Maxim Harezki
(auch
Maksim Harezki
,
belarussisch
Макс?м ?ванав?ч Гарэцк?
, *
18. Februar
1893
in Malaja Bahazkauka,
Russisches Kaiserreich
; †
10. Februar
1938
in
Wjasma
,
Russische Sozialistische Foderative Sowjetrepublik
(RSFSR),
Sowjetunion
) war ein
belarussischer
Schriftsteller.
Maxim Harezki entstammte einer Bauernfamilie aus dem Dorf Malaja Bahazkauka, nordostlich von
Mahiljo?
. Er besuchte die landwirtschaftliche Fachschule in
Horki
, an der er 1913 das Examen als
Feldmesser
ablegte. Seit 1912 war er Mitarbeiter der Zeitung
Nascha Niwa
(Unser Acker) und kam dort mit fuhrenden Personlichkeiten der belarussischen Wiedergeburtsbewegung in Kontakt.
[1]
1913 veroffentlichte er seine ersten Erzahlungen. Beim Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde Harezki eingezogen, an die
ostpreußische Front
geschickt und am 25. Oktober 1914 bei
Stalluponen
schwer verwundet. 1917 wurde er krankheitshalber demobilisiert. Kurz darauf nahm er in
Smolensk
ein Studium am Archaologischen Institut auf.
1919 schloss Harezki sich der Redaktion der Zeitschrift
Swesda
(Stern) in
Minsk
an, mit der er kurze Zeit spater nach
Wilna
ubersiedelte. Die polnische Besetzung der Stadt hielt ihn dort fur vier Jahre fest, in denen er sich als Lehrer durchschlug. Er verfasste ein belarussisch-russisches Worterbuch und veroffentlichte 1921 die erste Literaturgeschichte seiner Heimat in belarussischer Sprache.
[2]
1922 folgte ein
Lesebuch der weißrussischen Literatur
, das in zahlreichen Auflagen immer wieder nachgedruckt wurde.
[2]
Den Polen war er doppelt missliebig: politisch, als vermeintlicher ?bolschewistischer Agent“, und national, als Herausgeber belarussischer Zeitschriften. So wurde er 1922 verhaftet und in Wilna inhaftiert. Schließlich konnte er nach Minsk zuruckkehren, wo er zunachst als Dozent und Lehrer arbeitete und spater eine Stelle am belarussischen Kulturinstitut annahm.
Harezki war ein gluhender Patriot. ?Die polnischen wie die russischen Besatzer seines Landes verfolgten ihn bis zum Ende seiner Tage.“
[3]
?Fruher als andere erkannte Maxim Harezki die ganze Grausamkeit des Regimes, das die Ernten der weissrussischen Bauern beschlagnahmte, wahrend die Verfechter der weissrussischen Wiedergeburt im Rahmen einer rucksichtslosen Russifizierung als ≪Reaktionare≫ gebrandmarkt wurden.“
[4]
Im Juli 1930 ließ
Stalin
Harezki im Zuge der ?Ausschaltung“ der belarussischen
Intelligenzija
verhaften. 1931 wurde er zu funf Jahren Verbannung in
Wjatka
verurteilt, wo er als Bautechniker arbeitete.
Am 4. November 1937 wurde Maxim Harezki im Zuge des
Großen stalinistischen Terrors
unter falschen Anschuldigungen ein weiteres Mal verhaftet und im Folgejahr erschossen.
[4]
Maxim Harezki schrieb zahlreiche Novellen und Erzahlungen.
[5]
Sein Hauptwerk ist der 1919 im damals polnischen Wilna zunachst in Fortsetzungen in einer Zeitung, dann als Buch erschienene Roman
Zwei Seelen
. Er erzahlt die Geschichte des jungen Gutsherrensohnes und Halbwaisen Ihnat Abdsiralowitsch, der in den Ersten Weltkrieg zieht und dann in die Wirren der
Februarrevolution
, der
Oktoberrevolution
und des
Burgerkrieges
gerat. ?In seiner Brust wohnen die sprichwortlichen ≪zwei Seelen≫. … Anders als sein Milchbruder Wassil, der sich schnell auf die Seite der Bolschewisten stellt, bleibt Ihnat zerrissen zwischen adeliger Geburt und Volksnahe, ≪Roten≫ und ≪Weissen≫, dem ≪Vaterland≫ Russland und der weissrussischen Wiedergeburt.“
[4]
Harezkis ?epochaler Roman“ (Judith Leister) schildert (auch) die Welt des belarussischen bauerlichen Lebens, die nur ein Jahrzehnt spater, im Terror der ?
Entkulakisierung
“, fur immer unterging.
Maxim Harezkis Werk wird in Belarus bis heute in Ehren gehalten.
In deutscher Ubersetzung sind erschienen
[6]
:
- Heimische Wurzeln
(Erzahlung, 1913; Deutsch von Wladimir Tschepego und Norbert Randow. Abgedruckt in:
Die junge Eiche. Klassische belorussische Erzahlungen
. Reclam-Verlag, Leipzig 1987)
- Birkenteer
(Erzahlung, 1915; Deutsch von Norbert Randow. Abgedruckt in:
Storche uber den Sumpfen. Belorussische Erzahler
. Verlag Volk und Welt, Berlin 1971)
- Das litauische Gehoft
(Erzahlung, 1915; Deutsch von Norbert Randow. Abgedruckt in:
Storche uber den Sumpfen
, wie oben)
- Das Nonnlein
(Erzahlung, 1915; Deutsch von Iris Lorenz. Abgedruckt in:
Die junge Eiche
, wie oben)
- Ein Russe
(Erzahlung 1915; Deutsch von Igor Tschepego und Norbert Randow. Abgedruckt in:
Die junge Eiche
, wie oben)
- Der Russe
(Erzahlung 1915; Deutsch von Thomas Weiler. Abgedruckt in:
Literatur und Kritik
, 481/482, Marz 2014)
- Zwei Seelen
(Roman, 1919; dt. von
Norbert Randow
, Gundula und Wladimir Tschepego,
Guggolz Verlag
, Berlin 2014,
ISBN 978-3-945370-01-8
)
- Morgendammerungen
(Erzahlung 1926; Deutsch von Ferdinand Neureiter. Abgedruckt in:
Weissrussische Anthologie
. Sagner, Munchen 1983)
- Der Eid
(Erzahlung, 1926; Deutsch von Norbert Randow. Abgedruckt in:
Storche uber den Sumpfen
, wie oben)
- ↑
Sachar Schybeka:
Die Nordwestprovinzen im Russischen Reich (1795?1917)
. In:
Dietrich Beyrau
, Rainer Lindner (Hrsg.):
Handbuch der Geschichte Weißrußlands
. Vandenhoeck & Ruprecht, Gottingen 2001.
ISBN 3-525-36255-2
. S. 119?134, hier S. 131.
- ↑
a
b
Erwin Koschmieder
:
Die weißrussische Literatur
. In:
Kindlers Literatur Lexikon
, Bd. 2, S. 386?389, hier S. 389.
- ↑
Lerke von Saalfeld:
?Zwei Seelen“. Schlusselwerk der weißrussischen Literatur
. Rezension in der Sendung ?Buchermarkt“, Deutschlandfunk, 21. November 2014.
- ↑
a
b
c
Judith Leister:
Zwei Seelen, mindestens. Ein Roman des Weissrussen Maxim Harezki von 1919 erzahlt von Weltkrieg und Revolution, Burgerkrieg und dem Streben nach Freiheit
. In: Neue Zurcher Zeitung vom 6. Dezember 2014, internationale Ausgabe, S. 58.
- ↑
Norbert Randow:
Die Junge Eiche. Klassische Belorussische Erzahlungen
. Reclam-Verlag, Leipzig 1987.
ISBN 3-379-00133-3
. S. 466?468.
- ↑
vgl. die Bibliographie
Deutsche Ubersetzungen aus dem Belarussischen
bei
literabel.de
(
Memento
des
Originals
vom 23. Januar 2015 im
Internet Archive
)
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@2
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