Eine
Miniserie
erzahlt eine vollstandige, in sich abgeschlossene Geschichte in mehreren getrennt gesendeten Episoden. Im Unterschied zu anderen
Fernsehserien
wird sie bereits als Ganzes konzipiert und die
Episoden
werden in der Regel auch zusammen abgedreht.
[1]
Das Wort
Miniserie
ist vom amerikanischen Begriff
miniseries
(auch:
mini-series
) abgeleitet und steht fur eine aus wenigen Folgen bestehende
Fernsehserie
[2]
oder einen mehrteiligen Fernsehfilm (auch: TV-Mehrteiler). Der Ausdruck verdrangt im Deutschen zunehmend die alteren, eigentlich genaueren Ausdrucke
Zweiteiler
,
Dreiteiler
usw.
Filmzyklen
(engl.:
double shooting
) werden von Beginn der Produktion an als mehrteilige Geschichten geplant (es gibt allerdings Falle wie die
Hannibal-Lecter
-Filme, die erst im Nachhinein eine Zyklus-Struktur annehmen). Die meisten zerlegen dabei eine umfassende Geschichte in sich abgeschlossene Teilgeschichten. Aber auch der Terminus
Mehrteiler
, der mit dem Begriff
Miniserie
weitgehend synonym ist, wird heute kaum mehr verwendet.
Eine Miniserie unterscheidet sich von einer laufenden
Fernsehserie
, die normalerweise nicht eine vorbestimmte Anzahl von Folgen hat und fur mehrere Jahre in mehreren Staffeln fortgesetzt werden kann.
Zur Klarung beigetragen hat, dass die
Hollywood Foreign Press Association
2014 die
Golden-Globes
-Regeln uberarbeitet hat, die sich u. a. auf die Pramierung von Fernsehserien und Miniserien auswirken. Die großte Veranderung betrifft die Kategorie ?Miniserie“ ? jetzt ?limitierte Serie“ genannt. Diese wird jetzt auf der Basis von Geschichte und Inhalt, nicht nach der Lange oder der Anzahl der Episoden definiert. Jede Produktion, deren Figuren und Handlung auf eine
Staffel
beschrankt sind, wird als Miniserie betrachtet. Die
HBO
-Serie
True Detective
ware dann eine limitierte Serie, keine Drama-Serie (so noch die Einstufung beim Emmy-Award 2014). Mit anderen Worten, es spielt keine Rolle, ob eine Show acht, 13 oder 22 Episoden lauft. Maßgeblich ist der Inhalt, wenn es nach der HFPA geht.
[3]
So kann man auch bei
American Horror Story
und
Fargo
die zweite Staffel verstehen, ohne die erste zu kennen ? ein sicheres Indiz dafur, dass es sich um Miniserien (?limited series“) handelt.
Vergleichbares gilt fur die Regeln der Emmy-Verleihung: Die
Academy of Television Arts & Sciences
(Amerikanische Fernsehakademie) fuhrte 2015 eine Debatte um die Abgrenzung von Drama, Serie und Miniserie und benannte die Kategorie
Miniserie
ebenfalls um in
limitierte Serie (limited series)
und markierte so den Unterschied zwischen Serie und Miniserie deutlicher: eine
Miniserie
(
limited series
) wird definiert als Produktion von zwei oder mehr Episoden mit einer Gesamtlaufzeit von mindestens 150 Programm-Minuten, die eine vollstandige, sich nicht wiederholende Geschichte erzahlt und deren
Handlung
sich nicht uber mehrere Staffeln erstreckt und/oder die gleichen Hauptfiguren in weiteren Staffeln einsetzt.
[4]
Aufgekommen ist der Begriff
miniseries
in den
Vereinigten Staaten
spatestens in den
1960er Jahren
im Zusammenhang mit der vom Sender
ABC
ausgestrahlten Fernsehdokumentation
The Rise and Fall of the Third Reich
, die als
miniseries
beworben wurde. Popularer ist dieser Begriff anschließend durch die Produktion
Rich Man, Poor Man
(ABC, 1976, 720 Min.), dt.
Reich und Arm
, geworden. Als erfolgreichster Fernsehmehrteiler aus den ersten Jahren der Geschichte der Miniserie gilt die 8-teilige Fernsehserie
Roots
(1977, 720 Min.).
Etwa ab dem Jahr 2000 kam es zu einem Boom der Miniserien, der bis heute anhalt. Einige Beispiele (ohne Anspruch auf Vollstandigkeit):
The Corner
(2000, 376 Min.),
Band of Brothers ? Wir waren wie Bruder
(2001, 603 Min.),
Traffic ? Macht des Kartells
(2004, 260 Min.),
Die Schattenmacht ? The State Within
(2006, 258 Min.),
John Adams ? Freiheit fur Amerika
(2008, 482 Min.),
The Pacific
(2010, 600 Min.),
Die Kennedys
(2011, 360 Min.),
Mildred Pierce
(2011, 336 Min.),
Parade’s End ? Der letzte Gentleman
(2012, 300 Min.),
Top of the Lake
(2013, 350 Min.),
Mein Name ist Fleming. Ian Fleming
(2013, 180 Min.),
Olive Kitteridge
(2014, 230 Min.),
True Detective
(2014 und 2015, je 480 Min.),
Fargo
(2014 und 2015, je 540 Min.).
Uberaus erfolgreiche Miniserien (bevor es den Begriff gab) waren in Deutschland in den 1960ern TV-Krimi-Produktionen in Schwarzweiß wie der damalige ?
Straßenfeger
“
Das Halstuch
(1962), ein Sechsteiler nach
Francis Durbridge
, oder der Dreiteiler
Die Gentlemen bitten zur Kasse
(1966) uber den großen englischen
Postzugraub
. Spater kamen
Abenteuervierteiler
des ZDF dazu, die gerne in der Advents- oder Weihnachtszeit ausgestrahlt wurden, wie
Die Schatzinsel
,
Michael Strogoff
oder
Der Seewolf
.
Auch international erfolgreich wurden
Wolfgang Petersens
Das Boot
(ARD, 1985, 309 Min.),
Dieter Wedels
Mehrteiler
Der große Bellheim
,
Der Schattenmann
u. a.,
Die Manns ? Ein Jahrhundertroman
(Bavaria/WDR/NDR/ARTE, 2001, 312 Min.) und
Unsere Mutter, unsere Vater
(ZDF, 2013, 270 Min.), ausgezeichnet mit dem
Emmy-Award
2014.
- Sonke Hahn:
Bunker?TV, TV?Bunker: Heterotope Mechanismen am Beispiel von Schutzbauwerken und (Fernseh-)Serien
, Dissertation,
Bauhaus-Universitat Weimar
2017, S. 57 ff.
- Knut Hickethier
:
Serie.
In:
Hans-Otto Hugel
(Hrsg.):
Handbuch Populare Kultur. Begriffe, Theorien und Diskussionen.
Metzler, Stuttgart u. a. 2003,
ISBN 3-476-01759-1
, S. 397?403.
- Harald Keller:
Die Miniserie: Vom Fortsetzungsroman zum TV-Event
, in:
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vom 23. April 2021
- Tony Magistrale:
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Palgrave Macmillan, New York NY u. a. 2003,
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, S. 173?217, (Uber die Miniserien Salem‘s Lot, It, The Stand, The Shining, Storm of the Century und Rose Red).
- Barbara Selznick:
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- ↑
Filmlexikon, Eintrag
Miniserie
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Universitat Kiel,
abgerufen am 30. Januar 2016
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- ↑
Miniserie, die.
In:
duden.de
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Abgerufen am 18. Januar 2022
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- ↑
Golden Globes Revise Rules on Miniseries.
Variety,
abgerufen am 7. Februar 2016
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- ↑
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deadline.com,
abgerufen am 7. Februar 2016
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