Die
Michel-Kataloge
sind deutschsprachige
Briefmarkenkataloge
, die als Standardwerk unter
Philatelisten
gelten und aufgrund des hohen Detailgrads auch im fremdsprachigen Ausland sehr verbreitet sind. Neben Briefmarkenkatalogen erschienen auch Michel-Kataloge uber Stempel,
Ganzsachen
, Briefe, Munzen und
Telefonkarten
.
Die Michel-Kataloge sind aus den umfassenden Preislisten und Katalogen der 1906 eroffneten
Briefmarkenhandlung
Hugo Michel
in
Apolda
(ab 1909
Weimar
) hervorgegangen. Seit dem Verkauf der Rechte (1919) an den Leipziger
Schwaneberger Verlag
(heute in
Germering
bei Munchen) erscheint der Michel als eigenstandiges Katalogwerk, erstmals 1920 in den zwei Banden
Europa
und
Ubersee
. Seit dieser Zeit wachst die Zahl der Bande ? analog zur weltweit wachsenden
Briefmarkenproduktion
? stetig. Der Schwaneberger Verlag erhielt 2019 eine der drei undotierten Auszeichnungen des
Deutschen Verlagspreises
.
Michel-Kataloge enthalten Angaben zu den amtlich, meist von staatlichen Postverwaltungen, ausgegebenen Briefmarken aller Lander der Erde. Dazu gehoren auch Briefmarken, die von Landern oder Gebieten ausgegeben werden, die vom
Weltpostverein
nicht anerkannt wurden, aber einen Postdienst unterhielten oder noch unterhalten. Briefmarken von privaten Postdiensten werden in separaten Katalogen gelistet.
Zur Erganzung der Kataloge veroffentlicht der Schwaneberger Verlag monatlich die
Michel-Rundschau
, die Neuerscheinungen auflistet und bewertet sowie uber Bewertungsanderungen alterer Briefmarkenausgaben informiert und einen ausfuhrlichen Textteil mit aktuellen Informationen und fachlichen Beitragen enthalt.
Fur jede Marke sind zwei Spalten vorgesehen, in postfrischer und gestempelter Erhaltung, im Fall der DDR gibt es noch eine Spalte fur
Gefalligkeitsabstempelungen
, im Fall der Bundesrepublik nicht. Bei Briefmarken, die vor 1945 ausgegeben wurden, sind oft drei Spalten zu finden, fur postfrisch (Gummierung unberuhrt, wie von der Post ausgegeben), ungebraucht (Marken, die ruckseitig Falzreste tragen) und gebraucht. Vor allem in der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde in einigen Postgebieten die Markenentwertung teilweise handschriftlich vorgenommen, hier wird die dritte Spalte auch fur die Bewertung von Exemplaren mit sogenannter Federzugentwertung verwendet.
Kritisiert werden in Sammlerkreisen haufig die
Preisnotierungen
des Michel-Katalogs, die von Sammlern und Handlern als sogenannter ?Michel-Wert“ auf dem Briefmarkenmarkt angegeben werden, da sie oft wesentlich uber den durchschnittlichen Marktpreisen liegen. Die Michel-Notierungen ergeben sich angeblich aus dem Maximalpreis einer Briefmarke im Handel.
Fur die Bewertung besonderer Abstempelungen, etwa Bedarfsstempel kleinerer Berliner Postamter im
Sammelgebiet Berlin
, eignet sich das Heranziehen des Katalogwerts nicht, da im Katalog die Briefmarke nur einmalig als gestempelt bewertet wird, ohne auf nahere Besonderheiten einzugehen. Fur die Bewertung solcher Besonderheiten sind Spezialkataloge notwendig, die Michel jedoch in der notwendigen Tiefe der Darstellung nicht anbietet.
Neben dem Standardkatalog fur Deutschland gibt es einen jahrlich in zwei Banden erscheinenden Spezialkatalog sowie einen speziell fur junge Philatelisten bestimmten Juniorkatalog.
Die Einteilung der Lander zu den Banden hat sich mehrmals geandert, die Bezeichnung der Regionen folgt eigenen Regeln und entspricht nur bedingt den Begriffen: So ist Serbien unter
Sudeuropa
, Griechenland hingegen unter
Sudosteuropa
zu finden.
Die Europakataloge (EK) waren 2018 in sieben Bande aufgeteilt:
Danach erfolgte wegen des stetig wachsenden Umfangs der Bande aufgrund der Katalogisierung zahlreicher Neuerscheinungen eine weitere Aufteilung auf nun 16 Bande (2021/22):
- E1 Alpenlander
- E2 Mitteleuropa
- E3 Westeuropa
- E4 Iberische Halbinsel
- E5 Apenninen-Halbinsel
- E6 Westlicher Balkan
- E7 Sudlicher Balkan
- E8 Sudosteuropa
- E9 Mittelmeerlander
- E10 Skandinavien
- E11 Baltikum und Finnland
- E12 Benelux
- E13 Britische Inseln
- E14 Kanalinseln und Man
- E15 Osteuropa
- E16 Russland und Sowjetunion
Diese Kataloge erscheinen etwa alle drei bis funf Jahre, wobei laufend einzelne Bande neu bearbeitet und herausgegeben werden. 2018 sind zehn Bande erhaltlich, die jeweils in zwei separat erhaltlichen Teilbanden erscheinen.
Im Vergleich zu den Europa-Katalogen sind einige Vereinfachungen vorhanden. So sind grundsatzlich keine Auflagenzahlen angefuhrt. Bei einzelnen Staaten (vor allem solchen, wo beim Großteil der Ausgaben eine tatsachliche postalische Verwendung fraglich ist) ist bei Briefmarkensatzen oft nur ein Wert abgebildet. Bei einigen wenigen Landern wird auf eine Abbildung ganzlich verzichtet.
Neben den vorgenannten Standardkatalogen gibt es noch eine große Anzahl von landerspezifischen Spezialkatalogen, in denen einzelne Sammelgebiete ausfuhrlicher katalogisiert werden. So werden hier erganzende Angaben zu Abarten, Besonderheiten bei Zahnungen und
Wasserzeichen
, beim Postverkauf durchgerutschte Exemplare mit Fehlern bei Druck und Zahnung oder die Katalogisierung von
Ersttagstempeln
und
Ersttagsbriefen
vorgenommen. Haufig werden auch Bewertungen fur komplette Postsendungen mit unterschiedlichen Frankaturen der jeweiligen Ausgaben (
Ganzstucke
) aufgefuhrt. Spezialkataloge fur Deutschland (2 Bande),
Osterreich
sowie die
Schweiz
und
Liechtenstein
erscheinen jahrlich, andere werden in unregelmaßigen Abstanden veroffentlicht.
[1]
Es werden auch spezielle Kataloge, die Briefmarken zu einem bestimmten Themengebiet enthalten, herausgegeben. Motiv-Themen konnen zum Beispiel Vogel, Eisenbahnen, Schiffe und so weiter sein. Die Qualitat der Auswahl wird aber oftmals stark kritisiert.
Einige Kataloge werden, entweder zusatzlich zur deutschen Fassung oder parallel zweisprachig, auch in englischer Sprache angeboten.
Unter dem Label
Michelsoft
sind die Daten einiger Sammelgebiete auch in Form eines Software-Kataloges auf CD verfugbar. Die Ausgabe
Michelsoft Europa
(Bande 1 bis 7) wurde aber seit 2019 nicht mehr aktualisiert. Der Verlag gibt an, bis auf Weiteres keine Aktualisierungen mehr zur Verfugung stellen zu konnen.
[2]
Seit 2003 steht ein kostenpflichtiger
Online-Briefmarkenkatalog
mit inzwischen fast allen etwa 850.000 Briefmarken
[3]
[4]
(Stand: Mai 2022) der ganzen Welt zur Verfugung. Dazu gibt es uber 2 Millionen Preisnotierungen und uber 450.000 hochauflosende Briefmarkenabbildungen. Den Online-Katalog gibt es in drei unterschiedlichen Angeboten (Standard, Premium und Plus) jeweils im Jahresabonnement.
[5]
Ebenfalls ist ein Online-Katalog zum Thema Munzen mit etwa 1500 Eintragungen deutscher Munzen ab 1871
[6]
verfugbar. Es sind dabei grundsatzlich nur die Daten der Standardkataloge enthalten. Die Daten werden wochentlich aktualisiert.
Seit dem 12. Oktober 2009 betreibt der Verlag die
MICHEL-Community
mit Foren, Blogs, einer Bildergalerie sowie einer Tauschborse. Neben Benutzerinhalten werden auch redaktionelle Beitrage mit Aktuellem aus der Welt der Philatelie angeboten.
- ↑
Vergleiche das
Gesamtprogramm 2020/2021 des Schwaneberger Verlags
, abgerufen am 14. Dezember 2020.
- ↑
MICHEL-Daten/Update Briefmarken Europa 2019 ? fur Soft & Album.
Abgerufen am 17. Mai 2022
.
- ↑
MICHEL-Online: Der Online-Katalog von MICHEL.
Abgerufen am 17. Mai 2022
.
- ↑
Mit Stand Oktober 2014 waren es etwa 669.000 Briefmarken.
- ↑
MICHEL-Online. Das große Nachschlagewerk fur Briefmarken und Munzen.
Auf Briefmarken.de, abgerufen am 3. Februar 2017.
- ↑
Mit Stand Oktober 2014 waren es etwa 1200 Munzeintragungen mit rund 19.000 Preisnotierungen und etwa 2200 Abbildungen.