Max Paul Eduard Berg
(*
17. April
1870
in
Stettin
; †
22. Januar
1947
in
Baden-Baden
) war ein deutscher
Architekt
und
Baubeamter
. Sein bedeutendstes Werk ist die
Jahrhunderthalle
in
Breslau
, die 1913 fertiggestellt wurde.
Max Berg wurde als Sohn eines Gymnasiallehrers in Stettin geboren. Nach dem Abitur am Stadtgymnasium Stettin studierte er von 1889 bis 1893 an der
Technischen Hochschule Charlottenburg
, wo er u. a. die Vorlesungen des Gotikkenners
Carl Schafer
besuchte. In den Jahren 1893 bis 1895 diente Berg beim Militar in seiner Heimatstadt Stettin. 1898 legte er die zweite Staatsprufung ab und wurde Regierungsbaumeister (
Assessor
). Es sind einige Entwurfe aus dieser Zeit bekannt, z. B. fur eine neugotische evangelische Kirche (1895) und fur eine Straßenbahnhaltestelle auf dem
Nollendorfplatz
in
Schoneberg
(Monatskonkurrenz, Oktober 1898). 1899 arbeitete Berg kurzzeitig bei der Stettiner Hochbauverwaltung. Es folgte eine Tatigkeit als Bauinspektor bei der Stadtverwaltung in
Frankfurt am Main
, wahrend derer er die stadtebaulichen Ideen
Camillo Sittes
kennenlernte und 1908 eine Studienreise nach Großbritannien unternahm.
Am 17. Dezember 1908 wurde Max Berg zum Stadtbaurat fur Hochbau (hauptamtliches Magistratsmitglied, etwa entsprechend der heutigen Dienstbezeichnung
Baudezernent
) in
Breslau
gewahlt, als Nachfolger des aus Altersgrunden ausscheidenden
Richard Pluddemann
. Die Stelle trat er am 1. April 1909 an. In dieser Zeit (1909?1910) nahm er am stadtebaulichen Wettbewerb fur
Groß-Berlin
teil.
Nach dem Ersten Weltkrieg trat Berg als Mitglied der
SPD
erfolglos zu den Reichstagswahlen an.
Wahrend kurz nach dem Weltkrieg der mogliche Bau von
Hochhausern
in Deutschland heftig diskutiert wurde, schlug Max Berg dem Breslauer Stadtrat seinen eigenen Hochhausentwurf vor. Am 7. Januar 1920 prasentierte er dem Breslauer Gesamtstadtrat seine Plane fur ein neues Stadthaus (technisches Rathaus) auf dem Grundstuck des ehemaligen Gaswerkes am
Lessingplatz
(heute
plac Powsta?cow Warszawy
). Im Juli 1920 wurde dieser Entwurf zusammen mit drei weiteren Hochhausentwurfen von Berg veroffentlicht. Am 12. Juli 1920 bat er die
schlesische Provinzialverwaltung
um Begutachtung der Entwurfe. Gleichzeitig bemuhte er sich bei der preußischen Regierung um eine Reform der Bauordnung, welche den Hochhausbau allgemein regeln sollte. Sein Vorschlag scheiterte jedoch, und im November 1920 beschloss die Regierung, dass Hochhauser kunftig mit einer Befreiung fur die Abweichung von der Bauordnung im Einzelfall zu genehmigen sind. Die Provinzialverwaltung kritisierte in ihrer Stellungnahme die Hochhausentwurfe. Es wurde behauptet, die Stadtsilhouette von Breslau werde durch Hochhauser verunstaltet. Mehrere Kunstlerbunde, darunter der
Deutsche Werkbund
, sowie der Schriftsteller
Gerhart Hauptmann
, mit dem der Architekt seit 1913 befreundet war, nahmen daraufhin Max Berg in Schutz. Die Hochhauser kamen dennoch nicht zur Ausfuhrung, da keine Finanzierung gefunden werden konnte.
Der Stadtrat stellte sich ebenfalls hinter Max Berg und im Jahre 1921 wurde er fur eine zweite zwolfjahrige Amtszeit gewahlt. Zum Auftakt der zweiten Amtszeit war Berg mit der Organisation eines großen stadtebaulichen Wettbewerbs fur die Entwicklung Breslaus beschaftigt. Im Preisgericht saßen neben ihm u. a.
Alfred von Scholtz
, der konservativ orientierte Stadtbaurat fur Stadtebau und
Bruno Mohring
, Bergs Mitstreiter aus dem Groß-Berlin-Wettbewerb und Hochhausbefurworter. Die ausgewahlten Wettbewerbseintrage standen jedoch im Widerspruch zu den Ideen Bergs. Es kam zum Eklat, indem sich Berg weigerte, den Endbericht zu unterzeichnen. Dies wurde in der ortlichen Presse sowie im Stadtrat scharf kritisiert, obwohl der Stadtrat von Bergs Parteigenossen aus der SPD dominiert war.
Wegen zahlreicher Konflikte mit dem Stadtrat trat Max Berg aus der SPD aus und schied am 30. Januar 1925 aus dem Amt.
Berg verließ sein Amt nach gegenseitigem Einvernehmen und behielt seine Beamtenbezuge in voller Hohe bis 1933, als er offiziell in den Ruhestand ging. Er siedelte nach
Berlin
uber und beschaftigte sich mit Publizistik,
Theosophie
und mit
christlicher Mystik
. Trotz des Eklats um sein Ausscheiden behielt Berg in Breslau sein Ansehen. Im Jahre 1929 war er dort Preisrichter im Architekturwettbewerb fur ein Hochhaus der stadtischen Sparkasse am
Ring
. 1930 wurde seinem Schaffen eine retrospektive Einzelausstellung gewidmet.
Wahrend des Zweiten Weltkrieges zog Max Berg nach
Baden-Baden
um. Am Ende des Krieges unterschrieb er zusammen mit
Martin Machler
einen Aufruf an
Martin Bormann
, bei den Kriegshandlungen die Baudenkmaler
Roms
zu schonen. Tatsachlich wurde Rom im Juni 1944 zur
offenen Stadt
erklart.
Max Berg war mit Edelgarde geb. Gerlach verheiratet. Ihr gemeinsamer Sohn ist Michael Berg (* 1922 in
Schreiberhau
).
- 1901?1902:
Bonifatiusschule
an der Moltkeallee 43 (jetzt: Hamburger Allee) in Frankfurt-Bockenheim, mit Veranderungen erhalten
- 1902?1906: Muhlbergschule am Lettigkautweg 8 in Frankfurt-Sachsenhausen, erhalten
- 1910: eigenes Haus an der Copernicusstraße (jetzt: ulica Mikołaja Kopernika) (Umbau und Erweiterung einer alteren Villa, erhalten)
- 1911: Sauglingsheim (jetzt ?Stadtisches Kinderkrankenhaus“) an der Schulgasse (ulica Jozefa Hoene-Wro?skiego) (erhalten)
- 1911?1913: ?
Jahrhunderthalle
“ (gemeinsam mit dem Bauingenieur
Gunther Trauer
, mit geringfugigen Anderungen erhalten)
- 1912: Stadtische Badeanstalt an der Tiergartenstraße (jetzt: ulica Marii Curie-Skłodowskiej) (erhalten, heute durch eine Pizzeria und als Burohaus genutzt)
- Fassade des IV. Lyzeums, Brockauer Straße (jetzt: ulica Stacha ?wistackiego) (erhalten)
- 1924?1925: Ausstellungspavillons und -hallen, u. a. große Messehalle mit holzernen parabolischen Dachbindern (im Zweiten Weltkrieg zerstort)
- 1921?1924: Sudliches Wasserkraftwerk an der Oder, unterhalb der
Werderbrucke Sud
(mit
Ludwig Moshamer
, erhalten)
- 1921?1925: Nordliches Wasserkraftwerk an der Oder, oberhalb der Werderbrucke Nord (mit Paul Schreiber und Wilhelm Anders, erhalten)
Zu den nicht verwirklichten Entwurfen Bergs zahlt der Bau eines Hochhauses mit einer Fassade aus Stahl und Glas neben dem
Breslauer Rathaus
. Der Entwurf provozierte in der Stadt heftige Proteste, inspirierte jedoch den Bau der ersten deutschen Hochhauser in
Dusseldorf
und
Koln
. Unverwirklicht blieben auch die Plane des Umbaus des Stadtzentrums von Hindenburg (
Oberschlesien
), heute
Zabrze
, aus dem Jahre 1928. Die Ideen Max Bergs zum Breslauer
Stadtebau
wurden zur Grundlage des stadtebaulichen Wettbewerbs der Stadt Breslau im Jahre 1922.
- Iwona Bi?kowska, Marzena Smolak:
Nieznany portret miasta.
Wrocław 1997.
- Jerzy Ilkosz, Beate Stortkuhl (Hrsg.):
Wie?owce Wrocławia 1919-1932.
Wrocław 1997,
ISBN 83-908067-0-3
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- Jerzy Ilkosz:
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- Otto Schubert:
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(NDB). Band 2, Duncker & Humblot, Berlin 1955,
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, S. 75 f. (
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- Eckhard Wendt:
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(=
Veroffentlichungen der
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ISBN 3-412-09404-8
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