Das
Mendelssohn-Denkmal
in der Nahe des als
Mendelssohn-
Portal
bekannten Westportals der
Thomaskirche
in
Leipzig
ehrt den
Komponisten
und ehemaligen Leipziger
Gewandhauskapellmeister
sowie Grunder des
Conservatoriums der Musik
Felix Mendelssohn Bartholdy
. Es wurde 2008 als detailgetreue
Replik
des Denkmals aufgestellt, das von 1892 bis 1936 vor dem als Neues Concerthaus bezeichnetem
zweiten Gewandhaus
im
Musikviertel
stand.
Felix Mendelssohn Bartholdy steht als 2,8 Meter hohe
bronzene
?Grunderzeit-Figur mit
Toga
“
[1]
auf einem gestuften Sockel aus
Granit
. Der obere Sockelteil wurde aus rotem
Meißner Granit
gefertigt, die unteren beiden Stufen bestehen aus grauem Granit. Die Gesamthohe des Denkmals betragt 6,8 Meter. Mendelssohn halt in der linken Hand eine
Notenrolle
und in der rechten, vor einem
Notenpult
stehend, einen
Taktstock
, ein Hinweis darauf, dass er als erster
Dirigent
im modernen Sinne wirkte.
[2]
Zu Mendelssohns Fußen sitzt die
Muse
der Musik
Euterpe
auf den Stufen, auf eine
Lyra
gestutzt. An den Seiten gruppieren sich je zwei musizierende
Engel
, die linken singend, die rechten auf
Flote
und
Violine
spielend. Der Sockel tragt vorn den Namen des Tondichters und hinten die Inschrift ?Edles nur kunde die Sprache der Tone“. Auf der linken Seite des Sockels symbolisiert eine
Orgel
in einem Bronze-
Medaillon
die
geistliche Musik
; auf der rechten Seite stehen Masken, eine Vase mit Tanzszene, Floten und Schwert fur die weltliche Musik.
Der Standplatz des Denkmals in den Grunanlagen des
Dittrichrings
hat raumlichen Bezug zur Thomaskirche, in der Mendelssohn Orgelkonzerte gab und eigene Chorkompositionen dirigierte, zum
alten Bachdenkmal
, das er stiftete, sowie zu zwei seiner Leipziger Wohnungen in
Reichels Vorderhaus
und
Lurgensteins Garten
.
-
Zweites Gewandhaus mit erstem Mendelssohn-Denkmal, um 1910
-
Ruine des zweiten Gewandhauses, davor die Portratstele Mendelssohns von Walter Arnold, 1947
21 Jahre nach dem Tod Mendelssohns hatte sich ein Verein zur Errichtung eines Denkmals gegrundet. Aber es dauerte noch 24 Jahre, bis das Denkmalkomitee die notwendigen Mittel gesammelt hatte und das Denkmal am Himmelfahrtstag, dem 26. Mai 1892 vor dem (damals) Neuen Gewandhaus im Musikviertel eingeweiht wurde. Der Entwurf stammte von dem Bildhauer
Werner Stein
. Angefertigt wurde das Werk in der Bildgießerei von
Hermann Heinrich Howaldt
in
Braunschweig
.
Trotz christlicher
Taufe
war Mendelssohn wegen seiner
judischen
Abstammung wahrend der
Zeit des Nationalsozialismus
verfemt. Wahrend einer Auslandsreise des Leipziger Oberburgermeisters
Carl Goerdeler
ließ sein Stellvertreter
Rudolf Haake
das Denkmal am 9. November 1936 abreißen ? auf den Tag genau zwei Jahre vor der
Reichspogromnacht
. Da Goerdeler die Wiederaufstellung nicht durchsetzen konnte, reichte er noch im selben Monat seinen Rucktritt ein. Im Namen der Familie protestierte
Felix Wach
ungeachtet aller Gefahren gegen den Abriss des Denkmals.
[3]
Der Granitsockel wurde 1942 an einen
Steinmetz
verkauft. Der Verbleib der Bronzeteile ist nicht bekannt; ihre spatere Einschmelzung im Zuge der
Metallspende des Deutschen Volkes an den Fuhrer
zu Kriegszwecken ist wahrscheinlich.
[1]
Nach dem
Zweiten Weltkrieg
wurde bereits am 2. Oktober 1946 an der Stelle des Denkmals vor der Ruine des Gewandhauses ein schlichter
Naturstein
mit den Lebensdaten Mendelssohns aufgestellt. Eine von
Walter Arnold
geschaffene
Buste
Mendelssohns auf einer Kalkstein
stele
loste dieses Interim am 4. November 1947 zu Mendelssohns 100. Todestag ab. In Vorbereitung des Abrisses der Gewandhausruine wurde sie 1967 in die
Fritz-von-Harck-Anlage
nahe dem ehemaligen
Reichsgericht
versetzt, wo sie bis 1999 verblieb. Danach gelangte sie in den Garten des
Mendelssohn-Hauses
; seit 2008 steht sie am
Mendelssohn-Ufer
.
[4]
Ausgehend von einer Vereinbarung aus dem Jahre 2003 zwischen dem damaligen Oberburgermeister
Wolfgang Tiefensee
und dem Ehrendirigenten des Gewandhausorchesters
Kurt Masur
wurde die Wiedererrichtung des Mendelssohn-Denkmals beschlossen. Mit einer Spende von 50.000
Euro
des Mazens Wolfgang Jentzsch konnte der Grundstein fur die Verwirklichung der Wiedererrichtung gelegt werden.
[5]
Die Differenz zu den Gesamtkosten von 355.000 Euro wurde von dem
Regierungsprasidium Leipzig
, der
Felix-Mendelssohn-Bartholdy-Stiftung
und der Stadt Leipzig getragen.
Die Realisierung ubernahm der Dresdner Bildhauer
Christian Schulze
, der das Denkmal anhand
fotogrammetrisch
vermessener alter Abbildungen rekonstruierte. Der Guss erfolgte in der
Kunstgießerei Lauchhammer
. Am 18. Oktober 2008 wurde das neue Mendelssohn-Denkmal eingeweiht.
-
Mendelssohn-Buste von Walter Arnold, 2010
-
Statue im Gewandhaus von Jo Jastram, 2016
- 2007 wurde in der Nahe des ehemaligen Gewandhauses ein Teil des
Pleißemuhlgrabens
wieder geoffnet und seine Umgebung
Mendelssohn-Ufer
benannt. Hier wurde die 1947 von Walter Arnold geschaffene Mendelssohn-Buste aufgestellt.
- Im Mendelssohn-Foyer des Gewandhauses steht die Mendelssohn-Statue von
Jo Jastram
. Diesen Platz erhielt sie 2003, nachdem sie zuerst 1993 vor der Hauptfassade platziert worden war.
[6]
- Seit 1997 befindet sich im Garten des Mendelssohn-Hauses auf einem Klinkersockel eine Mendelssohn-Buste, angefertigt von Felix Ludwig, einem ehemaligen
Kontrabassisten
des Gewandhausorchesters.
[7]
- An der Sudseite der Thomaskirche wurde 1997 ein von
Hans Gottfried von Stockhausen
geschaffenes farbiges Kirchenfenster mit Felix Mendelssohn Bartholdy als zentralem Motiv eingesetzt.
[8]
- Markus Cottin, Gina Klank, Karl-Heinz Kretzschmar, Dieter Kurschner, Ilona Petzold:
Leipziger Denkmale
.
Band
2
. Sax-Verlag, Beucha 2009,
ISBN 3-930076-71-3
,
S.
24?26
.
- Thomas Schinkoth:
Der Abriss des Mendelssohn-Denkmals.
In:
Das Leipziger Musikviertel.
Verlag im Wissenschaftszentrum Leipzig, 1997,
ISBN 3-930433-18-4
, S. 27?29.
- ↑
a
b
Thomas Lackmann:
Ehren in Erz.
Judische Allgemeine, 15. Oktober 2008,
abgerufen am 14. Juli 2016
.
- ↑
Gewandhaus zu Leipzig.
Leipziger Mendelssohn-Preis, archiviert vom
Original
(nicht mehr online verfugbar) am
7. Juli 2016
;
abgerufen am 14. Juli 2016
.
Info:
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@1
@2
Vorlage:Webachiv/IABot/www.mendelssohn-preis.de
- ↑
Stephan Wendehorst:
Bausteine einer judischen Geschichte der Universitat Leipzig.
Leipziger Universitatsverlag, 2006,
ISBN 978-3-86583-106-4
(
eingeschrankte Vorschau
in der Google-Buchsuche).
- ↑
Die erste Mendelssohnbuste.
In:
Leipzig-Lexikon.
Abgerufen am 14. Juli 2016
.
- ↑
Mendelssohndenkmal soll wiedererrichtet werden.
In:
Info TV Leipzig.
Archiviert vom
Original
(nicht mehr online verfugbar) am
16. Juli 2016
;
abgerufen am 14. Juli 2016
.
Info:
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@1
@2
Vorlage:Webachiv/IABot/www.info-tv-leipzig.de
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Mendelssohn-Foyer.
Abgerufen am 14. Juli 2016
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- ↑
Leipziger Denkmale.
Band 1, S. 46.
- ↑
Leipzig-Lexikon.
Abgerufen am 14. Juli 2016
.
51.339509
12.371519
Koordinaten:
51° 20′ 22,2″
N
,
12° 22′ 17,5″
O