Der
Merseburger Dom
St. Johannes und St. Laurentius
ist eine evangelische Kirche und eines der herausragenden Baudenkmaler der an der
Straße der Romanik
gelegenen einstigen Pfalz- und Bischofsstadt
Merseburg
, jahrhundertelang Zentrum des
Bistums Merseburg
sowie des
Hochstifts gleiches Namens
. Der Dom ist der vierte Flugel von
Schloss Merseburg
. Dombaumeisterin ist
Regine Hartkopf
.
Die Kirche des Merseburger Domkapitels geht auf die von
Heinrich I.
gestiftete Johanniskirche zuruck, die auch als Kirche des ersten Bistums in Merseburg genutzt wurde. Der Grundstein fur den Bau einer reprasentativen
Kathedrale
des
Bistums Merseburg
wurde am 18. Mai 1015 durch den Bischof
Thietmar von Merseburg
(Thietmar von Walbeck) gelegt, der sich in seiner umfangreichen Chronik aber nicht ausfuhrlich zum Bau und den dahinter stehenden kirchlichen und kunstlerischen Absichten außerte. Er erwahnte jedoch ein Gelubde
Ottos I.
vor der
Schlacht auf dem Lechfeld
955, im Falle des Sieges in Merseburg ein Bistum zu errichten und die Konigspfalz zur Laurentiuskirche auszubauen.
[1]
Die erste Weihe des vierturmigen Kirchbaus auf das
Laurentiuspatrozinium
fand am 1. Oktober 1021 in Anwesenheit des Kaiserpaares
Heinrich II.
und
Kunigunde
statt. Nach zwei Einsturzunglucken und jeweiligen Wiederaufbau erfolgte 1042 eine zweite Weihe. Neben der nach 1036 begonnenen
Krypta
sind vom ursprunglichen
romanischen
Baukorper nur noch Teile erhalten, und zwar die runden Chorbegleitturme aus der Mitte des 11. Jahrhunderts, die Untergeschosse der Westturme und die unteren Wandteile des Querschiffs mit den beiden ostlichen Apsiden.
Durch den Merseburger Bischof
Werner von Wolkenburg
wurde, wohl in Vollendung des ursprunglichen Baukonzeptes, der Bau eines funften Turmes uber der Vierung eingeleitet, der allerdings 1230 einsturzte. Besagtem Bischof, einem Anhanger Rudolfs, ist auch zu verdanken, dass
Rudolf von Rheinfelden
, der 1080 einer in der
Schlacht bei Hohenmolsen
erlittenen Verwundung erlegen war, seine Grablege im Merseburger Dom fand, obwohl der Tod des gebannten
Gegenkonigs
(1077?1080 gegen Heinrich IV.) von nicht wenigen Zeitgenossen als Gottesurteil angesehen wurde.
Spatere Umbauten, vor allem zwischen 1510 und 1517 unter Bischof
Thilo von Trotha
, uberformten den Dom im Stil der
Spatgotik
. Aus der
basilikalen
Langhausanlage
wurde eine spatgotische
Hallenkirche
. Dazu wurde das baufallige Langhaus grundlegend umgebaut und mit hohen
Ziergiebeln
versehen, um es dem Schloss anzugleichen. An der Nordseite des Doms befindet sich noch heute ein Sandsteinrelief mit einem Engel, der das Trotha-Wappen halt. Am nordlichen Abschluss des
Querhauses
ließ Thilo von Trotha als Zugang vom Schloss zu seiner Grabkapelle ein Portal einbauen, das im
Tympanon
den Traum
Jakobs
von der
Himmelsleiter
und darunter das Trotha-Wappen zeigt.
[2]
Thilo von Trotha wird auch der Ausbau der Bischofskapelle zur Bischofsgruft, die Erneuerung des Ost- und Sudflugels des
Kreuzgangs
sowie die Erweiterung des sudlich gelegenen
Kapitelhauses
zugeschrieben.
Um das Jahr 1490 wurde in Merseburg die Stelle eines
Dompredigers
gestiftet.
[3]
1545 predigte
Martin Luther
im Dom. Nach dem Tod des letzten katholischen Bischofs
Michael Helding
im Jahr 1561 setzte sich in Merseburg die Reformation endgultig durch. Teile der bis heute erhaltenen Kurien in der Domfreiheit wurden nach dem
Dreißigjahrigen Krieg
im Stil des
Barocks
wiederaufgebaut. Damit verbunden war der Neubau des heute noch bestehenden Gebaudes des Domgymnasiums.
In den 1880er Jahren erfolgten Empfehlungen fur
Restaurierungen
an und in der Domkirche, die vermutlich auch durchgefuhrt wurden.
[4]
Bei
Luftangriffen
wahrend des Zweiten Weltkriegs auf die Stadt selber, aber auch auf die in der Nahe befindlichen BUNA- und Leuna-Werke wurden der Nord- und Ostflugel des Schlosses, das Kapitelhaus und der Chor des Doms beschadigt. Am 17. August 2006 wurde das renovierte Kapitelhaus in einem Festakt in Anwesenheit des Kultusministers
Jan-Hendrik Olbertz
und des Bischofs
Axel Noack
eingeweiht. Die Domfreiheit wurde anlasslich der Internationalen Baufachausstellung 2010 in Dessau vitalisiert, indem ein neues Besucher- und Informationszentrum eingerichtet, die
Willi-Sitte-Galerie
eroffnet sowie das
Europaische Romanik-Zentrum
angesiedelt wurden. Gemeinsam mit dem
Schloss
und Schlossgarten in Merseburg gehort der Dom zum Gesamtwerk ?
Gartentraume Sachsen-Anhalt
“.
Im Merseburger Dom ist seit 1654 das
Erbbegrabnis
der wettinischen
Sekundogenitur
Sachsen-Merseburg
untergebracht, die den Dom als Hofkirche nutzte. Diese sogenannte Furstengruft ist ein bedeutendes Denkmal barocker Bestattungskultur. Die Gruft war ursprunglich in drei Raume unterteilt, welche zwischen dem 13. und 16. Jahrhundert eingerichtet wurden. Ein prachtiges Portal weist den Eingang zur Furstengruft, das uber dem Portal befindliche Gemalde zeigt die herzogliche Familie. Herzog Christian I. zu Sachsen-Merseburg ließ 1670 die Ruhestatten seines Hauses auf der Ostseite des Doms einrichten. Die Furstengruft birgt 37 Sarge, davon 20 Kindersarge, 10 Frauen- und 7 Mannersarge, die aus Blei, Zinn, Holz oder Blei-Zinn-Legierungen bestehen und deren Wappen, Inschriften und Bandelwerk teilweise erhalten sind. Folgende Mitglieder der herzoglichen Familie wurden darin bestattet:
- Christian I.
(1615?1691), 1. Herzog von Sachsen-Merseburg
- Christiana von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glucksburg
(1634?1701), Ehefrau von Christian I.
- Hedwig von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glucksburg
(1640?1671), Schwagerin von Christian I.
- Magdalena Sophia
(1651?1675), Tochter von Christian I.
- Johann Georg (1652?1654), Sohn von Christian I.
- namenlose Totgeburt (*/† 1656), Sohn von Christian I.
- Christiane
(1659?1679), Tochter von Christian I., Ehefrau
Christians von Sachsen-Eisenberg
- Moritz (1662?1664), Sohn von Christian I.
- Christian Erdmann (1686?1689), Enkel von Christian I.
- Elisabeth Sibylle (1693?1694), Enkelin von Christian I.
- Christian II.
(1653?1694), 2. Herzog von Sachsen-Merseburg, Sohn von Christian I.
- Erdmuth Dorothea von Sachsen-Zeitz
(1661?1720), Ehefrau von Christian II.
- Johann Wilhelm (1681?1685), Sohn von Christian II.
- August Friedrich (1684?1685), Sohn von Christian II.
- Philipp Ludwig (1686?1688), Sohn von Christian II.
- Friedrich Erdmann
(1691?1714), Sohn von Christian II.
- Christiane Eleonore Dorothea (1692?1693), Tochter von Christian II.
- Christian III. Moritz
(1680?1694), 3. Herzog von Sachsen-Merseburg, Sohn von Christian II.
- Moritz Wilhelm
(1688?1731), 4. Herzog von Sachsen-Merseburg, Sohn von Christian II.
- Friederike Charlotte Ulrike (*/† 1720), uneheliche Stieftochter Moritz Wilhelms
- August
(1655?1715), Herzog von Sachsen-Merseburg-Zorbig, Sohn von Christian I.
- Hedwig Eleonore von Mecklenburg-Gustrow
(1666?1735), Ehefrau von August
- Christiane Magdalene (1687?1689), Tochter von August
- Totgeburt (*/† 1689), Tochter von August
- Caroline Auguste
(1691?1743), Tochter von August
- Hedwig Eleonore (*/† 1693), Tochter von August
- Gustav Friedrich (1694?1695), Sohn von August
- August (*/† 1696), Sohn von August
- Philipp
(1657?1690), Herzog von Sachsen-Merseburg-Lauchstadt, Sohn von Christian I.
- Eleonore Sophia von Sachsen-Weimar
(1660?1687), 1. Ehefrau von Philipp
- Christiana Ernestina (1685?1689), Tochter von Philipp
- Johann Wilhelm (1687?1687), Sohn von Philipp
- Christian Ludwig (1689?1690), Sohn von Philipp
- Heinrich
(1661?1738), 5. Herzog von Sachsen-Merseburg, Sohn von Christian I.
Der Merseburger Dom ist trotz seines Alters vergleichsweise reichhaltig ausgestattet, wird von den historischen Veranderungen wahrend der Reformation sowie den kriegsbedingten Zerstorungen abgesehen.
So haben sich Reste der mittelalterlichen Verglasung in vier Medaillons mit einem Durchmesser von ca. 60 cm uber dem Westportal in der Vorhalle im Zentrum der Dreifenstergruppe erhalten. Sie stammen aus einer Merseburg-Naumburger Werkstatt um 1260. Die Glasmalerei mit
Schwarzlot
wurde seit 1839 mehrfach restauriert. Es sind die Verkundigung Mariae, die Geburt Christi, die Anbetung der Konige und die Kreuzigung dargestellt. Fur die im Zweiten Weltkrieg zerstorte
historistische
Chorverglasung von 1885/86 hat
Charles Crodel
von 1947 bis 1960 in moderner Fortschreibung der mittelalterlichen Bildsprache ahnlich wie im
Erfurter Dom
und im
Dom zu Halberstadt
Ersatz geschaffen. Crodel fuhrte die Glasmalerei eigenhandig bei
Ferdinand Muller
in
Quedlinburg
aus. Das ikonographische Programm der Fenster umfasst alt- (links) und neutestamentliche (rechts) Ereignisse, die in aufsteigender Lesefolge dargestellt sind, und zwar im linken Fenster die Geschichte des Propheten
Jona
? Erschaffung Adams und Evas, der vom Fisch verschlungene Jona, der vom Fisch ausgespiehene Jona sowie der gelauterte Jona in der Laubhutte ? und im rechtens Fenster das Heilsgeschehen ? Geburt Christi, der Gekreuzigte, der auferstandene Gottessohn und der ?Gnadenstuhl“ als Darstellung der Dreieinigkeit.
Ein ursprunglich zu einer
Triumphkreuzgruppe
gehorendes
Kruzifix
ist in der Vierung aufgehangt. Das aus Eichenholz geschnitzte romanische Kruzifix ist aus drei Teilen zusammengesetzt; die beiden Arme sind seitlich in den Korper eingezapft. Auf dem um 1240 entstandenen Kruzifix wurden noch geringe Reste der mittelalterlichen Farbfassung nachgewiesen. Heute ist es auf ein Tragerkreuz aus Fichtenholz (1954/55) montiert. Das Kruzifix bildete zusammen mit der dazugehorigen Triumphkreuzgruppe (nicht erhalten) den kronenden Abschluss eines
Buhnenlettners
. Vergleichbare Lettner mit monumentalen Triumphkreuzgruppen finden sich u. a. im Dom zu
Halberstadt
und der Stiftskirche in
Wechselburg
. Von dem Lettner haben sich noch die beiden seitlichen
Chorschranken
erhalten. In den Nischen der nordlichen Schranke wurden um 1500 in
Seccomalerei
die 43 Vorganger Bischof Thilos mit zugehoriger Umschrift abgebildet.
In der Vorhalle des Doms befindet sich seit 1831 ein monolithischer Taufstein aus rotem Sandstein. Der Stein stammt ursprunglich aus der
Neumarktkirche
in Merseburg, die 1188 erstmals urkundlich erwahnt wird und nicht wesentlich alter sein kann. Aus dieser Zeit stammt auch der Taufstein. Das ikonographische Programm umfasst (1) vier liegende Lowen, die die zylindrische Kufe tragen; (2) zwischen den Lowen hockende Allegorien der vier Paradiesflusse; (3) zwolf rundbogige Arkaden zur Gliederung der Kufe, in denen die zwolf Propheten stehen und auf deren Schultern je ein Aposteln sitzt. Zu den Fußen des Propheten Jeremia kniet eine Stifterfigur, bei der es sich vermutlich um den Abt des Merseburger Benediktinerkloster St. Peter handelt.
Im sudlichen Querschiff vor dem Eingang zur Furstengruft befindet sich ein weiterer Taufstein. Der kelchformige Stein aus Sandstein wird auf 1665 datiert. Auf jeder Flache der hexagonalen Kuppa befinden sich drei bis vier skulptierte Wappen, insgesamt 21, welche die Wurden des in der Umschrift genannten Stifters
Herzog Christian I. von Sachsen-Merseburg
wiedergeben.
Im Merseburger Dom sind mehrere Altare erhalten. In erster Linie ist ein aus dem ersten Drittel des 13. Jahrhunderts zu datierender Tragaltar niedersachsischer oder mitteldeutscher Herkunft zu erwahnen. Er besteht aus einem in Eichenholz gefertigten rechteckigen Holzkorpus mit sechseckiger Aussparung auf der Oberseite zur Aufnahme einer Reliquie. Die Seitenflachen sind mit Silberblech ummantelt, auf den Langseiten waren insgesamt je funf, auf den Schmalseiten drei und auf den Ecksaulen je ein Relieffeld erhalten, und zwar auf der Vorderseite in der Mitte die Kreuzigungsgruppe, daneben die Apostel Petrus und Paulus, darauffolgend links Christi Geburt und darauffolgend rechts Mariae Verkundigung. Auf der linken Schmalseite sind dargestellt die Enthauptung eines Heiligen, Paulus nach gleicher Vorlage wie auf der Vorderseite sowie ein nicht identifizierbarer Heiliger mit Spruchband; auf der Ruckseite eine weitere Geburtsszene, die nicht mit der auf der Vorderseite identisch ist, daneben vermutlich Heilige (nur bruchstuckhaft erhalten). Auf der linken Schmalseite sind keine Reliefs erhalten, auf den Ecksaulen sind die vier Evangelisten zu erkennen (ebenfalls nur bruchstuckhaft erhalten).
Im Weiteren sind ein kleines Flugelretabel mit Skulptur der Muttergottes (um 1500 ? Merseburger Werkstatt?), ein Allerheiligenretabel (um 1505 ? niederlandisch), ein Flugelretabel mit der Muttergottes (um 1517 ?
Meister der byzantinischen Madonna
), ein Flugelretabel mit Gregorsmesse (um 1517 ? Meister der byzantinischen Madonna), ein kleines Flugelretabel mit Darstellung des Hortus Conclusus (um 1530 ? mitteldeutsch), ein Triptychon mit Madonna in der Engelsglorie (um 1530 ? mitteldeutsch), ein ehemaliges Retabel des Heinrichsaltars (1536/37 ?
Lucas Cranach der Altere
und Werkstatt), ein kleines Retabel mit der Georgsmesse (1516 ? Meister der byzantinischen Madonna), ein Flugelretabel mit der mystischen Vermahlung der hl. Katharina (1518, Wittenberg ? Meister aus der Cranach-Werkstatt,
Meister des Merseburger Marien- und Katharinenaltars
) sowie ein barocker Hochaltar (1668 ? unbekannter Kunstler) vorhanden.
In der Kirche und im Kreuzgang befinden sich Epitaphe und Grabmaler von Bischofen, Domherren und Adeligen, von denen zahlreiche kunstlerisch herausragend sind.
Die Grabplatte des Bischofs
Thietmar
(† 1018) ist als schlichte Sandsteinplatte gearbeitet und wird in das 13. Jahrhundert datiert; bereits 1883 ließen sich nur noch geringe Reste der Umschrift lesen, die aber in einer Umzeichnung uberliefert ist. Neben der Grabplatte von Thietmar markieren schlichte Platten die Graber der ersten Bischofe von Merseburg. Ursprunglich noch in der Johannis-Stiftskirche beigesetzt, wurden sie nach Errichtung des ersten Doms an diese Stelle umgebettet. Das bedeutendste Kunstwerk ist die im Chor befindliche
Grabplatte
Rudolfs von Schwaben
, der am 15. Oktober 1080 starb. Es gilt als altestes Bildnisgrabmal des deutschen Mittelalters; hervorzuheben ist hier besonders die technische Perfektion des Bronzegusses.
Das Epitaph und die Tumba des Bischofs
Thilo von Trotha
(† 1514) befinden sich im nordlichen Querhaus und sind aus Messing gefertigt. Die Deckplatte der Tumba wurde vermutlich noch von
Hermann Vischer dem Alteren
um 1470/80, also vor Thilos Tod angefertigt. Das Epitaph und die Seitenwande stammen aus der Vischer-Werkstatt und werden auf die Zeit um 1514 datiert. Das in der Vorhalle des Doms befindliche Epitaph des Bischofs
Sigismund von Lindenau
(† 1544) ist eine 2,46 m hohe und 1,29 m breite, gegossene Bronzeplatte mit Gravur und Ziselierung. Die sichtbare Signatur HF mit Meisterzeichen weisen sie als Arbeit des Nurnberger Bildhauers
Hans Vischer
aus.
Des Weiteren sind zu erwahnen die
Grabplatte des Ritters Hermann von Hagen
(Hayn/Hahn) aus der Mitte des 13. Jahrhunderts, dessen Erschaffung dem
Naumburger Meister
bzw. dessen Werkstatt zugerechnet wird, ein Grabmal fur den Magdeburger Erzbischof
Friedrich II. von Hoym
(† 1362), ein Epitaph des Bischofs
Vincenz von Schleinitz
(† 1535), ein Epitaph des Bischofs
Adolf von Anhalt
(† 1526) sowie ein Grabmal und ehemalige Schranken der Grabkapelle des Bischofs
Sigismund von Lindenau
(† 1544). Im Kreuzgang und Kreuzhof befinden sich zahlreiche barocke Epitaphe von Domherren. Dazugehorige in Backstein ausgefuhrte Grufte, die zum Teil im Inneren verputzt und farblich gefasst sind, sind durch Ausgrabungen belegt. Neben den Backsteingruften konnten wahrend der Ausgrabungen 2004 auch zahlreiche Erdbestattung in Holzsargen nachgewiesen werden.
[5]
Eine
Orgel
ist bereits Ende des 13. Jahrhunderts nachweisbar, als eine großere Summe fur die Orgel (?ad organa“) vermacht wurde. Wie in dieser Zeit ublich, wird es sich um eine mehr
manualige
Schwalbennestorgel
an der Nordwand gehandelt haben.
Ein unbekannter Orgelbauer errichtete 1665/1666 ein neues Instrument, das Christoph Junge 1674 erweiterte. Einen großen Erweiterungsumbau fuhrte
Zacharias Thayßner
in den Jahren 1693?1705 durch, der unter Verwendung alterer Teile den heutigen prachtigen
Prospekt
schuf. Thayßners Werk umfasste 41
Register
, war qualitativ jedoch unbefriedigend und blieb unvollendet. Erst unter
Johann Friedrich Wender
(1714?1717) konnte die Orgel fertiggestellt werden. Wender fertigte neue
Windladen
und sechs neue Balge an. Er erweiterte zunachst auf 50 Register und in einem zweiten Bauabschnitt um ein zusatzliches Brustwerk auf 66 Register. Der Merseburger Orgelbauer
Johann Gottfried Krug
erganzte das Oberwerk im Jahr 1780 mit einem
Schwellkasten
, der ganz oben und an der Ruckseite der Orgel angebracht war. In diesen Kasten, dessen Tur uber einem Draht vom Spieltisch aus geoffnet und geschlossen werden konnte, stellte er das Register ?Echo“.
[6]
Das
Ruckpositiv
erhielt einen kleinen zweiten
Spieltisch
mit einem Manual, das von der unteren Empore aus gespielt werden konnte. Die Orgel blieb jedoch reparaturanfallig, sodass 1843?1847 verschiedene Umbauplane entwickelt wurden.
[7]
Der Dom beherbergt heute eine der großten und bedeutendsten romantischen Orgeln in Deutschland, geschaffen in zwei Etappen (1853 bis 1855 und 1866) von dem
Orgelbauer
Friedrich Ladegast
. Sie verfugt uber 81 Register, die auf vier Manuale und Pedal verteilt sind, und insgesamt 5687 Pfeifen. Aufgrund der guten Qualitat der kleinen Ladegast-Orgel in der Dorfkirche
Geusa
gab der damalige Merseburger Domorganist und Orgelrevisor
David Hermann Engel
dem jungen Ladegast den Auftrag fur die Domorgel.
[8]
Dieser sollte ursprunglich eine Reparatur der vorhandenen Orgel fur 4500 Thaler vornehmen, das im Sommer 1853 begonnene Vorhaben endete jedoch quasi in einem Neubau fur 6258 Thaler hinter dem alten Prospekt.
[9]
Ladegast nutzte zunachst 26 Register aus der Vorgangerorgel, ersetzte diese jedoch, mit Ausnahme der Schalmey und des Stahlspiels, bis 1866 durch eigene.
[10]
Der von Ladegast fur das Brustwerk eingebaute
Schweller
war seinerzeit ein Novum, da diese
Spielhilfe
im deutschen Orgelbau erst im spaten 19. Jahrhundert weite Verbreitung fand.
[8]
Eine weitere Besonderheit ist der separate, kleine Spieltisch, der unter der kleinen Orgelempore auf der die ganze Breite des Mittelschiffs uberspannenden Musikerempore steht. Mit der dortigen Manualklaviatur konnen alle Register des Ruckpositivs, mit dem Pedal je zwei Pedalregister in der 16´- und 8´-Lage angespielt werden. Die Position dieses Zusatz-Spieltisches erlaubt das Zusammenspiel mit Ensembles, wofur der Platz auf der daruberliegenden Empore mit dem viermanualigen Spielschrank unzureichend ist.
[11]
Franz Liszt
besichtigte die Orgelbaustelle im Sommer 1855 mehrere Male und wollte ein neues, umfangreiches Werk, seine
Fantasie
und
Fuge
uber
B-A-C-H
,
fur die Orgelweihe komponieren. Er wurde damit jedoch nicht rechtzeitig fertig und schlug vor, stattdessen seine
Fantasie und Fuge uber ?Ad nos, ad salutarem undam“
spielen zu lassen, die bereits seit 1852 in einer fur Orgel,
Pedalflugel
oder Klavier zu 3 oder 4 Handen verwendbaren Druckfassung veroffentlicht war. Sein Schuler
Alexander Winterberger
fuhrte die Orgelfassung des Werks zur Einweihung der neuen Orgel am 26. September 1855 im Beisein von Liszt zum ersten Mal auf.
[11]
[12]
1856 erklang dann dort auch, wiederum durch Winterberger uraufgefuhrt, Liszts ursprunglich fur die Orgelweihe vorgesehene ?
Fantasie und Fuge uber B-A-C-H
“. 1857 spielte
Julius Reubke
hier die Urauffuhrung seiner Orgelsonate
?Der 94. Psalm“
.
[11]
1876 baute die Merseburger Orgelbaufirma Gerhardt eine
Barkermaschine
ein
[13]
.
Karl Straube
nutzte die Merseburger Domorgel zur Erstauffuhrung von
Regers
zweiter Orgelsonate d-moll op. 60.
[11]
Nach einer ersten Restaurierung, Umdisponierung und Entfernung des Schwellers des IV. Manuals ab 1962 durch den Merseburger Orgelbauer
Gerhard Kuhn
[14]
folgte in den Jahren 2001?2004 eine umfassende Instandsetzung und Restaurierung durch die Firmen
Eule
,
Scheffler
und
Wegscheider
. Diese Orgelbaufirmen machten die in den 1960er Jahren vorgenommenen Dispositionsanderungen, die nicht zum Gesamtkonzept Ladegasts passten, ruckgangig
[10]
und fuhrten die Orgel auf den Zustand von 1866 zuruck. Sie hat folgende
Disposition
:
[15]
I Ruckpositiv
C?g
3
|
0
1.
|
Bordun
|
16′
|
0
2.
|
Principal
|
0
8′
|
0
3.
|
Flautotraverso
0
|
0
8′
|
0
4.
|
Fugara
|
0
8′
|
0
5.
|
Quintaton
|
0
8′
|
0
6.
|
Octave
|
0
4′
|
0
7.
|
Gedeckt
|
0
4′
|
0
8.
|
Octave
|
0
2′
|
0
9.
|
Mixtur IV
|
1
1
⁄
3
′
|
10.
|
Cornett II?IV
|
|
11.
|
Oboe
|
0
8′
|
D
|
|
II Hauptwerk
C?g
3
|
12.
|
(H)
|
Bordun
(ab c
0
)
|
32′
|
13.
|
(V)
|
Principal
|
16′
|
14.
|
(H)
|
Bordun
|
16′
|
15.
|
(V)
|
Principal
|
0
8′
|
16.
|
(H)
|
Hohlflote
|
0
8′
|
17.
|
(H)
|
Doppelgedeckt
0
|
0
8′
|
18.
|
(H)
|
Gambe
|
0
8′
|
19.
|
(H)
|
Gemshorn
|
0
8′
|
20.
|
(H)
|
Quinte
|
5
1
⁄
3
′
|
21.
|
(V)
|
Octave
|
0
4′
|
22.
|
(V)
|
Gedeckt
|
0
4′
|
23.
|
(V)
|
Gemshorn
|
0
4′
|
24.
|
(V)
|
Doublette II
|
4′+2′
|
25.
|
(V)
|
Quinte
|
2
2
⁄
3
′
|
26.
|
(V)
|
Octave
|
0
2′
|
27.
|
(V)
|
Mixtur IV
|
0
2′
|
28.
|
(V)
|
Scharff IV
|
0
1′
|
29.
|
(V)
|
Cornett III?V
|
2
2
⁄
3
′
|
30.
|
(H)
|
Fagott
|
16′
|
D
|
31.
|
(V)
|
Trompete
|
0
8′
|
|
III Oberwerk
C?g
3
|
32.
|
Quintaton
|
16′
|
33.
|
Principal
|
0
8′
|
34.
|
Rohrflote
|
0
8′
|
35.
|
Flaute amabile
|
0
8′
|
36.
|
Gambe
|
0
8′
|
37.
|
Gedeckt
|
0
8′
|
38.
|
Octave
|
0
4′
|
39.
|
Spitzflote
|
0
4′
|
40.
|
Rohrflote
|
0
4′
|
41.
|
Quinte
|
2
2
⁄
3
′
|
42.
|
Waldflote
|
0
2′
|
43.
|
Terz
|
1
3
⁄
5
′
|
44.
|
Sifflote
|
0
1′
|
45.
|
Mixtur IV
|
|
46.
|
Schalmey
|
0
8′
|
47.
|
Stahlspiel
(ab e°)
0
|
|
|
Tremulant
|
|
|
IV Brustwerk
C?g
3
(schwellbar)
|
48.
|
Lieblichgedackt
|
16′
|
49.
|
Geigenprincipal
|
0
8′
|
50.
|
Flauto dolce
|
0
8′
|
51.
|
Salicional
|
0
8′
|
52.
|
Unda maris
|
0
8′
|
53.
|
Lieblichgedackt
|
0
8′
|
54.
|
Octave
|
0
4′
|
55.
|
Zartflote
|
0
4′
|
56.
|
Salicional
|
0
4′
|
57.
|
Nassat
|
2
2
⁄
3
′
|
58.
|
Octave
|
0
2′
|
59.
|
Cymbel III
|
0
2′
|
60.
|
Progressivharmonika II?IV
0
|
|
61.
|
Aeoline
|
16′
|
D
|
|
Pedal
C?f
1
|
62.
|
(III.)
|
Untersatz
|
32′
|
63.
|
(I.)
|
Principal
|
16′
|
64.
|
(III.)
|
Violonbaß
0
|
16′
|
65.
|
(I.)
|
Salicebaß
|
16′
|
66.
|
(I.)
|
Subbaß
|
16′
|
|
(Fortsetzung Pedal)
|
67.
|
(II.)
|
Großnassat
0
|
10
2
⁄
3
′
|
68.
|
(I.)
|
Principal
|
0
8′
|
69.
|
(I.)
|
Bassflote
|
0
8′
|
70.
|
(II.)
|
Violoncello
|
0
8′
|
71.
|
(II.)
|
Terz
|
6
2
⁄
5
′
|
|
(Fortsetzung Pedal)
|
72.
|
(II.)
|
Rohrquinte
0
|
5
1
⁄
3
′
|
73.
|
(I.)
|
Octave
|
0
4′
|
74.
|
(II.)
|
Scharfflote
|
0
4′
|
75.
|
(II.)
|
Flote
|
0
4′
|
76.
|
(II.)
|
Mixtur IV
[A. 1]
|
|
(Fortsetzung Pedal)
|
77.
|
(II.)
|
Cornett IV
0
|
2
2
⁄
3
′
|
78.
|
(III.)
|
Posaune
|
32′
|
79.
|
(III.)
|
Posaune
|
16′
|
80.
|
(I.)
|
Dulcian
|
16′
|
81.
|
(II.)
|
Trompete
|
0
8′
|
|
- Koppeln
: I/II, III/II, IV/II, I/P, II/P, III/P
- Spielhilfen
:
3
Ventile
fur die Laden des Pedals, Bass-Coppel, mit Registerzug oder zwei Tritten (an-ab) zu bedienen, schaltet die Ventile fur die 2. und 3. Lade gemeinsam, Tritt und Zug fur das Schwellwerk
- Anmerkungen
- D = Durchschlagend
- H/V = Hinter- bzw. Vorderlade fur
Sperrventile
- I./II./III. = Erste, zweite bzw. dritte Lade fur
Sperrventile
- ↑
1866 Trompete 4′.
Der Dom besitzt eine ebenfalls von Ladegast geschaffene, kleine Orgel mit einem Manual und Pedal sowie 10 klingenden Stimmen. Der Orgelbauer errichtete sie 1850 fur die Dorfkirche von
Klobikau-Raschwitz
. Die Firma
Rosel & Hercher
barg sie aus der verfallenden Kirche und restaurierte sie 1993, woraufhin sie vorerst in der Michaelskapelle des Doms aufgestellt wurde
[16]
. Angesichts der Restaurierung der großen Orgel stellte man sie 2001 im Dom als Interimsinstrument auf, ließ sie dann jedoch dauerhaft im rechten Seitenschiff stehen.
[11]
[17]
Seit 1996 ist
Michael Schonheit
Merseburger Domorganist,
[18]
sein Vorganger war von 1951 bis 1996
Hans-Gunther Wauer
.
[19]
Die elf
Glocken
des Domes sind auf die beiden Westturme, den Mittelbau und den Turmhelm verteilt. Mit einer umfassenden Restaurierung bekam jede einzelne Glocke sowohl einen neuen Kloppel als auch ein neues Holzjoch. Das Gelaut wurde nach der ursprunglichen Aufhangung verteilt und in die zum Teil gotischen und barocken Glockenstuhle gehangt. Im Dezember 2001 erklang das Domgelaut zum ersten Mal nach der Sanierung.
[20]
Die Clinsa war bereits zweimal gesprungen. Eine von
Franz Schilling
fur sie 1910 als Ersatz gegossene Glocke wurde im Ersten Weltkrieg
fur die Rustungsindustrie eingezogen
, ebenso die großere der beiden Zuckerhutglocken sowie eine weitere. Nachdem 1931 ein erneuter Ersatz fur die Clinsa gegossen wurde, verschwand dieser im Zweiten Weltkrieg wiederum in den Schmelzofen der Rustungsfirmen. Das gleichfalls beschlagnahmte Horaglockchen konnte hingegen nach Kriegsende unversehrt vom
Glockenfriedhof
Ilsenburg zuruckgeholt werden.
[21]
Die Clinsa erhielt nach der Schweißung einen neuen von Hand geschmiedeten Kloppel, der dem historischen Vorbild nahekommt. Die Benedicta ist in einer außerordentlich schweren
Rippe
gegossen, so dass sie den im Verhaltnis zu ihrem Gewicht relativ hohen Ton es
1
?5 erzeugt.
Im Oktober 2021 wurde eine neue Glocke, die Friede-Glocke, in den Mittelbau gehoben. Als Vorbild diente die 1518 von
Martin Hilliger
gegossene ?Maria“ der
Wenzelskirche Naumburg
.
[22]
Sie schließt die im Ersten Weltkrieg entstandene klangliche Lucke zwischen der Clinsa und der Nona.
[21]
Nr.
|
Name
|
Gussjahr
|
Gießer, Gussort
|
Durchmesser
(mm)
|
Gewicht
(kg)
|
Schlagton
(
HT
-
1
/
16
)
|
Glockenstube
|
1
|
Benedicta
|
um 1280
|
unbekannt
|
1.568
|
?3.000
|
es
1
?5
|
Sudwestturm
|
2
|
Clinsa
|
um 1180
|
unbekannt
|
1.312
|
1.960
|
f
1
?7
|
Nordwestturm
|
3
|
Friede-Glocke
|
2021
|
Sachsisches Metallwerk, Freiberg
|
1108
|
890
|
g
1
|
Mittelbau
|
4
|
Nona
|
1458
|
unbekannt,
vom gleichen Gießer
|
957
|
?600
|
b
1
?1
|
Mittelbau
|
5
|
Quarta
|
851
|
? 450
|
c
2
?2
|
6
|
Evangelistenglocke
|
1479
|
unbekannt
|
825
|
?420
|
d
2
±0
|
7
|
Bienenkorbglocke
|
Anfang
12. Jh.
|
unbekannt
|
472
|
113
|
?
des
3
|
8
|
Horaglocklein
|
1538
|
unbekannt
|
460
|
59
|
b
2
?4
|
9
|
Zuckerhutglocke
|
Anfang
13. Jh.
|
unbekannt
|
416
|
58
|
?
d
3
|
I
|
Stundenglocke
|
1474
|
unbekannt
|
1.060
|
? 500
|
ges
1
+1
|
Turmhelm Nordwestturm
|
II
|
Viertelglocke
|
1722
|
Peter Becker, Halle
|
608
|
?120
|
?
|
Einige Domglocken haben seltene, kunsthistorisch bedeutsame
Glockenritzzeichnungen
, die in einem Werk der Kunsthistorikerin Ingrid Schulze gewurdigt werden
[23]
.
Die Merseburger Domstiftsbibliothek weist am Ort ihres Entstehens auf eine uber 1000-jahrige Geschichte. Sie geht vermutlich auf die Bibliothek des Kollegiatstifts St. Johannis (9. Jh.), spatestens aber auf die Grundung des Bistums Merseburg im Jahr 968 zuruck. Bereits der sachsische Chronist und Merseburger Bischof
Thietmar
(Amtszeit: 1009?1018) konnte einen umfangreichen von seinen Vorgangern zusammengetragenen Bucherbestand nutzen. Dieser Bestand wurde neben kaiserlichen Geschenken und Anstrengung der Bischofe vor allem durch Stiftungen einzelner Domherren bis heute erweitert. Seit dem 17. Jahrhundert bis zum Zweiten Weltkrieg war sie im Kapitelhaus untergebracht. Luftangriffe auf das Dom- und Schlossensemble und Wassereinwirkungen fuhrten zu Schaden am Bestand. Nach vorubergehender Unterbringung im Haus des Stiftsprokurators (Domstraße 12) wurde die Bibliothek 1993 in die Sudklausur des Doms uberfuhrt. Seit 2006 befindet sie sich wieder im Kapitelhaus des Doms.
[24]
, umfasst einen Fundus mit mehr als 10.000 Titeln, davon einen althistorischen Bestand von ca. 2.500 Titeln, inklusive 200 Inkunabeln. Uber historische Inventare und Kataloge lasst sich die Entwicklung des Bestandes seit der Mitte des 16. Jahrhunderts rekonstruieren. Ein um 1935 von Walther Holtzmann erstelltes Verzeichnis der Handschriften der Domstiftsbibliothek ist digital zuganglich.
[25]
Neben Buchern finden sich zahlreiche, zum Teil mittelalterliche Urkunden sowie Aufschwortafeln von Domherren.
In der Merseburger Domstiftsbibliothek werden drei bedeutende
althochdeutsche Textzeugnisse
aus dem 9. bis 11. Jahrhundert aufbewahrt, alle waren in einer mittelalterlichen Sammelhandschrift aus den Uberresten von sechs ursprunglich selbstandigen Codices (
Cod. 136
) eingebunden.
[26]
- Die
Merseburger Zauberspruche
(
Cod. 136, fol. 85r
) wurden von
Georg Waitz
1841 in einer theologischen Sammelhandschrift des 9. oder 10. Jahrhunderts entdeckt und von
Jacob Grimm
1842 zum ersten Mal gewurdigt. Die in Althochdeutsch abgefassten Spruche handeln von der Befreiung von Gefangenen (Spruch 1) und der Heilung eines verrenkten Pferdefußes (Spruch 2).
[27]
Bischoff datiert sie in das erste oder zweite Drittel des 10. Jahrhunderts.
[28]
- Das
Frankische Taufgelobnis
(
Cod. 136, fol. 16r
) ist in einer Handschrift des 9. Jahrhunderts uberliefert und in einer angelsachsischen Minuskel abgefasst. Es ist als ein Frage-Antwort-Formular fur Priester und Taufling gestaltet.
[29]
- Das
Merseburger Gebetbuchstuck
(Cod. 136, fol. 53r) ist ein Prosagebetsfragment aus der Mitte des 9. Jahrhunderts. Es handelt sich um ein Stuck aus dem Gebet, das der Priester wahrend der Messe nach der
Elevation
des Kelchs spricht. Der lateinische Text und die deutsche Entsprechung sind nebeneinander gesetzt.
[30]
Zu den bedeutenden
prosopographischen
Quellen des Fruh- und Hochmittelalters zahlt das
Merseburger Nekrolog
(
Nekrolog des Domkapitels von Merseburg
? lat.
Necrologium Merseburgensis cathedralis capituli
), welches zwischen 1016 und 1100 unter der Verwendung alterer Vorlagen angelegt wurde und Personen vom 8. bis zum 11. Jahrhundert auflistet.
[31]
Uberdies befindet sich eine der vier uberlieferten Handschriften der
Merseburger Bischofschronik
(
Cronica episcoporum ecclesie Merseburgensis
) in der Domstiftsbibliothek. Das Merseburger Exemplar beinhaltet die Chronik von 968 bis 1136 mit einer Fortsetzung bis ins Jahr 1514.
[32]
- Hans-Joachim Mrusek
, G. Beyer:
Drei sachsische Kathedralen. Merseburg,
Naumburg
,
Meißen
. 2. Aufl., Verlag der Kunst, Dresden 1981, 407 S. ? in der Bundesrepublik Deutschland zeitgleich erschienen unter dem Titel
Drei deutsche Kathedralen ? Merseburg ? Naumburg ? Meißen
. Ebeling, Wiesbaden 1981,
ISBN 3-921452-16-3
.
- Peter Ramm:
Der Dom zu Merseburg
, Bd. 464. 3., aktualisierte Auflage, Deutscher Kunstverlag Munchen/Berlin 2008,
ISBN 978-3-422-02140-2
.
- Peter Ramm:
Dom und Schloss zu Merseburg
, Deutscher Kunstverlag Munchen/Berlin 2008,
ISBN 978-3-422-02155-6
.
- Rolf Toman (Hrsg.):
Die Kunst der Romanik. Architektur ? Skulptur ? Malerei
, Koln 1996, S. 313.
- Vereinigte Domstifter zu Merseburg und Naumburg und des Kollegiatstifts Zeitz (Hrsg.):
Der Merseburger Dom und seine Schatze. Zeugnisse einer tausendjahrigen Geschichte.
Imhof, Petersberg 2008,
ISBN 978-3-86568-408-0
.
- Zwischen Kathedrale und Welt. 1000 Jahre Domkapitel Merseburg ? Ausstellungskatalog.
? Schriftenreihe der Vereinigten Domstifter zu Merseburg und Naumburg und des Kollegiatstifts Zeitz Bd. 2, hg. von Karin Heise, Holger Kunde, Helge Wittman. Petersberg 2004,
ISBN 3-937251-38-3
.
- Zwischen Kathedrale und Welt. 1000 Jahre Domkapitel Merseburg ? Aufsatze.
(Wissenschaftlicher Begleitband zur Ausstellung) ? Schriftenreihe der Vereinigten Domstifter zu Merseburg und Naumburg und des Kollegiatstifts Zeitz Bd. 2, hg. von Holger Kunde, Andreas Ranft, Helge Wittmann und Arno Sames. Petersberg 2005,
ISBN 3-937251-51-0
.
- ↑
Thietmar von Merseburg,
Chronik
, (Hg.) R. HOLTZMANN (MGH SS rer. Germ. N. S. 9), Berlin 1935, II, C. 10, S. 48:
Postera die, id est in festivitate Christi martyris Laurentii, rex, solum Se pre caeteris culpabilem Deo professus atque prostratus, hoc fecit lacrimis votum profusis: Si Christus dignaretur sibi eo die tanti intercessione preconis dare victoriam Et vitam, ut in civitate Merseburgiensi episcopatum in honore victoris ignium construere domumque suimet magnam noviter inceptam sibi ad ecclesiam vellet edificare.
Ubersetzung etwa:
Am nachsten Tage, d. h. am Feste des Christus-Martyrers Laurentius, bekannte der Konig sich vor den anderen als schuldig, warf sich vor Gott nieder und legte unter Tranen dieses Gelubde ab: Wenn Christus ihm an diesem Tage durch seine Fursprache Sieg und Leben gewahren werde, dann wolle er in der Stadt Merseburg dem Feuersieger [Laurentius] zu Ehren ein Bistum grunden und seinen großen neuerdings begonnenen Palast zu einer Kirche ausbauen lassen.
- ↑
Stefan Burger:
Die Grablege Bischof Thilo von Trothas im Merseburger Dom
. In: Francine Giese, Anna Pawlak, Markus Thome (Hrsg.):
Tomb - memory - space : concepts of representation in premodern Christian and Islamic art
. Berlin 2018,
ISBN 978-3-11-051589-3
,
S.
250?270
,
doi
:
10.11588/artdok.00007675
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Die Anfange der Dompradikaturen in den deutschsprachigen Diozesen.
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(=
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77
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Handbuch der historischen Buchbestande in Deutschland, Osterreich und Europa (Fabian Handbuch)
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Verzeichnis der Handschriften in der Domstiftsbibliothek Merseburg.
Handschrift C 5 der Bibliothek der Monumenta Germaniae Historica. Digitale Edition, bearb. Von Arno Mentzel-Reuters, Munchen (MGH) 2000.
- ↑
Merseburg, Bibliothek d. Domkapitels, 136 (58).
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dtm.bbaw.de.
Abgerufen am 28. Oktober 2021
.
- ↑
vgl. Text der
Merseburger Zauberspruche
, abgerufen am 14. Marz 2014.
- ↑
vgl. hierzu Erlauterungen und Faksimilie der Merseburger Zauberspruche auf dem T
TITUS-Server des Faches Vergleichende Sprachwissenschaft an der Johann Wolfgang Goethe-Universitat Frankfurt am Main
, abgerufen am 14. Marz 2014.
- ↑
Eduard Sievers; Theodor Balthasar Nacke,
Das Hildebrandslied, die Merseburger Zauberspruche und das Frankische Taufgelobnis
, mit photographischem Facsimile nach den Handschriften. Halle 1872, abgerufen am 14. Marz 2014.
- ↑
Mathias Henkel, Das Merseburger Gebetsbruchstuck im literatur- und liturgiegeschichtlichen Kontext des deutschen Fruhmittelalters, in:
Zeitschrift fur deutsche Philologie
130 (2011), S. 359?387. Online:
http://www.zfdphdigital.de/ZfdPh.03.2011.359
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- ↑
G. Althoff, J. Wollasch, Die Totenbucher von Merseburg, Magdeburg und Luneburg, MGH Libri Mem. N.S., 2, 1983
. Abgerufen am 14. Marz 2014.
- ↑
Chronica episcoporum ecclesiae Merseburgensis
, ed. von E. Wilmans, MGH SS., 10, 1852, S. 157?212. Abgerufen am 14. Marz 2014.
51.358611111111
12.000833333333
Koordinaten:
51° 21′ 31″
N
,
12° 0′ 3″
O