Das
Nasenschild
, auch Ausleger, ist eine traditionelle Form der
Werbung
. Es handelt sich dabei um ein Werbeschild, das an der Hauswand einer
Gaststatte
oder eines
Geschafts
verankert wird und rechtwinklig, wie die Nase aus dem Gesicht, vom Haus in den Straßenraum ragt.
[1]
Es gilt als besonders geeignet, Passanten auf ein Geschaft aufmerksam zu machen und ist so gestaltet, dass sein Kennzeichen von beiden Seiten gut zu sehen ist.
[2]
Heute werden auch Informationsschilder wie
Behordenschilder
oder
Sicherheitskennzeichen
, die rechtwinklig an eine Wand montiert werden, als Nasenschilder bezeichnet.
Seit dem Mittelalter wiesen die Gasthauser die Passanten mit einem uber der Tur aufgehangten Blatterkranz auf ihre Funktion hin.
Im deutschsprachigen Raum wurden Nasenschilder oft von Schmieden mit erheblichem
kunsthandwerklichem
Aufwand aus Eisen hergestellt. Auf das beworbene Handwerk oder das Angebot eines Kaufmannes wird nicht mit Text, sondern mit Bildzeichen ? zum Beispiel
Zunftzeichen
? aufmerksam gemacht. In vielen Stadten war die Anbringung eines solchen Zeichens von einer Genehmigung der
Zunft
oder des Rats abhangig.
Gastwirtschaften mit traditionellen Namen wie ?Zum Hirsch“, ?Zum Baren“ oder ?Zur Post“ machten und machen ebenfalls mit einer bildlichen Reprasentation ihres Namens auf sich aufmerksam.
Auch noch in der Zeit, in der
Emailleschilder
modern wurden, wurden weiterhin Nasenschilder als Werbetrager eingesetzt. Seit der zweiten Halfte des 19. Jahrhunderts erlebten die traditionellen Nasenschilder jedoch vielerorts eine zunehmende Verdrangung durch gemalte Ladenschilder und schließlich, seit dem 20. Jahrhundert, durch Leuchtreklamen. Gleichzeitig setzte jedoch das historische Interesse an ihnen ein und sie wurden von interessierten Sammlern und Museen erworben. Auch die
Denkmalpflege
kummert sich um den Erhalt bzw. die Wiederherstellung historischer Nasenschilder.
Nasenschilder uben je nach Schwerpunktlage und Eigenmasse ein hohes Drehmoment auf die Befestigung aus. Wenn sich dieses Moment auf eine hohe Befestigungsbasis abstutzen kann, sind die Zugkrafte auf die oberen Befestigungsschrauben geringer. Auch die Windkrafte sind bei Sturm betrachtlich und die Befestigungsbasis oft schmal. Eine Tafel, die an zwei Osen vom Ausleger abgehangt ist, kann bei Wind seitlich ausschwenken, was die Windkraft reduziert. Auch ein hoher Wagen, der daran anstoßt, richtet weniger Schaden an.
In
Graz
ist auch folgende alte Montageart zu sehen: An der Hauswand sind ubereinander zwei Eisen eingemauert, von denen jeweils nur ein kleiner Ring oder eine ? ebenfalls oben offene ? Bandschlinge vorsteht. In deren Offnungen haken senkrecht von oben zwei geknickte Rundeisen des Schildes ein und bilden so ein Scharnier, an dem das Nasenschild bei Bedarf ? etwa Vorbeifahrt eines großen Wagens oder Anlegen eines Baugerusts ? seitlich zur Wand hin geklappt werden kann. Um den Ausleger im rechten Winkel auszuspreizen, dient eine waagrechte Strebe im Winkel von etwa 45° zu einem dritten, an der Hauswand seitlich liegenden Ring ? eine sehr windfeste Konstruktion.
Jahrzehntelang ließen Haus- oder Geschaftsbesitzer traditionelle Nasenschilder verrosten und abmontieren. Seit
Kunstschmiedearbeiten
auf gesteigertes Interesse stoßen, gibt es eine Wiederkehr der Nasenschilder. Alte Nasenschilder werden restauriert und teilweise neue in Auftrag gegeben, wenn auch mehr von Gastwirtschaften und Hotels, vor allem in Altstadtlagen oder in historischen Dorfkernen, als von Geschaften und Handwerkern.
Diese Renaissance wird auch dadurch erleichtert, dass Ortssatzungen zum Schutz historischer Ortskerne oft Nasenschilder in traditioneller Ausfuhrung zulassen, andere
Außenwerbung
jedoch weitgehend verbieten oder einschranken.
- Eckart Hannmann:
Zum Thema Werbeanlagen. Drei Beispiele aus Rottenburg a. N., Kreis Tubingen.
In:
Denkmalpflege in Baden-Wurttemberg
, 3. Jg. 1974, Heft 4, S. 31?34 (
PDF
) [nicht ausgewertet]
- Leonhard Walter:
Schone alte Wirtshausschilder. Zeichen guter Gastlichkeit
. 2. Auflage. Bruckmann, Munchen 1977,
ISBN 3-7654-1494-8
- ↑
Wirtshausschilder
auf Handwerksmuseum Kehl-Kork.de
- ↑
Zeitreise zuruck ins Mittelalter
auf geo.de