Martin Gardner
(*
21. Oktober
1914
in
Tulsa
,
Oklahoma
; †
22. Mai
2010
in
Norman
, Oklahoma) war ein
US-amerikanischer
Wissenschaftsjournalist
. Er war ab 1957 25 Jahre lang Autor der
Kolumne
Mathematical Games
im
Scientific American
, die
Douglas R. Hofstadter
1982 von ihm als
Metamagical Themas
(ein
Anagramm
) ubernahm.
In Deutschland wurde Gardner bekannt, weil der Physiker und Wissenschaftsautor
Heinz Haber
haufig seine Themen aufgriff.
[1]
Ab 1964 wurden seine Bucher ins Deutsche ubersetzt. Beginnend mit dem Start der Zeitschrift
Spektrum der Wissenschaft
als deutscher Ausgabe von Scientific American erschienen Gardners Kolumnen auch in deutscher Sprache.
Gardner war der Sohn einer Kindergartnerin und eines Geologen, der durch die Erkundung von Olfeldern zu Geld gekommen war. Er zeigte seinem Sohn erste Zauberkunststucke und legte damit den Grundstein fur Gardners Interesse an der Erkundung ungewohnlicher Zusammenhange.
[2]
Gardner nahm ein Studium an der
University of Chicago
auf und plante, nach zwei Jahren an das
Caltech
zu wechseln und in Physik abzuschließen. Den Plan gab er auf, weil ihn das Studium der
Philosophie
faszinierte. Er schloss sein Studium 1936 mit einem
B.A.
in Philosophie ab und schlug sich in der
Great Depression
mit verschiedenen Jobs durch, bis er eine Anstellung als
Public-Relations
-Texter der University of Chicago fand. Er schrieb hauptsachlich uber Wissenschaftsthemen. Gleichzeitig besuchte er die
Graduate School
mit Kursen bei
Rudolf Carnap
.
1941 wurde er zur
United States Navy
einberufen und verbrachte den
Zweiten Weltkrieg
auf dem
Geleitzerstorer
USS
Pope
, der
Geleitfahrten
im Atlantischen Ozean fuhr.
[3]
Nach dem Krieg ging er zuruck an die Universitat, verließ sie aber nach einem Jahr ohne Abschluss.
[4]
Er wurde freiberuflicher Schriftsteller mit regelmaßigen Kurzgeschichten in
Esquire
. Sie wurden auch als Buch herausgegeben. Daneben schrieb er ein weiteres Buch mit fiktionalen Texten. Als der Herausgeber von Esquire wechselte und seine Geschichten nicht mehr gefragt waren, schrieb Gardner bis 1956 fur mehrere Kinderzeitungen und -zeitschriften. Dabei wandte er sich erstmals
mathematischen Ratseln
und ahnlichen Aufgaben zu.
Er war eng befreundet mit
Isaac Asimov
und gehorte wie auch
Lester del Rey
,
L. Sprague de Camp
und
Fletcher Pratt
dessen Autoren-Zirkel an, der in Asimovs ?Schwarze-Witwer“-Kurzgeschichten verewigt wurde.
Er war verheiratet und hatte zwei Sohne. In den 1950er bis 1970er Jahren lebte er in
Hastings-on-Hudson
am Stadtrand von
New York City
, ab 1979 in
Hendersonville
, North Carolina. Seine Frau starb 2000, im Jahr 2002 zog er nach
Norman
,
Oklahoma
, in die Nahe seines Geburtsorts und eines seiner Sohne, der als Padagogik-Professor an der
University of Oklahoma
lehrt.
[5]
Eine Veroffentlichung, die aus den mathematischen Ratseln fur Kinder hervorgegangen war, und ein eigenstandiger Artikel brachten Martin Gardner einen Vertrag mit
Scientific American
ein. Ab Januar 1957 schrieb er 25 Jahre lang seine monatliche Kolumne, in der er erstaunliche Zusammenhange, oft aus der
Unterhaltungsmathematik
oder mit mathematischem Hintergrund, veroffentlichte. 1979 wollte er sich im Alter von 65 Jahren langsam in den Ruhestand zuruckziehen, blieb aber bis 1982 Kolumnist, wobei er sich im letzten Jahr bereits mit Douglas Hofstadter abwechselte.
In seinem Selbstverstandnis blieb er immer ein Journalist, der aufschrieb und vermittelte, was andere erdacht hatten. Trotzdem gelangen ihm einige kleinere mathematische Entdeckungen und Veroffentlichungen, die ihm eine
Erd?s-Zahl
von 2 einbrachten.
[6]
Mit der Kolumne beeinflusste Gardner eine ganze Generation von Wissenschaftlern, so nennt
Donald E. Knuth
Martin Gardner und die Kolumne als wesentlichen Einfluss und Vorbild.
In seiner Kolumne machte er viele Themen einer breiteren Offentlichkeit bekannt (Auswahl):
Nach dem Ende der Kolumne im
Scientific American
schrieb er im Jahr 1983 das Buch
The Whys of a Philosophical Scrivener
, in dem er seine philosophischen Interpretationen zu einer Vielzahl von gesellschaftlichen Fragen formulierte. Er erklarte dieses Buch spater zu seinem Lieblingswerk.
[6]
Wahrend er in seiner Jugend als christlicher Fundamentalist aufwuchs, fuhlte er sich in spateren Jahren keiner organisierten Religion verbunden, auch seine Frau war eine nicht-praktizierende Judin. Trotzdem verstand er sich als
philosophischer Theist
mit dem Glauben an einen personalen Gott.
[7]
Gardner gehort zu den Mitbegrundern des
Committee for Skeptical Inquiry
. Fur den
Skeptical Inquirer
schrieb er bis 2002 die Kolumne ?Notes of a Fringe Watcher“, dann bis kurz vor seinem Tod nur noch unregelmaßige Beitrage.
Aus den Mathematical Games und anderen Anregungen entstanden rund 60 Buchveroffentlichungen, die Gardner bis kurz vor seinem Tod herausbrachte. Dabei handelt es sich nahezu ausschließlich um Sachtexte, erst 2004 schrieb Gardner wieder ein Buch mit Geschichten, die er im
Universum von Oz
von
Frank L. Baum
ansiedelte. Neben Wissenschaftsthemen verfasste er auch Anmerkungen zu allen
Alice-Buchern
und mehreren Gedichten von
Lewis Carroll
. Wahrend darin noch mathematische Ratsel neben literarischen Anspielungen vorhanden sind, hat ein Buch zu Texten von
Gilbert Keith Chesterton
ausschließlich literaturwissenschaftlichen und philosophischen Charakter.
1983 erhielt er fur sein Buch ?Quantum Weirdness“ den
Science Writing Award
des
American Institute of Physics
. 1987 erhielt er den
Leroy P. Steele Prize
der
American Mathematical Society
und 2000 den
George Polya Award
der
Mathematical Association of America
.
Seit 1993 finden ihm zu Ehren Konferenzen unter dem Namen ?G4G1“
(Gatherings for Gardner)
statt. 1997 wurde er in die
American Academy of Arts and Sciences
gewahlt.
Der
Asteroid
(2587) Gardner
ist nach ihm benannt.
- Mathematische Ratsel und Probleme.
Vieweg, Braunschweig 1964, 2. Auflage 1966, Vorwort
Roland Sprague
, 5. Auflage 1982,
ISBN 3-528-08175-9
,
doi:10.1007/978-3-322-98457-9
(englisch:
Mathematical puzzles and diversions
, und:
The second book of mathematical puzzles and diversions
)
- Das gespiegelte Universum.
Vieweg, 1967 (englisch:
The ambidextrous universe
)
- auch als:
Unsere gespiegelte Welt.
Ullstein, Berlin/Frankfurt/Wien 1982,
ISBN 3-550-07709-2
.
- Logik unterm Galgen ? Ein Mathematical in 20 Problemen.
Vieweg, Braunschweig 1971,
ISBN 3-528-08297-6
,
doi:10.1007/978-3-322-85873-3
(englisch:
The unexpected hanging and other mathematical diversions
)
- Relativitatstheorie fur alle.
Orell Fussli, 1966 / Du Mont, 2005
- Mathematische Knobeleien.
Vieweg, 1973 (englisch:
New mathematical diversions from Scientific American
)
- Mathematischer Karneval.
Ullstein, Berlin/Frankfurt/Wien 1975,
ISBN 3-550-07675-4
(englisch:
Mathematical Carnival
, Vorwort
John Horton Conway
)
[8]
- Sam Loyd
? Mathematische Ratsel und Spiele; Denksportaufgaben fur kluge Kopfe.
DuMont, Koln 1978,
ISBN 3-7701-1049-8
.
- Sam Loyd
? Noch mehr mathematische Ratsel und Spiele.
DuMont, Koln 1979,
ISBN 3-7701-1145-1
.
- Mathematisches Labyrinth.
Vieweg, Braunschweig 1979,
ISBN 3-528-08402-2
,
doi:10.1007/978-3-322-83962-6
(englisch:
Martin Gardner’s sixth book of mathematical games from Scientific American
)
- Mathematische Hexereien.
Ullstein, Berlin/Frankfurt/Wien 1979,
ISBN 3-550-06578-7
(Vorwort
Alexander Adrion
, englisch:
Mathematical magic show
)
- Aha! oder das wahre Verstandnis der Mathematik.
Spektrum der Wissenschaft, Heidelberg 1981,
ISBN 3-922508-31-6
.
- Mathemagische Tricks.
Vieweg, Braunschweig/Wiesbaden 1981,
ISBN 3-528-08439-1
,
doi:10.1007/978-3-322-85916-7
(englisch:
Mathematics, magic and mystery
)
- Mathematik und Magie.
DuMont, Koln 1981,
ISBN 3-7701-1048-X
, 2. Auflage als:
Mathematische Zaubereien.
DuMont, 2005,
ISBN 3-8321-7473-7
(englisch:
Mathematics, Magic and Mystery
)
- Das verhexte Alphabet, Tips und Tricks fur Geheimschriften.
Ullstein, 1981 (englisch:
Codes, ciphers and secret writing
)
- Kabarett der Tauschungen, Unter dem Deckmantel der Wissenschaft.
Ullstein, 1983 (englisch:
Science. Good, Bad And Bogus
, 1981)
- Ratsel und Denkspiele.
Ullstein, Frankfurt/Berlin/Wien 1981,
ISBN 3-548-04162-0
(englisch:
Perplexing Puzzle and Tantalizing Teasers
, 1969, und
More Perplexing Puzzles and Tantalizing Teasers
, 1977)
- Mathematische Planetenzauberei.
Ullstein, 1980 (englisch:
Space puzzles
, 1971)
- Die Zahlenspiele des Dr. Matrix : vergnugliche Begegnungen mit der Mathematik.
Ullstein, 1981 (englisch:
The numerology of Dr. Matrix
)
- Denkspiele aus der Zukunft.
Hugendubel, Munchen 1982,
ISBN 3-88034-174-5
.
- Mathematischer Zirkus.
Ullstein, 1984/1988,
ISBN 3-550-07692-4
(englisch:
Mathematical circus
)
- Gotcha: Paradoxien fur den homo ludens.
Hugendubel, Munchen 1985,
ISBN 3-88034-257-1
.
- Bacons
Geheimnis. Die Wurzeln des Zufalls und andere numerische Merkwurdigkeiten.
Kruger, Frankfurt 1986,
ISBN 3-8105-0800-4
(englisch:
Knotted doughnuts and other mathematical entertainments
)
- Mit dem Fahrstuhl in die 4. Dimension.
Kruger, 1991 (Auswahl aus
Knotted Doughhnuts and other mathematical entertainments
und
Time Travel and other mathematical bewilderments
)
- Denkspiele von anderen Planeten.
Hugendubel, Munchen 1986,
ISBN 3-88034-295-4
.
- Martin Gardner’s mathematische Denkspiele.
Hugendubel, Munchen 1987,
ISBN 3-88034-323-3
(englisch:
Wheels, Life, and Other Mathematical Amusements
)
- Die magischen Zahlen des Dr. Matrix.
Kruger, Frankfurt 1987,
ISBN 3-8105-0713-X
(englisch:
The magic numbers of Dr. Matrix
)
- Geometrie mit Taxis, die Kopfe der Hydra und andere mathematische Spielereien.
Birkhauser, Basel/Boston/Berlin 1997,
ISBN 3-7643-5702-9
(englisch:
The last recreations
)
- Lewis Carroll ? Alles uber Alice
(englisches Original:
Annotated Alice
, Illustrationen John Tenniel), Europa, Hamburg/Wien 2002,
ISBN 3-203-75950-0
.
- Fads and Fallacies in the Name of Science.
Dover Publications, 1957; neue Auflage 2000,
ISBN 0-486-20394-8
.
- Logic Machines and Diagrams.
McGraw-Hill, New York 1958 (populare Darstellung
Logischer Maschinen
)
- Mathematical Puzzles and Diversions.
Simon and Schuster, 1959
- Sam Loyd ? Mathematical Puzzles.
Dover Publications, 1959
- The Ambidextrous Universe: Mirror Asymmetry and Time-Reversed Worlds.
Charles Scriber’s Sons, New York, und Basic Books, 1964
- The Annotated Alice.
1960; Neufassung
The Definitive Edition.
1999,
ISBN 0-393-04847-0
(ein Kommentar zu den
Alice
-Buchern von
Lewis Carroll
)
- The Annotated Hunting of the Snark,
1962; Neufassung 2006,
ISBN 0-393-06242-2
(Kommentar zum Gedicht von Lewis Carroll)
- The Annotated Ancient Mariner.
1965; neue Ausgabe 2003,
ISBN 1-59102-125-1
(Kommentar zum Gedicht von
Samuel Taylor Coleridge
)
- Codes, Ciphers and Secret Writing.
Simon & Schuster, 1972; Reprint von Dover Publications,
ISBN 978-0-486-24761-8
(ein Sachbuch fur Kinder)
- Science Fiction Puzzle Tales.
Crown Publishers, New York 1981
- The Whys of a Philosophical Scrivener.
1983/1999,
ISBN 0-312-20682-8
.
- Science: Good, Bad, and Bogus.
1990,
ISBN 0-87975-573-3
.
- The Universe in a handkerchief. Lewis Carroll’s mathematical recreations, games, puzzles and word plays.
Copernicus 1996
- A Gardner’s Workout: Training the Mind and Entertaining the Spirit.
2001,
ISBN 1-56881-120-9
.
- The Colossal Book of Mathematics: Classic Puzzles, Paradoxes, and Problems.
W. W. Norton, 2001,
ISBN 0-393-02023-1
.
- Are Universes Thicker Than Blackberries? Discourses on
Godel
, Magic Hexagrams, Little Red Riding Hood, and Other Mathematical and Pseudoscientific Topics.
2003,
ISBN 0-393-05742-9
.
- Mathematical Puzzles and Diversions.
Pelican (UK), 1959,
ISBN 0-14-020713-9
, neu 1988 als:
Hexaflexagons and Other Mathematical Diversions: The First Scientific American Book of Puzzles and Games.
University of Chicago Press, 1988,
ISBN 0-226-28254-6
.
- Mathematical Puzzles and Diversions. The Second Scientific American Book.
Simon and Schuster 1961, in England:
More Mathematical Puzzles and Diversions.
Pelican (UK), 1961,
ISBN 0-14-020748-1
, Neuauflage University of Chicago Press 1987
- New mathematical diversions from Scientific American.
Simon and Schuster, 1966
- The Numerology of Dr. Matrix
, 1967 (auch als
The Incredible Dr. Matrix
1976,
The Magic Numbers of Dr. Matrix
1985)
- The Unexpected Hanging
, 1969 (in England:
Further Mathematical Diversions,
Pelican (UK), 1969,
ISBN 0-14-021996-X
)
- Martin Gardner’s Sixth Book of Mathematical Diversions from Scientific American
, 1971
- Mathematical Carnival.
Pelican (UK), 1975,
ISBN 0-14-022041-0
.
- Mathematical Magic Show.
Alfred A. Knopf, New York 1977 (dt.:
Mathematische Hexereien
, s. o.)
- Mathematical Circus.
Alfred Knopf 1979, Pelican (UK), 1979,
ISBN 0-14-022355-X
(gewidmet
Donald E. Knuth
)
- Wheels, Life, and Other Mathematical Amusements.
W. H. Freeman & Co, 1983,
ISBN 0-7167-1589-9
.
- Knotted Doughnuts and Other Mathematical Entertainments.
W. H. Freeman & Co, 1986,
ISBN 0-7167-1799-9
.
- Time Travel and Other Mathematical Bewilderments.
W. H. Freeman & Co, 1988,
ISBN 0-7167-1925-8
.
- Penrose Tiles to Trapdoor Ciphers.
W. H. Freeman & Co, 1989,
ISBN 0-7167-1987-8
.
- Fractal Music, Hypercards and More.
W. H. Freeman, 1992
- The Last Recreations: Hydras, Eggs, and Other Mathematical Mystifications.
Springer, 1997,
ISBN 0-387-94929-1
.
- Donald J. Albers, G. L. Alexanderson:
Mathematical People ? Profiles and Interviews.
Birkhauser, 1985.
- Texte von Gardner
- Informationen uber Gardner
- ↑
Detlef Borchers:
Ich bin nur ein einfacher Journalist. Zum Tode von Martin Gardner.
Heise.de, 23. Mai 2010.
- ↑
Das Kapitel beruht auf einem Interview mit Martin Gardner aus dem Jahr 2004 ? This side of the pond:
The Martin Gardner Interview
- ↑
Nachruf
in
The Daily Telegraph
vom 25. Mai 2010, abgerufen am 16. September 2010.
- ↑
Siehe dazu z. B. die MacTutor-Biographie oder Shermer, Michael (1997).
Martin Gardner 1914?2010: Founder of the Modern Skeptical Movement
, Skeptic Magazine, Vol 5, No. 2 (1997)
- ↑
Martin Gardner, math and science writer, dies
.
In:
The Boston Globe
.
23. Mai 2010.
- ↑
a
b
Martin Gardner:
Interview mit Don Albers, 2004
- ↑
Scientific American:
Profile: Martin Gardner, the Mathematical Gamester
- ↑
Das Buch ist John Horton Conway gewidmet. Conway und Kollegen widmeten wiederum ihr Buch
Winning Ways
Martin Gardner, der, so ihre Widmung, ?mehr Mathematik zu mehr Millionen gebracht hat als jeder andere“.