Maria Altmann
(geb.
18. Februar
1916
in
Wien
,
Osterreich-Ungarn
als
Maria Victoria Bloch
; gest.
7. Februar
2011
in
Cheviot Hills
,
Los Angeles
[1]
) war eine
amerikanische
Unternehmerin. In der
Zeit des Nationalsozialismus
als
Judin
verfolgt
, emigrierte sie in die USA. Sie wurde als Erbin des Wiener Industriellen
Ferdinand Bloch-Bauer
bekannt. Nach jahrelangem Rechtsstreit wurden ihr im Jahr 2006 funf Gemalde von
Gustav Klimt
aus dem Besitz ihres Onkels ubergeben, die bis dahin in der
Osterreichischen Galerie
im
Schloss Belvedere
in Wien ausgestellt waren, darunter auch das Portrat
Adele Bloch-Bauer I
.
2015 kam dazu der Spielfilm
Die Frau in Gold
heraus, in dem Maria Altmann von
Helen Mirren
dargestellt wurde.
Maria Altmann war die Tochter des Rechtsanwalts Gustav Bloch (geb. 22. September 1862 in
Jungbunzlau
,
Bohmen
; gest. 2. Juli 1938 in Wien) und dessen Ehefrau Therese Bauer (geb. 26. Mai 1874 in
Augsburg
,
Bayern
; gest. 1961 in
Kanada
). Ihr Großvater vaterlicherseits war der Zuckerindustrielle David Bloch (um 1819?1892), ihr Großvater mutterlicherseits war der Direktor des
Wiener Bankvereins
Moritz Bauer (1840?1905) aus
Buttenwiesen
in Bayern. Maria Altmanns Vater Gustav war der Bruder des Zuckerindustriellen
Ferdinand Bloch
und ihre Mutter Therese war die Schwester von
Adele Bauer
, welche 1899 die Ehefrau von Ferdinand Bloch wurde. Beide Bruder Bloch, Ferdinand und Gustav, anderten 1917 ihren Familiennamen von
Bloch
in
Bloch-Bauer
, weil alle Sohne der Familie Bauer entweder kinderlos geblieben waren oder ausschließlich Tochter hatten.
Maria Altmann war neun Jahre alt, als ihre Tante Adele starb. Am 9. Dezember 1937 heiratete sie in der
Synagoge Turnergasse
in Wien
Fritz Altmann
, einen Bruder des Textilfabrikanten Bernhard Altmann.
[2]
Ferdinand Bloch-Bauers Hochzeitsgeschenk, ein Diamant
collier
samt
Ohrringen
aus dem Besitz Adele Blochs, wurde spater von den
Nationalsozialisten
geraubt und gelangte in den Besitz der Familie von
Hermann Goring
.
Nach dem
?Anschluss“ Osterreichs
an das nationalsozialistische
Deutsche Reich
wurde die gesamte Familie zum Ziel
antisemitischer
Verfolgung. Fritz Altmann wurde in das
KZ Dachau
gebracht. Maria Altmann kam nach Berlin und wurde von der
Gestapo
gezwungen, der
Arisierung
des Betriebes von Bernhard Altmann zuzustimmen. Fritz Altmann kam nach einiger Zeit frei, wurde aber unter
Hausarrest
gestellt, aus dem er mit Maria Altmann fluchten konnte.
Der Weg ins
Exil
fuhrte sie uber die
Niederlande
nach
Großbritannien
und schließlich in die USA. 1942 erreichten sie Los Angeles, wo Maria Altmann bis zu ihrem Tod lebte. Im Jahr 1945 erhielt sie die US-Staatsburgerschaft. Maria Altmann hatte vier Kinder und sechs Enkelkinder. Bis zu ihrem Ruhestand betrieb sie eine Boutique in
Beverly Hills
.
Maria Altmanns Name ist durch die
Restituierung
der enteigneten Kunstschatze, die ehemals im Besitz der Familie waren und 1938 auf der Flucht zuruckgelassen werden mussten, in den Medien prasent. Bis jetzt wurden 36 Bilder an die Familie Altmann zuruckgegeben; 16 davon waren
Klimt-Werke
. Im Janner 2006 erhielt Maria Altmann, die von ihrem Anwalt
E. Randol Schoenberg
vertreten wurde, einem Enkel des Komponisten
Arnold Schonberg
, durch einen
Schiedsgerichtsspruch
funf teilweise sehr bedeutende Klimt-Bilder zuruck, die in der NS-Zeit der Familie enteignet worden waren. Es waren die Gemalde
Adele Bloch-Bauer I
,
Adele Bloch-Bauer II
,
Apfelbaum
,
Buchenwald/Birkenwald
und
Hauser in Unterach am Attersee
. Osterreich hatte die Ruckgabe der Bilder lange Zeit verweigert. Eine Artikel-Serie des osterreichischen Journalisten
Hubertus Czernin
hatte jedoch 1998 die angeblichen Eigentumsrechte der Republik Osterreich als nicht wahrheitsgemaß entlarvt.
-
Adele Bloch-Bauer I
, 1907
-
Adele Bloch-Bauer II
, 1912
-
Birkenwald
, 1903
-
Apfelbaum I
, 1912
-
Hauser in Unterach am Attersee
, 1916
Vor dem Urteil des Schiedsgerichts wurde mit Maria Altmann (trotz ihrer Briefe und ihrer Vorsprache im zustandigen Ministerium) nicht uber die Klimt-Bilder verhandelt. Laut Bundesministerin
Elisabeth Gehrer
habe dafur keine rechtliche Grundlage bestanden. Diese formalistische Haltung wirkte sich nicht zum Vorteil Osterreichs aus.
Ursprunglich war es laut Aussagen von Maria Altmann ihre Intention gewesen, die Bilder in der
Osterreichischen Galerie Belvedere
zu belassen, wohin sie, wie Adele Bloch-Bauer in ihrem Testament erbat, nach dem Tod ihres Gatten hatten gelangen sollen. Die hartnackige Weigerung Osterreichs, daruber zu verhandeln, ließ Altmann ihr Ansinnen andern.
Nach der Ruckgabe der Kunstwerke, die weltweites Aufsehen erregte, wurde die osterreichische Bitte um eine
Leihgabe
von ihrem Anwalt negativ beschieden. Dagegen bot Maria Altmann dem osterreichischen Staat ein
Vorkaufsrecht
an. Die Kunstwerke sollten einen Schatzpreis von 300 Millionen
Dollar
besitzen, etwa 250 Millionen
Euro
.
Der Direktor der Osterreichischen Galerie,
Gerbert Frodl
, suchte nach
Mazenen
, welche die Gemalde kaufen und dem osterreichischen Staat zur Verfugung stellen sollten. Einen Verkauf direkt an Sponsoren schloss der Rechtsanwalt Maria Altmanns jedoch aus. Nach Altmanns Wunsch sollten die Bilder auch nach einem Verkauf der Offentlichkeit zuganglich sein, weshalb sie Museen oder Galerien als Kaufer vorzog. Am 2. Februar 2006 beschloss die
Bundesregierung Schussel II
, von dem ihr eingeraumten Vorkaufsrecht keinen Gebrauch zu machen. Die Bilder wurden daher am 14. Februar 2006 aus dem Depot der Osterreichischen Galerie nach
Los Angeles
gebracht.
Im Juni 2006 erwarb der US-amerikanische Unternehmer und Philanthrop
Ronald S. Lauder
fur die von ihm gegrundete
Neue Galerie
in
Manhattan
, New York, das wohl beruhmteste der funf Bilder,
Adele Bloch-Bauer I
, bekannt auch als ?Goldene Adele“. Er soll nach Angaben der
New York Times
an Altmann und ihre Miterben 135 Millionen Dollar (106,7 Mio. Euro) bezahlt haben (da es ein nicht-offentlicher Privatverkauf war, ist diese Angabe nicht verifizierbar). Dies ware der bis dahin hochste Kaufpreis fur ein Gemalde gewesen.
Am 8. November 2006 gelangten die restlichen vier restituierten Klimt-Bilder bei einer der großten Kunstauktionen in New York durch das Auktionshaus
Christie’s
in Anwesenheit von Maria Altmann zur Versteigerung. Dabei erzielte das Gemalde
Adele Bloch-Bauer II
, von Klimt im Jahr 1912 gemalt, 87,936 Mio. Dollar (68,8 Mio. Euro) inkl. Zuschlage. Es wurde von einem anonymen Bieter uber Telefon fur die US-Amerikanerin
Oprah Winfrey
ersteigert. Es handelte sich dabei um den funfthochsten Preis, der jemals fur ein Gemalde bezahlt wurde. Winfrey verkaufte das Werk 2016 mit einem Gewinn von 71 Prozent fur 150 Mio. Dollar an einen Chinesen.
[3]
Apfelbaum I
, entstanden im Jahre 1912, um das zwischen mehreren Telefonbietern ein Wettbewerb entstanden war; erbrachte bei der Auktion 40,336 Mio. Dollar (31,6 Mio. Euro).
Buchenwald/Birkenwald
, 1903, wurde fur 33,056 Mio. Dollar (25,9 Mio. Euro) ersteigert.
Hauser in
Unterach am Attersee
, um 1916 entstanden, ersteigerte eine Dame im Saal fur 31,376 Mio. Dollar (24,6 Mio. Euro). Die Kaufer blieben anonym, der in der Offentlichkeit verbreitete Wunsch Maria Altmanns, dass die Werke der Offentlichkeit zuganglich gemacht werden sollten, wurde vorerst nur von Ronald Lauder erfullt, der das Gemalde ? allerdings auch nicht dauernd ? in seiner
Neuen Galerie
zeigt.
In einer namentlich nicht genannten
Zurcher
Bank hatte Familie Altmann ein
Aktienpaket
der Osterreichischen Zuckerindustrie AG (OZAG) deponiert, das auf Druck der Nationalsozialisten weit unter Wert an den Investor Clemens Auer verkauft werden musste. Mit 21,9 Millionen Dollar erhielten sie und weitere Erben der Familien Ferdinand Bloch-Bauer sowie Otto Pick vom zustandigen
New Yorker
Bundesrichter
Edward Korman
die großte Einzelrestitution aus dem
Schweizer Bankvergleich
zugesprochen. Das so genannte ?
Claims Resolution Tribunal
“ hat damit gut 254 Millionen Dollar an anspruchsberechtigte Kontoinhaber ausbezahlt.
2006 erschien der Dokumentarfilm
Die Affare Klimt
(Originaltitel:
Stealing Klimt
, Regie:
Jane Chablani
, Drehbuch: Martin Smith, Produktion:
Films of Record
, Großbritannien, 89:52 min.,
[4]
), in dem Zeitzeugen wie Maria Altmann,
Hubertus Czernin
,
Tina Walzer
,
Jonathan Petropoulos
,
Willi Korte
und
Randy Schoenberg
zu Wort kommen und die Geschichte der Restitution zeichnen.
[5]
[6]
Das 2015 in den Kinos angelaufene Drama
Die Frau in Gold
erzahlt nicht als Dokumentarfilm, sondern in freier Geschichtsinterpretation die Geschichte von Altmann und der Restitution. Altmann wird in dem Film von
Helen Mirren
gespielt.
- Georg Gaugusch
:
Die Familie Bloch, Bloch-Bauer und Bloch von Brodnegg.
In:
Adler ? Zeitschrift fur Genealogie und Heraldik.
23. Band, Janner/Marz 2006, S. 155?160.
- Gregor Collins:
The accidental caregiver.
(
theaccidentalcaregiver.com
(
Memento
vom 23. Februar 2014 im
Internet Archive
))
- Elisabeth Sandmann
:
Der gestohlene Klimt. Wie sich Maria Altmann die goldene Adele zuruckholte.
Elisabeth Sandmann Verlag, 2015.
Artikel
- ↑
Anne-Marie Connor:
Maria Altmann dies at 94; won fight for return of Klimt portrait seized by Nazis.
In:
Los Angeles Times
.
8. Februar 2011, Abruf am 12. April 2015.
- ↑
Geraubte Nachbarschaft
(
Memento
vom 9. August 2009 im
Internet Archive
) Versteigerungsliste des
Dorotheum
in Wien des Hausrates der Villa von Bernhard und Nelly Altmann. Ein Projekt der
VHS Hietzing
, 2008.
- ↑
Oprah Was Behind One of the Biggest Private Art Deals of 2016, Source Says
. In:
Bloomberg.com
. 8. Februar 2017 (
bloomberg.com
[abgerufen am 17. Januar 2021]).
- ↑
Stealing Klimt - filmszene.de
- ↑
Die Affare Klimt
in der
Internet Movie Database
(englisch)
- ↑
Stealing Klimt.
Abgerufen am 16. Juni 2023
.