Mark Oliphant
Sir
Marcus ?Mark“ Laurence Elwin Oliphant
(*
8. Oktober
1901
in
Adelaide
; †
14. Juli
2000
in
Canberra
) war ein australischer
Physiker
und Politiker.
1919 begann er das Studium der Medizin an der
University of Adelaide
, doch ein Professor weckte sein Interesse an der Physik, die zu dieser Zeit in vielen Bereichen Umwalzungen erlebte. Nachdem Oliphant 1925 eine Rede von
Ernest Rutherford
gehort hatte, stand sein Entschluss fest, dessen Assistent zu werden. Dieser Wunsch ging 1927 in Erfullung, als er Mitarbeiter des
Cavendish-Laboratoriums
an der
University of Cambridge
wurde. 1929 erwarb er den Doktortitel mit einer Arbeit uber Nuklearphysik. In Cambridge legte er 1934 die theoretischen Grundlagen fur die Entdeckung des
(
3
He)
durch
Alvarez
im Jahre 1939. Außerdem gelang ihm 1934, mit Rutherford und
Paul Harteck
, die kunstliche Erzeugung von
Tritium
, das 1920 von
Walter Russell
vorhergesagt worden war. Im gleichen Aufsatz berichteten sie uber die erste gezielte Kernfusionsreaktion.
[1]
[2]
1937 wurde Oliphant Professor fur Physik an der
University of Birmingham
. Sein bekanntester Student in dieser Zeit war
Ernest William Titterton
und Kollegen in Birmingham waren
Rudolf Peierls
und
Otto Frisch
. Er spielte eine wichtige Rolle im britischen Beitrag zum
Manhattan Project
(s.
MAUD-Kommission
) - auf einer US-Reise 1939 konnte er den sehr einflussreichen
Ernest Orlando Lawrence
uberzeugen, sich dafur zu engagieren
[3]
- und auch in der Entwicklung des
Radars
. 1937 wurde er beauftragt, die britische Kustenverteidigung zu begutachten. Er erkannte die Notwendigkeit, zu kurzeren Radar-Wellenlangen als den damals ublichen 170 cm uberzugehen und sorgte - ab 1939 durch die britische Admiralitat gefordert - fur die Entwicklung eines entsprechenden Gerats an der Universitat Birmingham (Entwicklung des
Magnetrons
durch
John Turton Randall
und
Harry Boot
an seinem Institut in Birmingham). Er arbeitete zum Elektrizitatstransport in
Gasen
, zur
Oberflachenchemie
und zur
Sonnenenergie
. 1943 erhielt er die
Hughes-Medaille
.
Nach dem Zweiten Weltkrieg baute er in Europa das erste Protonen-
Synchrotron
, allerdings mit unzureichenden Mitteln und als Mitarbeiter nur auf seine Studenten angewiesen. Juli 1953 erreichte die Maschine knapp 1 GeV, wurde aber zu dieser Zeit schon vom
Cosmotron
(Brookhaven National Laboratory) und
Bevatron
(Berkeley) uberholt.
[4]
1950 kehrte er nach Australien zuruck und wurde zunachst Grunder und erster Direktor des physikalischen Forschungsinstituts der
University of Canberra
; diesen Posten bekleidete er bis 1963. Anschließend wurde er Prasident der
Australian Academy of Science
und 1971 Gouverneur von
South Australia
(bis 1976).
In Australien baute er ab etwa 1950 die weltweit großte
Unipolarmaschine
, die fur einen Beschleuniger benutzt wurde.
Nach den Atombombenabwurfen auf Nagasaki und Hiroshima wurde er uberzeugter Pazifist und schwor sich, nie wieder etwas mit militarischer Forschung zu tun zu haben. Er war Grundungsmitglied der
Pugwash-Bewegung
[5]
und zusammen mit
James Dunn
Mitbegrunder der Human Rights Council of Australia.
[6]
1959 wurde er als
Knight Commander
des
Order of the British Empire
geadelt. Er war 1954 Grundungsprasident der
Australian Academy of Sciences
und blieb bis 1956 deren Prasident. 1977 wurde er Companion in the
Order of Australia
(AC). Seit 1937 war er Fellow der
Royal Society
. Nach ihm benannt sind die
Oliphant-Inseln
.
- J. H. Carver, R. W. Crompton, D. G. Ellyard, L. U. Hibbard, E. K. Inall:
Marcus Laurence Elwin Oliphant 1901?2000
. In:
Historical Records of Australian Science
. Band 14, Nummer 3, 2003, S. 337?364 (
online
).
- Janet Merkur:
Sir Mark Oliphant
. Cambridge University Press, 1999,
ISBN 0-521-77628-7
.
- Joseph Rotblat
:
Obituary: Mark Oliphant (1901?2000).
In:
Nature
.
Band 407, 2000, S. 468,
doi:10.1038/35035202
.
- J. H. Carver, R. W. Crompton, D. G. Ellyard, L. U. Hibbard, E. K. Inall:
Marcus Laurence Elwin Oliphant. Biographical Memoir
. In:
Historical Records of Australian Science
.
Band
14
,
Nr.
3
, 2003 (englisch,
org.au
).
- Eintrag zu
Oliphant, Sir, Marcus Laurence Elwin (1901 - 2000)
im Archiv der
Royal Society
, London
- Kurzbiografie.
In:
Australian Science Archives Project.
26. Juni 1996
;
abgerufen am 15. Oktober 2018
(englisch).
- ↑
Rutherford, Oliphant, Paul Harteck: Transmutation effects observed with heavy hydrogen, Proc. Roy. Soc. A, Band 144, 1934, S. 692?703, und unter dem gleichen Titel, Nature, Band 133, 1934, S. 413
- ↑
The discovery of D-D fusion
, EuroFusion, 2010
- ↑
Lawrence uberließ ihm auch vollstandige Plane fur ein Zyklotron, das dann aber wegen des Krieges nicht in Birmingham gebaut werden konnte
- ↑
Ein von ihm spater in Australien geplantes 10-GeV-Synchrotron (mit Verwendung einer Unipolarmaschine) kam uber die Planungsphase nicht hinaus.
- ↑
Wilson Sessler:
Engines of Discovery
, World Scientific 2007, S. 56, Biografie
- ↑
Clinton Fernandes:
James Dunn - CV
, Australia-East Timor Association, 31. Januar 2020
, abgerufen am 1. Februar 2020.