Gesamtansicht von Osten
Chor und Seitenaltare
Hochaltar
Ruckblick nach Westen
Chorfresko
Hauptfresko im Langhaus
Die katholische
Pfarrkirche
Maria Himmelfahrt
liegt im Ortszentrum von
Turkenfeld
im
Landkreis Furstenfeldbruck
in
Oberbayern
. Der spatmittelalterliche Sakralbau wurde im 17. und 18. Jahrhundert
barockisiert
und zu Beginn des 19. Jahrhunderts
fruhklassizistisch
ausgestattet.
Die heutige Pfarrkirche wurde ab 1489 in
spatgotischen
Formen begonnen. Um 1670 empfand man die alte Kirche als nicht mehr zeitgemaß und barockisierte das Gotteshaus. Auch dieser Umbau wurde zwischen 1756 und 1766 im Sinne des
Rokoko
grundlegend verandert. Spater kamen noch die beiden Seitenkapellen hinzu. Die erhaltenen Altare entstanden von 1805 bis 1812.
1888/89 wurde die Pfarrkirche nach Westen verlangert, nachdem bereits 1843 und 1867 Renovierungsmaßnahmen stattfanden. Weitere Renovierungen und Instandsetzungsarbeiten wurden 1909, 1953, 1957, 1975 (Außensanierung) und 1983 durchgefuhrt. 2002?2004 konnte schließlich der Innenraum grundlegend saniert werden. Maßgeblichen Anteil hieran hatte Pfarrer Georg Kapfer, der von 1990 bis 2006 als Seelsorger in Turkenfeld und
Zankenhausen
wirkte.
Die schlichte Landkirche wird vom ummauerten Friedhof umgeben. Auf den spatgotischen Ursprung des Gotteshauses verweisen die gestuften
Strebepfeiler
am
Chor
und der Sudseite des Langhauses, zwischen denen einfache Rundbogenfenster das Innere belichten. Der Chor ist eingezogen, also schmaler als das Langhaus. Beide Bauteile werden von einem gemeinsamen Ziegeldach uberdeckt.
Der funfgeschossige
Satteldachturm
steht im nordlichen Chorwinkel und wird von einer grazilen spatgotischen Dekoration aus Stabwerk und Bogenfriesen zwischen
Lisenen
gegliedert.
Im sudlichen Chorwinkel ist die
Sakristei
angebaut. Im Westen des
Langhauses
springen die beiden Seitenkapellen aus der Mauerflucht.
Das Langhaus ist als vierjochiger Saal angelegt, der Langchor umfasst drei Joche und schließt in funf Seiten des Achtecks. Die Stichkappentonnen der
Gewolbe
ruhen auf marmorierten Pilastern. Der westliche Anbau wird von einer Doppel
empore
ausgefullt, von der oberen Empore ragt die
Orgel
ins Kirchenschiff.
Der feine
Wessobrunner
Rocaillestuck
wird
Franz Xaver Schmuzer
zugeschrieben (um 1754 bzw.1765) und besteht aus Blumengirlanden, Blattwedeln und
Puttenkopfen
. Die
Stuckdekoration
entstand wohl jeweils kurz vor den
Fresken
. Das Chorfresko von
Christoph Thomas Scheffler
mit Maria als Himmelskonigin ist mit ?C(hristoph) T(homas) Scheffler augustanus invenit 1754“ bezeichnet. Das große Hauptbild im Langhaus zeigt die Gottesmutter als Rosenkranzkonigin.
Eine weitere Bildepisode schildert die Vision Papst
Pius V.
vom Seesieg bei
Lepanto
. Gegenuber halt
Judith
das Haupt des
Holofernes
in die Hohe. In den Kartuschen sind die vier Evangelisten und zwei Frauenfiguren (vielleicht Synagoge und Ecclesia) dargestellt. Die Fresken schuf der als ?Lechhansl“ bekannte
Johann Baptist Baader
aus Lechmuhlen im Jahr 1766. Die Darstellung des Evangelisten
Lukas
wird als eines der zahlreichen Selbstportrats gedeutet, die der Maler in seinen Werken hinterlassen hat. Die Deckenbilder der Kirche wurden allerdings bei der Restaurierung von 1889 farblich verandert und angeglichen.
Die Ausstattung und das Bildprogramm der Kirche stehen in Beziehung zur 1718 begrundeten
Rosenkranzbruderschaft
in Turkenfeld. Fresken und Bildwerke sind deshalb fast durchgangig dem Thema des
Rosenkranzes
gewidmet.
Der
Hochaltar
aus
Stuckmarmor
kam 1805 in die Kirche. Johann Michael Sporer verband hier spatbarocke und klassizistische Stilformen. Die Grundidee des viersauligen Aufbaues steht noch in der alten Tradition, die Einzelformen sind bereits
klassizistisch
nuchtern. Die Skulpturen sind etwa 100 Jahre alter. Im Zentrum steht die Muttergottes, die auf ihr Vorbild auf der Munchner Mariensaule verweist, mit den heiligen
Dominikus
und
Katharina von Siena
zu ihren Fußen. Außen stehen die heiligen
Anna
und
Katharina von Alexandrien
.
Der gleiche Meister lieferte 1812 auch die beiden Seitenaltare, deren Gestaltung sich an den Hochaltar anlehnt. Je ein Saulenpaar flankiert die Mittelnische. Im nordlichen Seitenaltar wurde (wohl 1889) eine Figurengruppe des Munchner Bildhauers Wilhelm Nießen aufgestellt. Das Bildwerk zeigt die heilige Anna, die ihrer Tochter Maria das Beten lehrt. Die Gruppe wird von den heiligen Joseph und Joachim begleitet. In der Nische des Sudaltares steht Papst
Sylvester
, außen erkennt man
Antonius Eremita
und
Antonius von Padua
.
Der Altar der nordlichen Marienkapelle ist eine Rokokoanlage aus der Zeit um 1766. Die Skulptur der sitzenden Maria mit
Krone
und
Zepter
von
Lorenz Luidl
aus
Landsberg am Lech
wird von zwei großen Engeln flankiert, die
Franz Xaver Schmadl
oder seiner Werkstatt zugeschrieben werden.
Die neubarock gestaltete Sudkapelle beherbergt eine spatgotische Kreuzigungsgruppe aus der Zeit um 1500. Maria und Johannes stehen unter dem Kreuz. Die zerschlagenen Glieder der beiden Schacher sind hinter die Querbalken ihrer Kreuze gebunden.
Die
Kanzel
von 1766 ist weiß gestrichen. Am Korb spielen Putten, die Rokokoornamente sind vergoldet. Der
Schalldeckel
imitiert einen
Stoffbaldachin
mit Quasten. Gegenuber hangt ein Kruzifix des 18. Jahrhunderts mit einer trauernden Frauenfigur (Maria oder
Maria Magdalena
).
Das klassizistische
Chorgestuhl
entstand Anfang des 19. Jahrhunderts zusammen mit den Altaren.
Eine
Prozessionsfahne
von 1796 vor der Marienkapelle zeigt die Bewohner des Einodhofes Burgholz kniend vor der Muttergottes. Das kostum- und trachtenkundlich interessante Werk entstand als Dankesgabe fur die Verschonung des Hofes wahrend der
Napoleonischen Kriege
. Rechts reiten feindliche Soldaten aus der Szene, sie hatten den Hof im dichten Nebel ubersehen.
Auf einer zweiten, gleichzeitigen Fahne vor der Kreuzkapelle erkennt man den heiligen Sylvester als Viehpatron mit einem geoffneten Buch und einem Stier zu seinen Fußen. Beide Fahnen sind in Ol auf Leinwand gemalt, auf den Ruckseiten wurden langere Inschriften ausgefuhrt.
In die Brustung der unteren Westempore sind Ovalmedaillons mit Darstellungen der Zwolf Apostel eingelassen. Das großere Mittelbild zeigt den segnenden Christus als
Salvator Mundi
(Erloser der Welt). Das Dehio-Handbuch weist auch diese Bilder dem ?Lechhansl“ (Johann Baptist Baader) zu.
1989/90 wurde die neue
Orgel
mit ihren 17 Registern durch die Firma
Orgelbau Schmid
aus
Kaufbeuren
in den funfteiligen Prospekt an der Brustung der oberen Empore eingefugt. Dahinter steht versteckt ein weiterer, zweiteiliger Prospekt mit mittlerem
Schwellergehause
.
48.108916666667
11.084527777778
Koordinaten:
48° 6′ 32,1″
N
,
11° 5′ 4,3″
O