Music Hall

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Plakat des Camberwell Palace in London, ca. 1880

Music Halls im weiteren Sinn waren Unterhaltungsstatten in London (etwa seit 1850) und Paris (seit der Liberalisierung der Theatergesetze 1867) bis in die 1930er-Jahre, die ihrem Publikum ein Buhnenspektakel kombiniert mit Restaurant oder Bar anboten, manchmal auch mit der Gelegenheit zu tanzen.

Im engeren Sinn bezeichnet Music Hall das Unterhaltungsprogramm, das dort stattfand (eine Art Variete oder Revue mit musikalischen und akrobatischen Einlagen), und bedeutet dann etwa dasselbe wie Vaudeville im Amerikanischen. Music Hall kann mehr einer Zirkusveranstaltung oder mehr einem Konzert gleichen.

Die Music Halls gingen aus den Londoner Saloon Bars beziehungsweise den Pariser Cafes chantants oder Cafe-concerts hervor und konnten sich erst entwickeln, als den eigentlichen Theatern die Privilegien fur Buhnenveranstaltungen entzogen wurden. Dies war in London schon mit dem Theatre Regulation Act 1843 (siehe Patent Theatre ) der Fall. In Paris wurde die Theaterfreiheit , die bereits in den Jahren nach der Franzosischen Revolution bestanden hatte, durch ein kaiserliches Dekret von 1864 wieder eingefuhrt. Der eingedeutschte, vor allem in Wien verwendete Begriff fur Music Hall lautete Singspielhalle .

In Madrid eroffnet 1898 Casino Music Hall , wo internationale Darbietungen, darunter Chansons, lateinamerikanische und Flamencomusik zu sehen und zu horen waren. [1] Das moderne franzosische Chanson ist aus dem Music Hall hervorgegangen ( Mistinguett , Maurice Chevalier ). Eine der beruhmtesten noch existierenden Music Halls ist das Pariser Olympia . In London beschaftigte der Produzent Fred Karno die Komiker Stan Laurel und Charlie Chaplin in seiner Music Hall , bevor sie sich dem Film widmeten.

Die Kinotheater , die sich in den 1920er Jahren betrachtlich vermehrten, trugen wesentlich zum Niedergang der Music Halls bei. Die Mehrheit wurde bis spatestens in den 1960er Jahren geschlossen. Zu den letzten großen Komodianten der Music Hall gehorte Ken Dodd . [2] Vor allem in London gibt es jedoch Bestrebungen, die erhaltenen Gebaude zu renovieren und wieder ihrem ursprunglichen Zweck zuzufuhren. [3] So wurde Wilton’s Music Hall in den Jahren 2012?2015 restauriert.

Der Ausdruck ?Hall“ kann sich auch auf die besondere Große einer (klassischen) Konzertlokalitat beziehen, wie der Radio City Music Hall in New York City, der Boston Music Hall oder der Methuen Memorial Music Hall .

Als Musikstil dient Music Hall zur Bezeichnung einer eingangigen Melodik zwischen Volkslied und Schlager. Ein bekannter Music-Hall-Song ist das Marschlied It’s a Long Way to Tipperary (1914).

Als Name fur Konzertlokalitaten und Clubs wurde der Begriff Music Hall seit den 1970er-Jahren wieder popular, wie die Aladin Music Hall in Bremen, die Live Music Hall in Koln, die Jovel Music Hall in Munster oder die Maag Music Hall in Zurich zeigen.

  • Raymond Mander, Joe Mitchenson: British Music Hall, London: Gentry 1974.
  • Jacques Feschotte: Histoire du music-hall, Paris: Presses universitaires 1965.

Einzelnachweise

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  1. Kersten Knipp: Flamenco. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2006, ISBN 3-518-45824-8 , S. 81.
  2. Paul Muldoon : Einleitung von Paul Muldoon. In: Paul McCartney : Lyrics. 1956 bis heute. Hrsg. mit einer Einleitung von Paul Muldoon. Aus dem Englischen ubersetzt von Conny Losche. C. H. Beck, Munchen 2021, ISBN 978-3-406-77650-2 , S. XXVI?XXXI, hier: S. XXVII.
  3. London Calling. In: ARD-aktuell ARD-Aktuell. 15. August 2014, archiviert vom Original (nicht mehr online verfugbar) am 20. Juni 2015 ; abgerufen am 20. Juni 2015 .   Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. @1 @2 Vorlage:Webachiv/IABot/www.ardmediathek.de