Mosaik (Zeitschrift)

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Das Mosaik ist gegenwartig einer der altesten und auflagenstarksten Comics deutscher Produktion.

Die Zeitschrift wurde 1955 in Ost-Berlin gegrundet und erscheint seitdem im Format von 16,4 cm Breite und 24 cm Hohe. [1] Das erste Heft mit den drei Digedags als Haupthelden erschien am 23. Dezember 1955 im Verlag Neues Leben . [2] Zunachst war die Erscheinungsweise vierteljahrlich (Verkaufspreis 0,95 DM ), seit der Nummer 7 im Juni 1957 kommt das Heft monatlich heraus (Verkaufspreis 0,60 DM bzw. 0,60 MDN / 0,60 M). Mit der Nr. 38 im Januar 1960 wechselte das Magazin zum Verlag Junge Welt . 1976 begann die bis dahin durchgangige Nummerierung nach 229 Heften wieder bei 1 und wurde aus postvertriebstechnischen Grunden nun jahrgangsweise von 1?12 gezahlt ? mit einer Ausnahme: Die Neuerung konnte bei der Januarausgabe 1977 nicht mehr rechtzeitig umgesetzt werden, sie erschien deshalb mit dem Aufdruck 13 statt 1/1977. Die Mosaik -Hefte 10?12/91 wurden aufgrund der Abwicklung des Verlags Junge Welt interimistisch von der ?Procom Gesellschaft fur Kommunikation und Marketing mbH“ in Berlin herausgegeben. Seit dem Januarheft 1992 wird die Serie im Mosaik Steinchen fur Steinchen Verlag in Berlin-Westend verlegt, der im Juni 1992 durch Verschmelzung zur MOSAIK Steinchen fur Steinchen Verlag + PROCOM Werbeagentur wurde. Zugleich wurde die Heftzahlung wieder auf eine fortlaufende Nummerierung umgestellt, unter Einbeziehung der 192 Ausgaben seit 1976, sodass das besagte Januarheft nicht als Heft 1/92, sondern als Nummer 193 erschien.

Die heutigen Helden der Geschichten sind die drei Figuren Abrax, Brabax und Califax, gemeinsam auch Abrafaxe genannt. Eine weitere Ausgabe erscheint seit 2008 vierteljahrlich mit den Hauptfiguren Anna, Bella und Caramella, den ?Annabellas“. Das herausragende Wesensmerkmal aller Abenteuer ist, dass sie als fortlaufende Geschichten in großen Erzahlbogen mehrere Heft umfassen und in ihnen Reisen durch Raum und Zeit erfolgen.

Rund 40.000 Exemplare werden im Abonnement vertrieben. [3] Laut Mosaik-Verlag ist uber die Halfte der Leser alter als 30 Jahre.

Geschaftsfuhrer sind Anne Hauser-Thiele und Klaus D. Schleiter, der auch der Herausgeber ist. [4]

Von Dezember 1955 bis Juni 1975 erschienen unter der Federfuhrung des Grafikers Johannes Hegenbarth alias Hannes Hegen 223 Hefte. Sie geben Einblicke in mehrere Jahrtausende Menschheitsgeschichte. Ihre koboldahnlichen Haupthelden waren Dig, Dag und Digedag, die Digedags. Da am Anfang die langfristige Entwicklung der Figuren nicht hinreichend geklart war, gab es neben Heften mit den Digedags auch zwei Hefte (3 und 5) mit tierischen Hauptfiguren im Stile von Walt Disney . Vermutlich aus dramaturgischen Grunden wurden die Digedags ab Heft 20 auf Dig und Dag reduziert. Die spatere Suche nach Digedag fand erst viele Jahre spater im Rahmen der Ritter-Runkel-Serie statt. Nach 10 Jahren Abstinenz wurde Digedag ab Heft 141 wieder fest ins Mosaik integriert.

Seit Heft 45 werden die Abenteuer der Digedags in zwei parallel laufenden Geschichten erzahlt. Die erste Erzahlebene ist eine vom Planeten Neos ausgehende Weltraumexpedition, die die menschenahnlichen Expeditionsteilnehmer auf andere Planeten fuhrt, die sich in verschiedenen, der Erdgeschichte vergleichbaren Entwicklungsstadien befinden (die Weltraumserie ). Wahrend langer Flugphasen erzahlen die Digedags von den Abenteuern, die sie auf ihrem Herkunftsplaneten, der Erde, erlebten. Diese Geschichte in der Geschichte reflektiert mehrere Jahrhunderte Technikentwicklung, insbesondere die Entwicklung der Dampfmaschine . Die folgenden Hefte erzahlen die Abenteuer der Digedags in zwei großen, sich uber viele Hefte erstreckenden durchgangigen Handlungsbogen. Die erste romanhafte Geschichte, die Ritter-Runkel-Serie , die im mittelalterlichen Italien, in Konstantinopel und im Orient spielt, brachte es zu besonderer Popularitat (Hefte 90 bis 151, erschienen von Mai 1964 bis Juni 1969). Die zweite Großerzahlung, die Amerika-Serie , handelt in den USA wenige Jahre vor Ausbruch des Burgerkrieges 1861 (Hefte 152 bis 211, erschienen Juli 1969 bis Juni 1974). Sie beginnt auf den Sklavenfarmen am Mississippi , fuhrt auf Goldsuche in die Rocky Mountains und endet mit der Ruckkehr per Segelschiff uber Panama und die Karibik nach New York nach Ausbruch des Burgerkrieges im Jahr 1862 kurz vor der zweiten Schlacht am Bull Run .

Im Nachhinein erhob Hegen den Anspruch, vollig unpolitische Bildergeschichten geschaffen zu haben. Jedoch sind zumindest die Abenteuer auf dem Neos innerhalb der Weltraumserie (Hefte 25 bis 44, erschienen von Dezember 1958 bis Juli 1960) sichtbar vom Geist des Kalten Krieges gepragt. Die spateren Hefte sind Abenteuer-Comics nach klassischem Muster. Innerhalb der Großerzahlung bietet jedes Heft eine abgeschlossene Episode, in die viele humoreske, bis zum Slapstick gehende Szenen eingeflochten sind. Dabei sind die Digedags immer als Streiter fur das Gute und auf der Seite der einfachen Leute anzutreffen. In unaufdringlicher Weise wird in den Episoden auch gut recherchiertes Zeitkolorit ausgebreitet.

Am 14. November 1973 kundigte Hannes Hegen, der die Urheberrechte an den Digedags hatte, seinen Vertrag zum 1. Juli 1975, so dass der Verlag ein neues Konzept entwickeln musste. Zur Uberbruckung wurden im zweiten Halbjahr 1975 die ersten sechs Hefte der Ritter-Runkel-Serie nachgedruckt. Zu diesem Zeitpunkt arbeitete Lothar Drager schon intensiv an einem neuen Konzept fur das Mosaik, das spater auch teilweise umgesetzt wurde.

Das Mosaik von Hannes Hegen wurde in verschiedene Sprachen ubersetzt und erschien unter anderem auch in den Niederlanden , in Finnland und Ungarn . Auslandische Vertriebswege und Verkaufspreise wurden ab Heft 121 (Dezember 1966) in das Impressum auf der Ruckseite der Hefte aufgenommen. Fur die alte Bundesrepublik war dies die Helios-Literatur-Vertriebs-GmbH in West-Berlin, wobei zunachst ein Preis von 0,80 DM und ab Heft 128 von 0,60 DM aufgefuhrt ist. In Osterreich ubernahm der der Kommunistischen Partei Osterreichs gehorende Globus-Verlag den Vertrieb der Hefte (Preis: 5  OS ), und in Finnland gab es einen Verkauf uber die Firma Kansankulttuuri Oy zum Preis von 0,80  FmK . Schließlich folgte eine Preisangabe fur die Niederlande und Belgien im Heft 176 mit 0,70 Gulden oder 10  bfr ; Vertriebspartner war hier die Uitgeverij Het Palet.

Die seit Januar 1976 im Mosaik erscheinenden Nachfolger der Digedags sind ebenfalls drei ursprunglich koboldahnliche Figuren, die auf abenteuerliche Weise durch die Zeiten und Regionen der Erde reisen. Die kunstlerische Leitung lag fortan (bis zum Heft 12/90) allein bei Lothar Drager . Bei der Gestaltung der Hauptfiguren setzte sich die erfahrene Zeichnerin Lona Rietschel mit ihren Entwurfen durch. Dass die Hauptfiguren wieder drei Kobolde mit ahnlichen Eigenschaften wie die Digedags sein sollten, war eine Forderung des Verlages an das Redaktionskollektiv. Sie wurden in Anlehnung an die Digedags Abrafaxe genannt, und es wurde ihnen ein ahnliches Namensschema gegeben. Ihre Charaktere sind gegenuber ihren Vorgangern jedoch wesentlich starker differenziert. Waren Dig, Dag und Digedag weniger individualisiert, so sind Abrax, Brabax und Califax vollig eigenstandige und sehr unterschiedliche Charaktere mit unterschiedlichen Fahigkeiten, Vorlieben und Eigenschaften. Hegen strengte in der Folge mehrere Urheberrechtsverfahren sowohl gegen die Verwendung des Titels Mosaik als auch gegen Figuren der Abrafaxe an, konnte sich jedoch gerichtlich weder vor noch nach der deutschen Wiedervereinigung durchsetzen.

Die drei Helden Abrax, Brabax und Califax erfreuen sich bis heute großer Beliebtheit. Dafur stehen auch diverse Spin-offs mit ihnen. Bereits im August 1994 hatten sie mit Heft 224 ihre Vorganger, die Digedags , uberholt. Das Heft 271 vom Juli 1998 wurde in Addition beider Heftreihen auch als Mosaik 500 bezeichnet. Darin kam es sogar zu einer kurzen Begegnung der Abrafaxe mit den Digedags. Die Nummer 571 vom Juli 2023 erschien dementsprechend als Jubilaumsheft 800 und wurde mit sieben verschiedenen Titelbildern angeboten, ein achtes blieb exklusiv den Abonnenten vorbehalten. Bisher wurden weit uber 200 Millionen Hefte beider Reihen verkauft.

Ab Februar 2018 war das Mosaik vorubergehend das meistverkaufte Comic-Heft Deutschlands und hatte damit selbst das Micky Maus-Magazin uberholt. [5]

?Anna, Bella, Caramella“

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Im August 2008 erschien als Ableger zur eigentlichen Mosaik -Serie erstmals ein Mosaik mit den drei weiblichen Hauptfiguren Anna, Bella und Caramella . Das erste Auftreten der Figuren war auf der Ruckseite des Heftes 392 und setzte sich im Folgeheft fort. Nicht nur rein außerlich und charakterlich scheinen sie das feminine Gegenstuck zu den Abrafaxen zu sein, auch sind sie auf eine noch ungeklarte Weise mit den Abrafaxen verbunden.

Zur Zeitschrift Mosaik gibt es auch ein Online-Nachschlagewerk in Form eines Wikis : MosaPedia .

Hannes Hegens kunstlerisches Werk zu den ?Digedags“

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Im Jahr 2009 wurde das komplette kunstlerische Werk von Edith und Johannes Hegenbarth und somit auch ihr gemeinsames kunstlerisches Schaffen zu den Digedags infolge einer Schenkung Hegenbarths ? maßgeblich aufgrund des personlichen Engagements von Bernd Lindner und Rainer Eckert ? zum Eigentum der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig . [6]

  • Bernd Lindner : Die drei Leben des Zeichners JoHANNES HEGENbarth. Nurnberg 2017, durchgesehene und erweiterte Taschenbuch-Ausgabe, ISBN 978-3-7302-2021-4 .
  • Thomas Kramer : Micky, Marx und Manitu Zeit- und Kulturgeschichte im Spiegel eines DDR-Comics 1955?1990. ?Mosaik“ als Fokus von Medienerlebnissen im NS und in der DDR. Weidler, Berlin 2002, ISBN 3-89693-195-4 (Dissertation Universitat Leipzig 1989, 405 Seiten).
  • Michael F. Scholz : Mosaik. Die ersten Jahre. In: Eckart Sackmann (Hrsg.): Deutsche Comicforschung 2006. Comicplus, Hildesheim 2005, ISBN 3-89474-155-4 , S. 102?111.
  • Matthias Friske : Die Geschichte des ?MOSAIK von Hannes Hegen“. Eine Comic-Legende in der DDR. Lukas , Berlin 2008, ISBN 978-3-86732-034-4 .
  • Mark Lehmstedt: Die geheime Geschichte der Digedags. Die Publikations- und Zensurgeschichte des Mosaik von Hannes Hegen (1955?1975). Lehmstedt , Leipzig 2010, ISBN 978-3-937146-99-7 .
  • Reiner Grunberg; Michael Hebestreit: MOSAIK-Handbuch. Die Welt der Digedags. Lehmstedt, Leipzig 2012, ISBN 978-3-942473-22-4 .

Einzelnachweise

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  1. Dieter Spiller: Katalog der DDR-Unterhaltungsliteratur . Eigenverlag Dieter Spiller, Cottbus 2012.
  2. Zum Mosaik im Verlag Neues Leben und dem spateren Verlagswechsel zu Junge Welt siehe Eintrag in der Mosapedia [1] , abgerufen am 5. Dezember 2011.
  3. http://www.ivw.eu/aw/print/qa/titel/2568
  4. Geschichte des Comics Mosaik
  5. Die Abrafaxe uberholen Micky Maus. In: Suddeutsche Zeitung. 26. Februar 2018, abgerufen am 17. Dezember 2022 .
  6. Bernd Lindner: Eine Schenkung und vier Ausstellungen 2009?2014/15. S. 283 ff. / Irene Kahlau: Ein sehr personliches Nachwort. S. 293 ff. In: Bernd Lindner: Die drei Leben des Zeichners JoHANNES HEGENbarth. Nurnberg 2017, durchgesehene und erweiterte Taschenbuch-Ausgabe, ISBN 978-3-7302-2021-4 .