![](//upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/6/68/Colossi_of_Memnon_R02.jpg/290px-Colossi_of_Memnon_R02.jpg)
Memnonkolosse
Die
Memnonkolosse
(
arabisch
el-Colossat
oder auch
es-Salamat
) sind zwei nebeneinander stehende
altagyptische
Kolossalstatuen
aus dem 14. Jahrhundert
v. Chr.
Sie befinden sich im
Niltal
unweit des
Tals der Konige
(Biban el-Moluk)
in
Theben-West
. Die Statuen befanden sich in der Vergangenheit vor den
Pylonen
des Eingangs zum
Tempel des Amenophis III.
(
agyptisch
Amenhotep III.
), eines
Pharaos
der
18. Dynastie
.
Die
Memnonkolosse
, so benannt in
griechisch-romischer Zeit
nach
Memnon
, einem halbgottlichen Konig der
Athiopier
, stehen auf 77 Metern
Meereshohe
[1]
westlich der Stadt
Luxor
, etwa drei Kilometer vom heutigen Westufer des
Nils
entfernt. Sie befinden sich direkt nordlich an der Straße zur
Nekropole
von
Deir el-Bahari
mit dem
Totentempel der Hatschepsut
und zum
Tal der Koniginnen
(Biban el-Harim)
.
Die
Quarzit
-Statuen sind stark beschadigt. Sie stellen den Konig
Amenophis III.
dar, der auf einem Thron sitzt, mit den Handen auf den Knien. Er blickt Richtung Nil. Die Gesichtszuge des Pharao sind nicht mehr kenntlich. Auch die Kronen auf den Kopfen der Statuen fehlen, jedoch ist das
Nemes-Kopftuch
deutlich erkennbar.
In wesentlich kleinerem Maßstab sind beidseitig an den Beinen der Statuen aufrecht stehende Frauengestalten angeordnet, wobei die Figur am jeweils rechten Bein die
Große konigliche Gemahlin
Amenophis des III.
Teje
und die an den linken Beinen seine Mutter
Mutemwia
darstellen. Von den vier Figuren ist die der Teje am rechten Bein der sudlichen Statue am besten erhalten. Nur noch an den Fußen kenntlich sind die vormals zwischen den Beinen der Amenophis-Statuen angeordneten Figuren einer unbenannten Tochter des Pharao.
[2]
[3]
Die Seiten des Thrones sind geschmuckt mit Gottesdarstellungen und
agyptischen Hieroglyphen
. Man erkennt zwei Darstellungen von
Hapi
, dem Gott der
Niluberschwemmung
, wie er
Lotospflanzen
, als
Symbol
Oberagyptens
, mit
Papyrusstauden
, dem Symbol
Unteragyptens
, zu einem geeinten Agypten zusammenbindet. Die Inschriften bezeichnen den Steinbruch
Gebel el-Ahmar
am ostlichen Nilufer bei
Heliopolis
nordostlich von
Kairo
als Herkunft des Baumaterials. Eine Analyse des Materials der
Memnonkolosse
deutet jedoch darauf hin, dass das Quarzit-Gestein vom
Gebel Gulab
oder
Gebel Tingar
am westlichen Nilufer bei
Assuan
stammt.
[3]
Die Statuen sind heute einschließlich der Plattformen (Sockel), auf denen sie stehen, noch etwa 18 Meter hoch.
[4]
Mit den Kronen betrug die Gesamthohe beider Statuen ursprunglich 21 Meter.
[1]
[5]
Die Fuße der Statuen waren 2 Meter lang und 1 Meter breit.
[6]
Dimensionen der sudlichen Statue:
[5]
- Maße des Sockels: 10,50 Meter × 5,50 Meter
- Sockelhohe: 3,30 Meter (zur Halfte in den Boden gedruckt)
- Hohe der Statue: 13,97 Meter
- Gesamthohe: 17,27 Meter
Dimensionen der nordlichen Statue:
[5]
- Maße des Sockels: 10,50 Meter × 5,50 Meter
- Sockelhohe: 3,60 Meter (zur Halfte in den Boden gedruckt)
- Hohe der Statue: 14,76 Meter
- Gesamthohe: 18,36 Meter
Bereits die Wissenschaftler und Ingenieure der
Napoleon-Expedition
haben versucht das Gewicht der Kolosse zu bestimmen. Fur die sudliche Statue berechneten sie ein Volumen von 292 Kubikmetern und ein Gewicht von rund 750 Tonnen, fur den dazugehorigen Sockel ein Volumen von 216 Kubikmetern und ein Gewicht von 556 Tonnen.
[7]
Eine neuere 1971/72 durchgefuhrte Untersuchung berechnet dagegen das Volumen der sudlichen Statue auf 271 Kubikmeter und ihr Gewicht auf 720 Tonnen (bei einer am Steinmaterial uberpruften
Dichte
von 2,65).
[8]
Die neuen Maßangaben fur den sudlichen Sockel
[5]
fuhren zu einem Volumen von rund 190 Kubikmetern, bei gleicher Dichte ergibt dies ein Gewicht von rund 500 Tonnen fur den sudlichen Sockel.
![](//upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/9/95/Amenhotep_III_mortuary_Temple-2.jpg/220px-Amenhotep_III_mortuary_Temple-2.jpg)
Flache des ehemaligen Tempels mit den Memnonstatuen im Osten
Pharao Amenophis III., Vater des ?Ketzerkonigs“
Echnaton
, regierte das altagyptische
Neue Reich
in der ersten Halfte des 14. vorchristlichen Jahrhunderts. Die ihn darstellenden Sitzfiguren der
Memnonkolosse
wurden 1379 v. Chr.
[9]
an den Seiten des Eingangs seines
Toten- und Gedenktempels
in Theben errichtet, der sich westlich hinter den Statuen auf einer Flache von ungefahr 700 Metern Lange und 550 Metern Breite erstreckte.
[10]
Der Tempel war weitgehend aus Lehmziegeln errichtet, was seinen spateren schnellen Verfall beforderte. Nach Aufgabe der Instandhaltung losten sich die Ziegel des in den Nilauen gelegenen Amenophis-Tempel durch die jahrlich erfolgenden Uberschwemmungen mehr und mehr auf. Haltbarere Teile der Tempelruine wurden von spateren Pharaonen fur den Bau ihrer Totentempel verwendet.
[2]
![](//upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/f/f5/Memnon_09.jpg/170px-Memnon_09.jpg)
Nordliche Memnonstatue
Zur Regierungszeit des Pharao
Merenptah
, 1213 bis 1204 v. Chr., war der großte Teil des Tempels bereits zerstort
[3]
beziehungsweise wurde von diesem fur seinen eigenen Totentempel verwendet.
[11]
So fand der
Agyptologe
Flinders Petrie
1896 im nordwestlichen Tempel des Merenptah eine große
Stele
, auf der Amenophis III. die Statuen seines Tempels beschrieb.
[2]
In
makedonisch
-
griechischer
Zeit ab 332 v. Chr., der Herrschaft der
Ptolemaer
uber Agypten, scheint der Totentempel Amenophis’ III. nicht mehr vorhanden gewesen zu sein. Die Sitzskulpturen wurden wie heute als einzeln stehende Kolossalstatuen wahrgenommen, deren eigentliche Bedeutung niemand mehr kannte. Uber ihren damaligen Erhaltungszustand ist wenig uberliefert.
Wahrend die starken Beschadigungen der Statuen zum Teil dem Einfall des
achamidischen
Konigs
Kambyses II.
in Agypten 525 v. Chr. zugeschrieben werden, nehmen andere Quellen ein Erdbeben 27 v. Chr. als Ursache an,
[6]
uber das auch
Strabon
berichtete.
[12]
Risse innerhalb der nordlichen Statue, ein großerer davon vom Kopf bis zur Taille des dargestellten Pharao, fuhrten jeweils bei Sonnenaufgang zu spharisch klingenden Tonen, die zur Namensgebung der Kolosse nach dem in der
griechischen Mythologie
vorkommenden athiopischen Konig
Memnon
fuhrten.
[2]
[6]
Memnon galt den Griechen als Sohn der ?
Gottin
der
Morgenrote
“
Eos
und
Tithonos
, dem Sohn des
trojanischen
Konigs
Laomedon
. Als Memnon seinen Onkel
Priamos
, zu diesem Zeitpunkt Konig von Troja, im zehnten Jahr des
Trojanischen Krieges
mit einer großen Flotte unterstutzte, wurde er vor den Toren Trojas durch den Griechen
Achilleus
getotet. Seine Mutter Eos entfuhrte Memnons Leichnam nach
Aithiopia
und beweint ihn noch immer. Ihre Tranen, die jeden Morgen als Tau vom Himmel fallen, ruhrten den obersten
olympischen Gott
Zeus
so sehr, dass er Memnon Unverganglichkeit gewahrte. Seitdem antwortet er morgendlich seiner Mutter Eos mit einem Klagelaut, wenn sie ihn mit den ersten Sonnenstrahlen streichelt, eine passende
Assoziation
zu den Gerauschen, die der rechten Statue der
Memnonkolosse
im oberagyptischen Theben jeden Tag bei Sonnenaufgang entwichen, deren Ursprung wahrscheinlich in Vibrationen der großen Bruchstelle des Kolosses beim schnellen Durchgang der nachtlichen Kalte durch die Erwarmung der ersten Sonnenstrahlen zu suchen sein durfte.
[6]
In alteren deutschen Texten findet sich fur die tonende Statue der Ausdruck
Memnonssaule
kurz fur
Memnons Bildsaule
.
[13]
![](//upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/d/db/Memnon.jpg/220px-Memnon.jpg)
Die Memnonkolosse um 1900
Die Statuen waren ein beliebtes Ziel griechischer und romischer Reisender, da es Gluck bringen sollte, den Klagelaut des Memnon zu horen. Im Jahr 92 n. Chr. ließ der
Prafekt von Agypten
,
Titus Petronius Secundus
, eine Inschrift anbringen, die von dem Ereignis berichtet. Auch die Historiker
Tacitus
,
Pausanias
und
Philostratos
bezeugten das Phanomen. Der reisefreudige
Kaiser
Publius Aelius Hadrianus
besuchte 130 n. Chr. mit seiner Gattin
Vibia Sabina
die Statuen, um das einmalige Horereignis selbst zu erleben. An diesen Besuch erinnern die Gedichte der
Iulia Balbilla
.
An beiden Kolossen brachten Besucher hunderte griechische und lateinische
Graffiti
an. Eine
Restaurierung
der nordlichen Statue unter Kaiser
Septimius Severus
im Jahr 199 n. Chr. ließ die ?Gesange des Memnon“ verstummen. Uberliefert hat sich der Name der Statuen als
Memnonkolosse
und des nach ihnen
Memnonia
genannten Gebietes fur das gesamte westliche Theben.
[2]
[12]
In neuester Zeit wurden die
Memnonkolosse
vom Schmutz befreit, wobei Farbreste der Statuen freigelegt wurden.
[12]
Die Ausgrabungen auf dem Gelande des Amenophis-Tempels erfolgen in Zusammenarbeit von Teams deutscher und agyptischer Archaologen.
[11]
- Ludwig Borchardt
:
Die Aufstellung der Memnonskolosse
. In:
Zeitschrift fur Agyptische Sprache und Altertumskunde
.
Band
45
, 1908,
S.
32?34
(
archive.org
).
- Andre und Etienne Bernard:
Les inscriptions grecques et latines du Colosse de Memnon.
Institut francais d'archeologie orientale du Caire, Kairo 1960.
- Armin Wirsching:
Wie die Memnonkolosse transportiert und aufgerichtet wurden.
Teil 1:
Der Transport auf festem Boden und auf dem Nil.
In:
Gottinger Miszellen
Heft 233, 2012, S. 99ff.; Teil 2:
Das Aufrichten vor dem Tempel.
In:
Gottinger Miszellen
Heft 235, 2012, S. 95ff.
- Armin Wirsching:
Exkurs zu den Memnonkolossen.
In: Armin Wirsching:
Obelisken transportieren und aufrichten in Agypten und in Rom.
3. Auflage, Books on Demand, Norderstedt 2013,
ISBN 978-3-8334-8513-8
.
- ↑
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b
The Megalithic Portal:
Colossi of Memnon - Carving in Egypt in Upper Egypt (South).
Auf:
megalithic.co.uk
vom 18. Februar 2006; zuletzt abgerufen am 5. Mai 2021.
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Auf:
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Memento
vom 2. Januar 2012 im
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Ancient Egypt:
Colossi of Memnon.
Auf:
ancient-egypt.co.uk
; letztes Update: 27. Februar 2020; zuletzt abgerufen am 5. Mai 2021.
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Egypt:
Egypt Colossi of Memnon.
Auf:
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Memento
vom 15. April 2016 im
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Hourig Sourouzian,
Rainer Stadelmann
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Giovanna Magi:
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Casa Editrice Bonechi, Florenz 2005,
ISBN 88-7009-619-X
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Band 2. 2. Auflage, Paris 1821, S. 159 (
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R. F. Heizer, F. Stross, T. R. Hester, A. Albee, I. Perlman, F. Asaro, H. Bowman:
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Nr.
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, 21. Dezember 1973,
S.
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doi
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10.1126/science.182.4118.1219
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Ausgabe 3/ 2009, S. 34.
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Egypt and the Nile: Colossi of Memnon.
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Egyptian monuments ? Temple of Amenhotep III.
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vom 8. Februar 2009; zuletzt abgerufen am 5. Mai 2021.
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Egyptian monuments ? The Colossi of Memnon.
Auf:
egyptsites.wordpress.com
vom 10. Februar 2009; zuletzt abgerufen am 5. Mai 2021.
- ↑
so beispielsweise Christian Kosegarten:
Memnons Bildsaule. in Briefen an Ida.
Lange, Berlin 1799,
Volltext
in der Google-Buchsuche.
25.7205
32.610444444444
Koordinaten:
25° 43′ 13,8″
N
,
32° 36′ 37,6″
O