NDR
ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel. Weitere Bedeutungen sind unter
NDR (Begriffsklarung)
aufgefuhrt.
Der
Norddeutsche Rundfunk
(
NDR
) ist eine gemeinsame
Landesrundfunkanstalt
fur die
Freie und Hansestadt Hamburg
und die Lander
Mecklenburg-Vorpommern
,
Niedersachsen
und
Schleswig-Holstein
. Der Sitz des NDR ist Hamburg.
Der NDR entstand 1954 durch die Spaltung des
NWDR
in NDR und
WDR
. Am 1. April 1956 nahm er den Sendebetrieb auf. Er ist Mitglied der
ARD
und hat die Rechtsform einer
gemeinnutzigen
Anstalt des offentlichen Rechts
.
[2]
Beim NDR waren zum Jahresende 2015 insgesamt 3.426,5 Mitarbeiter (Planstellen) beschaftigt.
[3]
Mit dem 1929 von der NORAG begrundeten
Hamburger Hafenkonzert
strahlt
NDR 90,3
am Sonntag von 6 bis 8 Uhr morgens die alteste bestehende Radiosendung der Welt aus.
[4]
[5]
[6]
Der NDR ist die Landesrundfunkanstalt fur die Lander
Hamburg
,
Mecklenburg-Vorpommern
,
Niedersachsen
und
Schleswig-Holstein
. Sein Programm soll die Burgerinnen und Burger dieser Lander informieren, bilden, beraten, unterhalten und insbesondere Beitrage zur Kultur anbieten. Im NDR-Staatsvertrag ist auch die angemessene Berucksichtigung der vielfaltigen norddeutschen Regionen sowie ihrer Kultur und Sprache im Programm vermerkt. Deshalb soll der NDR sein Programm auch grundsatzlich in allen vier Landern seines Sendegebiets herstellen.
[7]
Ein Beitritt der
Freien Hansestadt Bremen
wurde nach § 45 des NDR-Staatsvertrags ermoglicht,
[8]
geschieht jedoch nicht, weil Bremen mit
Radio Bremen
eine eigene Rundfunkanstalt besitzt.
Beitragseinnahmen des NDR aus dem
Rundfunkbeitrag
:
Jahr
|
Beitragseinnahmen
|
Quelle
|
2013
|
949.968.515,85 €
|
[9]
|
2014
|
1.025.389.521,78 €
|
[10]
|
2015
|
988.625.118,66 €
|
[11]
|
2016
|
972.061.911,48 €
|
[12]
|
2017
|
968.918.797,00 €
|
[13]
|
2018
|
965.542.497,11 €
|
[14]
|
2019
|
971.965.802,27 €
|
[15]
|
Der Sitz des NDR ist Hamburg. In der Stadt hat der Sender zwei großere Standorte: das
Funkhaus an der Rothenbaumchaussee
in
Harvestehude
mit der Intendanz, der Verwaltung und großen Teilen des Horfunks sowie ein Gelande in
Lokstedt
. In Lokstedt ging 1953 das Fernsehstudio des damaligen NWDR in Betrieb, aus dem das NDR-Fernsehzentrum entstand. Zuletzt wurden auch Teile des Horfunks nach Lokstedt verlagert.
In den Landeshauptstadten
Hannover
,
Kiel
und
Schwerin
sowie in
Hamburg
befinden sich Landesfunkhauser fur Horfunk und Fernsehen, die vorwiegend Regionalprogramme fur das jeweilige Land gestalten. Daruber hinaus unterhalt der NDR in mehreren Stadten seines Sendegebiets Regionalstudios und Korrespondentenburos:
- Niedersachsen: Studios in
Braunschweig
,
Gottingen
,
Luneburg
,
Oldenburg
,
Osnabruck
; Korrespondentenburos in
Lingen
/
Emsland
,
Cuxhaven
,
Esens
/
Ostfriesland
,
Vechta
,
Verden (Aller)
,
Hameln
/
Weserbergland
und
Wilhelmshaven
.
- Schleswig-Holstein: Studios in
Flensburg
(
NDR-Studio Flensburg
),
Heide
,
Kiel
,
Lubeck
und
Norderstedt
.
- Mecklenburg-Vorpommern: Studios in
Greifswald
,
Neubrandenburg
und
Rostock
.
Der NDR betreibt die
ARD-Auslandsstudios
in
London
,
Stockholm
,
Peking
,
Tokio
und
Singapur
. Die Leitung des ARD-Studios in
Washington, D.C.
wechselt regelmaßig zwischen NDR und WDR. Daneben ist der Sender am
ARD-Hauptstadtstudio
in
Berlin
sowie an den ARD-Studios in
Moskau
,
Warschau
,
Brussel
,
New York City
und
Los Angeles
beteiligt.
Der NDR produziert in Hamburg-Lokstedt zudem
ARD-aktuell
. Die Gemeinschaftseinrichtung der ARD-Anstalten publiziert die Nachrichtensendungen
Tagesschau
,
Tagesthemen
,
Nachtmagazin
,
tagesschau24
sowie das Online-Portal
tagesschau.de
.
Der NDR produziert alleinig oder steuert Inhalte an folgenden Rundfunk- bzw. Fernsehanstalten Fernseh- und Horfunkprogramme bei:
Zu den Programminhalten des Fernsehprogramms
Das Erste
, dem Gemeinschaftsfernsehprogramm der neun offentlich-rechtlichen Regionalrundfunkanstalten, die in der ARD organisiert sind, tragt der NDR 17,45 % bei. Damit liegt der NDR hier nach dem
WDR
und dem
SWR
auf Platz 3.
Unter anderem ist beim NDR in Hamburg die Nachrichtenredaktion
ARD-aktuell
angesiedelt. Dort werden die
Tagesschau
, die
Tagesthemen
, das
Nachtmagazin
, der
Wochenspiegel
und der Nachrichtensender tagesschau24 produziert. Der NDR war die verantwortliche Rundfunkanstalt fur die Talkshow
Anne Will
, die sie bis zur Einstellung im Dezember 2023 im Auftrag von der
Will Media GmbH
produzieren ließ. 2024 ubernahm der Polittalk
Caren Miosga
den Sendeplatz, moderiert von der
gleichnamigen Moderatorin
.
Außerdem hat der NDR die deutsche Federfuhrung fur den
Eurovision Song Contest
und reprasentiert somit die ARD bei einer der großten internationalen Medienveranstaltungen. Nachdem
Lena
den Wettbewerb
2010 in Oslo
fur sich entscheiden konnte, war der NDR fur die Ausrichtung des
Eurovision Song Contest 2011
in
Dusseldorf
verantwortlich.
Der NDR produziert in den vier Landesfunkhausern je ein Landesprogramm pro Bundesland, namlich
- NDR 90,3
? fur Hamburg
- NDR 1 Niedersachsen
? fur Niedersachsen aus Hannover mit starker Regionalberichterstattung, Oldies, Pop und deutschen Kulthits
- NDR 1 Welle Nord
? fur Schleswig-Holstein aus Kiel mit teilweiser Regionalisierung, Hits, Oldies und deutschsprachige Musik
- NDR 1 Radio MV
? fur Mecklenburg-Vorpommern aus Schwerin mit teilweiser Regionalisierung
Im ganzen Sendegebiet werden die sogenannten Zentralprogramme aus Hamburg ausgestrahlt, namlich
- NDR 2
? Popwelle. NDR 2 darf als einziges NDR-Horfunkprogramm Werbesendungen ausstrahlen
- NDR Kultur
(ehemals NDR 3 bzw. Radio3 als befristete Kooperation mit SFB und ORB) ? Klassik-dominiertes Kulturprogramm
- NDR Info
(ehemals NDR 4 bzw. NDR 4 Info) ? Informationsradio
- NDR Info Spezial
? erweiterte Version von NDR Info mit Seewetterberichten, Auslanderprogramm und Sportubertragungen ? Verbreitung ausschließlich uber
Kabel
,
DVB-S
,
DAB+
&
Webstream
- N-Joy
(ehemals N-Joy Radio) ? Jugendradio
Daneben gibt es zwei ausschließlich digital ausgestrahlte Programme, namlich
- NDR Blue
? Musikprogramm mit Musik abseits des
Mainstreams
? Verbreitung ausschließlich uber DAB+,
DVB-C
, DVB-S, Webstream und diverse Kabelnetze
- NDR Schlager
? Schlagerradio ? Verbreitung ausschließlich uber DAB+, DVB-S und Webstream. NDR Schlager wird aus dem Landesfunkhaus Niedersachsen in Hannover gesendet.
Webchannels
[16]
- N-Joy Abstrait (Loop 25)
- N-Joy In The Mix (Loop 28)
- N-Joy Morningshow (Loop 27)
- N-Joy Pop (Loop 29)
- N-Joy Soundfiles Alternative (Loop 5)
- N-Joy Soundfiles Hip-Hop (Loop 6)
- N-Joy TOP 30 (Loop 8)
- NDR 1 Niedersachsen TOP 15 Hitparade (Loop 1)
- NDR 1 Radio MV Kulthitshow (Loop 3)
- NDR 2
Peter Urban
Show (Loop 18)
- NDR 2 Soundcheck Easy Sounds (Loop 23)
- NDR 2 Soundcheck Live (Loop 16)
- NDR 2 Soundcheck Musikszene Deutschland (Loop 17)
- NDR 2 Soundcheck Neue Musik freitags (Loop 21)
- NDR 2 Soundcheck Neue Musik montags (Loop 15)
- NDR 2 Soundcheck Party (Loop 22)
- NDR Info Jazz Nacht (Loop 19)
- NDR Info Nachtclub (Loop 20)
- NDR Info Play Jazz (Loop 31)
- NDR Kultur Belcanto (Loop 2)
- NDR Kultur Neo (Loop 24)
- NDR Kultur Oper in einer Stunde (Loop 4)
Mit
NDR.de
betreibt der NDR ein Online-Angebot, verantwortet vom Programmbereich Online & Multimedia, der den Programmdirektionen Horfunk (federfuhrend) und Fernsehen zugeordnet ist.
[17]
Auf der Website werden Meldungen aus den Bereichen Nachrichten, Sport, Ratgeber, Unterhaltung und Kultur bereitgestellt.
Im Marz 2006 wurde die
NDR Media GmbH
als hundertprozentiges
privatwirtschaftliches
Tochterunternehmen des offentlich-rechtlichen NDR gegrundet. Sie fungiert als
Finanzholding
fur Tochterunternehmen und Beteiligungen des Senders. Die Media GmbH arbeitet als sogenannter Mediendienstleister dem NDR zu. Uber die Media GmbH vermarktet die Anstalt Werbezeiten im Horfunk und Fernsehen. Das NDR Event- und Kooperationsmarketing, Sponsoring durch den NDR und der NDR Ticketshop sind im Eigentum der GmbH.
[18]
Der NDR verfugt in der Abteilung ?Orchester, Chor und Konzerte“, die der ?Programmdirektion Horfunk“ unterstellt ist, uber vier eigene
Klangkorper
[19]
:
- Das Orchester wurde 1945 als ?Sinfonieorchester des NWDR“ in Hamburg gegrundet und von 1955 bis 2016 vom NDR als ?NDR Sinfonieorchester“ weitergefuhrt. 2016 wurde der Name geandert in
NDR Elbphilharmonie Orchester
. Chefdirigenten waren u. a.
Hans Schmidt-Isserstedt
,
Gunter Wand
,
John Eliot Gardiner
,
Christoph Eschenbach
,
Christoph von Dohnanyi
und
Thomas Hengelbrock
.
- Das 1950 als ?Rundfunkorchester Hannover des NWDR“ gegrundete Orchester heißt seit 2003 ?NDR Radiophilharmonie“. Chefdirigenten waren u. a.
Willy Steiner
,
Bernhard Klee
und
Eiji ?ue
. Fur
genreubergreifende
Konzerte tritt das Orchester auch unter dem Namen ?NDR Pops Orchestra“ auf.
- Der Chor wurde 1946 vom damaligen NWDR in Hamburg gegrundet und tragt seit 1955 seinen heutigen Namen; er ist insbesondere der
Alten Musik
verpflichtet, widmet sich jedoch auch zeitgenossischer Musik.
- Gegrundet 1945 vom damaligen NWDR, wird sie seit 1955 vom NDR in Hamburg weitergefuhrt. Seit 1971 tragt sie ihren heutigen Namen. Zuvor hieß sie ?NDR-Studioband“.
Der Norddeutsche Rundfunk betreibt in Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Hamburg ein eigenes Sendernetz zur terrestrischen Ausstrahlung seiner Horfunk- und Fernsehprogramme. In Mecklenburg-Vorpommern werden diese Leistungen im Auftrag und auf Rechnung des NDR vom Unternehmen
Uplink Network GmbH
erbracht.
[20]
An 16 Standorten betreibt der NDR eigene
Grundnetzsender
(NDR-Bezeichnung, ggf. Ort/Gemeinde):
In Lubeck betreibt der NDR einen eigenen UKW-Sender, den
Sender Lubeck-Wallanlagen
. Dazu kommt eine Vielzahl von NDR-eigenen
Fullsendern
und Sendern der
Deutschen Funkturm
, die im Auftrag und auf Rechnung des NDR betrieben werden.
Ab Mai 1951 betrieb der NDR mit weiteren ARD-Anstalten im
Kreis Pinneberg
die
NDR-Mess- und Empfangsstation Wittsmoor
zur Uberwachung der Rundfunkbander. Inzwischen wird dieser Standort als Sender
Wedel
genutzt.
1924 wurde in Hamburg die ?
Nordische Rundfunk AG
“ (NORAG) gegrundet, die am 2. Mai 1924 ihren Sendebetrieb aufnahm. Im Mai 1925 entstand in Berlin als Dachorganisation der regionalen Rundfunkgesellschaften im
Deutschen Reich
die
Reichs-Rundfunk-Gesellschaft
(RRG), der auch die NORAG beitrat. Seit 1928 wurden die Sendungen in der Rothenbaumchaussee in Hamburg produziert.
[21]
1933 wurde die Nordische Rundfunk AG in die ?Norddeutsche Rundfunk GmbH“ umgewandelt. Nach der
Machtergreifung
der
NSDAP
wurden die regionalen Gesellschaften zu Filialen der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft.
Der Sender erhielt im Sommer 1933 eine Eindrahtantenne, die in Form eines Bronzedrahts senkrecht von dem 145 Meter hohen Funkturm in der Nahe des Bahnhofs
Billwerder
-Moorfleth herabhing. Hier steht auch heute noch die
Sendeantenne Billwerder-Moorfleet
. Die Sendeleistung betrug 60 kW. Nach dem
Luzerner Wellenplan
anderte sich die Sendefrequenz von 806 auf 904 kHz.
[22]
Ab dem 1. April 1934 waren die bisherigen Namen nach dem Schema:
Reichssender (Sitz)
vereinheitlicht und der Norddeutsche Rundfunk wurde zum
Reichssender Hamburg
. Er war damit Teil des deutschen Einheitsrundfunks, der ab dem 1. Januar 1939 unter dem Namen
Großdeutscher Rundfunk
sendete.
Wenige Tage vor der
deutschen Kapitulation
ubernahm die
britische Armee
am 4. Mai 1945 den Reichssender Hamburg, der als ?Radio Hamburg“ zunachst weiter sendete.
Am 22. September 1945 wurde unter der Kontrolle der
britischen Militarregierung
der ?
Nordwestdeutsche Rundfunk
“ (NWDR) zur gemeinsamen Rundfunkanstalt fur die gesamte britische Zone einschließlich Berlin. Hauptsenderstandort war Hamburg. In Koln befand sich ein weiteres, durch den Krieg stark zerstortes Funkhaus (Dagobertstraße 38), das den Sendebetrieb provisorisch am 26. September 1945 aufnehmen konnte. Von hier aus sendete die Anstalt ihr einstundiges Programm auf eigener Welle. Vom 1. Januar 1946 an begann der
Gleichwellenbetrieb
des
Senders Langenberg
mit dem
Sender Hamburg-Moorfleet
und ab Mitte August 1946 wurde noch der NWDR Berlin integriert. Der NWDR wurde am 30. Dezember 1947 von der Militarregierung ubergeben
[23]
und durch Rundfunkgesetz zu einer
Anstalt des offentlichen Rechts
fur die Lander Hamburg, Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen und Berlin. Die Fuhrung des NWDR blieb jedoch britisch, denn Erster Generaldirektor war ab dem 1. Januar 1948 noch
Hugh Carleton Greene
, dem
Chief Controller
der BBC.
Die englischen Besatzungsbehorden hatten nicht nur fur die rasche Wiederaufnahme des Rundfunkbetriebs gesorgt, sondern auch fur Schulfunksendungen unter ihrer Kontrolle. Hierbei hatte der Reformpadagoge und Schriftsteller
Wilhelm Lamszus
die Chance, an seine Tatigkeit bei der
NORAG
, der 1924 gegrundeten ?Norddeutschen Rundfunk AG“, anzuknupfen. Uber ?Kinder vor dem Mikrofon“ berichtet er in seinen Erinnerungen
[24]
.
In den Jahren 1945 und 1946 wurden zwei Orchester gegrundet, das Sinfonieorchester mit seinem Dirigenten
Hans Schmidt-Isserstedt
und das Rundfunkorchester mit seinem Dirigenten
Walter Martin
, der dieses bis zu seinem Tod 1964 leitete. Danach wurde es aufgelost bzw. integriert in das bereits seit 1950 bestehende Rundfunkorchester des Senders Hannover.
Der NWDR strahlte zunachst nur ein Programm (spater NWDR 1) aus. Ab 1950 folgten auf
UKW
zwei regionale Horfunkprogramme, UKW Nord (spater NDR 2) und UKW West (spater WDR 2). Im gleichen Jahr war der NWDR Grundungsmitglied der ARD. Zwei Jahre spater (1952) war der NWDR maßgeblich fur den
Wiederbeginn des Fernsehens in Deutschland
verantwortlich.
Zum 1. Juni 1954 schied der neu gegrundete
Sender Freies Berlin
(SFB) aus dem NWDR aus, um fur West-Berlin eigenstandige Programme auszustrahlen. Im gleichen Jahr startete das gemeinsame Fernsehprogramm der ARD.
Im Februar 1955 regelten die Lander Hamburg, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen den Rundfunk in ihren Landern neu. Infolgedessen wurde der NWDR in zwei eigenstandige Rundfunkanstalten aufgeteilt, der ?Norddeutsche Rundfunk“ mit Sitz in Hamburg sollte kunftig fur die Lander Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein und der ?
Westdeutsche Rundfunk
“ mit Sitz in Koln fur das Land Nordrhein-Westfalen Rundfunksendungen veranstalten.
Am 1. Januar 1956 starteten die beiden neuen Sendeanstalten mit ihren eigenen Radiosendungen. Den Fernsehbereich ubernahm ab 1. April 1956 zunachst noch der ?
Nord- und Westdeutsche Rundfunkverband
“ (NWRV) bis 1961. Dann waren beide Sendeanstalten auch im Fernsehbereich fur ihr jeweiliges Sendegebiet verantwortlich.
Der NDR sendete ab 1956 zunachst zwei Horfunkprogramme, NDR/WDR 1 und NDR 2, und lieferte seinen Anteil zum ARD-Gemeinschaftsprogramm des Deutschen Fernsehens. Das erste Radioprogramm wurde noch bis Ende 1980 gemeinsam mit dem WDR veranstaltet, wobei es einen wochentlichen Wechsel gab. So sendete der NDR in der ersten Woche von 5 bis 15 Uhr, der WDR ubernahm dann den Rest des Tages. In der zweiten Woche war es umgekehrt. Die gemeinsamen Wurzeln im NWDR sind im Radioprogramm von NDR und WDR immer noch zu finden. So wird eine der altesten
Zeitfunk
-Sendungen im deutschen Radio, das
Echo des Tages
, noch im wochentlichen Wechsel von NDR und WDR gestaltet und ist auf NDR Info und WDR 5 gleichzeitig zu horen. Ebenso verhalt es sich montags bis sonnabends zwischen 13:05 Uhr und 14:00 Uhr mit der Sendung
Mittagsecho
. Zwischen 23:30 Uhr bis 24:00 Uhr gab es bis Ende 2020 ebenso die Sendung
Berichte von heute
, wobei diese sogar immer noch mit der alten Erkennungsmelodie
Wade in the water
des
Ramsey-Lewis
-Trios eingeleitet bzw. angekundigt wurde (in der wochentlich wechselnden NDR-Version war zudem noch der alte Off-Sprecher belassen worden, der die Sendung ankundigte). Der redaktionelle Wechsel erfolgte dergestalt, dass fur den Fall, dass die eine Landesrundfunkanstalt wahrend einer Woche das
Mittagsecho
und das
Echo des Tages
redaktionell verantwortete, die andere die
Berichte von heute
gestaltete. In einem gelegentlich stattfindenden Wechsel ubernahmen auch Informationskanale anderer Landesrundfunkanstalten die Sendung
Berichte von heute
, so Radio Bremen und auch der Saarlandische Rundfunk.
Am 1. Dezember 1956 startete der NDR sein 3. Horfunkprogramm NDR 3, das von 1962 bis 1973 gemeinsam mit dem SFB veranstaltet wurde.
Am 4. Januar 1965 startete der NDR zusammen mit Radio Bremen und dem SFB mit der Ausstrahlung eines eigenen ?
Dritten Fernsehprogramms
“ (zunachst als ?III. Fernsehprogramm der Nordkette“ (kurz ?Das Dritte“), spater N3 (was fur Nord 3 steht)), das bald zu einem Vollprogramm im rundfunkrechtlichen Sinne ausgebaut wurde und inzwischen auch uber Satellit in nahezu ganz Europa zu empfangen ist. Das Studio Kiel nahm am 5. April 1965 seinen Sendebetrieb im
Kieler Schloss
auf.
[25]
Im Dezember 2001 wurde es umbenannt in NDR Fernsehen.
Am 14. Juli 1977 kundigte der schleswig-holsteinische Ministerprasident
Gerhard Stoltenberg
(CDU) vor dem schleswig-holsteinischen Landtag an, den NDR-Staatsvertrag kundigen zu wollen. Die tatsachliche Kundigung wurde am 9. Juni 1978 zum Jahresende 1980 ausgesprochen. Als Grunde nannte Stoltenberg u. a. die angeblich schwere Finanzkrise des Senders, und er beklagte eine Unterversorgung bei der regionalen Berichterstattung in Teilen des Sendegebietes, insbesondere in Schleswig-Holstein und Niedersachsen. Die Kundigung war aber auch durch die politische Ausrichtung einiger Sendungen des NDR motiviert. So storte sich Stoltenberg an der von ihm als ?einseitig“ und ?
linkslastig
“ angesehenen NDR-Berichterstattung,
[26]
z. B. zu den Protesten gegen den Bau des Kernkraftwerks Brokdorf, u. a. in Sendebeitragen des politischen Magazins
Panorama
im Herbst 1976. Eine durch das SPD-regierte Hamburg vor dem
Verwaltungsgericht Hamburg
erhobene Feststellungsklage gegen die Kundigung des Staatsvertrages wurde 1979 als unzulassig abgewiesen.
Zunachst war ungewiss, ob der NDR durch die Kundigung Schleswig-Holsteins aufgelost sei oder von den verbliebenen Staatsvertragspartnern Hamburg und Niedersachsen bis zum regularen Ende der Geltungsdauer des Staatsvertrags am 31. Dezember 1985 fortgefuhrt werden konnte. Der damalige niedersachsische Ministerprasident
Ernst Albrecht
(CDU) war wie Stoltenberg fur die erste Interpretation. Er schlug eine Fortfuhrung des NDR als Zwei-Lander-Anstalt zwischen Schleswig-Holstein und Niedersachsen oder alternativ die Einrichtung einer eigenen niedersachsischen Landesrundfunkanstalt ?Radio Niedersachsen“ vor, wobei in Schleswig-Holstein dann, auch nach Auffassung Stoltenbergs, ebenfalls ein eigenes Pendant einzurichten sei. Diese Losung wurde von Albrecht und Stoltenberg jedoch nur als Ultima Ratio neben der Fortfuhrung des NDR als Drei-Lander-Anstalt mit Hamburg unter fur sie verbesserten Rahmenbedingungen angesehen. Nach dem endgultigen Scheitern der Verhandlungen mit Hamburg am 7. November 1979 und nochmaligen Gesprachsversuchen am 5. Februar 1980 favorisierten beide Lander als Losung die Fortfuhrung des NDR als neue Zwei-Lander-Anstalt zwischen Schleswig-Holstein und Niedersachsen, wobei Hamburg eine eigene Landesrundfunkanstalt errichten sollte. Albrecht erhoffte sich damit auch die Moglichkeit, das sogenannte Rundfunkmonopol zu beseitigen, um die Einfuhrung privater Horfunk- und Fernsehprogramme speziell in Niedersachsen zu ermoglichen. Stoltenberg hoffte, durch eine veranderte Bestimmung uber die Zusammensetzung der Aufsichtsgremien von Rundfunkrat und Verwaltungsrat die redaktionelle Ausgestaltung der Programme beeinflussen zu konnen. Durch eine neue Programmstruktur mit mehr Eigenverantwortung der Landesfunkhauser sollten regionale Belange starkere Berucksichtigung finden.
Niedersachsen und Schleswig-Holstein legten am 23. Januar 1980 den Entwurf fur einen Staatsvertrag uber den NDR als Zwei-Lander-Anstalt vor, der am 7. Februar 1980 von den beiden Ministerprasidenten paraphiert und von der jeweiligen CDU-gefuhrten Mehrheit der Landesparlamente in Kiel und in Hannover am 11. und 12. Marz 1980 in erster Lesung verabschiedet wurde. Aufgrund der von Niedersachsen vor dem
Bundesverwaltungsgericht
erhobenen Feststellungsklage stellte der 7. Senat des Bundesverwaltungsgerichts mit Urteil vom 28. Mai 1980 (Az.: BVerwG 7 A 2.79) unter Vorsitz seines damaligen Prasidenten
Horst Sendler
fest, dass es sich bei der von Schleswig-Holstein ausgesprochenen Kundigung des NDR-Staatsvertrages lediglich um eine zulassige Austrittskundigung und nicht um eine Auflosungskundigung gehandelt habe und der NDR von Niedersachsen und Hamburg somit als Zwei-Lander-Anstalt weiter bestehe und entsprechend bis zum Vertragsende fortzufuhren sei. Fur Hamburg bedeutete das Urteil im Wesentlichen eine Bestatigung der eigenen Rechtsauffassung, wahrend Schleswig-Holstein und Niedersachsen mit ihren vorgetragenen Positionen unterlagen.
Nach dieser juristischen Entscheidung schwenkten die bisher zerstrittenen Vertragspartnerlander Schleswig-Holstein und Niedersachsen einerseits und Hamburg andererseits rasch ein und konnten sich im Juni 1980 auf Kompromissformeln fur eine Fortfuhrung des NDR als Drei-Lander-Anstalt einigen. Daraufhin wurde der NDR aufgrund eines neuen Staatsvertragsentwurfs der Lander Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein durch dessen Paraphierung am 17. Juli 1980 und durch entsprechende Verabschiedung der formellen Begleitgesetze durch die Landerparlamente auf eine neue rechtliche Grundlage gestellt.
Wesentliche Kompromissformeln waren:
- Hauptziel von Niedersachsen (Albrecht): Das bislang im Staatsvertrag festgeschriebene Rundfunkmonopol des NDR wurde bis 1983 befristet, um ab 1986 die Einrichtung privater Horfunk- und Fernsehprogramme zu ermoglichen. Hamburg (damaliger Burgermeister
Hans-Ulrich Klose
) konnte in diesem Zusammenhang erreichen, dass die Einfuhrung privaten Horfunks im Sendebereich des NDR erst nach einer langeren Ubergangsfrist erfolgte.
- Hauptziel von Schleswig-Holstein (Stoltenberg) und Nebenziel von Niedersachsen (Albrecht): Die Programme wurden zum Teil im Hinblick auf eine Regionalisierung neu organisiert ? vornehmlich durch Starkung der Positionen der Landesfunkhauser im Sendeverbund.
Dieser Umstand betraf im Horfunk vornehmlich das bisherige Gemeinschaftsprogramm von NDR/WDR 1: Das Programm NDR 1 wurde in die drei eigenstandigen Landesprogramme NDR 1 Niedersachsen (bis Anfang 2002
NDR 1 Radio Niedersachsen
), NDR 1 Welle Nord und NDR 90,3 (bis 2. Dezember 2001 ?NDR Hamburg-Welle 90,3“) aufgeteilt. NDR 2 und NDR 3 wurden im gesamten Sendegebiet als Popwelle bzw. Klassikwelle weitergefuhrt. Die drei Landesprogramme von NDR 1 nahmen am 2. Januar 1981 den Sendebetrieb auf und wurden Zug um Zug zu Vollprogrammen ausgebaut. Mehrmals taglich schalten sie sich zu regionalen Programmen auseinander. Dabei senden in
NDR 1 Radio Niedersachsen
die Regionalprogramme aus den Regionen Oldenburg/Ostfriesland/Bremen/Cuxhaven, Osnabruck/Emsland, Großraum Hannover, Braunschweig/Sudniedersachsen und Nordostniedersachsen und in
NDR 1 Welle Nord
aus den Studios in Flensburg (
NDR-Studio Flensburg
), Heide, Norderstedt, Lubeck und Kiel. Daruber hinaus war ein markantes Neuerungsmerkmal die Einfuhrung von Rundfunkwerbung auf der Popwelle
NDR 2
, montags bis sonnabends im Tagesprogramm in Funf-Minuten-Blocken jeweils vor den Nachrichten, wobei die Nachrichtensendezeit entsprechend der Blockverschiebung von der halben auf die volle Stunde verlegt wurde.
Das NDR-Fernsehen erfuhr zunachst nur wenige entsprechende Veranderungen. In den Regionalfenstern des ARD-Gemeinschaftsprogramms in der Vorabendschiene erfolgte jedoch zum 30. September 1985 ebenfalls eine Regionalisierung mit der Einfuhrung von zwanzigminutigen Regionalmagazinen anstelle der bisherigen abwechselnden, zentral verantworteten gesamtverbreiteten Regionalfenster mit dem Obertitel
Nordschau
mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten, die von den jeweiligen Landesfunkhausern eigenverantwortlich produziert und gestaltet wurden. Es entstanden die montags bis freitags von 19:25 Uhr bis 19:45 Uhr ausgestrahlten Regionalmagazine
Schleswig-Holstein Magazin
,
Hamburger Journal
(der Name existierte bereits vorher als freitagliche Unterrubrik der
Nordschau
) und
Hallo Niedersachsen
. Zum 4. Januar 1993 wurden die Regionalmagazine im Zuge einer Umgestaltung des ARD-Gemeinschaftsprogramms mit der Folge der Einfuhrung auch eines einheitlichen Vorabendprogramms in das NDR-Fernsehvollprogramm integriert, auf eine halbe Stunde ausgedehnt und ab dem 7. Marz 1999 taglich, auch am Wochenende (bis auf Feiertage) ausgestrahlt ? am Sonntag zunachst nur eine Viertelstunde von 19:45 Uhr bis 20:00 Uhr, ab dem 6. Januar 2002 auch wie sonst ublich eine halbe Stunde von 19:30 Uhr bis 20:00 Uhr. Im Zuge des Nordkettenprogramms mit integrierten Anteilen von Radio Bremen wurde auch dessen Regionalfenster
Buten un binnen
sukzessive ausgeweitet.
- Hauptziel von Hamburg (Klose): Das Programmangebot des NDR wurde nicht eingeschrankt. Dem NDR verblieben alle Wellen und Frequenzen.
Am 30. September 1988 startete der NDR im Fernsehprogramm Nord 3 sein regionales Videotext-Angebot Nordtext, das seit 2. Dezember 2001 als NDR Text gefuhrt wird. Das Angebot umfasst aktuelle Meldungen fur das NDR-Sendegebiet und Bremen sowie Begleitinformationen zu Horfunk und Fernsehen. Informationen uber Programm-Angebote von Radio Bremen tragen den Titel radiobremen-text.
Am 1. Januar 1989 startete das Fernsehprogramm
Nord 3
mit einer neuen Programmstruktur und neuem Sendeschema als sogenanntes Vollprogramm. Am 1. April 1989 begann das 4. Horfunkprogramm NDR 4, spater NDR 4 Info, das seit dem 2. Juni 1998 als reiner Nachrichtenkanal montags bis sonnabends von 06.00 Uhr bis ca. 20.00 Uhr im neuen Viertelstundenschema als NDR 4 info und seit dem 3. Juni 2002 als NDR Info ausgestrahlt wird.
Zum 1. Januar 1992 wurde dem Norddeutschen Rundfunk gesetzlich der Auftrag erteilt, das Land
Mecklenburg-Vorpommern
mit offentlich-rechtlichem Horfunk und Fernsehen zu versorgen,
[27]
bevor am 1. Marz 1992 der neue NDR-Staatsvertrag in Kraft trat.
[28]
Das Land erhielt ein eigenes Landesprogramm NDR 1 Radio MV, das sich ebenso wie die anderen Landesprogramme mehrmals taglich zur regionalen Berichterstattung aus Schwerin, Rostock, Neubrandenburg und Greifswald auseinander schaltet. Im Oktober desselben Jahres schied der SFB aus dem dritten Fernsehprogramm N3 aus, um sein eigenstandiges Berliner Programm ?B1“ (spater SFB 1) auszustrahlen.
Am 4. April 1994 startete der NDR fur 14- bis 19-jahrige Horer das Jugendprogramm
N-Joy
, das bis 2001 unter der Bezeichnung
N-Joy Radio
gefuhrt wurde.
Am 3. Oktober 1997 ging NDR 3 im neu gegrundeten Programm
Radio 3
auf, das in Kooperation mit dem Ostdeutschen Rundfunk Brandenburg (fruheres ORB-Programm
Radio Brandenburg
) und bis Ende 2000 auch mit dem Sender Freies Berlin (fruheres Programm
SFB 3
) veranstaltet wurde und bis 31. Dezember 2002 sendete.
Als bislang letztes Horfunkprogramm in der Programmgeschichte des NDR begann am 1. November 2001 das
Nordwestradio
, ein gemeinsames Horfunkprogramm von Radio Bremen und NDR fur das Land Bremen und den Nordwesten von Niedersachsen. In diesem Programm ging das bisherige 2. Horfunkprogramm
Radio Bremen 2
auf. Seit 2016 unterliegt es der Alleinregie von Radio Bremen.
[29]
Seit 1. Januar 2003 sendet der NDR mit dem Programm NDR Kultur als Nachfolgeprogramm von
Radio 3
auch wieder ein von ihm allein gestaltetes Klassik- und Kulturprogramm. Die Bezeichnung
Radio 3
gab es jedoch weiterhin bis zum 31. Dezember 2003. Es handelt sich nunmehr um ein Kulturprogramm des
RBB
, das teilweise auch Sendungen von NDR Kultur ubernahm. Am 1. Januar 2004 ging dieses Programm im neuen
RBB Kulturradio
auf.
Seit dem 1. Mai 2012 strahlt der NDR auch in
HD-Qualitat
im
Simulcast-Verfahren
.
[30]
Im Juli 2005 wurde der Geschaftsfuhrer des NDR-Tochterunternehmens
Studio Hamburg
,
Frank Dohmann
fristlos entlassen, weil er den Versuch unternommen hatte, fur Werbung in einer bereits fertiggestellten Sendung nachtraglich finanzielle Zuwendungen zu erlangen.
[32]
[33]
2009 berichtete die
Suddeutsche Zeitung
(SZ), dass
Doris Heinze
als Fernsehspielchefin des NDR jahrelang Vertrage uber die Drehbucher ihres Ehemannes und von sich selbst, die unter den
Pseudonymen
Niklas Becker und Marie Funder eingereicht worden waren, abgeschlossen und abgerechnet hatte.
[34]
Der Kontakt lief uber eine Anwaltskanzlei.
[35]
Heinze wurde vom
Landgericht Hamburg
wegen Bestechlichkeit, Betrugs und Untreue rechtskraftig zu einer Gefangnisstrafe von einem Jahr und zehn Monaten auf Bewahrung verurteilt, ihr Ehemann sowie eine Filmproduzentin erhielten Geldstrafen. Die
Oberstaatsanwaltschaft
sprach von einem ?System der Selbstbedienung auf Kosten der Gebuhrenzahler“.
[36]
[37]
2010 wurde bekannt, dass ein Redakteur aus dem NDR-Landesfunkhaus Kiel gegen Provisionszahlungen Unternehmen und Verbanden zugesagt hatte, diesen Sendezeit zu verschaffen und sie im Programm zu platzieren. Er wurde 2016 vom
Landgericht Kiel
wegen Bestechlichkeit zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren auf Bewahrung verurteilt.
[38]
[39]
Ende 2018 gab der NDR 20.000 Euro fur den Ruckkauf eines
Nolde-Gemaldes
aus, welches im Jahr 1979 mutmaßlich von einem eigenen Mitarbeiter
gestohlen
worden war. Das Bild ist ebenso wie ein weiterhin verschwundenes Aquarell desselben Kunstlers Teil der
Kunstsammlung
des Senders. Aus rechtlichen Grunden war der Ruckkauf nach Angaben des NDR die einzige Moglichkeit zur Wiedererlangung des Kunstwerkes.
[40]
[41]
Der NDR publizierte 2020 den vermeintlichen Dokumentarfilm
Lovemobil
. In diesem stellte die Regisseurin
Elke Lehrenkrauss
zwei angebliche Prostituierte und ihre
Lovemobil
-Vermieterin vor. Der Film wurde mit dem
Deutschen Dokumentarfilmpreis 2020
ausgezeichnet
[42]
und war fur den
Deutschen Filmpreis 2020
[43]
und den
Grimme-Preis
[44]
nominiert. 2021 deckte das NDR-eigene Rechercheteam
STRG_F
auf, dass es sich bei den Protagonistinnen nicht um Prostituierte handelte, sondern um Schauspielerinnen. Auch Szenen mit vermeintlichen Freiern waren gestellt, obwohl der Film klar als (reiner) Dokumentarfilm vermarktet worden war.
[45]
Der NDR distanzierte sich von der Sendung und entfernte sie aus der Mediathek. Der Sender gab an, von der Regisseurin ?getauscht“ worden zu sein und gelobte, fur die Zukunft ?bessere Wege [zu] finden, wie wir uns vor solchen Irrefuhrungen schutzen“ konnen.
[44]
Betreuender Redakteur beim NDR war
Timo Großpietsch
. Lehrenkrauss’ fruhere Dozentin an der
Kunsthochschule fur Medien Koln
,
Sabine Rollberg
, bezeichnete es als ?schabig“, dass sich die beim NDR fur den Film
Lovemobil
Verantwortlichen in der Offentlichkeit als Opfer der Autorin darstellten.
[46]
Ende August 2022 veroffentlichte
Business Insider
einen internen Bericht aus dem September 2021 in dem Redakteure von einem ?politischen Filter“ und einer ?Klima der Angst“ im NDR-Funkhaus Schleswig-Holstein berichteten. ?Berichterstattung werde teilweise verhindert und kritische Informationen heruntergespielt“ und ?Autoren wurden abgezogen und Beitrage in den Abnahmen massiv verandert.“ Leitende Mitarbeiter agierten wie ?Pressesprecher der Ministerien“ in Kiel. In einem Brief forderten 72 NDR-Mitarbeiter eine Aufklarung der Sachverhalte. Der Chefredakteur des NDR-Funkhauses Schleswig-Holstein, Norbert Lorentzen, und die Politikchefin Julia Stein wurden kurz darauf bis auf Weiteres von ihren Aufgaben entbunden.
[47]
Der
Landesrundfunkrat
traf sich am 29. August 2022 zu einer nicht offentlichen Sondersitzung unter der Leitung von
Laura Pooth
und beschloss, die Vorwurfe zu untersuchen.
Am 27. September 2022 wurde ein auf den Vorwurf veranlasster interner Bericht vorgelegt. Die dem Bericht zugrundeliegende Untersuchung ergab keine Belege fur einen ?politischen Filter“ im Landesfunkhaus Schleswig-Holstein.
[48]
Anfang September 2022 wurden Filzvorwurfe gegen die Direktorin des NDR-Funkhauses Hamburg
Sabine Rossbach
bekannt. Ihre Tochter Anna Hesse ist Inhaberin der PR-Agentur
Hesse und Hallermann
und diese konnte zwischen 2014 und 2019 zahlreiche Kunden in unterschiedlichen Sendungen des NDR ?unterbringen“. Rossbach personlich ermunterte NDR-Journalisten zu VIP-Veranstaltungen und offentlichen Anlassen von Kunden der PR-Agentur ihrer Tochter zu gehen. Dieter Petereit, der Ehemann von Rossbach, hat seit 2018 einen Beratervertrag als Musikberater fur bis zu 50.000 Euro im Jahr bei der Regionalwelle Niedersachsen des NDR. Die jungere Tochter bekam bei NDR Kultur vor einigen Jahren eine der seltenen festen Stellen, damalige Programmchefin von NDR-Kultur war Barbara Mirow. Zur selben Zeit bekam eine Hamburger Produktionsfirma, welche die Tochter Mirows leitet, eine Auftrag fur eine Serie ?Hunde in Hamburg“ von Rossbach personlich.
[49]
Im Februar 2023 berichtete der Spiegel, dass die Schauspielerin Nastassja Kinski erreichen wolle, dass der NDR Nacktszenen mit ihr im bekannten Tatort ?Reifezeugnis“ nicht mehr ausstrahlt. Kinski war 15, als der NDR die Nacktszenen mit ihr drehen ließ. Nastassja Kinski sei damals faktisch ohne Begleitung am Set gewesen, als die Szenen gedreht wurden, wird Kinskis Anwalt Christian Schertz zitiert. Eine rechtswirksame Einwilligung als Minderjahrige sei damit ≫denklogisch ausgeschlossen≪ gewesen. Unabhangig davon habe Schertz im Namen von Frau Kinski fur die Zukunft eine Einwilligung widerrufen. NDR-Fernsehfilm-Chef, Christian Granderath, wird in einem Text auf der Website des NDR zum Film so zitiert: ?Reifezeugnis mit Nastassja Kinski war in den Siebzigern eine sexuelle Initiation fur sehr viele mannliche Jugendliche. Auch deswegen ist dieser Tatort zur Legende geworden.“
[50]
Am 22. Februar 2024 erganzte der NDR das Zitat von Granderath um eine Einordnung: Das Zitat stelle eine zeitgeschichtliche Einordnung des Tatorts in die 70er Jahre und keine Bewertung dar. Seit der #MeToo-Debatte sei ?die Sensibilitat fur derartige Fragen entsprechend großer und das ist richtig“.
[51]
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