Martin Lindauer

aus Wikipedia, der freien Enzyklopadie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Martin Lindauer (* 19. Dezember 1918 in Waldle (Ortsteil von Bad Kohlgrub ); † 13. November 2008 in Munchen [1] ) war ein deutscher Zoologe . Er gilt als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Bienen- und Verhaltensforscher .

Leben [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Obwohl Martin Lindauer vierzehn Geschwister hatte, wurde ihm der Besuch des Humanistischen Gymnasiums Landshut, heute Hans-Carossa-Gymnasium Landshut , ermoglicht. Im April 1939, eine Woche vor dem Abitur, wurde Lindauer zum Arbeitsdienst eingezogen und musste Schutzengraben ausheben, mit Kriegsbeginn kam er zur Wehrmacht . Im Juli 1942 wurde er an der russischen Front durch eine Granate schwer verwundet. Dies erwies sich letztlich als Vorteil: Von der Front abgezogen, erholte er sich 1943 in Munchen, und sein Arzt empfahl ihm an der Universitat die Vorlesungen des beruhmten Professors Karl von Frisch uber allgemeine Zoologie zu besuchen. So entschloss er sich mit dem Biologiestudium zu beginnen. Im gleichen Jahr heiratete er Franziska Fleck, mit der er eine Tochter und zwei Sohne hatte. Im Fruhjahr 1945 begann er unter Frischs Leitung mit den Forschungsarbeiten fur seine Doktorarbeit uber Honigbienen. 1948 wurde Lindauer mit einer Arbeit uber die Einwirkung von Duftstoffen und Geschmackstoffen auf die ?Tanze der Bienen“ promoviert . Die Bienen , mit denen er bereits auf dem elterlichen Bauernhof in Beruhrung gekommen war, studierte er auf dem heutigen Gelande des Alten Botanischen Gartens in Munchen, der sich in der Sophienstrasse befindet. Die Bienen blieben seither das Objekt seiner wissenschaftlichen Arbeit .

1948 wurde Lindauer Assistent bei von Frisch in Graz und ging mit ihm 1950 zuruck an die Universitat Munchen , wo er sich 1955 habilitierte . 1961 bis 1963 war Lindauer außerordentlicher Professor an der LMU Munchen, von 1963 bis 1973 Professor an der Johann Wolfgang Goethe-Universitat Frankfurt und von 1973 bis zu seiner Emeritierung 1987 Professor am Zoologischen Institut der Universitat Wurzburg , an dem er auch als Mitvorstand wirkte.

Wirken [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

In seinen bahnbrechenden Untersuchungen fuhrte Lindauer konsequent die Arbeit seines Lehrers Karl von Frisch weiter, so dass heute Bert Holldobler sogar von der ?Karl von Frisch-Lindauer-Schule“ der Verhaltensbiologie der Bienen spricht. Lindauer erforschte die Verstandigungsmethoden der Bienen bei der Nahrungs- und Wohnungssuche, die Arbeitsteilung im Bienenstaat, die Temperaturregulierung im Bienenstock und die Orientierung mit Hilfe des ?Sonnenkompasses“ sowie des Erdmagnetfeldes , die Formen- und Duftwahrnehmung der Bienen und ihr Lernvermogen und Gedachtnis. Die moderne experimentelle Verhaltensforschung , Sinnesphysiologie und Soziobiologie sind durch seine Arbeiten wesentlich gepragt worden.

Zahlreiche wissenschaftliche Veroffentlichungen und Bucher zeugen von Lindauers Arbeit, darunter auch eine Sammlung von Aufsatzen des großen Pioniers der modernen Verhaltensforschung Jean-Henri Fabre , die Lindauer zusammen mit Jost M. Franz in deutscher Ubersetzung herausgab ( Jean-Henri Fabre: Wunder des Lebendigen , Zurich 1989).

Mitgliedschaften und Ehrungen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Martin Lindauer erhielt viele Auszeichnungen und Ehrungen, darunter die Ehrendoktorwurde der Universitaten in Zurich , Umea und Saarbrucken , er war Mitglied der Leopoldina , der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und der National Academy of Sciences .

Veroffentlichungen (Auswahl) [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Communication among Social Bees. Harvard University Press, Havard 1971, ISBN 978-0-674-42452-4 .
  • Lernen, Gedachtnis, vergessen. Steiner, Wiesbaden 1974, ISBN 978-3-515-01985-9 .
  • Die Kunst sich einzuordnen ? auch ein Bildungsziel? In: Martin Lindauer, Winfried Bohm (Hrsg.): ?Nicht Vielwissen sattigt die Seele“. Wissen, Erkennen, Bildung, Ausbildung heute. (= 3. Symposium der Universitat Wurzburg. ) Ernst Klett, Stuttgart 1988, ISBN 3-12-984580-1 , S. 293?300.
  • Zusammen mit Winfried Bohm (Hrsg.): ?Nicht Vielwissen sattigt die Seele“. Wissen, Erkennen, Bildung, Ausbildung heute. 1988.
  • Zusammen mit Karl von Frisch : Verstandliche Wissenschaft. Springer-Verlag, Berlin/Heidelberg usw., ISSN   0083-5846 .
  • Zur Kontroverse uber die Bienen-Sprache. In: Entomologia Generalis, Band 18, Nr. 3/4 (1994), S. 279?283. [4]

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Siehe auch [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Belege [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Traueranzeige ( Memento vom 26. Oktober 2017 im Internet Archive )
  2. Member History: Martin Lindauer. American Philosophical Society, abgerufen am 21. November 2018 .
  3. The Magellanic Premium of the American Philosophical Society , Website der APS . Abgerufen am 29. Oktober 2019.
  4. Schweizbart’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart.