Mayerling
ist ein 1935 in Osterreich und Frankreich gedrehter Historien- und Kostumfilm rund um das tragische Liebespaar
Rudolf von Habsburg
und
Mary Vetsera
mit
Charles Boyer
und
Danielle Darrieux
in den Hauptrollen. Regie fuhrte
Anatole Litvak
.
Erzahlt wird die bekannte, tragische Liebesgeschichte zwischen Kronprinz Rudolf von
Osterreich-Ungarn
und der 17-jahrigen Mary Vetsera im kaiserlichen
Wien
von 1888/1889: Der kunftige Regent der Doppelmonarchie befindet sich im Dauerkonflikt mit seinem starrsinnigen und jedwedem Fortschritt abgeneigten Vater
Kaiser Franz Joseph
. Rudolf ist fur umfassende, politische Reformen, der Vater verlasst sich einzig auf die Sprache der Bajonette und Gewehre. Seine Geheimpolizei ist allgegenwartig. Auch privat steht es schlecht um Rudolf, seine arrangierte Ehe mit
Stephanie
verlauft mehr als unglucklich.
Alles scheint sich zum besseren zu wenden, als Rudolf die noch minderjahrige Mary Vetsera kennenlernt. Die Burgerliche verkorpert all das, was dem Kronprinzen wichtig ist: Unbekummertheit und Unschuld, Einfachheit und scheinbar grenzenlose Freiheit. Bald verlieben sich die jungen Leute ineinander, doch des Kaisers Spitzel sind omniprasent und berichten ihren Auftraggebern von der sich anbahnenden Liaison, die sich rasch zu einer
Mesalliance
und Staatsaffare auszuweiten droht. Bei einer Ballettauffuhrung entdeckt Rudolf Mary in einer Loge und beobachtet sie fasziniert, obwohl sein Vater gleich nebenan sitzt. Rudolfs Cousine
Grafin Larisch
arrangiert daraufhin ein heimliches Treffen der beiden.
Wahrend beider zarte Liebe zu reifen und sich zu vertiefen beginnt, haben sich Rudolfs machtige Gegner am Hofe des Kaisers langst zu einer gefahrlichen Phalanx formiert. Einzig Rudolfs Mutter
Elisabeth
, selbst in einer unglucklichen Ehe gefangen und vom starren Hofzeremoniell erdruckt, hat Verstandnis fur das Paar. Es kommt zum Eklat, als Rudolf auf dem Hofball Mary vor den Augen seiner Gattin zum Tanz auffordert. Als der Druck auf das ungluckliche Paar zu groß wird, fasst Rudolf im Januar 1889 einen ebenso einsamen wie tragischen Entschluss: Er lasst Mary von
Leibfiaker Bratfisch
zu seinem
Jagdschloss Mayerling
kutschieren und erschießt schließlich erst sie, dann sich selbst.
Der im Spatsommer und Fruhherbst 1935 in Frankreich (Atelier) und (ab Mitte Oktober 1935) an Außendrehorten in Wien und
Mayerling
gedrehte Film wurde am 31. Janner 1936 in
Paris
uraufgefuhrt. Von den Exilanten
Seymour Nebenzahl
und
Joseph Auerbach
finanziert bzw. produziert, wurde
Mayerling
rasch ein großer internationaler Erfolg; seit seiner dortigen Auffuhrung 1937 auch in den USA. Fur die zur Drehzeit gerade erst 18 Jahre junge Danielle Darrieux bedeutete der Film den Durchbruch und fuhrte 1937 auch zu einem Angebot aus
Hollywood
(
Die flotte Pariserin
).
Auch Regisseur Litvak profitierte von diesem Publikumserfolg. Bereits im Marz 1936 reiste er erstmals zu Filmgesprachen in die USA, ließ sich dort aber erst im Oktober desselben Jahres endgultig nieder. In einer winzigen Rolle, einer seiner ersten beim Film, ist der spatere Theaterstar
Jean-Louis Barrault
zu sehen.
Die Dialoge schrieb
Joseph Kessel
. Die Filmbauten entwarf
Serge Pimenoff
und wurden von
Andrej Andrejew
und
Robert Hubert
ausgefuhrt. Die Kostume stammen aus der Hand von
Georges Annenkov
. Die musikalische Leitung hatte
Maurice Jaubert
.
Als militarischer Berater wurde aus Osterreich Major Karl Zitterhofer (1874?1939), der bei den Dreharbeiten zugegen war, verpflichtet. Zitterhofer besaß bereits filmische Erfahrungen; so war er im Winter 1932/1933 als militarischer Berater bei
Gerhard Lamprechts
Weltkriegsdrama
Spione am Werk
eingesetzt worden.
In Deutschland wurde
Mayerling
erst ein halbes Jahrhundert nach seiner Entstehung aufgefuhrt: als Original mit deutschen Untertiteln am 15. Mai 1985 auf West 3.
1967/68 entstand ein großangelegtes, britisch-franzosisches
Remake unter demselben Titel
.
Die
Osterreichische Film-Zeitung
befasste sich bereits wahrend der Dreharbeiten mit dem Film. Dort ist in der Ausgabe vom 4. Oktober 1935 auf Seite 3 zu lesen: ?Die problematische Natur des unglucklichen Kronprinzen wird mit besonderer Sorgfalt dargestellt, ihm gegenuber der klar denkende, zielbewußte kaiserliche Vater. Die Kronprinzessin Stephanie ist als die bis zum letzten Augenblicke liebende und leidende Frau geschildert, die Grafin Larisch als die Frau ohne Gewissen, alle naturlich mit einer gewissen dichterischen Freiheit, die erforderlich ist, um dramatische Wirkungen zu erzielen.“
[1]
Frank S. Nugent
urteilte am 14. September 1937 in der
New York Times
: ?
Mayerling
, the French film version of the same puzzling affair, which moved into the reopened Filmarte Theatre last night, simplifies the tragedy by stating it in purely romantic terms. There is a suggestion of intrigue, of political manoeuvring, of Rudolph’s restless ambition to be something more than a court wastrel. But from the moment he meets the lovely Vetsera […] completely and beautifully a love story. They are the only people in their world; the rest are shadows.“
[2]
[3]
Der
Movie & Video Guide
schrieb: ?Touching, well-made romantic tragedy based on true story of Austrian Crown Prince Rudolph, who dared to fall in love wich a commoner. Good Performances spark international hit; miles ahead of 1969 remake.“
[4]
Die Filmfachzeitschrift
Variety
urteilte wie folgt: ?As good a picture Hollywood could produce, plus some local touches that are inaccessable to Hollywood“
[5]
und wahlte im Ubrigen in ihrer Ausgabe vom 25. September 1937
Mayerling
zum besten franzosischen Film aller Zeiten.
Christopher Horak befand: ?
Mayerling
(1936) erzahlt eine tragische Liebesgeschichte, mit viel Romantik in einer nostalgischen fin-de-siecle-Atmosphare. […] Die Geschichte hatte als politische Allegorie inszeniert werden konnen, doch der Film konzentriert sich auf die tragisch endende Liebe, die historische Wahrheit fungiert nur als Kulisse fur ein Melodram.“
[6]
Das
Lexikon des internationalen Films
schrieb: ?Eine bittersuße Liebes- und Lebensgeschichte vor dem Hintergrund politischer Intrigen; das Ende ist zwar historisch umstritten, bildet aber den dramaturgisch effektvollen Schlußpunkt fur eine ausweglose Liebe in einer moralisch engstirnigen Welt.“
[7]
- ↑
?Mayerling“.
In:
Osterreichische Film-Zeitung
, 4. Oktober 1935, S. 3 (online bei
ANNO
).
Vorlage:ANNO/Wartung/fil
- ↑
Mayerling
in der
New York Times
- ↑
Ubersetzung: ?
Mayerling
, die franzosische Verfilmung der gleichnamigen ratselhaften Affare, die gestern Abend im wiedereroffneten Filmarte Theater aufgefuhrt wurde, vereinfacht die Tragodie durch eine Beschrankung auf die romantischen Aspekte. Es gibt nur Andeutungen von Intrigen, politischen Manovern, von Rudolphs rastlosem Ehrgeiz, mehr zu sein als ein hofischer Nichtsnutz. Aber von dem Moment an, an dem er der zauberhaften Vetsera begegnet […] ist es nur noch eine wunderbare Liebesgeschichte. Sie sind die einzigen Menschen in ihrer Welt; alle anderen sind Schatten.“
- ↑
Leonard Maltin
:
Movie & Video Guide
. 1996, S. 840 f. Ubersetzung: ?Anruhrende, gut gemachte romantische Tragodie, beruhend auf der wahren Geschichte des osterreichischen Kronprinzen Rudolph, der sich in eine Burgerliche zu verlieben wagte. Aufgrund der schauspielerischen Leistungen ein internationaler Erfolg, um Meilen der Neuverfilmung von 1969 voraus.“
- ↑
Zit. nach
Leslie Halliwell
:
Halliwell’s Film Guide
. Seventh Edition, New York 1989, S. 664. Ubersetzung: ?Ein Film von Hollywoodqualitat, jedoch mit einem fur Hollywood unerreichbaren Lokalkolorit.“
- ↑
Mayerling
in
filmportal.de
- ↑
Mayerling.
In:
Lexikon des internationalen Films
.
Filmdienst
,
abgerufen am 7. Januar 2014
.