Musee du quai Branly

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Musee du quai Branly
Musee du quai Branly

Das Musee du quai Branly - Jacques Chirac [ my'ze dy k? br??'li ] in Paris , auch als Musee des Arts premiers oder Musee des arts et civilisations d’Afrique, d’Asie, d’Oceanie et des Ameriques bekannt, ist das nationale franzosische Museum fur außereuropaische Kunst . Die Ausstellung ist ausdrucklich nicht ? wie ansonsten in Europa ublich ? nach ethnologischen Gesichtspunkten konzipiert, sondern betont die kunstlerischen Eigenschaften der Ausstellungsstucke.

Das Musee du quai Branly wurde 2006 eroffnet und ist damit das jungste der großen Pariser Museen. Im Jahr 2018 verzeichnete es 1,3 Millionen Besucher. [1] Es wird gemeinsam vom Ministerium fur Kultur und Kommunikation und dem Ministerium fur Hochschulbildung und Forschung verwaltet und dient sowohl als Museum wie auch als Forschungszentrum. Das von dem Architekten Jean Nouvel entworfene Gebaude des Museums befindet sich im 7. Arrondissement von Paris, am linken Ufer der Seine, in der Nahe des Eiffelturms und des Pont de l'Alma. Die nachsten Pariser Metro- und RER-Stationen sind Alma-Marceau und Pont de l'Alma.

Sammlungen und andere Abteilungen des Museums [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Das Museum vereinigt Sammlungen der Ethnologie aus dem Musee de l’Homme im Palais de Chaillot und aus dem Musee national des arts d’Afrique et d’Oceanie [2] , ehemals im Palais de la Porte Doree . Die gesamten Bestande des Museums umfassen mehr als eine Million Objekte ? darunter ethnologische Kunstgegenstande, Dokumente, visuelle oder audiovisuelle Objekte [3] ? von denen jeweils 3.500 in permanenten und temporaren thematischen Ausstellungen zu sehen sind. [4] Eine Auswahl von ca. 100 herausragenden Objekten aus dem Museum ist zusatzlich im ?Pavillon des Sessions“ des Louvre ausgestellt. [5]

In seiner Bibliothek/ Mediathek bietet das Museum eine große Zahl an Fachliteratur, Datenbanken zu Bildern oder audiovisuellen Objekten, die entweder vor Ort oder teilweise auch online abrufbar sind. [6] Im Theatre Claude Levi-Strauss des Museums finden regelmaßig Veranstaltungen wie Konzerte, Diskussionen oder Filmvorfuhrungen zu den Themengebieten des Museums statt. Auch durch seine Internetseite sowie die sozialen Medien informiert das Museum laufend uber aktuelle Veranstaltungen.

Die wissenschaftliche Abteilung widmet sich der Forschung, bietet Stipendien fur Nachwuchswissenschaftler, organisiert Kolloquien und publiziert ihre Ergebnisse sowohl online als auch in traditionellen Medien. [7]

Diskussion uber die Restitution afrikanischer Kulturguter [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Seit Ende 2018 steht das Museum im Mittelpunkt einer internationalen Debatte uber die Restitution von afrikanischen Kulturgutern , die in der Zeit des Kolonialismus aus ehemaligen franzosischen Kolonien nach Frankreich verbracht wurden. Aufgrund seiner Bestande von ca. 70.000 Objekten aus Afrika sudlich der Sahara steht das Musee du quai Branly im Zentrum eines Berichts, der von Prasident Emmanuel Macron in Auftrag gegeben und von zwei Wissenschaftlern, Benedicte Savoy aus Frankreich und Felwine Sarr aus dem Senegal, ausgearbeitet wurde. Die beiden Autoren waren beauftragt worden, einen Bericht uber die Hintergrunde des Erwerbs afrikanischer Kulturgegenstande als Provenienzforschung und deren mogliche Ruckgabe zu verfassen. [8] Sie empfehlen darin, dass Kunstgegenstande, fur die man nicht nachweisen kann, dass sie auch nach heutigen Vorstellungen rechtmaßig und moralisch gesehen aus Afrika erworben wurden, dauerhaft zuruckgegeben werden sollten, wenn das betreffende Land dies auf diplomatischem Wege beantragt.

Im Juni 2020 kam es zu einer Protestaktion im Museum. Der kongolesische Aktivist Mwazulu Diyabanza und vier Begleiter betraten die Ausstellung, prangerten den Diebstahl afrikanischer Kulturguter durch die Kolonialmachte an und ubertrugen dies per Livestream auf Facebook . Danach loste er gemeinsam mit einem Gruppenmitglied ein holzernes Ausstellungsstuck aus seiner Verankerung und versuchte es, aus dem Museum zu tragen, was von Museumswachtern unterbunden wurde. [9]

2021 wurden 26 Gegenstande, darunter Thronsessel und Palasttore an Benin zuruckgegeben, die 1892 nach der Eroberung von Abomey , Hauptstadt des Konigreichs Dahomey , entwendet worden waren. [10]

Geschichte und Status des Museums [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Jacques Kerchache , Kunsthandler und spezialisiert auf afrikanische Kunst , versuchte Anfang der 1990er Jahre der ? Art premier “ (ein von ihm gepragter Begriff) die Aufnahme als gleichberechtigt mit anderen bildenden Kunsten in die Ausstellungen des Louvre zu verschaffen.

Er veroffentlichte 1990 in diesem Sinne einen Artikel in der franzosischen Tageszeitung Liberation . Im selben Jahr lernte er Jacques Chirac , den damaligen Burgermeister von Paris , kennen und konnte diesen fur die Art premier begeistern. Chirac initiierte nach seiner Wahl zum franzosischen Staatsprasidenten im Jahr 1995 gemeinsam mit Kerchache eine Abteilung fur diese Kunstrichtung im Louvre. Ein Jahr spater kundigte Chirac ein Projekt zur Schaffung eines neuen Museums an, das sich speziell der außereuropaischen Kunst widmen sollte. Dieser Plan stieß auf Kritik, beispielsweise mit einem Streik der Mitarbeiter des Musee de l’Homme im Jahre 1999, die sich gegen eine Zerschlagung der Sammlungen ihres Museums und gegen den Ansatz wandten, die Gegenstande nun vorrangig unter asthetischen Aspekten und nicht mehr nur unter ethnographischen Gesichtspunkten zu betrachten. [11]

Das Museum hat den Status eines etablissement public ( deutsch offentliche Einrichtung ). Es ist drei Ministerien unterstellt: Dem Ministerium fur Kultur und Kommunikation (Ministere de la culture et de la communication) , dem Ministerium fur nationale Bildung ( Ministere de l’education nationale ) und dem Forschungsministerium ( Ministere delegue a la recherche ) . Die Kosten fur den Bau des Museums wurden mit ungefahr 233 Millionen Euro angegeben. [12]

Das Museum wurde am 20. Juni 2006 von Jacques Chirac in Anwesenheit von Kofi Annan , Rigoberta Menchu , Paul Okalik , Dominique de Villepin , Lionel Jospin und Jean-Pierre Raffarin eroffnet. Fur die Offentlichkeit ist es seit dem 23. Juni 2006 zuganglich.

2021 gab Frankreich 26 in der Zeit des Kolonialismus geraubte Artefakte aus dem Bestand des Museums an Benin zuruck.

Gebaude und Garten [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Musee du Quai Branly
Pflanzenwand von Patrick Blanc

Das von dem Architekten Jean Nouvel entworfene Museum hat mit seinen vier Gebauden auf dem 2 Hektar großen Grundstuck zwischen dem Quai Branly und der Rue de l'Universite eine Nutzflache von 40.600 m 2 . Die dominierende Hauptgalerie ist auf Stelzen gebaut und uberquert so nahtlos den vom Landschaftsarchitekten Gilles Clement entworfenen 18.000 m 2 großen Garten. Dieser besteht aus kleinen Hugeln, Pfaden, gepflasterten Wegen und kleinen, zur Meditation einladenden freien Stellen. Es wurden 178 Baume gepflanzt. Zum vielbefahrenen Quai Branly wird das Grundstuck durch eine riesige Glaswand abgeschirmt, die sich an die Pflanzenwand des Verwaltungsgebaudes anschließt.

Die vier Gebaude sind:

  • die Hauptgalerie, mit einer Lange von uber 200 m, mit mehreren seitlichen Raumen, die von außen durch bunte rechteckige Erker sichtbar sind. Außerdem sind hier untergebracht: ein Auditorium, ein Unterrichtsraum, ein Leseraum, eine große Flache fur temporare Ausstellungen und der Eingangsbereich. Die Halfte des Gebaudes nimmt eine uber 80 m lange sinusformig geschwungene Brucke ein, die zum eigentlichen Startpunkt fur die Besichtigung der Sammlung fuhrt.
  • das Gebaude Universite mit einem Andenken- bzw. Buchladen, Buros und Ateliers
  • das Verwaltungsgebaude Branly , das sich uber funf Etagen erstreckt und mit einer 800 m² großen Pflanzenwand ( Le mur vegetal ) von Patrick Blanc bedeckt wird. Es ist harmonisch an die Fassade der anliegenden Hauser der Haussmann -Ara angedockt.
  • das Auvent , mit der Mediathek und einer Gartenterrasse.

Ausstellungen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • 2016: Matahoata. Arts et societe aux Iles Marquises . Katalog. [13]
  • 2016: Persona. Etrangement humain . Katalog.

Film [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Musee du Quai Branly. Das neue Ethnologiemuseum von Paris. Dokumentation, Frankreich, 2006, 90 Min., Regie: Guy Seligmann, Pierre-Andre Boutang, Produktion: arte France, Erstausstrahlung: 6. Oktober 2006, Inhaltsangabe von arte

Siehe auch [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Musee du quai Branly  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Bilder

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Statistische Angaben auf der Seite des Museums , abgerufen am 23. Oktober 2019
  2. Musee national des arts d'Afrique et d'Oceanie. Paris. Abgerufen am 31. Juli 2019 .
  3. Explorer les collections. Abgerufen am 1. August 2019 (franzosisch).
  4. Ein Fuhrer durch die Sammlungen kann auf deutsch hier als pdf heruntergeladen werden. [1]
  5. Musee du quai Branly: Le Pavillon des Sessions. Abgerufen am 31. Juli 2019 (franzosisch).
  6. Bibliotheque et fonds documentaires. Abgerufen am 31. Juli 2019 (franzosisch).
  7. Soutenir les projets de recherche. Abgerufen am 31. Juli 2019 (franzosisch).
  8. http://restitutionreport2018.com/. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfugbar) am 15. August 2021 ; abgerufen am 31. Juli 2019 (franzosisch, englisch).   Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. @1 @2 Vorlage:Webachiv/IABot/restitutionreport2018.com
  9. Farah Nayeri: To Protest Colonialism, He Takes Artifacts From Museums. New York Times , 21. September 2020.
  10. Koloniale Raubkunst zuruck in Benin ? ?Die Seele des Landes kehrt zuruck“. In: Deutschlandfunk. 11. November 2021, abgerufen am 2. Marz 2024 .
  11. Sophia Natscher: "Koloniale Objekte" im Humboldt-Forum und im Musee du Quai Branly ? eine interdisziplinare Debatte . ( academia.edu [abgerufen am 31. Juli 2019]).
  12. Stefan Simons: Museum am Quai Branly: Chiracs metallischer Dinosaurier . In: Spiegel Online . 20. Juni 2006 ( spiegel.de [abgerufen am 31. Juli 2019]).
  13. Paul Gaugins letzte Zuflucht in FAZ vom 15. Juni 2016, Seite 12

Koordinaten: 48° 51′ 39″  N , 2° 17′ 51″  O