Massenorganisation

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Als Massenorganisation bezeichnet man eine Organisation in nicht demokratischen Staaten, die uber eine große Anzahl Mitglieder verfugt. Massenorganisationen dienen der politischen Beeinflussung bzw. der Indoktrination der Massen, vor allem derjenigen Menschen, die keiner Partei angehoren. [1]

Im weiteren Sinne werden als Massenorganisation auch Organisationen bezeichnet, deren Mitglieder aus breiten Kreisen der Bevolkerung stammen, die mit Hilfe der Organisation ihre beruflichen, okonomischen, politischen, sozialen und kulturellen Interessen vertreten.

Massenorganisationen in der Zeit des Nationalsozialismus

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Im Zuge der Gleichschaltung in der Zeit des Nationalsozialismus wurden samtliche Gewerkschaften , Parteien und unabhangige Dachverbande verboten bzw. in Massenorganisationen uberfuhrt, die jeweils in Organisation und Ausrichtung der Ideologie des Programms der NSDAP entsprachen. Dazu gehorten neben der Partei selbst:

Massenorganisationen in der DDR

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Die Massenorganisationen in der DDR (auch gesellschaftliche Organisationen genannt) [6] waren unter der Vorherrschaft der SED gegrundet oder nachtraglich dieser untergeordnet worden. Nach der herrschenden Ideologie des Marxismus-Leninismus war fur Massenorganisationen im Sozialismus nicht nur die Große kennzeichnend, sondern auch ihre Unterordnung zugunsten einer fuhrenden Avantgarde- und Kaderpartei . [7] Das SED- Parteistatut und die Kaderpolitik der Partei sicherten ihren Einfluss auch innerhalb der Mitgliedschaft und Fuhrungsorgane der Massenorganisationen. [6] Die DDR-Massenorganisationen sollten moglichst große Teile der Bevolkerung beeinflussen und kontrollieren und sie in das gesellschaftliche System der DDR eingliedern [8] wie [9] :

FDGB, FDJ, DFD und KB, zeitweise auch die VdgB, 1950 bis 1963 und 1986 bis 1990, waren wie die SED und die Blockparteien in der Nationalen Front und in den Parlamenten vertreten.

Im Rahmen der Prufung der Verfassungstreue mussen in Bayern Bewerber fur den offentlichen Dienst (unter anderem) erklaren, ob sie Funktionstrager in den Massenorganisationen der DDR waren. [11]

Andere sozialistische Staaten

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Nach und auch wahrend des Zweiten Weltkrieges entstanden praktisch in jedem Staat mit sowjetischem Einfluss paramilitarische Massenorganisationen nach dem Vorbild der sowjetischen OSSOAWIACHIM und spater der DOSAAF . Dies waren unter anderem:

  • in der ?SSR der Verband zur Unterstutzung der Armee SVAZARM (Svaz pro spolupraci s armadou, gegr. 4. November 1951)
  • in Bulgarien die Gesellschaft fur militarisch-technische Ausbildung der Bevolkerung OWTPN (Организация за военно-техническа подготовка на населението, Organisazija sa woenno-technitscheska podgotowka na nasselenijeto, gegr. 4. November 1977), davor die von 1951 bis 1968 bestehende Freiwilligenorganisation der Landesverteidigung DOSO (Доброволната организация за съдействие на отбраната, Dobrowolnata organisazija sa sdeistwije na otbranata)
  • in Ungarn der Ungarische Verteidigungsverband MHSZ (Magyar Honvedelmi Szovetseg, gegr. 29. Februar 1948)
  • in Kuba die Gesellschaft fur militarpatriotische Erziehung SEPMI (Sociedad de Educacion Patriotico-Militar, gegr. 28. Januar 1980)
  • in der Mongolei die Gesellschaft zur Unterstutzung der Verteidigung OSO (gegr. 1929)
  • in Nordkorea, siehe Demokratische Front fur die Wiedervereinigung des Vaterlandes
  • in Polen die Liga fur Landesverteidigung LOK (Liga Obrony Kraju, gegr. 1944)
  • in Rumanien der Nationalrat fur Korpererziehung und Sport CNEFS (Consiliul Na?ional pentru Educa?ie Fizic? ?i Sport, gegr. ?)
  • in der Volksrepublik China, siehe Liste chinesischer Massenorganisationen

Massenorganisationen im weiteren Sinne

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Im weiteren Sinne werden auch andere Organisationen mit einer großen Zahl von Mitgliedern als Massenorganisationen bezeichnet. Typische Massenorganisationen sind Gewerkschaften und Sportverbande.

Massenorganisationen vor 1933

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Massenorganisationen in der Bundesrepublik Deutschland

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  • Gregory J. Kasza: The Conscription Society. Administered Mass Organizations. Yale University Press, New Haven CT u. a. 1995, ISBN 0-300-06242-7 .
Wiktionary: Massenorganisation  ? Bedeutungserklarungen, Wortherkunft, Synonyme, Ubersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Massenorganisation , wissen.de
  2. Winfried Speitkamp : Jugend in der Neuzeit. Deutschland vom 16. bis zum 20. Jahrhundert. Vandenhoeck & Ruprecht, Gottingen 1998, ISBN 3-525-01374-4 , S. 218, ( eingeschrankte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. Dagmar Reese: Verstrickung und Verantwortung. Weibliche Jugendliche in der Fuhrung des Bundes Deutscher Madel. In: Kirsten Heinsohn, Barbara Vogel , Ulrike Weckel (Hrsg.): Zwischen Karriere und Verfolgung. Handlungsraume von Frauen im nationalsozialistischen Deutschland (= Reihe ?Geschichte und Geschlechter“. 20). Campus, Frankfurt am Main u. a. 1997, ISBN 3-593-35756-9 , S. 206?222, hier S. 209, ( eingeschrankte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. Paul Bruppacher: Adolf Hitler und Die Geschichte Der NSDAP. Eine Chronik. Band 1: 1889?1937. 2. Auflage. Books on Demand, Norderstedt 2009, ISBN 978-3-8334-8660-9 , S. 412, ( eingeschrankte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. Bernd Ruthers : Geschonte Geschichten ? geschonte Biographien. Sozialisationskohorten in Wendeliteraturen. Ein Essay. Mohr Siebeck, Tubingen 2001, ISBN 3-16-147651-4 , S. 45 ( eingeschrankte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. a b Walter Volkel: Nationale Front, Blockparteien, Gesellschaftliche Organisationen, in: Gunter Erbe , Gert-Joachim Glaeßner (Hrsg.): Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in der DDR ? Studientexte fur die politische Bildung . 2. Aufl., Westdeutscher Verlag, Opladen 1980, ISBN 3-531-11486-7 , S. 112?120 (hier: S. 118 f.).
  7. Matthias Judt (Hrsg.): DDR-Geschichte in Dokumenten ? Beschlusse, Berichte, interne Materialien und Alltagszeugnisse. Schriftenreihe Band 350, Christoph Links Verlag/Bundeszentrale fur politische Bildung, Bonn 1998, ISBN 3-89331-491-1 , S. 38.
  8. Fur alle…? - Massenorganisationen in der DDR , mdr.de, abgerufen am 30. Dezember 2018
  9. SED-Massenorganisationen , Haus der Geschichte , abgerufen am 30. Dezember 2018
  10. a b c d e f g h i j Waltraud Bohme, Marlene Dehlsen, Andree Fischer, Herbert Jansen, Gerhard Konig, Margot Lange, Renate Polit, Gertrud Schutz (Hrsg./Red.): Kleines politisches Worterbuch. 2. Auflage, Dietz Verlag, Berlin 1973, S. 521.
  11. Fragebogen @1 @2 Vorlage:Toter Link/www.justiz.bayern.de ( Seite nicht mehr abrufbar , festgestellt im Juni 2018. Suche in Webarchiven )
  12. Walter Welsch: Geschichte der Sektion Bayerland des Deutschen Alpenvereins e.V. Die Zeit des Ersten Weltkrieges und der Weimarer Republik. 1914?1933. DAV Bayerland, Munchen 2010, ISBN 978-3-00-031936-5 ( Digitalisat (PDF; 8 MB) ).
  13. Webauftritt des Deutschen Historischen Museums , abgerufen am 4. Oktober 2012.
  14. Brandenburgische Frauenhilfe - Weimarer Republik. In: brandenburgische-frauenhilfe.de. Abgerufen am 25. Dezember 2014 .