Der
Mojave Air & Space Port
(
IATA-Code
:
MHV
,
ICAO-Code
:
KMHV
) ist ein
Flughafen
in der
Mojave-Wuste
im US-Bundesstaat
Kalifornien
. In der zivilen Luftfahrt wird er uberwiegend als Frachtflughafen genutzt. Daruber hinaus ist er vor allem als Stellplatz fur die Zwischenlagerung von vorubergehend stillgelegten Flugzeugen bekannt. Des Weiteren sind dort Unternehmen angesiedelt, die sich mit der Zerlegung und Verschrottung von Flugzeugen befassen. Aufgrund seiner Lage und Ausstattung wird er haufig fur Filmaufnahmen genutzt. Seit dem Start des
SpaceShipOne
im Juni 2004 besitzt der Flughafen zudem die Zulassung als Startplatz fur die zivile Raumfahrt und wird von mehreren privaten Raumfahrtunternehmen als Testgelande genutzt.
[2]
Der Mojave Airport wurde 1935 als
Flugplatz
fur die zivile Nutzung gegrundet, nachdem bereits seit dem Ende der 1920er Jahre ein kleines Flugfeld in der Nahe des Ortes
Mojave
existiert hatte. Im Jahr 1942 ubernahm die US-Regierung den Betrieb des Flugplatzes und nutzte ihn als ?Mojave Marine Corps Auxiliary Air Station“ fur militarische Zwecke. Fur den zivilen Flugbetrieb in dieser Region existierte wahrend dieser Zeit nur ein kleiner mit zwei Start- und Landebahnen ausgestatteter Flugplatz namens Myer Field in unmittelbarer Nahe zum heutigen Mojave Air & Space Port.
Die militarische Nutzung endete 1959, und in dieser Zeit wurde auch das Myer Field aufgegeben. 1961 ging die Verwaltung des Mojave Airport uber an
Kern County
, Kalifornien. Nach dem Ruckzug des Militars wurde es, abgesehen von einigen Trainingsflugen mit Maschinen der Typen
Boeing 707
und
Douglas DC-8
, zunachst ruhig um den Flughafen. Die Landebahnen wurden in dieser Zeit sogar gelegentlich zum Trocknen von Rosinen genutzt. 1965 kam es zum Absturz einer Boeing 707 der American Airlines wahrend eines Trainingsfluges etwa eine Viertelmeile vor der anvisierten Landebahn. Am 16. Juni 1976 sturzte eine
North American P-51 Mustang
beim Landeanflug ab. Der Pilot der Maschine wurde bei diesem Unfall getotet. Bei einem Flugmanover wahrend eines Testfluges am Mojave Airport kam es am 3. April 1980 zum Absturz einer
Challenger 604
des Herstellers
Bombardier Aerospace
, bei dem der Pilot ums Leben kam; zwei weitere Insassen uberlebten diesen Unfall.
Nach einer durch den Absturz einer
North American F-86
ausgelosten Katastrophe bei einer Flugschau in Sacramento am 24. September 1972, bei der 22 Menschen ums Leben kamen, begannen die Flugzeughersteller und die Besitzer von historischen Flugzeugen, fur Test- und Ubungsfluge sowie fur die Lagerung von Flugzeugen nach abgelegenen Flughafen zu suchen. Dies fuhrte auch fur den Mojave Airport zum sprunghaften Aufschwung seiner Bedeutung. Im gleichen Jahr wurde fur den Betrieb des Flughafens das ?East Kern Airport District“ gegrundet, das seitdem auch die Ansiedlung von entsprechenden Unternehmen fordert. Am 17. Juni 2004 erhielt der Mojave Airport die Zulassung als Raumflughafen und anderte den Namen in Mojave Air & Space Port.
[2]
Gegenwartig sind dort etwa 140 Unternehmen mit ca. 1.300 Mitarbeitern ansassig.
Der
IATA-Code
des Mojave Air & Space Port lautet MHV, der verantwortliche Fluginformationsdienst der
Federal Aviation Administration
ist die Riverside Flight Service Station (FAA-ID-Code: RAL). Seine genaue geographische Position ist 35° 03,56′ N 118° 09,11′ W. Er liegt etwa 25 Kilometer nordwestlich der
Edwards Air Force Base
in einer Hohe von ca. 850 Metern (2.791 ft.) uber dem Meeresspiegel. Weitere zivile Flugplatze in der Nahe des Mojave Air & Space Port sind der California City Municipal Airport (FAA-ID-Code: L71) in California City, Kalifornien, und das General Wm J Fox Airfield (FAA-ID-Code: WJF) in Lancaster, Kalifornien. Der Flughafen verfugt uber einen Tower, einen beleuchteten Wind-Indikator und drei Start- und Landebahnen, von denen zwei mit
Lichtleuchtfeuer
(Rand-Befeuerung) ausgestattet sind:
[1]
[3]
Runway
|
Lange
|
Breite
|
Leuchtfeuer
|
12/30
|
3.811 m (12.503 ft)
|
61 m (200 ft)
|
hohe Intensitat
|
08/26
|
2.149 m (7.051 ft)
|
30 m (98 ft)
|
mittlere Intensitat
|
04/22
|
1.447 m (4.747 ft)
|
18 m (59 ft)
|
Das Verkehrsaufkommen betragt derzeit etwa 50 bis 60 Flugbewegungen am Tag und verteilt sich auf circa 54 Prozent zivilen Durchgangsverkehr, circa 41 Prozent zivilen Lokalverkehr und circa funf Prozent militarische Nutzung. Fur den Passagierverkehr ist der Mojave Air & Space Port als Regionalflughafen einzustufen und aufgrund seiner Lage nur von sehr begrenzter Relevanz. In der zivilen Luftfahrt wird er vor allem als Frachtflughafen mit uberregionaler Bedeutung genutzt und ist dazu uber die Highways CA-14 (?Antelope Freeway“, Richtung
Los Angeles
und nordliches
Nevada
) und CA-58 (Richtung mittleres Kalifornien,
Arizona
und sudliches Nevada) sowie eine Bahnverbindung (Netzbetreiber
Union Pacific Railroad
, Mitnutzung durch die
BNSF Railway
) entsprechend verkehrstechnisch erschlossen. Des Weiteren befindet sich am Mojave Air & Space Port mit der National Test Pilot School (NTPS) eine akademische Ausbildungsstatte fur Testpiloten fur die zivile und militarische Luftfahrt sowie eine Flugschule fur Privatpersonen (Viking Aviation).
Eine wichtige Rolle spielt der Mojave Air & Space Port fur mehrere spezielle Nutzungsmoglichkeiten. Dazu gehort vor allem die Lagerung von Flugzeugen, die, meist aus wirtschaftlichen Grunden, von den Fluggesellschaften vorubergehend stillgelegt wurden. Unter diesen ?Flugzeug-Parkplatzen“ (engl.
aircraft storage location
) gehort er zu den bekanntesten, ist allerdings nach der Zahl der gelagerten Flugzeuge nicht der großte. Ein weiterer Vertreter ist der
Pinal Airpark
bei
Marana
. Der Preis fur das Abstellen eines Passagierflugzeugs liegt beim Mojave Air & Space Port je nach Große der Maschine zwischen 250 und 500 US-Dollar pro Monat. Seine Vorteile bei der Lagerung von Flugzeugen sind das trockene Wustenklima, die abgelegene Lage und die Tatsache, dass das Abstellen von Flugzeugen auf dem harten und trockenen Wustenboden ohne Asphaltierung oder Betonierung des Untergrunds moglich ist.
Aus Grunden der Geheimhaltung werden bei vorubergehend stillgelegten Flugzeugen in der Regel Name und Logo der Fluggesellschaft uberdeckt, um den Konkurrenzgesellschaften keine Ruckschlusse auf die wirtschaftliche Situation der betreffenden Gesellschaft zu ermoglichen. Beim Bankrott der
Braniff International Airways
im Jahr 1982 wurde deren gesamte Flotte, die aus 62 Maschinen der Typen
Boeing 727
,
Boeing 747
und
Douglas DC-8
bestand, am Mojave Airport abgestellt. In der Zeit unmittelbar nach den
Terroranschlagen vom 11. September 2001
wurden einige neugebaute Boeing-Flugzeuge direkt nach der Fertigstellung in Seattle zum Mojave Airport zur Zwischenlagerung geflogen, da die betreffenden Fluglinien wegen der nach den Anschlagen folgenden Krise in der zivilen Luftfahrt fur ihre bestellten Flugzeuge keine Verwendung hatten. Die Zahl der am Mojave Air & Space Port und anderen ?Flugzeug-Parkplatzen“ gelagerten Flugzeuge schwankt stark und kann ein Indikator fur die wirtschaftliche Situation der Luftverkehrsbranche sein. Allerdings kann die Zahl der abgestellten Flugzeuge auch in Wachstumsphasen steigen, vor allem durch Ausmusterungen in großerem Umfang bei Modellwechseln, zum Beispiel bei der Einfuhrung des Jumbojets Boeing 747, oder der Einfuhrung grundlegend neuer Technologien wie beispielsweise beim Ubergang vom
Propellerantrieb
zu
Strahltriebwerken
in der zivilen Luftfahrt.
Weitere wichtige Geschaftsfelder von am Mojave Air & Space Port angesiedelten Unternehmen sind Wartung und Umbau von Flugzeugen, inklusive Erneuerung von Lackierungen beziehungsweise Umlackierung bei Besitzerwechsel, sowie die Zerlegung und Verschrottung von ausgemusterten Flugzeugen (
Flugzeugfriedhof
, engl.
aircraft boneyard
). Fur eine nicht unerhebliche Anzahl von Flugzeugteilen und Komponenten ist dabei auch eine Wiederverwendung als gebrauchte Ersatzteile ublich, komplette Cockpits konnen zu Simulatoren umgebaut werden. Eine vergleichbare Aufgabe im militarischen Bereich hat das
309th Aerospace Maintenance and Regeneration Group
(AMARG) in
Tucson
, Arizona.
Ahnliche Dienstleistungen bot in
Deutschland
lediglich das Unternehmen
ams Aircraft Maintenance Service
bis zu seiner Insolvenz im Jahr 2009 am ehemaligen
Fliegerhorst Ahlhorn
an.
Am 17. Juni 2004 erhielt der Mojave Airport von der Federal Aviation Administration die Zulassung als
Spaceport
fur den horizontalen Start von wiederverwendbaren Raumfahrzeugen. Der Flughafen fuhrt seitdem den Namenszusatz ?Civilian Aerospace Test Center“. Vier Tage spater, am 21. Juni startete vom Mojave Air & Space Port mit dem
SpaceShipOne
, entwickelt von
Scaled Composites
, der erste privat finanzierte Raumflug in der Luft- und Raumfahrtgeschichte. Eine Reihe von weiteren privaten Raumfahrtunternehmen beziehungsweise -projekten (zum Beispiel XCOR Aerospace, Orbital Sciences Corporation, Interorbital Systems, Pacific Rocket Society, Space Launch Corporation, Trans Lunar Research, Rocket Propulsion Engineering Company) nutzen den Mojave Air & Space Port als Testgelande.
Scaled Composites ist auch Entwickler des
Virgin Atlantic GlobalFlyer
, der im Auftrag des Mitinhabers
Steve Fossett
gebaut wurde. Vom 1. bis zum 3. Marz 2005 legte er in diesem Flugzeug in rund 67 Stunden als erster Mensch allein eine Nonstop-Erdumrundung zuruck. Der erste Testflug des Virgin Atlantic GlobalFlyer fand am 21. Oktober 2004 vom Mojave Air & Space Port aus statt.
Am 13. April 2019 erfolgte der Erstflug des
Scaled Composites Stratolaunch
, ein fur
Stratolaunch Systems
von
Scaled Composites
hier gebautes Tragerflugzeug fur Weltraumraketen.
[4]
- Wahrend eines Testfluges vom Mojave Air & Space Port kam es am 3. April 1980 an einer
Canadair CL-600-1A11 Challenger 600
der
Canadair
(C-GCGR-X)
zum
Deep Stall
. Der Anti-Spin-Fallschirm offnete nicht ordnungsgemaß. Die dreikopfige Besatzung sprang daraufhin aus der Maschine ab, jedoch versagte der Fallschirm des Flugkapitans, welcher daraufhin ungebremst zu Boden sturzte und starb. Die Unfalluntersuchung ergab, dass an der Maschine zeitgleich vier voneinander unabhangige Komponentenausfalle aufgetreten waren, von denen sich drei bereits zuvor schon einmal ereignet hatten. Es handelte sich um den ersten Zwischenfall mit diesem Flugzeugtyp mit Todesopfern
(siehe auch
Flugunfall einer Canadair CL-600 von Canadair bei Mojave
)
.
- Im Oktober 1986 wurde eine
Convair CV-880
der US-amerikanischen
Federal Aviation Administration
(N5863)
auf dem Flughafen Mojave beim Test eines Kerosinzusatzes gegen Zerstaubung zerstort. Personen kamen nicht zu Schaden. Dies war der letzte Totalschaden einer CV-880.
[7]
- Die
Rockwell Sabreliner 60
mit dem Kennzeichen
N211BR
wurde im Jahre 2007 in einem Hangar am Mojave Air & Space Port irreparabel beschadigt, als sich ein Feuerloschsystem aktivierte und den Hangar mit
Loschschaum
flutete.
[8]
- Am 4. Februar 2009 versuchte ein Flugschuler, mit der auf
Turboprop
umgebauten
DC-3
mit dem Kennzeichen
N834TP
vom Flughafen Mojave aus zu starten. Wegen unzureichender Flugvorbereitung war die
Seitenrudertrimmung
verstellt. Wahrend des Beschleunigens driftete das Flugzeug nach rechts, und es gelang dem Piloten nicht mehr, die Maschine richtig auszurichten. Die DC-3 kollidierte mit einer Reihe von Erdwallen jenseits der Startbahn und wurde dabei irreparabel beschadigt. Flugschuler und Fluglehrer uberlebten den Vorfall.
[9]
Der Mojave Air & Space Port wird oft fur Filmaufnahmen genutzt, vor allem fur
Actionfilme
und
Werbespots
. Der Flugplatz verfugt hierfur uber einige spezielle Ausrustungen und Einrichtungen und bietet die Moglichkeit, komplette Start- und Landebahnen fur Filmaufnahmen zu mieten. Daruber hinaus steht eine große Auswahl an modernen und historischen Flugzeugen zur Verfugung, ebenso wie zur Verschrottung freigegebene Flugzeuge fur spektakulare Filmszenen. Weitere Vorteile sind das große Platzangebot des Flughafens und seine Nahe zu
Los Angeles
beziehungsweise
Hollywood
. Bekannte Filme, die am Mojave Airport entstandene Szenen enthalten, sind beispielsweise
Stirb langsam 2
,
Speed
,
Thirteen Days
,
Waterworld
und das Video zum Musiktitel ?Bodies“ von
Robbie Williams
.
- ↑
a
b
AirportIQ 5010: Mojave Air & Space Port.
gcr1.com,
abgerufen am 29. August 2017
(englisch).
- ↑
a
b
History.
MojaveAirport.com, archiviert vom
Original
am
19. September 2017
;
abgerufen am 29. August 2017
(englisch).
- ↑
Runway Information.
MojaveAirport.com,
abgerufen am 29. August 2017
(englisch).
- ↑
Stratolaunch First Flight
Stratolaunch, youtube.com, veroffentlicht 13. April 2019. ? Video (0:58)
- ↑
Tony Eastwood, John Roach:
Piston Engine Airliner Production List
. The Aviation Hobby Shop, West Drayton, 1996,
ISBN 0 907178 61 8
, S. 38.
- ↑
Unfallbericht B-377 N90942
,
Aviation Safety Network
(englisch), abgerufen am 18. Februar 2020.
- ↑
Flugunfalldaten und -bericht CV-880 N5863
im
Aviation Safety Network
(englisch), abgerufen am 5. Februar 2024.
- ↑
Flugunfalldaten und -bericht Sabreliner 60 N211BR
im
Aviation Safety Network
(englisch), abgerufen am 5. Februar 2024.
- ↑
Flugunfalldaten und -bericht DC-3 TP N834TP
im
Aviation Safety Network
(englisch), abgerufen am 5. Februar 2024.
USA-Kalifornien