Mayerling (1936)

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Film
Titel Mayerling
Produktionsland Frankreich
Originalsprache Franzosisch
Erscheinungsjahr 1936
Lange 96 (Original) 90, 91, 89 (gekurzte Versionen) Minuten
Stab
Regie Anatole Litvak
Drehbuch Irma von Cube
Marcel Achard
nach einer Romanvorlage von Claude Anet
Produktion Seymour Nebenzahl fur Nero-Film, Paris
Musik Hans May
Arthur Honegger
Kamera Armand Thirard
Jean Isnard
Schnitt Henri Rust
Besetzung

Mayerling ist ein 1935 in Osterreich und Frankreich gedrehter Historien- und Kostumfilm rund um das tragische Liebespaar Rudolf von Habsburg und Mary Vetsera mit Charles Boyer und Danielle Darrieux in den Hauptrollen. Regie fuhrte Anatole Litvak .

Erzahlt wird die bekannte, tragische Liebesgeschichte zwischen Kronprinz Rudolf von Osterreich-Ungarn und der 17-jahrigen Mary Vetsera im kaiserlichen Wien von 1888/1889: Der kunftige Regent der Doppelmonarchie befindet sich im Dauerkonflikt mit seinem starrsinnigen und jedwedem Fortschritt abgeneigten Vater Kaiser Franz Joseph . Rudolf ist fur umfassende, politische Reformen, der Vater verlasst sich einzig auf die Sprache der Bajonette und Gewehre. Seine Geheimpolizei ist allgegenwartig. Auch privat steht es schlecht um Rudolf, seine arrangierte Ehe mit Stephanie verlauft mehr als unglucklich.

Alles scheint sich zum besseren zu wenden, als Rudolf die noch minderjahrige Mary Vetsera kennenlernt. Die Burgerliche verkorpert all das, was dem Kronprinzen wichtig ist: Unbekummertheit und Unschuld, Einfachheit und scheinbar grenzenlose Freiheit. Bald verlieben sich die jungen Leute ineinander, doch des Kaisers Spitzel sind omniprasent und berichten ihren Auftraggebern von der sich anbahnenden Liaison, die sich rasch zu einer Mesalliance und Staatsaffare auszuweiten droht. Bei einer Ballettauffuhrung entdeckt Rudolf Mary in einer Loge und beobachtet sie fasziniert, obwohl sein Vater gleich nebenan sitzt. Rudolfs Cousine Grafin Larisch arrangiert daraufhin ein heimliches Treffen der beiden.

Wahrend beider zarte Liebe zu reifen und sich zu vertiefen beginnt, haben sich Rudolfs machtige Gegner am Hofe des Kaisers langst zu einer gefahrlichen Phalanx formiert. Einzig Rudolfs Mutter Elisabeth , selbst in einer unglucklichen Ehe gefangen und vom starren Hofzeremoniell erdruckt, hat Verstandnis fur das Paar. Es kommt zum Eklat, als Rudolf auf dem Hofball Mary vor den Augen seiner Gattin zum Tanz auffordert. Als der Druck auf das ungluckliche Paar zu groß wird, fasst Rudolf im Januar 1889 einen ebenso einsamen wie tragischen Entschluss: Er lasst Mary von Leibfiaker Bratfisch zu seinem Jagdschloss Mayerling kutschieren und erschießt schließlich erst sie, dann sich selbst.

Produktionsnotizen

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Der im Spatsommer und Fruhherbst 1935 in Frankreich (Atelier) und (ab Mitte Oktober 1935) an Außendrehorten in Wien und Mayerling gedrehte Film wurde am 31. Janner 1936 in Paris uraufgefuhrt. Von den Exilanten Seymour Nebenzahl und Joseph Auerbach finanziert bzw. produziert, wurde Mayerling rasch ein großer internationaler Erfolg; seit seiner dortigen Auffuhrung 1937 auch in den USA. Fur die zur Drehzeit gerade erst 18 Jahre junge Danielle Darrieux bedeutete der Film den Durchbruch und fuhrte 1937 auch zu einem Angebot aus Hollywood ( Die flotte Pariserin ).

Auch Regisseur Litvak profitierte von diesem Publikumserfolg. Bereits im Marz 1936 reiste er erstmals zu Filmgesprachen in die USA, ließ sich dort aber erst im Oktober desselben Jahres endgultig nieder. In einer winzigen Rolle, einer seiner ersten beim Film, ist der spatere Theaterstar Jean-Louis Barrault zu sehen.

Die Dialoge schrieb Joseph Kessel . Die Filmbauten entwarf Serge Pimenoff und wurden von Andrej Andrejew und Robert Hubert ausgefuhrt. Die Kostume stammen aus der Hand von Georges Annenkov . Die musikalische Leitung hatte Maurice Jaubert .

Als militarischer Berater wurde aus Osterreich Major Karl Zitterhofer (1874?1939), der bei den Dreharbeiten zugegen war, verpflichtet. Zitterhofer besaß bereits filmische Erfahrungen; so war er im Winter 1932/1933 als militarischer Berater bei Gerhard Lamprechts Weltkriegsdrama Spione am Werk eingesetzt worden.

In Deutschland wurde Mayerling erst ein halbes Jahrhundert nach seiner Entstehung aufgefuhrt: als Original mit deutschen Untertiteln am 15. Mai 1985 auf West 3.

1967/68 entstand ein großangelegtes, britisch-franzosisches Remake unter demselben Titel .

Die Osterreichische Film-Zeitung befasste sich bereits wahrend der Dreharbeiten mit dem Film. Dort ist in der Ausgabe vom 4. Oktober 1935 auf Seite 3 zu lesen: ?Die problematische Natur des unglucklichen Kronprinzen wird mit besonderer Sorgfalt dargestellt, ihm gegenuber der klar denkende, zielbewußte kaiserliche Vater. Die Kronprinzessin Stephanie ist als die bis zum letzten Augenblicke liebende und leidende Frau geschildert, die Grafin Larisch als die Frau ohne Gewissen, alle naturlich mit einer gewissen dichterischen Freiheit, die erforderlich ist, um dramatische Wirkungen zu erzielen.“ [1]

Frank S. Nugent urteilte am 14. September 1937 in der New York Times : ? Mayerling , the French film version of the same puzzling affair, which moved into the reopened Filmarte Theatre last night, simplifies the tragedy by stating it in purely romantic terms. There is a suggestion of intrigue, of political manoeuvring, of Rudolph’s restless ambition to be something more than a court wastrel. But from the moment he meets the lovely Vetsera […] completely and beautifully a love story. They are the only people in their world; the rest are shadows.“ [2] [3]

Der Movie & Video Guide schrieb: ?Touching, well-made romantic tragedy based on true story of Austrian Crown Prince Rudolph, who dared to fall in love wich a commoner. Good Performances spark international hit; miles ahead of 1969 remake.“ [4]

Die Filmfachzeitschrift Variety urteilte wie folgt: ?As good a picture Hollywood could produce, plus some local touches that are inaccessable to Hollywood“ [5] und wahlte im Ubrigen in ihrer Ausgabe vom 25. September 1937 Mayerling zum besten franzosischen Film aller Zeiten.

Christopher Horak befand: ? Mayerling (1936) erzahlt eine tragische Liebesgeschichte, mit viel Romantik in einer nostalgischen fin-de-siecle-Atmosphare. […] Die Geschichte hatte als politische Allegorie inszeniert werden konnen, doch der Film konzentriert sich auf die tragisch endende Liebe, die historische Wahrheit fungiert nur als Kulisse fur ein Melodram.“ [6]

Das Lexikon des internationalen Films schrieb: ?Eine bittersuße Liebes- und Lebensgeschichte vor dem Hintergrund politischer Intrigen; das Ende ist zwar historisch umstritten, bildet aber den dramaturgisch effektvollen Schlußpunkt fur eine ausweglose Liebe in einer moralisch engstirnigen Welt.“ [7]

Einzelnachweise

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  1. ?Mayerling“. In:  Osterreichische Film-Zeitung , 4. Oktober 1935, S. 3 (online bei ANNO ). Vorlage:ANNO/Wartung/fil
  2. Mayerling in der New York Times
  3. Ubersetzung: ? Mayerling , die franzosische Verfilmung der gleichnamigen ratselhaften Affare, die gestern Abend im wiedereroffneten Filmarte Theater aufgefuhrt wurde, vereinfacht die Tragodie durch eine Beschrankung auf die romantischen Aspekte. Es gibt nur Andeutungen von Intrigen, politischen Manovern, von Rudolphs rastlosem Ehrgeiz, mehr zu sein als ein hofischer Nichtsnutz. Aber von dem Moment an, an dem er der zauberhaften Vetsera begegnet […] ist es nur noch eine wunderbare Liebesgeschichte. Sie sind die einzigen Menschen in ihrer Welt; alle anderen sind Schatten.“
  4. Leonard Maltin : Movie & Video Guide . 1996, S. 840 f. Ubersetzung: ?Anruhrende, gut gemachte romantische Tragodie, beruhend auf der wahren Geschichte des osterreichischen Kronprinzen Rudolph, der sich in eine Burgerliche zu verlieben wagte. Aufgrund der schauspielerischen Leistungen ein internationaler Erfolg, um Meilen der Neuverfilmung von 1969 voraus.“
  5. Zit. nach Leslie Halliwell : Halliwell’s Film Guide . Seventh Edition, New York 1989, S. 664. Ubersetzung: ?Ein Film von Hollywoodqualitat, jedoch mit einem fur Hollywood unerreichbaren Lokalkolorit.“
  6. Mayerling in filmportal.de
  7. Mayerling. In: Lexikon des internationalen Films . Filmdienst , abgerufen am 7. Januar 2014 .