Nachwuchsforscher

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Nachwuchsforscher oder Nachwuchswissenschaftler (auch Jungforscher , Jungwissenschaftler , engl. Early Stage Researcher ) gelten im internationalen Kontext Forscher , die an ihrer Promotion arbeiten oder diese vor kurzem abgeschlossen haben. In der Charta fur Forscher der Europaischen Kommission sind Nachwuchsforscher als ? Wissenschaftler in den ersten vier Jahren ( Vollzeitaquivalent ) ihrer Forschungstatigkeit einschließlich der Forschungsausbildungszeit“ definiert. [1]

In Deutschland, Osterreich und der Schweiz ist der Begriff, nicht zuletzt aufgrund von Besonderheiten der universitaren Laufbahn in diesen Landern, deutlich weiter gefasst: Der deutsche Bundesbericht Wissenschaftlicher Nachwuchs (BuWiN) versteht unter Nachwuchswissenschaftlern alle Forscher bis zum Alter von 45 Jahren, die keine unbefristete Anstellung an einer Hochschule oder Forschungseinrichtung haben. [2] Die Deutsche Forschungsgemeinschaft definiert den wissenschaftlichen Nachwuchs seit der Einfuhrung des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) aus dem Jahr 2006 unabhangig vom Lebensalter anhand fachspezifischer Kriterien in Bezug auf die bisherige wissenschaftliche Vita. Je nach Forderinstrument gelten dabei bestimmte Kriterien, so soll z. B. bei der Bewerbung als Nachwuchsgruppenleiter im Rahmen des Emmy-Noether-Programms die Promotion nicht mehr als 2?4 Jahre zuruckliegen. Bei der Beantragung von Einzelforderung durch Wissenschaftlern an außeruniversitaren Einrichtungen genugt ein befristetes Beschaftigungsverhaltnis als Kriterium fur die Zugehorigkeit zum wissenschaftlichen Nachwuchs. [3]

Nachwuchsforscher erhalten oft ein Stipendium , sind als Mitarbeiter in einem Forschungsprojekt angestellt oder finanzieren sich durch Nebenjobs . Im Unterschied zu regularen Anstellungen ist bei Stipendien eine soziale Absicherung wie etwa gesetzliche Rentenversicherung oder Mutterschutz meist nicht gegeben. Unterstutzung erhalten sie unter anderem durch KISSWIN , eine zentrale Kommunikations- und Informationsplattform fur Nachwuchswissenschaftler des Bundesministeriums fur Bildung und Forschung im Internet. Die Charta fur Forscher behandelt unter anderem auch die Rechte und Pflichten von Nachwuchsforschern.

Kontroverse um den Begriff

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Der Begriff ?Nachwuchsforscher“ oder ?Nachwuchswissenschaftler“ wird manchmal als infantilisierend betrachtet, da er den Eindruck erwecken kann, dass junge Wissenschaftler ?klein gehalten“ werden sollen. [4] Die brandenburgische Forschungsministerin Manja Schule kritisierte den Begriff ?wissenschaftlicher Nachwuchs“, da er suggeriere, dass die Wissenschaftler ?noch nicht fertig“ seien, obwohl sie systemrelevante Aufgaben innerhalb des Wissenschaftsbetriebs ubernahmen. Sie bemangelte insbesondere die Bezeichnung von Personen mit zahlreichen Publikationen und Juniorprofessoren als ?Nachwuchs“ und außerte den Wunsch, im nachsten Bericht eine andere Bezeichnung zu verwenden. [5] Als Alternativen konnten Begriffe wie ?Junge Forscher“ oder ?Junge Akademiker“ in Betracht gezogen werden, um die Professionalitat und den Beitrag dieser Gruppe zur Wissenschaft besser zu reflektieren.

  • KISSWIN.de vom BMBF gefordertes Kommunikations- und Informationssystem "Wissenschaftlicher Nachwuchs"
  • Forschungsforderung und Karrierewege , Vergleichende Studie zu den DFG-Programmen zur Forderung der wissenschaftlichen Karriere, Stand 24. November 2017

Einzelnachweise

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  1. [1] "Europaische Charter fur Forscher" ISBN 92-894-9313-5 , 2005, abgerufen am 4. August 2020
  2. Bundesbericht Wissenschaftlicher Nachwuchs 2021 , buwin.de, abgerufen am 17. Juni 2021
  3. Individueller Karriereverlauf statt Lebensalter , DFG.de, abgerufen am 4. August 2020
  4. So kommt keiner voran , Zeit.de, abgerufen am 26. Oktober 2023
  5. Kaum Besserung fur Forscher-Nachwuchs , Forschung-und-Lehre.de, abgerufen am 26. Oktober 2023