Maximilian von Lingg
Maximilian Joseph Lingg
, seit 1902
Ritter von Lingg
(*
8. Marz
1842
in
Nesselwang
; †
31. Mai
1930
in
Fussen
), war der 78.
Bischof
von
Augsburg
.
Max Joseph Lingg wurde am 8. Marz 1842 als erstes Kind des Backers Johann Georg Lingg und dessen Frau Franziska, geb. Pfanner, in Nesselwang im heutigen
Landkreis Ostallgau
geboren. Seine Mutter war eine Verwandte des Trappistenabtes
Franz Pfanner
, er selbst ein Vetter des Epikers und Lyrikers
Hermann Lingg
. Nach dem Besuch der Nesselwanger Volksschule setzte sich der ortsansassige Pfarrer Heine dafur ein, dass Max Joseph das
Gymnasium bei St. Stephan
in Augsburg besuchen konnte, um spater Priester werden zu konnen. 1861 begann er sein Theologiestudium in Munchen, in dem er auch Kontakt zu den spateren
Altkatholiken
hatte. Wahrend seines Studiums wurde er 1861 Mitglied der
Munchener Burschenschaft Algovia
, Lingg blieb trotz seiner hohen kirchlichen Amter in Bamberg seiner Burschenschaft in 38-jahriger Zugehorigkeit verbunden und trat erst drei Jahre vor seiner Ernennung zum Bischof im Jahre 1898 wegen ?zunehmender Liberalisierung“ der Burschenschaft aus dieser aus.
[1]
Mit Beginn des Wintersemesters 1863/1864 ging er an die
Gregoriana
nach Rom. Wiederholt veroffentlichte er lyrische Werke. Am 22. Juli 1865 empfing er in Munchen die Priesterweihe und feierte am 27. August in Fussen in der Kirche
St. Mang
seine
Primiz
.
Bereits 1863 hatte er ein Zweitstudium der Jurisprudenz begonnen, das er 1869 mit der Promotion abschloss. Uber die zeitweise Erziehung des spateren
Alfons XII.
von Spanien sowie verschiedener bayerischer Prinzen kam er in Kontakt zu den
Wittelsbachern
, wodurch er 1874 zum Professor fur Kirchengeschichte und Kirchenrecht am
staatlichen Lyceum von Bamberg
protegiert wurde. 1877 wurde er durch den Bamberger Erzbischof
Friedrich von Schreiber
, dessen Vertrauter Lingg war, zum wirklichen Geheimen Rat erhoben, 1885 zum
Monsignore
. In dieser Zeit wurde er aufgrund verschiedener theologischer Schriften von der Tubinger Universitat in Theologie promoviert. 1893 wurde Lingg zum Bamberger
Dompropst
, womit er seine Lehrtatigkeit aufgeben musste. Trotz seiner fur das reaktionare Bamberg vergleichsweise liberalen Studentenzeit konnte er sich behaupten und erhielt uber Prinzregent
Luitpold von Bayern
1902 die Berufung zum Augsburger Bischof. Kurz nach seiner Ernennung zum Bischof wurde Lingg am 25. Oktober 1902 mit dem Ritterkreuz des
Verdienstordens der Bayerischen Krone
ausgezeichnet und damit in den
personlichen Ritterstand
erhoben.
Die
Bischofsweihe
spendete ihm am 20. Juli 1902 der Erzbischof von Munchen und Freising,
Franz Joseph von Stein
.
Mitkonsekratoren
waren
Franz Leopold von Leonrod
, Bischof von Eichstatt, und
Anton von Henle
, Bischof von Passau.
Lingg fullte sein Amt 28 Jahre in patriarchalischer und seelsorgerischer Weise. Unter anderem baute er das Bistum durch eine Erhohung der
Dekanate
von vierzig auf sechzig aus, grundete 1910 das Dillinger Priesterseminar sowie eine Vielzahl neuer Kirchen wie die moderne
Herz-Jesu-Kirche
in Augsburg. Weiterhin setzte er sich auch fur soziale Organisationen wie die
Caritas
oder den
Katholischen Frauenbund
ein.
Das Ende des Kaiserreiches 1919 fuhrte fur den Monarchisten Lingg zu großen Problemen. Nach der Ermordung des bayerischen Ministerprasidenten
Kurt Eisner
kam es zu einem Uberfall auf das bischofliche Palais, dem er nur knapp entkommen konnte, bevor er sich bis zum Ende der
Raterepublik
in
Sankt Ottilien
verstecken musste. Danach ging sein Wirken stark zuruck. 1927 erhielt er die
Augsburger Ehrenburgerschaft
. Lingg verstarb 1930 nach einer fur ihn zu anstrengenden
Firmreise
im von ihm gegrundeten Ulrichsheim auf dem ehemaligen elterlichen Anwesen im Fussener Stadtteil
Bad Faulenbach
. Zum heutigen Gastehaus St. Ulrich gehort auch die Kirche St. Max, die er 1915 anlasslich seines 50-jahrigen Priesterjubilaums gestiftet hat. Er wurde in einem festlichen Leichenzug nach Augsburg uberfuhrt und wie von ihm testamentarisch verfugt in der St. Gertrudenkapelle im
Augsburger Dom
unter einer schlichten Grabplatte begraben.
- Helge Dvorak:
Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft.
Band I:
Politiker.
Teilband 8:
Supplement L?Z.
Winter, Heidelberg 2014,
ISBN 978-3-8253-6051-1
, S. 30?32.
- Engelbert Maximilian Buxbaum
:
Maximilian von Lingg 1842?1930. Leben und Wirken eines Bischofs nach eigenen und zeitgenossischen Dokumenten
. St. Ottilien 1982,
ISBN 3-88096-731-8
.
- Engelbert Maximilian Buxbaum:
Lingg, Maximilian Ritter von.
In:
Neue Deutsche Biographie
(NDB). Band 14, Duncker & Humblot, Berlin 1985,
ISBN 3-428-00195-8
, S. 624 f. (
Digitalisat
).
- Manfred Berger
:
Lingg, Maximilian (Max Joseph) Ritter von.
In:
Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon
(BBKL). Band 28, Bautz, Nordhausen 2007,
ISBN 978-3-88309-413-7
, Sp. 1028?1040
(
Artikel/Artikelanfang im Internet-Archive
)
.
- ↑
Artur Kulak (Hrsg.), Hans-Dieter Kruger (Bearb.), et al.: Gemeinschaft pragt ? 160 Jahre Munchner Burschenschaft Arminia-Rhenania, Munchen 2008.