Michael Stolleis

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Michael Stolleis (2013)

Michael Stolleis (* 20. Juli 1941 in Ludwigshafen am Rhein ; † 18. Marz 2021 in Frankfurt am Main ) war ein deutscher Jurist und Rechtshistoriker . Bis zu seiner Emeritierung 2006 war er Professor fur Offentliches Recht und Rechtsgeschichte an der Johann Wolfgang Goethe-Universitat Frankfurt am Main und von 1991 bis Ende 2009 Direktor des Max-Planck-Instituts fur europaische Rechtsgeschichte .

Michael Stolleis war der Sohn von Erich Stolleis , der von 1935 bis 1937 Burgermeister von Landau und von 1937 bis 1941 Oberburgermeister von Ludwigshafen war.

Nach dem Abitur 1960 am heutigen Kurfurst-Ruprecht-Gymnasium in Neustadt an der Weinstraße studierte Stolleis zunachst an der Ruprecht-Karls-Universitat Heidelberg Rechtswissenschaft, Germanistik und Kunstgeschichte. 1961 wurde er im Corps Saxo-Borussia Heidelberg recipiert . [1] [2] Als Inaktiver wechselte er an die Julius-Maximilians-Universitat Wurzburg . 1965 legte er das Erste, 1969 das Zweite Juristische Staatsexamen ab. Mit der Dissertation Staatsraison, Recht und Moral in philosophischen Texten des spaten 18. Jahrhunderts wurde er 1967 an der Ludwig-Maximilians-Universitat Munchen bei Sten Gagner zum Dr. iur. promoviert .

Michael Stolleis als Laudator bei der Verleihung des Jean-Paul-Preises 2019

Nach einigen Jahren als Assistent von Axel Freiherr von Campenhausen habilitierte er sich 1973 in Munchen fur die Facher Staats- und Verwaltungsrecht, Neuere Rechtsgeschichte und Kirchenrecht. Ein Jahr darauf wurde er auf eine Professur an der Johann Wolfgang Goethe-Universitat Frankfurt am Main berufen. 1991 erhielt er den renommierten Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft . Im selben Jahr wurde er Direktor des Max-Planck-Instituts fur europaische Rechtsgeschichte (MPIER) in Frankfurt am Main . 2006 wurde er als Professor an der Universitat Frankfurt und als Direktor des MPIER emeritiert, ubernahm jedoch von September 2007 bis Ende 2009 wieder die kommissarische Leitung.

Stolleis war Mitglied zahlreicher in- und auslandischer wissenschaftlicher Akademien und Mitherausgeber verschiedener Schriftenreihen und Zeitschriften. Seine Hauptarbeitsgebiete lagen in den Bereichen Offentliches Recht ( Sozialrecht ), Juristische Zeitgeschichte und Neuere Rechtsgeschichte (insbesondere Wissenschaftsgeschichte des offentlichen Rechts).

Im September 2019 gehorte er zu den etwa 100 Staatsrechtslehrern, die sich mit dem offenen Aufruf zum Wahlrecht Verkleinert den Bundestag! an den Deutschen Bundestag wandten. [3]

Stolleis verstarb im Marz 2021 nach kurzer schwerer Krankheit in Frankfurt am Main. Er wurde in Gimmeldingen bestattet. [4]

Mitgliedschaften und Ehrenamter

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  • Staatsraison, Recht und Moral in philosophischen Texten des spaten 18. Jahrhunderts (= Monographien zur philosophischen Forschung. Bd. 86). Hain, Meisenheim 1972, ISBN 3-445-00907-4 (Dissertation, Universitat Munchen, 1967).
  • Gemeinwohlformeln im nationalsozialistischen Recht (= Abhandlungen zur rechtswissenschaftlichen Grundlagenforschung. Bd. 15). Schweitzer, Berlin 1974, ISBN 3-8059-0349-9 (Habilitationsschrift, Universitat Munchen, 1973).
  • Die Einheit der Wissenschaften. Zum 300. Todestag von Hermann Conring (1606?1681). Helmstedt 1982.
  • Pecunia nervus rerum. Zur Staatsfinanzierung in der fruhen Neuzeit. Klostermann, Frankfurt am Main 1983, ISBN 3-465-01590-8 .
  • Geschichte des offentlichen Rechts in Deutschland. 4 Bande. C. H. Beck, Munchen 1988?2012, ISBN 978-3-406-63388-1 .
    • Band 1: Reichspublizistik und Policeywissenschaft 1600?1800. 1988, ISBN 3-406-32913-6 .
    • Band 2: Staatsrechtslehre und Verwaltungswissenschaft 1800?1914. 1992, ISBN 3-406-33061-4 .
    • Band 3: Staats- und Verwaltungsrechtswissenschaft in Republik und Diktatur 1914?1945. 1999, ISBN 3-406-37002-0 .
    • Band 4: Staats- und Verwaltungsrechtswissenschaft in West und Ost 1945?1990. 2012, ISBN 978-3-406-63203-7 .
  • Staat und Staatsraison in der fruhen Neuzeit. Studien zur Geschichte des offentlichen Rechts. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1990, ISBN 3-518-28478-9 .
  • Recht im Unrecht. Studien zur Rechtsgeschichte des Nationalsozialismus. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1994, ISBN 3-518-28755-9 .
  • Konstitution und Intervention. Studien zur Geschichte des offentlichen Rechts im 19. Jahrhundert. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2001, ISBN 3-518-29126-2 .
  • Geschichte des Sozialrechts in Deutschland. Ein Grundriss. Lucius und Lucius, Stuttgart 2003, ISBN 3-8282-0243-8 ( online ).
  • Das Auge des Gesetzes. Geschichte einer Metapher. C. H. Beck, Munchen 2004, ISBN 3-406-51679-3 .
  • Rechtsgeschichte schreiben. Rekonstruktion, Erzahlung, Fiktion? Schwabe, Basel 2008, ISBN 978-3-7965-2455-4 .
  • Sozialistische Gesetzlichkeit. Staats- und Verwaltungsrechtswissenschaft in der DDR. C. H. Beck, Munchen 2009, ISBN 978-3-406-59207-2 . [12]
  • Ausgewahlte Aufsatze und Beitrage (= Studien zur europaischen Rechtsgeschichte. Bd. 265). Herausgegeben von Stefan Ruppert und Milo? Vec . 2 Bande. Klostermann, Frankfurt am Main 2011, ISBN 978-3-465-04137-5 .
  • Offentliches Recht in Deutschland. Eine Einfuhrung in seine Geschichte. 16.?21. Jahrhundert. C. H. Beck, Munchen 2014, ISBN 978-3-406-65943-0 .
  • Nahes Unrecht, fernes Recht. Zur Juristischen Zeitgeschichte im 20. Jahrhundert. Wallstein, Gottingen 2014, ISBN 978-3-8353-1401-6 .
  • ?Margarethe und der Monch“. Rechtsgeschichte in Geschichten. C. H. Beck, Munchen 2015, ISBN 978-3-406-68209-4 .
  • Verfassungs(ge)schichten . Mit Kommentaren von Christoph Gusy und Anna-Bettina Kaiser (= Fundamenta Juris Publici. Bd. 6). Mohr Siebeck, Tubingen 2017, ISBN 978-3-16-155404-9 .
  • Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte. Materialien, Methodik, Fragestellungen (= methodica. Einfuhrungen in die rechtshistorische Forschung. Bd. 4). De Gruyter Oldenbourg, Berlin 2017, ISBN 978-3-11-055694-0 .
  • recht erzahlen ? Regionale Studien 1650?1850 . (= Studien zur europaischen Rechtsgeschichte , Bd. 341). Klostermann, Frankfurt am Main 2021, ISBN 978-3-465-04560-1 (postum).
Commons : Michael Stolleis  ? Sammlung von Bildern
  1. Kosener Corpslisten 1996, 140/1580.
  2. Schlagend: Michael Stolleis. In: faz.net. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29. Juni 2022, abgerufen am 1. Juli 2022 .
  3. Aufruf zum Wahlrecht: ?Verkleinert den Bundestag“ . Offener Brief vom 20. September 2019 in der Welt .
  4. Traueranzeigen von Michael Stolleis. In: lebenswege.faz.net. 24. Marz 2021, abgerufen am 12. Dezember 2021 .
  5. Mitgliedseintrag von Michael Stolleis bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur.
  6. Mitgliedseintrag von Michael Stolleis (mit Bild und CV) bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina , abgerufen am 22. Juli 2016.
  7. Vita von Michael Stolleis ( Memento vom 6. Oktober 2015 im Internet Archive ), abgerufen am 5. Oktober 2015.
  8. Der Kuratoriumsvorsitz bestand nur kurzzeitig, weil das Gremium aufgelost wurde.
  9. Michael Stolleis. Fondazione Internazionale Premio Balzan, abgerufen am 23. September 2023 .
  10. Notiz des Max-Planck-Instituts fur europaische Rechtsgeschichte.
  11. Bekanntgabe des Bundesprasidialamts.
  12. Rosemarie Will : Warum die DDR kein Rechtsstaat war. In: Forschung Frankfurt. 1/2010, S. 81, urn : nbn:de:hebis:30-80544 .