Mary Stevenson Cassatt
(*
22. Mai
1844
[1]
in
Allegheny
,
Pennsylvania
,
USA
; †
14. Juni
1926
im Schloss Beaufresne,
Le Mesnil-Theribus
,
Departement Oise
,
Frankreich
) war eine US-amerikanische
Grafikerin
und
Malerin
des
Impressionismus
. Sie gilt neben
Eva Gonzales
,
Berthe Morisot
und
Marie Bracquemond
als eine der vier bedeutendsten Impressionistinnen des neunzehnten Jahrhunderts.
[2]
Mary Cassatt war Tochter von Katherine Kelson Johnston und Robert S. Cassatt, einer aus dem Geldadel Pennsylvanias stammenden
Bankiersfamilie
. Schon in sehr jungen Jahren, wahrend eines vierjahrigen Aufenthalts der Familie in
Europa
, lernte sie die Kunstschatze europaischer Galerien kennen. Gegen den Wunsch ihres Vaters entschloss sie sich, Malerin zu werden. Von 1861 bis 1865 studierte sie an der Pennsylvania Academy of Fine Arts in
Philadelphia
.
Seit 1874 lebte sie in Frankreich, setzte zunachst in
Paris
ihre Studien im Atelier von
Jean-Leon Gerome
fort, beendete aber bald darauf ihre akademische Ausbildung (?Der Unterricht der Museen ist genug“). Mit großer Intensitat studierte sie in Frankreich,
Italien
und
Spanien
die Gemalde großer Meister wie
Correggio
,
Velazquez
,
Tizian
und
Rubens
. Neben der Malerei beschaftigte sie sich auch mit Keramik
[3]
.
Ihre eigenen Bilder fanden Anerkennung und wurden mehrfach im
Pariser Salon
ausgestellt. Der Maler
Edgar Degas
veranlasste sie dazu, sich der neuen Bewegung der
Independants
(spater
Impressionisten
) anzuschließen. ?Ich habe mit Freude angenommen. ... Ich lehnte die konventionelle Kunst ab. Ich fing an zu leben.“ Mit Degas war sie jahrelang eng befreundet und stand ihm mehrfach Modell. Von 1879 bis 1886 stellte sie regelmaßig zusammen mit den Impressionisten aus und trug auch wesentlich dazu bei, dass der Impressionismus in Amerika fruhzeitig popular wurde. Schon 1877 riet sie ihrer Freundin, der wohlhabenden
New Yorkerin
Louisine W. Havemeyer
, Bilder von Edgar Degas und
Claude Monet
zu erwerben. Es waren wahrscheinlich die ersten impressionistischen Bilder, die in die USA gelangten. Der Kernbestand dieser Sammlung gelangte 1929 zusammen mit Werken alter Meister in den Besitz des Metropolitan Museum in New York. Spater beriet Cassatt auch
Bertha Honore Palmer
aus
Chicago
beim Aufbau ihrer Kunstsammlung, die heute im
Art Institute of Chicago
zu sehen ist.
Ihr kunstlerisches Hauptthema ? wie es auch
Berthe Morisot
beschaftigte ? ab 1886 waren Frauen, insbesondere das Thema ?Mutter und Kind“. In ihren Bildern erscheinen sie in allen erdenklichen Situationen im Rahmen der burgerlichen Lebensweise gegen Ende des 19. Jahrhunderts ? gemeinsam mit ihren Kindern oder lesend, beim Tee, in der Oper. Cassatt wahlte bewusst ein Motiv, um sich von Degas, der großen kunstlerischen Einfluss auf sie ausubte, freizumachen. Haufig wahlte sie die Oper als Motiv, da der mit Kunstlicht versehene Ort eine besondere Faszination auf Cassatt ausubte. Neben den Olgemalden in der Oper fertigte sie auch Pastelle, bei denen sie mit metallischen Farben experimentierte, um die schillernde Theateratmosphare festzuhalten.
Seit 1877 lebten auch ihre Eltern und ihre Schwester in Paris. Mary hatte nun 18 Jahre lang neben ihrer kunstlerischen Arbeit noch fur einen großeren Haushalt zu sorgen. Dennoch fand sie Zeit, junge Kunststudentinnen zu inspirieren, zu ermutigen und großzugig zu unterstutzen. In den 1880er Jahren wandte sich Cassatt neben der Malerei der Grafik zu. Ihr gesamtes grafisches Werk umfasst etwa zweihundertachtzig Arbeiten. Nachdem sie 1890 in Paris
japanische Farbholzschnitte
gesehen hatte, versuchte sie sich mit Erfolg auch auf diesem Gebiet. Ihre Serie von zehn Farbdrucken bildete einen wichtigen Teil ihrer 1893 in der Galerie Durand-Ruel gezeigten erfolgreichen Einzelausstellung, in dieser Galerie hatte sie bereits 1891 Arbeiten prasentiert.
1898 wurden ihre Arbeiten in der New Yorker Zweigstelle der Galerie gezeigt.
1892 wurde Cassatt mit der Bemalung des Nordtympanons des Kolumbianischen Pavillons auf der Chicagoer Weltausstellung 1893 beauftragt. 1894 erwarb die Kunstlerin
Schloss Beaufresne
an der Oise, welches neben ihrem Pariser Atelier Dreh- und Angelpunkt fur Kunstbegegnung wurde.
1904 wurde sie als Ritter in die franzosische
Ehrenlegion
aufgenommen. 1913 nahm sie an der
Armory Show
in
New York City
teil. 1914 wurde sie mit der Goldmedaille der
Pennsylvania Academy of the Fine Arts
(PAFA) ausgezeichnet. Zuvor hatte sie zwei weitere Preise, den Lippincott-Preis der PAFA sowie den Harris-Preis des Art Institute of Chicago abgelehnt, da dieser ihr unvereinbar mit ihrem Kunstverstandnis erschien.
Der Verlust der Sehfahigkeit beendete 1914 ihre Zeit als Malerin.
-
Das Haus in 10, rue de Marignan (Paris), in dem Mary Cassatt von 1887 bis zu ihrem Tod lebte
-
Plakette am Haus 10, rue de Marignan
-
La Toilette
,
Art Institute of Chicago
-
Mutter und Kind
,
The Metropolitan Museum of Art, New York
-
Auf einem Balkon wahrend des Karnevals
,
Philadelphia Museum of Art
-
Zwei am Strom sitzende Frauen
-
-
Die Bootsfahrt, 1893/94
,
National Gallery of Art, Washington
-
Moise Dreyfus
-
Die Loge, 1882
,
National Gallery of Art, Washington
-
Frau beim Stillen eines Sauglings, 1890
-
Maternal Caress
(
Mutterliche Liebkosung
), um 1891, Metropolitan Museum of Art
-
Mere et enfant (Reine Lefebre and Margot before a Window)
, um 1902. Das Gemalde wurde in der Armory Show ausgestellt.
- Mary Cassatt
bei FemBiographie
- Mary Cassatt
in der
Encyclopædia Britannica
online
(englisch)
- Christina Haberlik,
Ira Diana Mazzoni
:
50 Klassiker ? Kunstlerinnen, Malerinnen, Bildhauerinnen und Photographinnen.
Gerstenberg, Hildesheim 2002,
ISBN 978-3-8067-2532-2
, S. 84?89.
- Christiane Weidemann, Petra Larass, Melanie Klier:
50 Kunstlerinnen, die man kennen sollte.
Prestel, Munchen 2008,
ISBN 978-3-7913-3957-3
, S. 68?71
- Ingrid Pfeiffer (Hrsg.):
Impressionistinnen.
Hatje Cantz, Ostfildern 2008,
ISBN 3-7757-2078-2
.
- Debra N. Mancoff:
Frauen, die die Kunst veranderten.
Prestel, Munchen 2012,
ISBN 978-3791347325
, S. 19, 32?33.
- Judith Barter:
Mary Cassatt. Modern Woman.
Abrams, New York 1998,
ISBN 0-8109-4089-2
.
- Griselda Pollock
:
Mary Cassatt.
London 1980.
- Mary Cassatt. Painting the Modern Woman.
Regie: Ali Ray, UK, 93 Minuten, 2023
- ↑
Die Angaben zum Geburtsjahr sind uneinheitlich, so nennt NNDB 1843, Zeno 1845, die meisten anderen Quellen wie etwa die
Encyclopedia Britannica
nennen das Jahr 1844.
- ↑
Ingrid Pfeiffer, Max Hollein, eds.:
Women Impressionists.
Ausstellungskatalog der Schirn-Kunsthalle, Frankfurt am Main. Hatje Cantz, Ostfildern 2008, p. 8.
ISBN 978-3-7757-2079-3
.
- ↑
Tamara Preaud und Serge Gauthier:
Die Kunst der Keramik im 20. Jahrhundert
.
Edition Popp im Arena Verlag
, Wurzburg 1982,
ISBN 3-88155-099-2
,
S.
84
.