Nellie Lutcher

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Nellie Lutcher

Nellie Lutcher (* 15. Oktober 1912 (oftmals falschlicherweise mit 1915 angegeben) in Lake Charles , Louisiana ; † 8. Juni 2007 in Los Angeles , Kalifornien ) war eine US-amerikanische Sangerin und Pianistin im Bereich von Swing und Rhythm and Blues .

Leben und Wirken [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Nellie Lutcher stammte aus einer kinderreichen Familie, ihr Vater, Isaac Lutcher, war Bassist und arbeitete mit Bunk Johnson , und ihre Mutter Susie war Kirchenorganistin . Ihr Bruder war der Saxophonist Joe Lutcher und ihr Neffe der Latin-Jazz -Perkussionist Daryl ?Munyungo“ Jackson . Als Kind erhielt sie, nachdem die Mutter ihr Talent erkannte, Unterricht auf Gitarre , Geige , Mandoline und Klavier . Bereits im Alter von zwolf Jahren begleitete sie Ma Rainey bei einem Auftritt, als deren regularer Pianist erkrankte. Mit 14 Jahren schloss sie sich nach Genehmigung durch ihren Vater Clarence Harts Imperial Jazz Band an, in der sie funf oder sechs Jahre spielte. Angeblich fuhrte sie auch eine kurze Ehe mit dem Trompeter der Band. [1] 1933 wurde sie Mitglied der von Paul Barnes geleiteten Southern Rhythm Boys , mit denen sie durch das Land tourte und fur die sie einige Arrangements schrieb.

1935 zog sie nach Los Angeles , wo sie Leonel Lewis heiratete, mit dem sie einen Sohn hatte. [2] Dort spielte sie Swing-Piano und trat regelmaßig im Club Alabam auf der Central Avenue auf. Auch begleitete sie als Studiomusikerin u. a. Lena Horne und Ivie Anderson [3] und begann selbst zu singen. Im Raum Los Angeles trat sie mit kleinen Combos auf und entwickelte, beeinflusst von Earl Hines , Duke Ellington und ihrem Freund Nat King Cole, langsam ihren eigenen Gesangsstil. Sie hielt sich selbst nicht fur eine Sangerin; die Nachfrage nach ihr stieg aber, als sie zu singen begann. [4] Auch fing sie an, eigene Songs wie He's a Real Gone Guy oder Hurry On Down zu schreiben. [5]

Einer breiteren Offentlichkeit war sie kaum bekannt, als sie 1947 bei einer Wohltatigkeitsveranstaltung fur March of Dimes in Hollywood auftrat. Diese Show wurde im Radio gesendet, wodurch Capitol Records auf sie aufmerksam wurde und ihr einen Plattenvertrag anbot. Ihr falschlich angegebenes Geburtsjahr wird oftmals damit erklart, dass die Manager von Capitol der Meinung waren, Nellie Lutcher sei mit 35 Jahren zu alt fur den Beginn einer Musikkarriere und daraufhin 1915 als ihr Geburtsjahr lancierten, womit sie 3 Jahre junger gemacht worden ware. Dieser Darstellung widersprach Nellie Lutcher in einem Interview und erklarte die Abweichung mit einem ?Irrtum oder Druckfehler“. Nellie Lutcher spielte fur Capitol einige Titel ein, darunter ? The One I Love Belongs to Somebody Else “ und ihren ersten Hit ?Hurry on Down“, der bis auf Platz 2 der Rhythm 6 Blues-Charts stieg. Auch der nachfolgende Song ?He's a Real Gone Guy“ erreichte den zweiten Platz und war zudem in den Pop-Charts auf Platz 15 erfolgreich.

1948 hatte sie eine Reihe weiterer Hits in den R&B-Charts, am hochsten konnte sich ?Fine Brown Frame“ bis auf Position 2 platzieren. Landesweit bekannt wurde sie durch mehrere Tourneen, und so landeten ihre Songs regelmaßig in den US-Pop-, Jazz- und R&B-Hitparaden. [6] 1950 brachte Capitol eine Platte von Nat King Cole und Nellie Lutcher heraus, auf welcher sie die Duette ?For You My Love“ und ?Can I Come in for a Second“ sangen. Durch diese Zusammenarbeit mit Nat King Cole wurde Nellie Lutcher auch in Europa bekannt, es folgten Anfang der 1950er Jahre zwei Europatourneen, wo sie besonders in London großen Erfolg hatte. 1951 nahm sie mit Orchester-Begleitung ? The Birth of the Blues “ und ?I Want to Be Near You“ auf; die Schallplatte war jedoch wenig erfolgreich, sodass Capitol ihren Vertrag im Jahr 1952 nicht mehr verlangerte.

1953 wurde ihre Lebensgeschichte in einem TV-Special vorgestellt, was kurzfristig eine erhohte Nachfrage nach ihren fruhen Capitol-Hits generierte. Sie spielte einige weitere Schallplatten fur Labels wie Okeh , Decca und Liberty ein, konnte aber bei weitem nicht mehr an ihre fruheren Erfolge anknupfen. Das nachlassende Publikumsinteresse und die Erziehung ihres Sohnes veranlasste sie dann schließlich, bei der Musikergewerkschaft in Los Angeles eine Stellung anzunehmen. [7] Ab und zu ging Nellie Lutcher doch noch ins Tonstudio und nahm Platten auf, so z. B. 1957 ein Remake ihres Erkennungslieds ?Hurry On Down“ fur das Label Imperial , mit ?I Never Got Tired“ auf der Ruckseite. 1973 und dann wieder 1980 trat sie in New York City auf. [8] Mitte der 1980er Jahre stellte Marian McPartland sie in ihrer Radio-Sendung Piano Jazz vor. [9] Sie hatte bis in die spaten 1990er Jahre zudem unregelmaßig Auftritte in Clubs oder Fernsehsendungen; 1994 spielte sie sich selbst in der deutschen Komodie ? Sunny Side Up “ der Regisseurin Bettina Speer .

Im Jahr 1992 wurde sie mit dem Pioneer Award der Rhythm and Blues Foundation ausgezeichnet.

Gesangsstil [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Ihr Gesangsstil, den sie mit ihrem vom Swing beeinflussten Klavierspiel begleitete, war durch exaltierten Scat und ubertriebene Betonung einzelner Worte gepragt. Typisch fur sie und den fruhen Rhythm & Blues dieser Jahre war zudem die Beschaftigung mit erotischen Themen, die aufgrund der amerikanischen Zensurbestimmungen mit teilweise stark verklausulierten Texten besungen wurden.

Musikalische Wirkung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Obwohl Nellie Lutcher nicht viele Platten veroffentlicht hat und nur wenige dieser Aufnahmen uberhaupt eine großere Bekanntheit erreichten, hat sie mit ihrem ungewohnlichen, expressiven Stil viele Kunstler nachhaltig beeinflusst, dabei ist besonders Nina Simone zu nennen. Als sich Nellie Lutcher Ende der 1950er Jahre aus dem Musikgeschaft zuruckzog, begann gleichzeitig die Karriere von Nina Simone, die viele Elemente von Nellie Lutchers Gesangs- und Pianostil ubernommen hatte.

Diskographische Hinweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Ditto from Me to You (Capitol, 1947)
  • Real Gone (Pausa, 1954)
  • Our New Nellie (Hallmark, 1955)

Wiederauflagen & Kompilationen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • The Best Of Nellie Lutcher (CD, Capitol, 1995)
  • Nellie Lutcher and Her Rhythm (4-CD-Box, Bear Family Records , 1996)
  • Real Gone / Our New Nellie (CD, Collectables, 2000)
  • Real Gone Gal (CD, Blue Boar Records, 2000)
  • Hurry On Down (CD, Empress, 2001)
  • Hurry On Down (CD, Memoir, 2001)
  • Real Gone Gal (CD, Capitol, 2002)

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Whitney Balliett American Singers: Twenty-Seven Portraits in Song Univ. Press of Mississippi 1988; ISBN 1578068355 (S. 35?41)
  • Linda Dahl Stormy Weather. The Music and Lives of a Century of Jazzwomen . Quartet Books. London 1984. ISBN 0-7043-2477-6
  • Will Friedwald : Swinging Voices of America ? Ein Kompendium großer Stimmen . Hannibal, St. Andra-Wordern, 1992. ISBN 3-85445-075-3
  • John Jorgensen, Erik Wiedemann : Jazzlexikon , Munchen, Mosaik, 1967
  • Bill Millar: Nellie Lutcher And Her Rhythm . CD-Booklet, Bear Family Records, 1996

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Nellie Lutcher bei IMDb
  • Biographie bei Soul Walking
  • Stewart, Jocelyn Y.: Nellie Lutcher, 94; jazz piano player, songwriter and R&B recording artist. In: Los Angeles Times . 12. Juni 2007, ehemals im Original (nicht mehr online verfugbar) ; abgerufen am 30. Januar 2013 (englisch). @1 @2 Vorlage:Toter Link/articles.latimes.com ( Seite nicht mehr abrufbar . Suche in Webarchiven )     Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prufe den Link gemaß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  • Biographie von Scott Yanow bei Allmusic

Einzelanmerkungen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Dies war so der Lokalhistorikerin und Dramatikerin Carolyn Woosley zufolge ( Memento des Originals vom 11. Oktober 2008 im Internet Archive )   Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. @1 @2 Vorlage:Webachiv/IABot/www.swlahistory.org . Andere Quellen erwahnen diese fruhe Ehe nicht (Bunk Johnson war damals der Trompeter der Band).
  2. Linda Dahl ( Stormy Weather , S. 71) zufolge heiratete sie erst 1947. In ihrem Heim trafen sich Nat King Cole , Art Tatum und die Pianistin Lottie Moser.
  3. Hinweis auf Horne und Anderson bei Jorgensen/Wiedemann, S. 233.
  4. zit. n. Linda Dahl, Stormy Weather , S. 68
  5. Dahl Stormy Weather , S. 71
  6. Vgl. hierzu die Biographie bei Earthlink.net ( Memento des Originals vom 11. Februar 2009 im Internet Archive )   Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. @1 @2 Vorlage:Webachiv/IABot/home.earthlink.net , die jedoch sonst einige Fehler aufweist.
  7. Nach Linda Dahl ( Stormy Weather , S. 71) war sie jedoch erfolgreiche Maklerin. Das passt auch zu der Beschreibung bei Whitney Balliett.
  8. Whitney Balliett American Singers: Twenty-Seven Portraits in Song S. 35
  9. Dryden, Ken: Marian McPartland's Piano Jazz with Nellie Lutcher. In: All About Jazz . Archiviert vom Original (nicht mehr online verfugbar) am 20. Oktober 2012 ; abgerufen am 27. November 2011 (englisch).   Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. @1 @2 Vorlage:Webachiv/IABot/www.allaboutjazz.com