Max Lossen

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Arminia im Sommersemester 1864
obere Reihe, Zweiter von links : Max Lossen, Grunder des K.St.V. Arminia

Max Lossen (* 25. April 1842 in Emmershausen ; † 5. Januar 1898 in Munchen ) war ein deutscher Historiker und Grunder von Studentenverbindungen .

Familiarer Hintergrund

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Lossen stammt aus einer westfalischen Familie, die besonders im Berg- und Huttenwesen hervorgetreten ist und verschiedene bekannte Mitglieder (vgl. NDB Band 15, S. 200ff) hervorgebracht hat. Sein Vater war in Emmershausen Pachter eines Huttenwerks. Lossen verlor jedoch beide Eltern mit sechs Jahren und fand mit seinen vier Geschwistern Aufnahme bei einem verwitweten Onkel, der Arzt in Kreuznach war.

Mitglied der Aenania

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1861 bestand Lossen am Kreuznacher Gymnasium die Reifeprufung und wandte sich im selben Jahr nach Munchen , um dort Rechtswissenschaft zu studieren. Daneben belegte er Geschichte, die sein Interesse zunehmend weckte, so dass er alsbald das Jurastudium aufgab. In Munchen trat Lossen in die Aenania ein und bekleidete dort das Amt des Seniors.

Grundung des K.St.V. Arminia

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Lossen grundete daraufhin in Konkurrenz zur Bavaria Bonn am 6. November 1863 den K.St.V. Arminia Bonn , eine der in der Folge bedeutendsten katholischen Korporationen uberhaupt. Lossen grundete die Arminia in Abgrenzung zu anderen katholischen ?Korporationen“ nicht als Theologenkranzchen, sondern von Beginn als alle Fakultaten umfassende Laienbewegung im akademischen Raum. Er wandte sich zugleich erklartermaßen gegen die Grundung einer katholischen Universitat nach dem Muster der Katholischen Universitat Lowen in Belgien . Lossen postulierte, es sei ?eigentlich noch wichtiger, weil es naher liegt“, sich von katholischer Seite um die bestehenden deutschen Universitaten zu kummern. Die Grundung der Arminia war damit zugleich gegen die Beschlusse der Aachener Generalversammlung der katholischen Vereine Deutschlands 1862 gerichtet. Diese sahen die Grundung einer katholischen Universitat nach dem Vorbild Lowens vor. Man hatte gar schon begonnen, Gelder fur dieses Projekt zu sammeln.

Grundung des KV

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Entscheidenden Einfluss wird man Lossen auch bei der Grundung der beiden großen katholischen Korporationsverbande Kartellverband katholischer deutscher Studentenvereine (KV) und Cartellverband der katholischen deutschen Studentenverbindungen (CV) beimessen durfen. Nach einer Katholikentagsrede 1863 von Georg von Hertling zu den Prinzipien der katholischen Korporationen war man bestrebt, alle katholischen Korporationen in einem Kartell zu vereinen. 1864 wurde der Wurzburger Bund gegrundet, dem eine Vielzahl von katholischen Korporationen, darunter die Arminia, beitraten. Als es um die Aufnahme auch der Bavaria ging, kam es zu Streit zwischen Arminia und Bavaria, der in die Spaltung des Wurzburger Bundes in den KV und den CV mundete. Ob die Frage des Farbentragens den Ausschlag gab oder personliche Grunde eine Rolle spielten, ist nicht abschließend geklart.

Grundung des AKStV Cheruskia

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Im Zuge des Ersten Vatikanischen Konzils 1870/71 entstand Streit uber das Unfehlbarkeitsdogma. Lossen schloss sich der altkatholischen Kirche an und musste deswegen die Arminia mit einer Anzahl Gleichgesinnter verlassen, nachdem er bei der Abstimmung, ob am Konfessionsprinzip festgehalten werden solle, knapp unterlegen war. 1882 grundeten vier Studenten mit Unterstutzung des dimittierten Lossen den farbentragenden Altkatholischen Studentenverein AKStV Cheruskia in Bonn. Der Name Cheruskia wurde von Lossen als Historiker in mehrfacher Anspielung gewahlt: Der von den Romern (d. h. von den rom-treuen Arminen) ebenfalls dimittierte Truppenfuhrer (d. h. Lossen, der ehemalige Senior) Arminius (d. h. Lossen, Grunder der Arminia) hatte nach seiner Entlassung einen Aufstand der Cherusker gegen die Romer gefuhrt und in der Varusschlacht vernichtend uber sie gesiegt. Der Studentenverein Cheruskia loste sich 1929 auf, wurde aber am Pfingstsonntag 2005 in Mannheim-Waldhof durch Ralf Hagen und Lukas Karitnigg wiederbegrundet.

Beruflicher Werdegang

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1865 kehrte Lossen nach Munchen zuruck, wo er zum Dr. phil. promoviert wurde. Anschließend ubernahm er ein Tabakwarengeschaft der Familie, veraußerte dieses aber 1870 und setzte seine geschichtswissenschaftlichen Arbeiten als Privatgelehrter fort. 1881 wurde Lossen Sekretar der Koniglich-Bayerischen Akademie der Wissenschaften . Seit 1885 war er deren außerordentliches und seit 1889 deren ordentliches Mitglied. [1]

Der Einfluss Lossens auf die Entwicklung des katholischen Korporationswesens in seiner konkreten Auspragung war bedeutend. Er gehort neben Georg von Hertling zu den pragenden Gestalten der fruhen Zeit ? bis hin zu seiner altkatholischen Grundung Cheruskia.

  • Max Lossen, Der Kolnische Krieg 1: Vorgeschichte 1561-1581, Gotha 1882; 2: 1582-1586, ebd. 1887, passim
  • Hans-Gerd H. Jauch , Historikergestalten der Arminia,. In: K.St.V. Arminia 1863?1988, Bonn 1988
  • Daniel Koschera: ?Hat sich jungst ein neuer Verein von katholischen Studenten gebildet“ ? Bavaria und die Bonner Union 1844?1867 : Ein Beitrag zur Fruhzeit katholischer Studentenvereinigungen in Deutschland, Magisterarbeit am Historischen Seminar der Universitat Koln, 2004
  • Johann Friedrich Max Lossen . In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 52, Duncker & Humblot, Leipzig 1906, S. 84 f.
Wikisource: Max Lossen  ? Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

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  1. J. Friedrich: Max Lossen (Nachruf) . In: Sitzungsberichte der philosophisch-philologischen und der historischen Classe der k. b. Akademie der Wissenschaften zu Munchen . Erster Band, 1898, S.   337–340 ( online [PDF; abgerufen am 8. Marz 2017]).