haben oft große
Wohnungsgesellschaften
eingeschlagen, die sich bewusst in diesem Feld betatigen wollen und daher die Netzebene 4 selbst oder uber eigens gegrundete Tochtergesellschaften betreiben.
Da die professionellen Betreiber von Hausnetzen ebenso wie Einzelkunden oder Hausbesitzer mit dem Betreiber der Netzebene 3 nach Preisstaffeln abrechnen, ist es ihnen oft moglich, gunstige Konditionen in Form von Mengenrabatten zu erwirken, die den Preis pro Anschluss unter das Maß absenken, das eine kleine Gemeinschaft erwirken konnte. Die Netzbetreiber bemuhen sich außerdem, die Anzahl der versorgten Wohneinheiten hinter einem HUP moglichst groß zu halten (Optimierung), so dass die Mengenstaffeln besser greifen. Daher werden einzelne Hausnetze haufig innerhalb der Grundstucksgrenzen zusammengelegt (Clusterung) und an einen einzigen HUP angeschlossen. Die so entstehenden Großanlagen sind mit hohen Investitionen verbunden, da die Signale oft mehrmals innerhalb der Hausanlage verstarkt werden mussen. Daher haben die Versorgungsvereinbarungen im Allgemeinen Laufzeiten von 10 Jahren und mehr. Da aber die Kosten fur die Signalubernahme trotz der Mengenstaffeln erheblich sind und in den letzten Jahren auch deutlich erhoht wurden, weil die NE3-Betreiber gern die Direktkundenbeziehung haben mochten, installieren diese NE4-Betreiber immer haufiger eigene Kabelkopfstationen und werden so selbst zum NE3-Betreiber, indem sie eigene NE4-Netze auch uber Grundstucksgrenzen hinweg verbinden.
Nachdem der Markt der NE4-Betreiber lange sehr zersplittert und von Elektrofachunternehmen dominiert war, hat sich in der Folge eine
Konsolidierung
ergeben, in der einige Unternehmen eine dominante Position erlangt haben. Zu nennen sind insbesondere
Tele Columbus
,
ewt
(mit
Bosch
fusioniert) und
Primacom
(an der inzwischen maßgeblich Orion Cable beteiligt ist), daneben in großeren Stadten noch einige
Betreiber
, die regional auch eigene Netze errichtet haben. Auch die Telekom hatte versucht, uber eine eigene Tochter diesen lukrativen Markt fur sich zu sichern und daher die
DeTeKabelService
gegrundet. Diese ist mittlerweile durch Fusion mit den Netzebene-3-Betreibern zum großten Teil in diesen aufgegangen.
Die Trennung zwischen den Netzebenen 3 und 4 hat so zu einer Marktkonstellation gefuhrt, die Kunden- und Konkurrenzverhaltnisse vermengt hat: Die Betreiber beider Ebenen ringen einerseits um die Geschaftsbeziehung zum Nutzer, andererseits beliefern sie einander mit Signalen. Einerseits kampfen sie gemeinsam gegen konkurrierende Versorgungsarten (Satellitenempfang und Terrestrik), andererseits versuchen sie hartnackig, sich gegenseitig Marktanteile streitig zu machen und die jeweils andere Netzebene zu ubernehmen. Derzeit wird geschatzt, dass zwei Drittel des Kabelmarktes uber NE4-Versorger gehalten werden und ein Drittel das Signal direkt von der Netzebene 3 bezieht.
Die Trennung der Netzebenen wirkt sich insbesondere bei neuen Diensten wie Internet und Telefonie uber Kabel nachteilig aus: Die fur ein preislich attraktives Internet- oder gar Telefonieangebot notwendigen Economies of Scale sind von kleineren NE4-Betreibern oft nicht erzielbar. Dort, wo die NE4-Betreiber auch die Netzebene 3 betreiben, gibt es eigene Angebote, beispielsweise von
Tele Columbus
,
ewt
oder
Cablesurf
(letzteres gerade auch bei kleineren Netzbetreibern z. T. als
Franchise
). Genau genommen ist der NE4-Betreiber dann keiner mehr, d. h. die Trennung der Netzebenen ist dort dann aufgehoben.
Mit der
Deregulierung
des Kabelmarktes haben zwei Stoßrichtungen eingesetzt, die beide auf die Vereinigungen der Netzebenen 3 und 4 zielen: Die Netzbetreiber der Ebene 3 sind bemuht, die letzte Meile fur sich zu erobern, um so den Kundenzugang zu erlangen (Beispiel: Ubernahme von
Tele Columbus
Sud-West durch
Kabel BW
sowie die Ubernahme von Kabel BW durch Unitymedia). Mitunter werden auch Kooperationen zwischen den Betreibern vereinbart, die die
Durchleitung
beispielsweise von Internetdiensten regeln. Auf der anderen Seite installieren die NE4-Betreiber zunehmend eigene Empfangsstationen (z. T. mit eigenen Internetdiensten und Telefonieprodukten) und bauen so ihr Netz bis in die Netzebene 3 aus. Hierdurch kommt es zur Abmeldung insbesondere der großen, wirtschaftlich zu betreibenden Hausnetze. Immer wieder ist daher versucht worden, Betreiber der beiden Netzebenen uber Fusionen zu vereinigen ? dies scheiterte allerdings meist am Widerstand des
Bundeskartellamts
. Experten vermuten, dass die komplizierte Interessenlage der Marktteilnehmer zu einer Blockade der notwendigen Innovationen fuhren kann und rufen daher immer wieder zur Einigung uber Standard und Geschaftsmodelle auf. Die Frage dabei ist, ob sich der Streit um den Endkundenzugang zum Nachteil des Endkunden auswirkt. Dies ist im Fall der großen NE4-Betreiber zu verneinen, da diese selbst die lukrativen und fur den Endkunden attraktiven Zusatzdienste anbieten. Hier wird bei Abschluss eines Vertrages fur
Kabelinternet
und/oder
Voice over Cable
die NE4 durch einen Servicepartner kostenlos uberarbeitet. Die kleineren NE4-Betreiber (Wohnungsgesellschaften, Hausverwaltungen etc.) hingegen scheuen jedoch oft die notwendigen Investitionen und haben zumeist gar nicht das notwendige Know-how, ein ruckkanalfahiges Netz aufzubauen und dies mit Zusatzdiensten wie Internet auszustatten und zu betreiben. Eine Option ist hier, den Ausbau und Betrieb von darauf spezialisierten Dienstleistern durchfuhren zu lassen ? ein Modell, das immer mehr kleine NE4-Betreiber favorisieren. Einige wenige NE4-Betreiber haben so schon lange vor dem Netzausbau bei Kabel Deutschland und Unitymedia den Netzausbau realisiert. Entstanden sind dort aus ehemaligen NE4-Anlagen regional beschrankt (vom Straßenzug bis zum Stadtteil) kleine, unabhangige Kabelnetze.
Seit 1. August 2019 hat
Vodafone
mit der Ubernahme von
Unitymedia
und einem Aktienanteil von 76,57 % (dieser Anteil wurde zwischenzeitlich erhoht) an
Kabel Deutschland
eine
Monopolstellung
im deutschen Kabelfernsehnetz inne.
[5]
[6]
Die Netzebene 5 beschreibt den Bereich von der Anschlussdose bis zum Kundengerat, z. B. TV, Radio, Receiver oder
Kabelmodem
. In der Praxis schafft die Eigenverkabelung hinter der Anschlussdose die meisten technischen Probleme fur die NE4-Betreiber, da mangelnde
Abschirmung
und laienhafte Durchfuhrung fur Strahlungsemissionen sorgen, die als
Ingress
in die Kabel zuruckgesendet werden und den Empfang anderer Teilnehmer storen. Im schlimmsten Fall kann sogar der
Funkverkehr
gestort werden.
Genau wie im
Kabelfernsehnetz
gibt es auch im
Telefonnetz
Netzebenen. Entgegen dem Kabelfernsehnetz bestehen die
Verzweigungskabel
, die die Netzebene 3 bilden, im Telefonnetz jedoch nicht aus Koaxialkabeln, sondern uberwiegend aus Kupfer
doppeladern
, vermehrt auch
Glasfaserkabeln
.
- ↑
Geschichte des Kabelfernsehens der Kabel Deutschland.
Archiviert vom
Original
(nicht mehr online verfugbar) am
29. August 2011
;
abgerufen am 3. Marz 2011
.
Info:
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und entferne dann diesen Hinweis.
@1
@2
Vorlage:Webachiv/IABot/www.kabeldeutschland.com
- ↑
Die LMK uber Netzebenen.
Abgerufen am 2. Marz 2011
.
- ↑
Richard Sietmann:
Kabel-Zukunft ? Internet per TV-Kabel im Aufwind ? ganz ohne Glasfaserausbau.
c’t
, 8. Juli 2010,
abgerufen am 6. November 2019
.
- ↑
Matthias Kempf:
Strukturwandel und die Dynamik von Abhangigkeiten.
Deutscher Universitats-Verlag
, 2017,
abgerufen am 6. November 2019
.
- ↑
Unitymedia-Kauf.
vodafone.de,
abgerufen am 9. Mai 2018
.
- ↑
Liberty Global to Sell Operations in Germany, Hungary, Romania and the Czech Republic to Vodafone.
Liberty Global, 9. Mai 2018, archiviert vom
Original
(nicht mehr online verfugbar) am
9. Mai 2018
;
abgerufen am 9. Mai 2018
(englisch).
Info:
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@1
@2
Vorlage:Webachiv/IABot/newsroom.unitymedia.de