Maria Himmelfahrt (Turkenfeld)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopadie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Gesamtansicht von Osten
Chor und Seitenaltare
Hochaltar
Ruckblick nach Westen
Chorfresko
Hauptfresko im Langhaus

Die katholische Pfarrkirche Maria Himmelfahrt liegt im Ortszentrum von Turkenfeld im Landkreis Furstenfeldbruck in Oberbayern . Der spatmittelalterliche Sakralbau wurde im 17. und 18. Jahrhundert barockisiert und zu Beginn des 19. Jahrhunderts fruhklassizistisch ausgestattet.

Die heutige Pfarrkirche wurde ab 1489 in spatgotischen Formen begonnen. Um 1670 empfand man die alte Kirche als nicht mehr zeitgemaß und barockisierte das Gotteshaus. Auch dieser Umbau wurde zwischen 1756 und 1766 im Sinne des Rokoko grundlegend verandert. Spater kamen noch die beiden Seitenkapellen hinzu. Die erhaltenen Altare entstanden von 1805 bis 1812.

1888/89 wurde die Pfarrkirche nach Westen verlangert, nachdem bereits 1843 und 1867 Renovierungsmaßnahmen stattfanden. Weitere Renovierungen und Instandsetzungsarbeiten wurden 1909, 1953, 1957, 1975 (Außensanierung) und 1983 durchgefuhrt. 2002?2004 konnte schließlich der Innenraum grundlegend saniert werden. Maßgeblichen Anteil hieran hatte Pfarrer Georg Kapfer, der von 1990 bis 2006 als Seelsorger in Turkenfeld und Zankenhausen wirkte.

Die schlichte Landkirche wird vom ummauerten Friedhof umgeben. Auf den spatgotischen Ursprung des Gotteshauses verweisen die gestuften Strebepfeiler am Chor und der Sudseite des Langhauses, zwischen denen einfache Rundbogenfenster das Innere belichten. Der Chor ist eingezogen, also schmaler als das Langhaus. Beide Bauteile werden von einem gemeinsamen Ziegeldach uberdeckt.

Der funfgeschossige Satteldachturm steht im nordlichen Chorwinkel und wird von einer grazilen spatgotischen Dekoration aus Stabwerk und Bogenfriesen zwischen Lisenen gegliedert.

Im sudlichen Chorwinkel ist die Sakristei angebaut. Im Westen des Langhauses springen die beiden Seitenkapellen aus der Mauerflucht.

Das Langhaus ist als vierjochiger Saal angelegt, der Langchor umfasst drei Joche und schließt in funf Seiten des Achtecks. Die Stichkappentonnen der Gewolbe ruhen auf marmorierten Pilastern. Der westliche Anbau wird von einer Doppel empore ausgefullt, von der oberen Empore ragt die Orgel ins Kirchenschiff.

Der feine Wessobrunner Rocaillestuck wird Franz Xaver Schmuzer zugeschrieben (um 1754 bzw.1765) und besteht aus Blumengirlanden, Blattwedeln und Puttenkopfen . Die Stuckdekoration entstand wohl jeweils kurz vor den Fresken . Das Chorfresko von Christoph Thomas Scheffler mit Maria als Himmelskonigin ist mit ?C(hristoph) T(homas) Scheffler augustanus invenit 1754“ bezeichnet. Das große Hauptbild im Langhaus zeigt die Gottesmutter als Rosenkranzkonigin.

Eine weitere Bildepisode schildert die Vision Papst Pius V. vom Seesieg bei Lepanto . Gegenuber halt Judith das Haupt des Holofernes in die Hohe. In den Kartuschen sind die vier Evangelisten und zwei Frauenfiguren (vielleicht Synagoge und Ecclesia) dargestellt. Die Fresken schuf der als ?Lechhansl“ bekannte Johann Baptist Baader aus Lechmuhlen im Jahr 1766. Die Darstellung des Evangelisten Lukas wird als eines der zahlreichen Selbstportrats gedeutet, die der Maler in seinen Werken hinterlassen hat. Die Deckenbilder der Kirche wurden allerdings bei der Restaurierung von 1889 farblich verandert und angeglichen.

Die Ausstattung und das Bildprogramm der Kirche stehen in Beziehung zur 1718 begrundeten Rosenkranzbruderschaft in Turkenfeld. Fresken und Bildwerke sind deshalb fast durchgangig dem Thema des Rosenkranzes gewidmet.

Der Hochaltar aus Stuckmarmor kam 1805 in die Kirche. Johann Michael Sporer verband hier spatbarocke und klassizistische Stilformen. Die Grundidee des viersauligen Aufbaues steht noch in der alten Tradition, die Einzelformen sind bereits klassizistisch nuchtern. Die Skulpturen sind etwa 100 Jahre alter. Im Zentrum steht die Muttergottes, die auf ihr Vorbild auf der Munchner Mariensaule verweist, mit den heiligen Dominikus und Katharina von Siena zu ihren Fußen. Außen stehen die heiligen Anna und Katharina von Alexandrien .

Der gleiche Meister lieferte 1812 auch die beiden Seitenaltare, deren Gestaltung sich an den Hochaltar anlehnt. Je ein Saulenpaar flankiert die Mittelnische. Im nordlichen Seitenaltar wurde (wohl 1889) eine Figurengruppe des Munchner Bildhauers Wilhelm Nießen aufgestellt. Das Bildwerk zeigt die heilige Anna, die ihrer Tochter Maria das Beten lehrt. Die Gruppe wird von den heiligen Joseph und Joachim begleitet. In der Nische des Sudaltares steht Papst Sylvester , außen erkennt man Antonius Eremita und Antonius von Padua .

Der Altar der nordlichen Marienkapelle ist eine Rokokoanlage aus der Zeit um 1766. Die Skulptur der sitzenden Maria mit Krone und Zepter von Lorenz Luidl aus Landsberg am Lech wird von zwei großen Engeln flankiert, die Franz Xaver Schmadl oder seiner Werkstatt zugeschrieben werden.

Die neubarock gestaltete Sudkapelle beherbergt eine spatgotische Kreuzigungsgruppe aus der Zeit um 1500. Maria und Johannes stehen unter dem Kreuz. Die zerschlagenen Glieder der beiden Schacher sind hinter die Querbalken ihrer Kreuze gebunden.

Die Kanzel von 1766 ist weiß gestrichen. Am Korb spielen Putten, die Rokokoornamente sind vergoldet. Der Schalldeckel imitiert einen Stoffbaldachin mit Quasten. Gegenuber hangt ein Kruzifix des 18. Jahrhunderts mit einer trauernden Frauenfigur (Maria oder Maria Magdalena ).

Das klassizistische Chorgestuhl entstand Anfang des 19. Jahrhunderts zusammen mit den Altaren.

Sonstige Ausstattung

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Eine Prozessionsfahne von 1796 vor der Marienkapelle zeigt die Bewohner des Einodhofes Burgholz kniend vor der Muttergottes. Das kostum- und trachtenkundlich interessante Werk entstand als Dankesgabe fur die Verschonung des Hofes wahrend der Napoleonischen Kriege . Rechts reiten feindliche Soldaten aus der Szene, sie hatten den Hof im dichten Nebel ubersehen.

Auf einer zweiten, gleichzeitigen Fahne vor der Kreuzkapelle erkennt man den heiligen Sylvester als Viehpatron mit einem geoffneten Buch und einem Stier zu seinen Fußen. Beide Fahnen sind in Ol auf Leinwand gemalt, auf den Ruckseiten wurden langere Inschriften ausgefuhrt.

In die Brustung der unteren Westempore sind Ovalmedaillons mit Darstellungen der Zwolf Apostel eingelassen. Das großere Mittelbild zeigt den segnenden Christus als Salvator Mundi (Erloser der Welt). Das Dehio-Handbuch weist auch diese Bilder dem ?Lechhansl“ (Johann Baptist Baader) zu.

1989/90 wurde die neue Orgel mit ihren 17 Registern durch die Firma Orgelbau Schmid aus Kaufbeuren in den funfteiligen Prospekt an der Brustung der oberen Empore eingefugt. Dahinter steht versteckt ein weiterer, zweiteiliger Prospekt mit mittlerem Schwellergehause .

Commons : Maria Himmelfahrt  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 48° 6′ 32,1″  N , 11° 5′ 4,3″  O