Maximilian Morlin
(*
14. Oktober
1516
in
Wittenberg
; †
20. April
1584
in
Coburg
) war
evangelischer Theologe
,
Hofprediger
,
Superintendent
in Coburg und
Reformator
.
Er wuchs zusammen mit seinem alteren Bruder
Joachim Morlin
als Sohn des Professors fur Philosophie an der
Universitat Wittenberg
Jodok Morlin
auf. Aufgrund der Bauernunruhen 1525 floh er im Alter von 9 Jahren zusammen mit seinem Bruder nach
Konstanz
. Nach einer harten Jugend, in der er das Schneiderhandwerk erlernte, wandte er sich dem Gelehrtenberuf zu. 1533 folgte er Joachim zum Studium in Wittenberg und erlangte dort am 19. September 1538 die Magisterwurde. Morlin stand unter dem Einfluss
Martin Luthers
und vor allem
Philipp Melanchthons
. In einem Schreiben vom 6. August 1539 von Luther außert sich dieser besonders wohlwollend zu Morlin und empfiehlt
Justus Jonas
seine Anstellung ausdrucklich
[1]
. 1539 war er Pfarrer in
Pegau
, in
Zeitz
und 1543 in
Schalkau
. Auf Empfehlung seiner Lehrer kam er 1544 als Hofprediger nach Coburg und
visitierte
hier im Auftrag des Herzogs Kirchen und Schulen.
Nachdem er 1546 unter
Caspar Cruciger dem Alteren
in Wittenberg zum
Doktor
promoviert hatte, ernannte man ihn am 18. Juni 1548 zum Superintendenten. Das Coburger Burgerrecht erwarb er bereits im September 1547
[2]
sowie 9 Jahre spater (1556) vom Stadtrat eine ?steinerne Kemnate“ in der heutigen
Neugasse 1
[3]
. In den theologischen Auseinandersetzungen der Zeit stand er zunachst auf Seiten des
Matthias Flacius
. Er betrieb die Verurteilung des
Justus Menius
, nahm 1557 am
Wormser Colloquium
teil und verfasste 1559 zusammen mit
Simon Musaeus
und
Johann Stossel
das
Weimarer Konfutationsbuch
, das fur die thuringische Kirche verpflichtend wurde. Herzog
Johann Friedrich der Mittlere
nahm ihn auch nach
Heidelberg
mit, um zu verhindern, dass sein Schwiegervater zum
Reformiertentum
ubertrat. Das
Heidelberger Abendmahlsgesprach
, an dem er vom 3.?4. Juli 1560 beteiligt war, blieb erfolglos.
Vom radikalen Kurs, den indessen Flacius einschlug, distanzierte sich der von den
Philippisten
beeinflusste Morlin. Er kampfte gegen
Andreas Osiander
und half 1556 in der
Markgrafschaft Baden-Durlach
die Reformation durchzusetzen. Als geistlicher
Assessor
des Weimarer
Konsistoriums
pladierte er 1561 zum Frieden im Sinne der vermittelnden Theologie Melanchthons. In
Jena
fuhrte er als
Prokanzler
und Vizedekan 1564 die erste theologische Promotion durch und beforderte Stossel vom
Magister
in den akademischen Grad eines Doktors.
Herzog
Johann Wilhelm
, selbst Anhanger des Flacius, vertrieb Morlin 1569 aus dem Lande. Er wurde nach
Dillenburg
als Generalsuperintendent berufen und unternahm bereits im gleichen Jahr Kirchenvisitationen. Spater ging er nach
Siegen
, wo er seine Richtung gegen die reformistischen Bestrebungen vertrat. Hierbei wird er als ?sehr eifriger Lutheraner, unbiegsam und etwas intolerant“ beschrieben
[4]
. 1573 kehrte er erfolglos aus Siegen nach Coburg zuruck, um in seine fruheren Amter eingesetzt zu werden. Er entließ die
Gnesiolutheraner
und machte seinen Einfluss in der
Formula Concordiae
und ihrer Wirkung geltend. Im Februar 1576 nahm er am Lichtenbergischen Konvent sowie kurz darauf im Juni am Torgauischen Konvent teil.
Morlin erwarb sich Bedeutung als Prediger und Vertreter des Kirchenregimentes. Er verstarb am 20. April 1584 um 2 Uhr morgens und wurde am 22. April 1584 mit einer Leichenpredigt des Superintendenten von Heldburg, Johann Frey, in Coburg bestattet. Das von Johann Hofer zu seinen Ehren errichtete Epitaph ist nicht mehr uberliefert.
Seine erste Ehe schloss er 1541 in Zeitz mit Ursula Rosenthaler (1519?1580) aus
Nurnberg
. Aus dieser Ehe gingen vierzehn Kinder hervor, darunter die Tochter Helena (1541?1622), welche 1561 Daniel Langer, einen Sohn des
Johannes Langer
, ehelichte. Nach dem Tod seiner ersten Ehefrau heiratete er 1581 Anna Rhau († 31. Marz 1584), die Witwe des Coburger Rektors Johann Weißgerber und Tochter des Wittenberger Buchdruckers
Georg Rhau
[5]
. Die zweite Ehe blieb kinderlos.
- Propositiones Petri Malvendae propositae in Colloquio Ratisponensi. Anno 1546. His oppositae propositiones verae disputatae Vitebergae a M. Maximiliano Mauro Vitebergensi docente Euangelium in aula Illustrissimi Ducis Saxoniae Iohannis Ernesti etc.
Creutzer, Wittenberg 1546. (
Digitalisat
)
- Apophtegmata, sive scite et pie dicta, collecta ex Eusebii Historia Ecclesiastica & Tripartita
. erschienen bei Montanus & Neuber, Nurnberg 1554. (
Digitalisat
)
- Propositiones, in qvibvs vera de coena domini sententia, iuxta Confessionem Augustanam, adversus quorundam Sacramentariorum certamina adseritur, Ad disputandum in Academia Heydelbergensi, 3. & 4. Iunii, propositae
. Anno 1560, ohne Orts- und Druckerangabe, 1560. (
Digitalisat
)
- Lazarus resvscitatvs. Das ist: Vom verstorbenen vnd wider aufferweckten Lazaro. Einfeltiger vnd kurtzer Vnterricht, wie man sich bey Krancken in Kranckheit vnd Sterben ahlten soll. Aus dem XI. Capitel dess Evangelisten Johannis gezogen vnd aussgelegt
. Corthoys, Frankfurt 1572.
- Eine christliche Trostschrifft unnd Unterricht von den Kindlein, die da nit konnen zu der Tauff gebracht werden
. Gerlach, Nurnberg 1575.
- Johann Christian Thoma: Das der gantzen Evangelischen Kirchen, insonderheit in dem gesammten Furstenthum Coburg aufgegangene Licht am Abend. Das ist historische Beschreibung des heilsamen Reformations-Wercks und Lebens Lutheri, wie auch aller evangelischen Prediger und Stadt-Schul-Collegen des …, erschienen bei Paul Gunther Pfotenhauer, Coburg, 1722, Seite 359?367
- Johann Werner Krauß: Beytrage zur Erlauterung der hochfurstl. Sachsen-Hildburghausischen Kirchen-, Schul- und Landes-Historie, Band I bis IV, erschienen bei Johann Gottfried Hanisch, Hildburghausen, 1752?1754
- Johann Hermann Steubing
: Biografische Nachrichten aus dem XVIten Jahrhundert ein Beitrag zur Kirchen und Reformationsgeschichte, erschienen bei Krieger, Giesen, 1790, Seite 57?64
- Julius August Wagenmann
:
Morlin, Maximilian
.
In:
Allgemeine Deutsche Biographie
(ADB). Band 22, Duncker & Humblot, Leipzig 1885, S. 325.
- K. Farber, Lezius:
Morlin, Maximilian
. In:
Realencyklopadie fur protestantische Theologie und Kirche
(RE). 3. Auflage. Band 13, Hinrichs, Leipzig 1903, S. 247?249.
- Ingo Krauß: Die Morlin, in: Familiengeschichte Blatter, Monatsschrift fur die gesamte deutsche wissenschaftliche Genealogie, 26. Jahrgang, Leipzig, 1928, Seite 161?170
- Wittenberger Gelehrtenstammbuch
. Herausgeber vom Historisches Museum Berlin. Mitteldeutscher Verlag, Halle 1999,
ISBN 3-932776-76-3
, S. 327
- August Beck:
Johann Friedrich der Mittlere
. Bohlau, Weimar, 1858,
DNB
1048037053
- Greiner:
Das Leben und Wirken des Doktors der Theologie Maximilian Morlin (Superintendent zu Coburg)
. In: Aus der Heimat (des Coburger Landes), 1936
- Friedrich Meinhof: Thuringer Pfarrerbuch, Band 9: Herzogtum Sachsen-Coburg (Pflege Coburg) mit Amt Konigsberg in Franken, Entwurf, Heiligenstadt, 2015?2016, Seite 212?213
- Melanchthons Briefwechsel
, Band T17 (Juli-Dez. 1547), frommann-holzboog, Stuttgart-Bad Cannstatt, 2016, Seite 214?215 MBW 4922.
- Melanchthons Briefwechsel
, Bd. 13, Personen L?N. Bearbeitet von
Heinz Scheible
, Stuttgart?Bad Cannstatt, 2019, S. 428?429.
- ↑
Luther an Justus Jonas, Brief aus Wittenberg vom 6. August 1539, in: D. Martin Luthers Werke, kritische Gesamtausgabe, Briefwechsel, 8. Band, Hermann Bohlaus Nachfolger, Weimar, 1938, Seite 526?527 (Brief Nr. 3373)
- ↑
Ingo Krauß, Seite 163
- ↑
Ernst Cyriaci: Die Hausergeschichte der Stadt Coburg bis 1937, Coburg, 1945?1948
- ↑
Johann Hermann Steubing
, Seite 61
- ↑
F. Peters-Marquardt: Georg Rhaw aus Eisfeld, Verleger der Schriften Luthers und Melanchthons in Wittenberg; in: nordfrankische Monatsblatter fur Dezember 1954, Coburg, 1954, Seite 612?619