Max Lossen
(*
25. April
1842
in
Emmershausen
; †
5. Januar
1898
in
Munchen
) war ein deutscher
Historiker
und Grunder von
Studentenverbindungen
.
Lossen stammt aus einer
westfalischen
Familie, die besonders im Berg- und
Huttenwesen
hervorgetreten ist und verschiedene bekannte Mitglieder (vgl.
NDB
Band 15, S. 200ff) hervorgebracht hat. Sein Vater war in Emmershausen Pachter eines Huttenwerks. Lossen verlor jedoch beide Eltern mit sechs Jahren und fand mit seinen vier Geschwistern Aufnahme bei einem verwitweten Onkel, der Arzt in
Kreuznach
war.
1861
bestand Lossen am Kreuznacher Gymnasium die
Reifeprufung
und wandte sich im selben Jahr nach
Munchen
, um dort
Rechtswissenschaft
zu studieren. Daneben belegte er Geschichte, die sein Interesse zunehmend weckte, so dass er alsbald das Jurastudium aufgab. In Munchen trat Lossen in die
Aenania
ein und bekleidete dort das Amt des Seniors.
Lossen grundete daraufhin in Konkurrenz zur
Bavaria Bonn
am 6. November 1863 den
K.St.V. Arminia Bonn
, eine der in der Folge bedeutendsten katholischen
Korporationen
uberhaupt. Lossen grundete die Arminia in Abgrenzung zu anderen katholischen ?Korporationen“ nicht als Theologenkranzchen, sondern von Beginn als alle
Fakultaten
umfassende
Laienbewegung
im akademischen Raum. Er wandte sich zugleich erklartermaßen gegen die Grundung einer katholischen Universitat nach dem Muster der
Katholischen Universitat Lowen
in
Belgien
. Lossen postulierte, es sei ?eigentlich noch wichtiger, weil es naher liegt“, sich von katholischer Seite um die bestehenden deutschen
Universitaten
zu kummern. Die Grundung der Arminia war damit zugleich gegen die Beschlusse der Aachener Generalversammlung der katholischen Vereine Deutschlands 1862 gerichtet. Diese sahen die Grundung einer katholischen Universitat nach dem Vorbild Lowens vor. Man hatte gar schon begonnen, Gelder fur dieses Projekt zu sammeln.
Entscheidenden Einfluss wird man Lossen auch bei der Grundung der beiden großen katholischen Korporationsverbande
Kartellverband katholischer deutscher Studentenvereine
(KV) und
Cartellverband der katholischen deutschen Studentenverbindungen
(CV) beimessen durfen. Nach einer
Katholikentagsrede
1863 von
Georg von Hertling
zu den Prinzipien der katholischen Korporationen war man bestrebt, alle katholischen Korporationen in einem
Kartell
zu vereinen. 1864 wurde der
Wurzburger Bund
gegrundet, dem eine Vielzahl von katholischen Korporationen, darunter die Arminia, beitraten. Als es um die Aufnahme auch der Bavaria ging, kam es zu Streit zwischen Arminia und Bavaria, der in die Spaltung des Wurzburger Bundes in den KV und den CV mundete. Ob die Frage des
Farbentragens
den Ausschlag gab oder personliche Grunde eine Rolle spielten, ist nicht abschließend geklart.
Im Zuge des Ersten Vatikanischen Konzils 1870/71 entstand Streit uber das Unfehlbarkeitsdogma. Lossen schloss sich der
altkatholischen Kirche
an und musste deswegen die Arminia mit einer Anzahl Gleichgesinnter verlassen, nachdem er bei der Abstimmung, ob am
Konfessionsprinzip
festgehalten werden solle, knapp unterlegen war. 1882 grundeten vier Studenten mit Unterstutzung des dimittierten Lossen den
farbentragenden
Altkatholischen Studentenverein AKStV Cheruskia in Bonn. Der Name Cheruskia wurde von Lossen als Historiker in mehrfacher Anspielung gewahlt: Der von den Romern (d. h. von den rom-treuen Arminen) ebenfalls dimittierte Truppenfuhrer (d. h. Lossen, der ehemalige Senior)
Arminius
(d. h. Lossen, Grunder der Arminia) hatte nach seiner Entlassung einen Aufstand der
Cherusker
gegen die Romer gefuhrt und in der
Varusschlacht
vernichtend uber sie gesiegt. Der Studentenverein Cheruskia loste sich 1929 auf, wurde aber am Pfingstsonntag 2005 in
Mannheim-Waldhof
durch Ralf Hagen und Lukas Karitnigg wiederbegrundet.
1865 kehrte Lossen nach
Munchen
zuruck, wo er zum Dr. phil. promoviert wurde. Anschließend ubernahm er ein Tabakwarengeschaft der Familie, veraußerte dieses aber 1870 und setzte seine geschichtswissenschaftlichen Arbeiten als
Privatgelehrter
fort. 1881 wurde Lossen Sekretar der
Koniglich-Bayerischen Akademie der Wissenschaften
. Seit 1885 war er deren außerordentliches und seit 1889 deren ordentliches Mitglied.
[1]
Der Einfluss Lossens auf die Entwicklung des katholischen Korporationswesens in seiner konkreten Auspragung war bedeutend. Er gehort neben
Georg von Hertling
zu den pragenden Gestalten der fruhen Zeit ? bis hin zu seiner altkatholischen Grundung Cheruskia.
- Max Lossen,
Der Kolnische Krieg
1: Vorgeschichte 1561-1581, Gotha 1882; 2: 1582-1586, ebd. 1887, passim
- Hans-Gerd H. Jauch
,
Historikergestalten der Arminia,.
In: K.St.V. Arminia 1863?1988, Bonn 1988
- Daniel Koschera:
?Hat sich jungst ein neuer Verein von katholischen Studenten gebildet“ ? Bavaria und die Bonner Union 1844?1867 : Ein Beitrag zur Fruhzeit katholischer Studentenvereinigungen in Deutschland,
Magisterarbeit am Historischen Seminar der Universitat Koln, 2004
- Johann Friedrich
:
Max Lossen
.
In:
Allgemeine Deutsche Biographie
(ADB). Band 52, Duncker & Humblot, Leipzig 1906, S. 84 f.
- ↑
J. Friedrich:
Max Lossen (Nachruf)
. In:
Sitzungsberichte der philosophisch-philologischen und der historischen Classe der k. b. Akademie der Wissenschaften zu Munchen
. Erster Band, 1898,
S.
337–340
(
online
[PDF; abgerufen am 8. Marz 2017]).