Naomi Oreskes (2015)
Naomi Oreskes
(*
25. November
1958
in
New York City
) ist eine
US-amerikanische
Professorin fur
Wissenschaftsgeschichte
an der
Harvard University
; zuvor war sie Professorin fur Geschichte und
Wissenschaftsforschung
(History and Science Studies)
an der
University of California, San Diego
.
Offentlich bekannt wurde sie unter anderem durch ihre Erforschung der
Wissenschaftsleugnung
, insbesondere der
Klimawandelleugnung
und deren Folgen.
Naomi Oreskes ist die Tochter der Lehrerin Susan Oreskes (geb. Nagin) und des ehemaligen New Yorker Professors Irwin Oreskes (1926?2013), der am dortigen
Hunter College
Labormedizin unterrichtete und zeitweise Dekan der
School of Health Sciences
des Colleges war.
[1]
[2]
[3]
Naomi Oreskes hat drei Geschwister. Ihr Bruder
Michael Oreskes
ist Journalist, Daniel Oreskes ist Schauspieler und ihre Schwester Rebecca Oreskes ist eine ehemalige Mitarbeiterin des
U.S. Forest Service
, die seit 2013 hauptsachlich schreibt.
[4]
Naomi Oreskes ist seit 1986 mit dem Hydrogeologen Kenneth Belitz verheiratet und hat zwei Tochter.
[5]
[6]
Naomi Oreskes absolvierte 1981 den
Bachelor of Science
in
Geologie
des Bergbaus mit
First Class Honours
am
Imperial College
in
London
. Sie arbeitete anschließend bis 1984 als Geologin bei der
Western Mining Corporation
in
Australien
. Es folgten Forschungsaufenthalte und Lehrtatigkeiten an der
Stanford University
(1984?1989) und dem
Dartmouth College
(1990?1996). Ihre Promotion fur
Geologie und Wissenschaftsgeschichte
erhielt sie 1990 an der Stanford University. Von 1996 bis 1998 war sie
Associate Professor
fur Geschichte und Philosophie der Wissenschaften an der
New York University
mit einer Gastprofessur im Herbst 2001 im Fachbereich Geschichte der Wissenschaft an der
Harvard University
. Seit 2005 war sie Professorin fur Wissenschaftsgeschichte an der University of California in San Diego, seit 2014 an der Harvard University.
Oreskes arbeitete zunachst vor allem in der Geologie, ist mittlerweile aber vor allem im Fachbereich Geschichte mit Schwerpunkt Wissenschaftsgeschichte tatig. Sie beschaftigt sich intensiv mit der Klimaforschung, insbesondere
deren Forschungsgeschichte
.
Zu ihren bedeutendsten Arbeiten auf diesem Gebiet zahlen unter anderem das Essay
Beyond the Ivory Tower: The Scientific Consensus on Climate Change,
[7]
das im Dezember 2004 in der Fachzeitschrift
Science
veroffentlicht wurde. Darin behandelt sie die Frage, wie deutlich ein wissenschaftlicher
Konsens
in Fragen der vom Menschen mit verursachten
globalen Erwarmung
erkennbar sei.
In einer Auswertung der
Abstracts
von 928 Veroffentlichungen in wissenschaftlichen Journalen im Zeitraum 1993?2003, welche das Stichwort ?global climate change“ enthielten, fand Oreskes keinen Artikel, der offen anzweifelte, dass ?ein Klimawandel stattfindet und der Mensch mit seinen Aktivitaten wenigstens zum Teil dazu beitragt“. Zweifler dieser Hypothese in Fachkreisen sollten sich entsprechend ihrem Gewicht in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung auch in den Abstracts der Fachpublikationen wiederfinden lassen. Knapp mehr als 20 % der Abstracts vertraten die Meinung, der Mensch sei Mitverursacher des Klimawandels, etwas mehr als die Halfte der Abstracts behandelten die
Folgen vom Klimawandel
, ohne auf die Fragestellung nach den Ursachen einzugehen. Etwa 25 % der Abstracts behandelten Methoden oder
palaoklimatologische
Untersuchungen.
[8]
Dieses Ergebnis wertete sie als ein Indiz dafur, dass in der Klimaforschung ein Konsens in dieser Frage herrscht. Daneben fuhrt sie als Argument an, dass die in dieser Frage wichtigsten wissenschaftlichen Vereinigungen und Institutionen ebenfalls entsprechende Positionen veroffentlichten.
Oreskes ging gemeinsam mit Geoffrey Supran der Frage nach, ob
ExxonMobil
die Offentlichkeit uber den Klimawandel in die Irre gefuhrt hat. Auf Basis einer Inhaltsanalyse zahlreicher Mitteilungen von ExxonMobil zum Klimawandel, einschließlich begutachteter und nicht begutachteter Veroffentlichungen, unternehmensinterner Dokumente und bezahlter Anzeigen im Stil von Leitartikeln (?Advertorials“) in der New York Times kamen sie zum Schluss, dass es dabei eine Diskrepanz zwischen Advertorials und allen anderen Dokumenten gibt. ExxonMobil trug demnach ? uber die wissenschaftlichen Veroffentlichungen seiner Wissenschaftler ? zur Weiterentwicklung der Klimawissenschaft bei, sate in Advertorials jedoch gezielt Zweifel an der Existenz des Klimawandels. Angesichts dieses Widerspruches kamen Supran und Oreskes zum Schluss, dass ExxonMobil die Offentlichkeit bewusst irregefuhrt hat.
[9]
Ebenfalls einen sehr großen Impact hatte ihr 2010 zusammen mit
Erik M. Conway
veroffentlichtes Buch
Merchants of Doubt
, indem sie die organisierte
Wissenschaftsleugnung
im historischen Kontext untersuchte. Den Recherchen der Autoren zufolge ist die Methode, in der Offentlichkeit gezielt Zweifel an wissenschaftlichen Ergebnissen zu verbreiten, um politische Maßnahmen zu verhindern, vor der
Klimawandelleugnung
bereits unter anderem im Bezug auf die Gefahren des Tabakrauchens, des Ozonlochs oder des sauren Regens eingesetzt worden. Die Verbreitung entsprechender Informationen sei zum Teil strategisch geplant und von
neoliberalen
und
antikommunistischen
Lobbygruppen
und der Industrie (z. B. Tabakindustrie, Erdolindustrie) finanziert worden. Zum Teil seien dieselben Protagonisten (insbesondere
Fred Seitz
und
Fred Singer
) und Lobbygruppen (wie das
Competitive Enterprise Institute
) beteiligt gewesen.
[10]
[11]
Die Kritiken zu "Merchants of Doubt" waren großtenteils "enthusiastisch";
[12]
das Buch gilt mittlerweile als
Standardwerk
in Bezug auf die Leugnung der menschengemachten globalen Erwarmung durch Industrielobbyisten.
[13]
Fur
David Wallace-Wells
ist Oreskes, maßgeblich wegen Merchants of Doubt, die "weltweit fuhrende Chronistin der Klimaleugnung und -desinformation".
[14]
- Time
, 100 Climate Leaders, 2023
[15]
- British Academy Medal
, 2019.
[16]
- Mitglied der
American Philosophical Society
, 2019.
- Ehrendoktorwurden
der
ETH Zurich
(2018), der
Universitat Roskilde
(2016) und der
Colgate University
(2015)
- Mitglied der
American Academy of Arts and Sciences
, 2017.
- Stephen H. Schneider Award fur herausragende Klimawissenschaftskommunikation, 2016.
[17]
- Watson Davis and Helen Miles Davis Prize
der
History of Science Society
fur
Merchants of Doubt
, 2011.
- George Sarton Award Lecture,
American Association for the Advancement of Science
, 2004.
- American Philosophical Society Sabbatical Fellowship, 2001?2002.
- Margaret W. Rossiter History of Women in Science Prize
der
History of Science Society
, 2000.
- National Science Foundation Young Investigator Award, 1994?1999.
- National Endowment for the Humanities Fellowship for University Teachers, 1993?94.
- Society of Economic Geologists Lindgren Prize for outstanding work by a young scientist, 1993.
- Ritter Memorial Fellowship in History of Marine Sciences, Scripps Institution of Oceanography, 1994.
- Naomi Oreskes,
Erik M. Conway
:
The Big Myth: How American Business Taught Us to Loathe Government and Love the Free Market
. Bloomsbury Publishing 2023,
ISBN 978-1-635-57357-2
.
- Naomi Oreskes:
Science on a Mission. How Military Funding Shaped What We Do and Don’t Know about the Ocean
. The University of Chicago Press 2021,
ISBN 978-0-226-73238-1
.
- Naomi Oreskes:
Why Trust Science?
Princeton University Press 2019,
ISBN 978-0-691-17900-1
.
- Naomi Oreskes, Michael Oppenheimer,
Dale Jamieson
:
Discerning Experts: The Practices of Assessment for Environmental Policy.
The University of Chicago Press 2019,
ISBN 978-0-22-6602-0-11
.
- Naomi Oreskes, John Krige:
Science and technology in the global cold war
, MIT Press 2014,
ISBN 978-0-262-52653-1
.
- Naomi Oreskes,
Erik M. Conway
:
The Collapse of Western Civilization: A View from the Future.
Columbia University Press, 2014,
ISBN 978-0-231-16954-7
.
- Deutsche Ubersetzung:
Vom Ende der Welt: Chronik eines angekundigten Untergangs.
Oekom, Munchen 2015,
ISBN 978-3-86581-747-1
.
- Naomi Oreskes, Erik M. Conway:
Merchants of Doubt: How a Handful of Scientists Obscured the Truth on Issues from Tobacco Smoke to Global Warming.
Bloomsbury Press, 2010,
ISBN 978-1-59691-610-4
.
- Naomi Oreskes:
The Rejection of Continental Drift: Theory and Method in American Earth Science.
Oxford University Press, 1999,
ISBN 0-19-511733-6
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Vortrag (35:23 min) auf dem
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Vortrag (20 min) auf dem Joint Workshop
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"Besides Michael Oreskes, Irwin Oreskes also is survived by his wife, Susan Oreskes; his other children, Naomi Oreskes, a science historian, Daniel Oreskes, an actor, and Rebecca Oreskes, a writer and former ranger with the U.S. Forest Service, and five grandchildren."
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Naomi Oreskes Is Wed To Dr. Kenneth Belitz
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Naomi Oreskes Named 2016 Recipient of Stephen H. Schneider Award for Outstanding Climate Science Communication
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