Die
Mission ?Frieden in Timor“
(
portugiesisch
Missao ≪Paz em Timor≫
) war eine Aktion von Unabhangigkeits- und Friedensaktivisten, um auf die andauernde Besetzung
Osttimors
durch
Indonesien
hinzuweisen. Mit der
Fahre
Lusitania Expresso
versuchten etwa 120 Aktivisten im Marz 1992 medienwirksam von
Australien
nach Osttimor zu gelangen.
[1]
[2]
Am 28. November 1975 erklarte sich die bisherige Kolonie
Portugiesisch-Timor
als
Osttimor einseitig fur unabhangig
. Am 7. Dezember begann Indonesien mit der
offenen Invasion
und annektierte Osttimor offiziell im Jahr darauf. Außer von Australien wurde die Annexion international nicht anerkannt. Osttimor galt weiterhin als ?portugiesisches Territorium“, wahrend im Land ein
Guerillakrieg
tobte. Durch die Besatzung und ihren direkten Folgen, wie Hungersnote und Krankheiten starben mindestens 183.000 Menschen, ein Viertel der Bevolkerung.
Am 12. November 1991 wurden mindestens 271 Menschen durch das indonesische Militar beim
Santa-Cruz-Massaker
in Osttimors Hauptstadt
Dili
getotet. Filmaufnahmen des Vorfalls durch den Briten
Max Stahl
erregten weltweit Aufsehen und brachten den Konflikt wieder in das Bewusstsein der Weltoffentlichkeit.
Leiter der Mission war der Portugiese
Rui Marques
, Direktor des Magazins
Forum Estudante
, auf dessen Initiative die Mission gestartet wurde.
[2]
Der Kommandant des Schiffes war Manuel Luis dos Santos. Die Passagiere aus 23 Landern
[2]
bestanden aus Journalisten, wie
Antonio Sampaio
,
[3]
und ein Team von
RTP
,
[2]
Studenten und anderen Personen, wie dem ehemaligen
portugiesischen Prasidenten
Antonio Ramalho Eanes
. Offizielles Ziel der Fahrt war, dass die Aktivisten Blumen am
Santa-Cruz-Friedhof
fur die Opfer niederlegen wollten. Verdeckt unterstutzte die portugiesische Regierung unter
Premierminister
Anibal Cavaco Silva
die Mission. Ansprechpartner der Aktivisten war der damalige Staatssekretar fur Jugend
Nuno Ribeiro da Silva
. Die Regierung finanzierte die Reise der europaischen Aktivisten vom Versammlungsort
Lissabon
zum australischen Hafen
Darwin
.
[1]
Die
Lusitania Expresso
, ein Schiff der Lusitania Ferries, fuhr von Lissabon mit 15 Besatzungsmitgliedern nach Darwin, wo es am 8. Marz 1992 ankam. Am Tag darauf verließ die
Lusitania Expresso
, mit den Aktivisten an Bord, Darwin wieder in Richtung
Timor
. Man setzte die
Flagge der Vereinten Nationen
und die der Herkunftsstaaten der Teilnehmer.
[2]
Am Morgen des 11. Marz,
Timor
war bereits in Sichtweite, wurde die
Lusitania Expresso
durch vier indonesische Kriegsschiffe an der Weiterfahrt gehindert. Hubschrauber uberflogen die Fahre. Uber Sprechfunk kam die Nachricht ?Dies ist Papa Kilo Alpha India, Kriegsschiff Indonesiens. Sie befinden sich jetzt in indonesischen Hoheitsgewassern.“
[1]
Man drohte bei der Weiterfahrt mit der Versenkung der Fahre.
[2]
Marques entschied daraufhin, abzudrehen und nach Australien zuruckzukehren, um die Bilder der Seeblockade zu den internationalen Medien bringen zu konnen. Die Blumen wurden ins Meer gestreut.
[1]
Die indonesische Regierung hatte in Kenntnis der bevorstehenden Reise des Schiffes und angesichts der Unruhen vom November 1991 in Dili der
Lusitania Expresso
am 25. Februar 1992 die Einreise in bzw. Durchreise durch seine Territorialgewasser mit dem Argument verweigert, die Mission wurde offentliche Unruhen hervorrufen und stelle eine Bedrohung fur die indonesische Sicherheit dar. Hierbei berief sie sich auf Artikel 25 (3)
Rights of protection of the coastal State
der
United Nations Convention on the Law of the Sea
(UNCLOS), die jedem Schiff die Durchfahrt erlaubt, welches
innocent
ist. Strittig ist jedoch, ob dieser extrem schwammig formulierte Artikel, der den Einsatz von Waffen gegen ein Schiff erlaubt, welches das Verbot ignoriert, auch das Recht abdeckt, ihm die Durchfahrt zu verweigern, selbst wenn keine direkte militarische Bedrohung von ihm ausgeht.
[4]
Im Ruckblick auf die Ereignisse erklarten die Organisatoren der Fahrt, dass das Hauptziel die Aufmerksamkeit der internationalen Medien zu gewinnen, ?voll erreicht“ worden sei. Man habe nun ein stabiles Fundament bei der Aufmerksamkeit der Medien aufgebaut.
[1]
Man hatte acht Minuten bei
CNN
, einen Leitartikel in der
Washington Post
und kam auf die Titelseite der
New York Times
.
[5]
Es sei von Anfang an klar gewesen, dass man nicht einfach an den Kriegsschiffen hatte vorbeifahren konnen. Man ware sonst innerhalb von drei Minuten versenkt worden. 2012 reisten einige Teilnehmer der Mission in das inzwischen unabhangige Osttimor und legten Blumen am Friedhof von Santa Cruz nieder.
[1]
- Reportagen von RTP (portugiesisch):
- ↑
a
b
c
d
e
f
RTP:
Lider da missao do Lusitania Expresso a Timor diz que objetivo foi "plenamente alcancado"
, 8. Marz 2017
, abgerufen am 17. September 2019.
- ↑
a
b
c
d
e
f
RTP:
Os timorenses nao esquecem a viagem do "Lusitania Expresso"
, 2012
, abgerufen am 20. September 2019.
- ↑
Asia & the Pacific Policy Society:
Antonio Sampaio
, abgerufen am 17. September 2019.
- ↑
Donald R. Rothwell
:
Innocent Passage in the Territorial Sea: The UNCLOS Regime and Asia Pacific State Practive.
In: Donald R. Rothwell, Walter Samuel Grono Bateman (Hrsg.):
Navigational Rights and Freedoms, and the New Law of the Sea.
Martinus Nijhoff Publishers, 2000, S. 74 ff., hier: S. 92 f.
- ↑
Marinus Pires de Lima & Nuno Filipe Pombo Nunes:
MOVIMENTOS SOCIAIS EM TIMOR
, abgerufen am 20. September 2019.