Nassau (Schiff, 1909)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopadie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Nassau
Schiffsdaten
Flagge Deutsches Reich   Deutsches Reich
Schiffstyp Großlinienschiff
Klasse Nassau -Klasse
Bauwerft Kaiserliche Werft , Wilhelmshaven
Baunummer 30
Baukosten 37.399.000 Mark
Stapellauf 7. Marz 1908
Indienststellung 1. Oktober 1909
Verbleib 1920 in Dordrecht abgewrackt
Schiffsmaße und Besatzung
Lange 146,1 m ( Lua )
145,6 m ( KWL )
137,7 m ( Lpp )
Breite 26,9 m
Tiefgang (max.) 8,76 m
Verdrangung Konstruktion: 18.873 t
Maximal: 20.535 t
 
Besatzung 972 bis 1.033 Mann
Maschinenanlage
Maschine 12 × Marinekessel
3 × 3-Zyl.- Verbundmaschine
Maschinen­leistung 26.244 PS (19.302 kW)
Hochst­geschwindigkeit 20,0  kn (37  km/h )
Propeller 3 × vierflugelig ? 5,0 m
Bewaffnung
  • 12 × Sk 28 cm L/45 (900 Schuss)
  • 12 × Sk 15 cm L/45 (1.800 Schuss)
  • 16 × Sk 8,8 cm L/45 (davon ab 1915 2 Flak , 2.400 Schuss)
  • 6 × Torpedorohr ? 45 cm (4 Seiten, 1 Bug, 1 Heck unter Wasser, 16 Schuss)
Panzerung
  • Wasserlinie: 80?300 mm
  • Deck: 55?80 mm
  • Torpedoschott: 30 mm
  • Turme: 90?280 mm
  • Kasematten : 160 mm
  • vorderer Leitstand: 80?400 mm
  • achterer Leitstand: 50?200 mm

Die Nassau war das erste Großlinienschiff ( Schlachtschiff ) der Kaiserlichen Marine des Deutschen Reiches. Benannt war sie nach der damaligen preußischen Provinz Hessen-Nassau .

Geschichte [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Nassau wurde als Ersatz fur die vor der Ausmusterung stehende, uber 25 Jahre alte Panzerkorvette Bayern der Sachsen -Klasse in den Marinehaushalt eingeplant, ebenso wie ihre Schwesterschiffe Westfalen , Rheinland und Posen , die ebenfalls veraltete Panzerkorvetten ersetzten und alle nach preußischen Provinzen benannt waren.

Konstruktion und Bau [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Nassau 1910

Die Nassau -Klasse wird haufig als typischer ?Antwortbau“ auf die britische Dreadnought und auf die amerikanische South-Carolina -Klasse verstanden. Dies entspricht jedoch nicht den Tatsachen, denn die Planungen reichen bis ins Jahr 1904 zuruck. Die Kaiserliche Marine hatte, ebenso wie die britische und die amerikanische, schon langer erkannt, dass die Probleme der Koordination von Geschutzen verschiedener Kaliber durch den Ubergang zu einem Schlachtschiff mit einheitlichem Geschutzkaliber gelost werden konnen. Zudem verdeutlichte die Seeschlacht bei Tsushima im Mai 1905, dass bei zukunftigen Konflikten mit einer erheblich großeren Schussweite der Kanonen gerechnet werden musste. Damalige Annahmen gingen von einer durchschnittlichen Gefechtsentfernung von ca. 2000 bis 3000 Metern aus, wahrend bei Tsushima der Kampf auf 7000 bis 8000 Meter stattfand.

Die sechs Geschutzturme der Nassau waren in Hexagonalaufstellung eingebaut. Dies hatte den Nachteil, dass bei insgesamt zwolf Geschutzrohren des Kalibers 28 cm nur acht gleichzeitig nach den Seiten hin feuern konnten; nach vorn und nach achtern waren es sogar nur sechs. Andererseits gab es eine sogenannte Feuerleereserve: Waren im Gefecht die Turme der einen Schiffseite zerstort worden, hatten nach einem Wendemanover oder im Melee noch die der anderen Seite eingesetzt werden konnen.

Ein Grund fur diese ungunstige Aufstellung war der Umstand, dass die Nassau und ihre drei Schwesterschiffe mit konventionellen Kolbendampfmaschinen ausgerustet werden mussten. Die Bauhohe der Maschinen ließ es nicht zu, die mittleren Geschutzturme auf der Mittellinie des Schiffskorpers einzubauen, von wo aus sie nach beiden Seiten hatten feuern konnen. Eine sogenannte ?uberhohte Endaufstellung“, d. h. vor und hinter den Maschinen wie bei der South-Carolina -Klasse, bei der ein Turm uber den anderen hinwegfeuern konnte, wurde verworfen, weil man befurchtete, dass beim Feuern uber die Schiffsenden der entstehende Gasdruck zu Schaden am unteren, uberfeuerten Turm fuhren konnte. Erst bei der Planung der spateren Kaiser -Klasse waren diese Bedenken zerstreut.

Ein weiterer Grund war, dass Admiral von Tirpitz großen Wert auf eine starke Rundumfeuerkraft legte, da er Nahkampfe zwischen Schlachtschiffen nach wie vor fur moglich hielt. Um die Breite des Rumpfes in Grenzen zu halten, waren anfangs seitliche Einzelturme eingeplant, die beim endgultigen Entwurf aber durch Doppelturme ersetzt wurden, da das Verhaltnis zwischen der Feuerkraft und dem Gewicht von Turmen und Panzerung sonst zu ungunstig gewesen ware. Der dadurch bedingte große Abstand zwischen der Außenwand des Rumpfes und dem Torpedoschott verbesserte die Standfestigkeit gegen Unterwassertreffer durch Minen und Torpedos .

Wegen der großen Rumpfbreite nahm man anfangs an, auf Schlingerkiele verzichten zu konnen. Wahrend der Erprobungen stellte sich jedoch heraus, dass es auf bestimmten Kursen zu einer Synchronitat mit der Dunung der Nordsee kam, was heftige Rollbewegungen des Schiffes verursachte. Durch den nachtraglichen Anbau der Schlingerkiele wurden die Schiffsbewegungen wesentlich ruhiger, was auch einen positiven Einfluss auf die Zielgenauigkeit der Geschutze hatte.

Einsatz [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Erster Weltkrieg [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Nassau hat bei vielen Unternehmen der Kaiserlichen Marine in der Nordsee mitgewirkt. Hohepunkt war ihre Beteiligung an der Skagerrakschlacht , in der sie durch zwei Granattreffer der Mittleren Artillerie und eine Kollision mit dem britischen Zerstorer Spitfire beschadigt wurde. Elf Tote und 16 Verwundete waren auf dem Schiff zu beklagen.

Nach anschließendem Werftaufenthalt zur Reparatur der Schaden war die Nassau am 10. Juli 1916 wieder einsatzbereit.

1917 kam es zu einer Matrosenmeuterei gegen die Weiterfuhrung des Krieges unter maßgeblicher Beteiligung von Joseph Gotz .

Liste der Einsatze [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Verbleib [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Gemaß den Bedingungen des Versailler Vertrages musste die Nassau am 5. November 1919 aus der Flottenliste gestrichen und am 7. April 1920 als Reparationsschiff ?B“ an Japan ausgeliefert werden. Da die Japaner keine Verwendung fur das ihnen zugesprochene Schiff hatten, verkauften sie es im Juni 1920 an eine britische Schrottfirma, die es in Dordrecht abwracken ließ.

Kommandanten [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Dienstgrad Name Kommandozeit
Kapitan zur See Schutz Oktober 1909 ? September 1910
Kapitan zur See Gisberth Jasper 16. September 1910 ? 30. September 1912
Kapitan zur See Ludolf von Uslar 1. Oktober 1912 ? 25. August 1915
Kapitan zur See Max Kothner August ? November 1915
Kapitan zur See Robert Kuhne November 1915 ? Februar 1916
Kapitan zur See Hans Klappenbach Marz 1916 ? Januar 1917
Kapitan zur See Viktor Reclam Januar 1917 ? November 1918
Kapitan zur See Hermann Bauer 6. November ? 20. Dezember 1918

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Erich Groner , Dieter Jung, Martin Maass: Die deutschen Kriegsschiffe 1815?1945. Band 1, Bernard & Graefe, Munchen 1982, ISBN 3-7637-4800-8 .
  • Siegfried Breyer: Schlachtschiffe und Schlachtkreuzer 1905?1970. J. F. Lehmanns Verlag, Munchen 1970, ISBN 3-88199-474-2 .
  • Roger Chesneau, Eugene M. Kolesnik: Kriegsschiffe der Welt 1860 bis 1905. Band 1: Großbritannien und Deutschland. Bernard & Graefe, Koblenz 1983, ISBN 3-7637-5402-4 .
  • Axel Grießmer: Linienschiffe der Kaiserlichen Marine 1906?1918. Bernard & Graefe, Bonn 1999, ISBN 3-7637-5985-9 .
  • Vorschrift der Kaiserlichen Marine ? D.E. Nr. 371,116 ? Schiffskunde S.M.S. Nassau ? 1913.
  • Robert Gardiner (Hrsg.): Conway’s All the World’s Fighting Ships 1906?1921 . Conway Maritime Press, London 1985, ISBN 0-85177-245-5 , S.   145 (englisch).