Marx Roist
(*
29. Juli
1454
in
Zurich
; †
15. Juni
1524
ebenda) war ein
Zurcher Burgermeister
und der
zweite Kommandant
der
Papstlichen Schweizergarde
.
Als Sohn von Heinrich Roist und Verena Kuon geboren, gehorte er der reichen politischen Elite Zurichs an. Die Familie stammte ursprunglich aus
Kilchberg
und war seit dem 14. Jahrhundert in Zurich eingeburgert.
[1]
Roist war zweimal verheiratet. Seine erste Frau Anna Meyer von Knonau ehelichte er am 6. August 1500. Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor, die jedoch beide in jungen Jahren verstarben. Mit seiner zweiten Gattin Elisabeth Klingler hatte er sechs Kinder, unter anderem Sohn Kaspar, der ihm spater als Kommandant der papstlichen Garde in Rom folgte.
[2]
Seine politische Karriere begann Roist 1476 als
Schultheiss
des Stadtgerichts. Im selben Jahr wurde er nach der
Schlacht von Murten
zum Ritter geschlagen. Ab 1489 vertrat er die
Konstaffel
im Grossen Rat und ab 1493 war er
Seckelmeister
. Er gehorte auch dem Kleinen Rat an und war ab 1498
Reichsvogt
von
Altstetten
.
1505 wurde Roist, wie bereits sein Vater vor ihm, zum Burgermeister von Zurich gewahlt und stand nun an der politischen Spitze der Stadt. Bei der Mehrheit der eidgenossischen
Tagsatzungen
und Konferenzen, die zwischen 1500 und 1520 in Zurich stattfanden, war er beteiligt. International fuhrte er 1499 eine eidgenossische Gesandtschaft an den Hof
Ludwigs XII.
, wo er ein neues Soldnerbundnis mit
Frankreich
aushandelte. 1512 fuhrte er eine weitere Delegation zu
Papst Julius II.
mit demselben Ziel und demselben Resultat. Roist spielte in samtlichen eidgenossischen Kriegszugen militarisch oder politisch eine wichtige Rolle. So befehligte er die eidgenossischen Truppen bei der
Schlacht von Marignano
1515. Als die Niederlage der Eidgenossen feststand, war es Roist, selbst ebenfalls verwundet, der den geordneten Ruckzug befehligte und leitete.
[3]
[4]
Nach dem Tod des ersten Kommandanten wunschte sich
Papst Leo X.
Roist als Nachfolger fur die Schweizergarde. Seine Wahl war nicht zufallig. Zurich galt bis zur Reformation als eine der wenigen Stadte, die die papstliche Politik in der Schweiz zuverlassig unterstutzte. Der Hintergedanke war, dass Zurich mit der Wahl Roists noch naher an den Kirchenstaat gebunden werden sollte.
[5]
Roist wollte wegen seines hohen Alters zunachst nicht annehmen. Durch Uberzeugungsarbeit des Papstes, seiner Legaten und des grossen Rats Zurichs nahm er die Berufung schliesslich doch an.
[6]
Seine Bedingung war, Burgermeister von Zurich bleiben zu konnen, was ihm gewahrt wurde. Ausserdem wollte er das Amt nur fur eine kurze Zeit innehaben, danach sollte es einem seiner Sohne weitergegeben werden. Roist schaffte es allerdings nie nach
Rom
. Wahrend seiner Reise dorthin musste er bereits in
Chur
aus gesundheitlichen Grunden wieder umkehren. Sein Sohn Kaspar Roist ubernahm an seiner Stelle das Amt des Hauptmanns, Marx Roist blieb bis zu seinem Tod Titularkommandant.
[7]
Mit
Huldrych Zwingli
stimmte Roist in den meisten religiosen Fragen der
Reformation
in Zurich uberein, ausser bei der
Bilderverehrung
. Eine Entfernung der Bilder aus der Kirche kam fur ihn nicht in Frage. Roist starb am 15. Juni 1524. Noch am selben Tag erliess der Rat von Zurich das Mandat, das zum
Bildersturm
fuhrte, der von Zwingli befurwortet wurde.
[8]
- Remo Ankli:
Kaspar Roist und die Schweizergarde im Sacco di Roma: Leibwachter des Papstes aus der Zwinglistadt.
In: Neue Zurcher Zeitung, 6. Mai 2002.
NZZ Online
.
- Urban Fink:
Hirtenstab und Hellebarde. Die Papstliche Schweizergarde in Rom 1506?2006.
Theologischer Verlag, Zurich 2006,
ISBN 978-3-290-20033-6
, S. 77?78.
- Martin Lassner:
Roist, Marx.
In:
Historisches Lexikon der Schweiz
.
- Paul M. Krieg:
Die Schweizer Garde in Rom.
Verlag Raber & Cie AG, Luzern 1960, S. 30?31.
- ↑
Fink:
Hirtenstab und Hellebarde.
S. 77.
- ↑
Krieg:
Schweizer Garde in Rom
S. 31.
- ↑
Lassner:
Marx Roist.
- ↑
Krieg:
Schweizer Garde in Rom
S. 30.
- ↑
Ankli:
Schweizergarde.
- ↑
Krieg:
Schweizer Garde in Rom
S. 30.
- ↑
Ankli:
Schweizergarde.
- ↑
Lassner:
Marx Roist.