Konferenz von Moskau

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Wahrend und nach dem Zweiten Weltkrieg fanden Konferenzen der alliierten Großmachte in Moskau statt:

Beaverbrook-Harriman-Mission 1941

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Im Juli 1941 nach dem deutschen Uberfall auf die Sowjetunion war Harry Hopkins im Auftrag von Roosevelt und Churchill als Sonderbeauftragter nach Moskau gesandt worden. Bei den Gesprachen mit Josef Stalin hatte er einen Eindruck uber die Entschlossenheit der sowjetischen Kriegfuhrung und deren Materialbedarf erhalten. Seine Berichte fuhrten zu einem positiveren Bild Stalins und der Sowjetunion in den USA und in Meinungsumfragen sprachen sich die Amerikaner nun mehrheitlich fur eine Unterstutzung der Sowjetunion aus. [1] Am 13. August 1941 wurde Stalin daraufhin eine Konferenz zu Hilfslieferungen angeboten, die in Moskau stattfinden sollte. [2] Am 30. August beauftragte Roosevelt den Kriegsminister und den Marineminister, ein Langzeitprogramm zur Verteilung von verfugbarem Material fur britische, russische und amerikanische Bedurfnisse auszuarbeiten. Am 15. September reiste Averall Harriman fur den kranken Hopkins mit einer Delegation nach London, um dort mit der britischen Mission unter Lord Beaverbrook ( Minister of Supply ) ein gemeinsames Unterstutzungsangebot an die Sowjetunion auszuarbeiten. [3] Vom 29. September und 1. Oktober fand dann eine gemeinsame Konferenz in Moskau statt.

Ergebnis war das Moskauer Protokoll vom 2. Oktober 1941, in dem die Vereinigten Staaten und Großbritannien ihre Absicht erklarten, siebzig namentlich genannte Guter (von Flugzeugen bis Kakaobohnen) in britischen und amerikanischen Zentren im Zeitraum bis zum 30. Juni 1942 verfugbar zu machen und bei der Lieferung behilflich zu sein. Das Protokoll war keine vertragliche Verpflichtung, sondern sagte nur die großtmoglichen Anstrengungen fur die Erfullung zu. Es enthielt auch eine Klausel bezuglich eines Anpassungsbedarfs durch die Unwagbarkeiten der Kriegssituation. Das Protokoll verbesserte die Beziehungen zur Sowjetunion und Churchill und Roosevelt betrachteten es eher als bindend denn als reine Absichtserklarung. Selbst nach dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor im Dezember 1941 bestand Roosevelt darauf, dass ohne Rucksicht auf den eigenen Rustungsbedarf versucht wurde, das Protokoll zu erfullen. [4]

Die amerikanischen Zusagen hatten einen Wert von einer Milliarde US-Dollar, deren Bezahlung oder Finanzierung zunachst ungeklart blieb. Als sich die innenpolitische Stimmung zugunsten der Sowjetunion anderte, erklarte die US-Regierung am 7. November 1941 die Ausweitung des Lend-Lease-Programms auf die Sowjetunion. [5]

Moskauer Konferenz 1942

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Churchill, Stalin und Harriman 1942

Vom 12. bis 17. August 1942 trafen sich Stalin und Churchill sowie Harriman in Moskau, Thema der Gesprache waren die Kriegsplane der Alliierten fur Nordafrika und fur die Errichtung einer ? Zweiten Front “ in Europa durch Landung in Frankreich .

Außenministerkonferenz 1943

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An der Moskauer Konferenz vom 19. Oktober bis 1. November 1943 nahmen die Außenminister der drei fuhrenden alliierten Machte USA, Großbritannien und UdSSR ( Hull , Eden und Molotow ) teil. Sie koordinierten die weitere Zusammenarbeit, vereinbarten den Eintritt der UdSSR in den Krieg gegen Japan und die Grundlagen ihrer europaischen und weltpolitischen Kooperation nach Kriegsende. Man kam uberein, ?zum fruhestmoglichen Zeitpunkt eine allgemeine Organisation zur Erhaltung des internationalen Friedens und der internationalen Sicherheit zu schaffen, die auf der Grundlage der souveranen Gleichheit aller friedlichen Staaten beruht und zu der die Mitgliedschaft fur alle diese Staaten, groß oder klein, offen sein soll.“ [6]

Uber die Zukunft des besiegten Deutschlands und des wiederzuschaffenden Osterreichs wurde die Moskauer Deklaration formuliert. Zusatzlich wurde von ihnen eine Europaische Beratende Kommission (European Advisory Commission) mit Sitz in London gegrundet, die sich mit der Ausarbeitung von Planen fur die europaische Nachkriegsordnung befassen sollte. Sie einigten sich auf folgende Grundlagen der Behandlung Nachkriegsdeutschlands:

  • Besetzung ganz Deutschlands durch alliierte Truppen;
  • Ubernahme der vorlaufigen Regierungsgewalt durch eine alliierte Kontrollkommission;
  • Entmilitarisierung, Entnazifizierung und Demokratisierung Deutschlands;
  • Zerstorung der Kriegsindustrie;
  • Verbot und Auflosung der NSDAP;
  • Bestrafung der Kriegsverbrecher;
  • Wiedererrichtung der Demokratie;
  • Reparationsleistungen Deutschlands ;
  • territoriale Behandlung Deutschlands durch die zu grundende Europaische Beratende Kommission mit Sitz in London (European Advisory Commission, EAC).

Die Aufschiebung des Kernproblems, namlich der territorialen Behandlung Deutschlands, resultierte vor allem aus den Meinungsverschiedenheiten unter den Alliierten und in der amerikanischen Fuhrung: Prasident Roosevelt und die Militars wollten eine extreme Schwachung Deutschlands durch Zerstuckelung, das State Department (= Außenministerium) bevorzugte die Einheit eines foderalistischen Deutschlands und dessen politische Dezentralisierung. Der britische Außenminister Eden betrachtete den Zerstuckelungsvorschlag als ?einen nutzlichen Beitrag“. Sein sowjetischer Amtskollege Molotow stimmte ihm zu, bezeichnete den Plan allerdings als Minimallosung.

Moskauer Konferenz 1944

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Vom 9. bis 20. Oktober trafen sich Stalin und Churchill in Begleitung ihrer Außenminister, um uber die Zukunft der Lander Ostmittel- und Sudosteuropas zu beraten. Die Verhandlungen wurden vorbehaltlich einer spateren amerikanischen Zustimmung gefuhrt. Einen Schwerpunkt bildete die Diskussion uber die Zukunft Polens, zu der Vertreter der Londoner Exilregierung und des Lubliner Komitees eingeladen wurden. Churchill erklarte, auf Einfluss in Bulgarien und Rumanien weitgehend verzichten zu wollen und im Gegenzug verzichtete die Sowjetunion auf Einfluss in Griechenland .

Moskauer Außenministerkonferenz 1947

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Die vierte Außenministerkonferenz begann am 10. Marz 1947. [7] Der US-amerikanische Außenminister George C. Marshall stellte den nach ihm benannten Marshallplan zur wirtschaftlichen Vereinigung der vier Besatzungszonen vor. Dazu gehorten eine zonenubergreifende Wahrungsreform in Deutschland und eine einheitliche Verwaltung. Noch wahrend der Konferenz forderte der amerikanische Prasident Harry S. Truman vom amerikanischen Kongress finanzielle Hilfe fur Griechenland und die Turkei, die zusammenzubrechen drohten, um die dortige Einfuhrung eines totalitaren kommunistischen Regierungssystems zu verhindern. Diese Moskauer Konferenz dauerte sechs Wochen und wurde ein volliger Fehlschlag. Die Standpunkte zwischen den USA und Großbritannien auf der einen Seite und der Sowjetunion auf der anderen Seite, in denen es vor allem um Osteuropa, aber auch um das Mittelmeer, den Nahen Osten und China ging, waren unvereinbar. Hinsichtlich Deutschlands zeichnete sich eine Teilung ab. Ein weiteres Thema war die Ruckfuhrung der Kriegsgefangenen. [8] Am 23. April 1947 wurde beschlossen, alle deutschen Kriegsgefangenen bis Ende 1948 zu repatriieren. Tatsachlich waren aber nach Berechnung der britischen Alliierten bis zu diesem Zeitpunkt mehrere Hunderttausend noch in sowjetischen Lagern. [9] [10] Hierzu gibt es einen eigenen Artikel Kriegsgefangene des Zweiten Weltkrieges .

Einzelnachweise

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  1. Ian Kershaw: Wendepunkte ? Schlusselentscheidungen im Zweiten Weltkrieg 1940/41. S. 385?388.
  2. John Daniel Langer: The Harriman-Beaverbrook Mission and the Debate over Unconcitional Aid for the Soviet Union, 1941. Journal of Contemporary History, Juli 1979, Vol. 14, Nr. 3, S. 468.
  3. George C. Herring: Aid to Russia 1941-1946 ? Strategy, Diplomacy, The Orinis of the Cold War. Columbia University Press, New York und London 1973, ISBN 0-231-03336-2 , S. 16.
  4. John Daniel Langer: The Harriman-Beaverbrook Mission and the Debate over Unconcitional Aid for the Soviet Union, 1941. S. 472 f.
  5. George C. Herring: Aid to Russia 1941-1946 ? Strategy, Diplomacy, The Orinis of the Cold War. S. 17 und 20 f.
  6. Peter J. Opitz: Die Vereinten Nationen , Munchen 2002, ISBN 3-7705-3648-7 , S. 12.
  7. ?Die Moskauer Konferenz“ , in: Die Zeit , Heft 15 / 1947, online 10. April 1947, aktualisiert am 22. November 2012, abgerufen am 31. Juli 2017.
  8. Wolfram Werner: ?Januar 1947 ? Juni 1947“. In: Deutschland 1945?1949 , Bd. 2: Akten zur Vorgeschichte der Bundesrepublik , Institut fur Zeitgeschichte, Walter de Gruyter, 1979, ISBN 978-3-486-71836-2 , S. 267.
  9. Kriegsgefangene ? Jeder Funfzehnte ( Memento des Originals vom 26. April 2017 im Internet Archive )   Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. @1 @2 Vorlage:Webachiv/IABot/www.spiegel.de , In: Der Spiegel , Heft 2/1949 vom 8. Jan. 1949, abgerufen am 31. Juli 2017.
  10. Ernst Reuß: Gefangen! Zwei Großvater im Zweiten Weltkrieg. neobooks 2014, ISBN 978-3-8476-6032-3 .