Max Berg (Architekt)

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Max Berg ca. 1909
Unterschrift von Max Berg
Eigenes Haus in Breslau
Jahrhunderthalle Breslau
Kapelle am Oswitzer Friedhof in Breslau
Wasserkraftwerk an der Suderoder in Breslau

Max Paul Eduard Berg (* 17. April 1870 in Stettin ; † 22. Januar 1947 in Baden-Baden ) war ein deutscher Architekt und Baubeamter . Sein bedeutendstes Werk ist die Jahrhunderthalle in Breslau , die 1913 fertiggestellt wurde.

Jugend und Anfange der Karriere (1870?1909)

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Max Berg wurde als Sohn eines Gymnasiallehrers in Stettin geboren. Nach dem Abitur am Stadtgymnasium Stettin studierte er von 1889 bis 1893 an der Technischen Hochschule Charlottenburg , wo er u. a. die Vorlesungen des Gotikkenners Carl Schafer besuchte. In den Jahren 1893 bis 1895 diente Berg beim Militar in seiner Heimatstadt Stettin. 1898 legte er die zweite Staatsprufung ab und wurde Regierungsbaumeister ( Assessor ). Es sind einige Entwurfe aus dieser Zeit bekannt, z. B. fur eine neugotische evangelische Kirche (1895) und fur eine Straßenbahnhaltestelle auf dem Nollendorfplatz in Schoneberg (Monatskonkurrenz, Oktober 1898). 1899 arbeitete Berg kurzzeitig bei der Stettiner Hochbauverwaltung. Es folgte eine Tatigkeit als Bauinspektor bei der Stadtverwaltung in Frankfurt am Main , wahrend derer er die stadtebaulichen Ideen Camillo Sittes kennenlernte und 1908 eine Studienreise nach Großbritannien unternahm.

Stadtbaurat in Breslau (1909?1925)

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Am 17. Dezember 1908 wurde Max Berg zum Stadtbaurat fur Hochbau (hauptamtliches Magistratsmitglied, etwa entsprechend der heutigen Dienstbezeichnung Baudezernent ) in Breslau gewahlt, als Nachfolger des aus Altersgrunden ausscheidenden Richard Pluddemann . Die Stelle trat er am 1. April 1909 an. In dieser Zeit (1909?1910) nahm er am stadtebaulichen Wettbewerb fur Groß-Berlin teil.

Nach dem Ersten Weltkrieg trat Berg als Mitglied der SPD erfolglos zu den Reichstagswahlen an.

Wahrend kurz nach dem Weltkrieg der mogliche Bau von Hochhausern in Deutschland heftig diskutiert wurde, schlug Max Berg dem Breslauer Stadtrat seinen eigenen Hochhausentwurf vor. Am 7. Januar 1920 prasentierte er dem Breslauer Gesamtstadtrat seine Plane fur ein neues Stadthaus (technisches Rathaus) auf dem Grundstuck des ehemaligen Gaswerkes am Lessingplatz (heute plac Powsta?cow Warszawy ). Im Juli 1920 wurde dieser Entwurf zusammen mit drei weiteren Hochhausentwurfen von Berg veroffentlicht. Am 12. Juli 1920 bat er die schlesische Provinzialverwaltung um Begutachtung der Entwurfe. Gleichzeitig bemuhte er sich bei der preußischen Regierung um eine Reform der Bauordnung, welche den Hochhausbau allgemein regeln sollte. Sein Vorschlag scheiterte jedoch, und im November 1920 beschloss die Regierung, dass Hochhauser kunftig mit einer Befreiung fur die Abweichung von der Bauordnung im Einzelfall zu genehmigen sind. Die Provinzialverwaltung kritisierte in ihrer Stellungnahme die Hochhausentwurfe. Es wurde behauptet, die Stadtsilhouette von Breslau werde durch Hochhauser verunstaltet. Mehrere Kunstlerbunde, darunter der Deutsche Werkbund , sowie der Schriftsteller Gerhart Hauptmann , mit dem der Architekt seit 1913 befreundet war, nahmen daraufhin Max Berg in Schutz. Die Hochhauser kamen dennoch nicht zur Ausfuhrung, da keine Finanzierung gefunden werden konnte.

Der Stadtrat stellte sich ebenfalls hinter Max Berg und im Jahre 1921 wurde er fur eine zweite zwolfjahrige Amtszeit gewahlt. Zum Auftakt der zweiten Amtszeit war Berg mit der Organisation eines großen stadtebaulichen Wettbewerbs fur die Entwicklung Breslaus beschaftigt. Im Preisgericht saßen neben ihm u. a. Alfred von Scholtz , der konservativ orientierte Stadtbaurat fur Stadtebau und Bruno Mohring , Bergs Mitstreiter aus dem Groß-Berlin-Wettbewerb und Hochhausbefurworter. Die ausgewahlten Wettbewerbseintrage standen jedoch im Widerspruch zu den Ideen Bergs. Es kam zum Eklat, indem sich Berg weigerte, den Endbericht zu unterzeichnen. Dies wurde in der ortlichen Presse sowie im Stadtrat scharf kritisiert, obwohl der Stadtrat von Bergs Parteigenossen aus der SPD dominiert war.

Wegen zahlreicher Konflikte mit dem Stadtrat trat Max Berg aus der SPD aus und schied am 30. Januar 1925 aus dem Amt.

Ruhestand (1925?1947)

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Berg verließ sein Amt nach gegenseitigem Einvernehmen und behielt seine Beamtenbezuge in voller Hohe bis 1933, als er offiziell in den Ruhestand ging. Er siedelte nach Berlin uber und beschaftigte sich mit Publizistik, Theosophie und mit christlicher Mystik . Trotz des Eklats um sein Ausscheiden behielt Berg in Breslau sein Ansehen. Im Jahre 1929 war er dort Preisrichter im Architekturwettbewerb fur ein Hochhaus der stadtischen Sparkasse am Ring . 1930 wurde seinem Schaffen eine retrospektive Einzelausstellung gewidmet.

Wahrend des Zweiten Weltkrieges zog Max Berg nach Baden-Baden um. Am Ende des Krieges unterschrieb er zusammen mit Martin Machler einen Aufruf an Martin Bormann , bei den Kriegshandlungen die Baudenkmaler Roms zu schonen. Tatsachlich wurde Rom im Juni 1944 zur offenen Stadt erklart.

Max Berg war mit Edelgarde geb. Gerlach verheiratet. Ihr gemeinsamer Sohn ist Michael Berg (* 1922 in Schreiberhau ).

Architektonisches Werk

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Ausgefuhrte Bauten in Frankfurt am Main (Auswahl)

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  • 1901?1902: Bonifatiusschule an der Moltkeallee 43 (jetzt: Hamburger Allee) in Frankfurt-Bockenheim, mit Veranderungen erhalten
  • 1902?1906: Muhlbergschule am Lettigkautweg 8 in Frankfurt-Sachsenhausen, erhalten

Ausgefuhrte Bauten in Breslau (Auswahl)

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  • 1910: eigenes Haus an der Copernicusstraße (jetzt: ulica Mikołaja Kopernika) (Umbau und Erweiterung einer alteren Villa, erhalten)
  • 1911: Sauglingsheim (jetzt ?Stadtisches Kinderkrankenhaus“) an der Schulgasse (ulica Jozefa Hoene-Wro?skiego) (erhalten)
  • 1911?1913: ? Jahrhunderthalle “ (gemeinsam mit dem Bauingenieur Gunther Trauer , mit geringfugigen Anderungen erhalten)
  • 1912: Stadtische Badeanstalt an der Tiergartenstraße (jetzt: ulica Marii Curie-Skłodowskiej) (erhalten, heute durch eine Pizzeria und als Burohaus genutzt)
  • Fassade des IV. Lyzeums, Brockauer Straße (jetzt: ulica Stacha ?wistackiego) (erhalten)
  • 1924?1925: Ausstellungspavillons und -hallen, u. a. große Messehalle mit holzernen parabolischen Dachbindern (im Zweiten Weltkrieg zerstort)
  • 1921?1924: Sudliches Wasserkraftwerk an der Oder, unterhalb der Werderbrucke Sud (mit Ludwig Moshamer , erhalten)
  • 1921?1925: Nordliches Wasserkraftwerk an der Oder, oberhalb der Werderbrucke Nord (mit Paul Schreiber und Wilhelm Anders, erhalten)

Nicht realisierte Projekte

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Zu den nicht verwirklichten Entwurfen Bergs zahlt der Bau eines Hochhauses mit einer Fassade aus Stahl und Glas neben dem Breslauer Rathaus . Der Entwurf provozierte in der Stadt heftige Proteste, inspirierte jedoch den Bau der ersten deutschen Hochhauser in Dusseldorf und Koln . Unverwirklicht blieben auch die Plane des Umbaus des Stadtzentrums von Hindenburg ( Oberschlesien ), heute Zabrze , aus dem Jahre 1928. Die Ideen Max Bergs zum Breslauer Stadtebau wurden zur Grundlage des stadtebaulichen Wettbewerbs der Stadt Breslau im Jahre 1922.

Commons : Max Berg  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Vorganger Amt Nachfolger
Richard Pluddemann Breslauer Stadtbaurat (Hochbau)
1909?1925
Hugo Althoff