Die
romisch-katholische
Pfarrkirche
Maria Heimsuchung
in
Gosseltshausen
,
einem Ortsteil der Gemeinde
Wolnzach
im
oberbayerischen
Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm
, ist im Kern ein
gotischer
Bau aus dem spaten
Mittelalter
, der zu Beginn des 18. Jahrhunderts im Stil des
Barock
vergroßert wieder aufgebaut wurde. Die Decken von
Chor
und
Langhaus
sind mit
Fresken
von
Melchior Buchner
(1695?1758) bemalt, die eine beeindruckende Scheinarchitektur aufweisen. Die Kirche gehort zu den geschutzten
Baudenkmalern
in Bayern.
[1]
Ab der zweiten Halfte des 17. Jahrhunderts sind Umbauarbeiten an dem spatmittelalterlichen Kirchenbau belegt. Im Jahr 1701 schuf
Johann Baptist Zimmermann
(1680?1758) als sein Erstlingswerk den Stuckdekor und die Fresken der lateinischen Kirchenvater im Chor, die allerdings beim Brand der Kirche im Jahr 1704 wahrend des
Spanischen Erbfolgekrieges
(1701?1714) bereits wieder zerstort wurden. Zwischen 1705 und 1721 wurde die Kirche wieder aufgebaut und in den folgenden Jahren neu ausgestattet. Im Jahr 1752 erhielt der aus Schongau stammende und spater in Ingolstadt tatige Maler
Melchior Buchner
(auch Puchner oder Buchner) den Auftrag, Chor und Langhaus mit Deckenfresken auszustatten. Im Zuge der 1874 erfolgten Regotisierung der Kirche wurden diese Fresken ubermalt und die barocke Ausgestaltung weitgehend beseitigt. Erst bei der Renovierung im Jahr 1905 wurden die Deckenmalereien wieder freigelegt und restauriert. Eine weitere Innenrenovierung fand im Jahr 2000 statt, eine Außenrenovierung im Jahr 2019.
Im nordlichen Chorwinkel steht der Glockenturm, in dessen noch aus dem mittelalterlichen Kirchenbau stammenden quadratischen Unterbau von Bogenfriesen gerahmte Blendfelder eingeschnitten sind. Der Turm, der im Jahr 1659 erhoht wurde, besitzt einen oktogonalen Aufbau, der von einer doppelten
Zwiebelhaube
mit
Laterne
bekront wird. Die Außenwand des Chors stutzen abgetreppte, bis zur Hohe der Fenster reichende Strebepfeiler.
Der Innenraum, ein mit einer abgeflachten
Tonne
gedeckter
Saalbau
, wird durch flache
Pilaster
mit
Gebalkstucken
gegliedert, uber denen ein profiliertes,
verkropftes
Gesims
verlauft. Der leicht eingezogene,
zweijochige
Chor ist
funfseitig geschlossen
und wird von einer Stichkappentonne uberwolbt. Den westlichen Abschluss des Langhauses bildet eine
Empore
mit geschweifter Brustung.
An der Sudseite des Langhauses ist eine kleine Kapelle mit Deckenmalereien aus der Zeit um 1720 angefugt. Die Malereien, die einen Stuckdekor (
stucco finto
) mit
Bandelwerkmotiven
vortauschen, wurden 1972 wieder freigelegt.
Das große Chorfresko ist der
Himmelfahrt Mariens
gewidmet. Auf den seitlichen Bildern sind die Vermahlung Mariens mit
Josef
, die
Prasentation Jesu im Tempel
, die Skapulierspende an den heiligen
Simon Stock
und die Uberreichung der Rosenkranze an den heiligen
Dominikus
und die heilige
Katharina von Siena
dargestellt.
Das große Langhausfresko nimmt die gesamte Decke ein. Das zentrale Thema, die
Heimsuchung Mariens
, bezieht sich auf das
Patrozinium
der Kirche und ist in eine monumentale Scheinarchitektur eingebettet. Die schwangere Maria, die mit Hut und Wanderstab dargestellt ist, begrußt ihre Base
Elisabeth
, die in hohem Alter ebenfalls noch schwanger geworden war. Ein auf ihren Leib gemalter Kreis weist darauf hin, dass sie Johannes den Taufer zur Welt bringen wird. Auf dem Leib Mariens stehen in einen Kreis geschrieben die Buchstaben IHS zum Zeichen dafur, dass sie Jesus in sich tragt. An den Seiten eroffnen vorgetauschte Torbogen Durchblicke auf weitere Szenen aus dem Marienleben, wie die Vorhersage der Geburt Mariens an ihre Eltern, die heilige
Anna
und den heiligen
Joachim
(uber der Empore), die Geburt Mariens und ihr erstes Bad (uber der Kanzel), Maria Tempelgang (gegenuber der Kanzel) und die
Verkundigung
(vor dem Chor). Unter dieser Szene steht die lateinische Inschrift: ?HANC DILIGE SANCTAM“ (liebe diese Heilige). Die Buchstaben CDILICM bilden ein
Chronogramm
mit der Jahreszahl 1752, dem Jahr, in dem die Fresken ausgefuhrt wurden.
In den Ecken des Langhauses werden, von Medaillons gerahmt, die vier lateinischen
Kirchenvater
Gregor der Große
,
Hieronymus
,
Augustinus
und
Ambrosius von Mailand
dargestellt. Darunter personifizieren vier Frauengestalten in
Ton-in-Ton-Malerei
die vier Erdteile: Europa wird durch eine Frau mit Krone und Szepter verkorpert, die auf einem Pferd sitzt, eine auf einem Lowen sitzende Frau mit Turban stellt Asien dar, eine mit einem Sonnenhut bekleidete Frau, die auf einem Kamel sitzt und eine Kornahre in der Hand halt, symbolisiert Afrika, eine Amazone mit indianischer Kopfbedeckung und mit Pfeil und Bogen in der Hand reprasentiert Amerika.
- Die
Kanzel
ist eine barocke Arbeit aus dem Jahr 1692. Sie wurde wie das
Taufbecken
aus
Ismaning
erworben. Der
Schalldeckel
ist bekront mit der Figur des
Johannes des Taufers
. Am Kanzelkorb sind in kleinen Muschelnischen die vier Evangelisten mit ihren
Symbolen
und in der Mitte Christus mit der Weltkugel dargestellt. Die Tur an der Kanzelruckwand, die zum Kanzelaufgang fuhrt, ist mit einem vergoldeten Relief der
Zehn Gebote
verziert. Die Unterseite des Kanzelkorbes ist mit Engelskopfen besetzt.
- Der
Hochaltar
wurde 1906 eingebaut, die vier großen Evangelistenfiguren stammen aus der ehemaligen Klosterkirche von
Reisbach
. Die von
Engelsputten
umgebene
Pieta
aus dem spaten 17. Jahrhundert nimmt die Stelle des Altarbildes ein.
- Die beiden viersauligen Seitenaltare stammen aus der Zeit des
Rokoko
. Das linke Altarbild stellt
Maria Immaculata
dar, die auf der Mondsichel steht und der Schlange den Kopf zertritt. Auf dem kleinen unteren Bild ist die heilige
Katharina
und im Auszugsbild die heilige
Barbara
dargestellt. Das Altarblatt des rechten Seitenaltars zeigt einen Schutzengel, der ein Kind beschutzt, auf den kleineren Bildern sieht man unten den heiligen
Sebastian
und oben den heiligen
Florian
.
- Das
Chorgestuhl
stammt aus der ersten Halfte des 18. Jahrhunderts.
- Die Kirchenbanke stammen wie die
Beichtstuhle
aus der zweiten Halfte des 18. Jahrhunderts. Letztere sind mit reichen
Rocailleschnitzereien
verziert.
- An den Wanden des Langhauses hangen uber den zwolf
Apostelleuchtern
auf Holz gemalte und in Ovalrahmen mit
Festons
gefasste Bilder der Apostel, die 1790 angefertigt wurden.
- Das
Olbergrelief
an der Nordwand des Langhauses wird in die erste Halfte des 15. Jahrhunderts datiert.
Im Chor sind Priestergrabsteine aus dem 16. Jahrhundert in die Wand eingelassen. Im Langhaus erinnert eine große Kalksteingrabplatte von 1422, in die eine Inschrift und zwei Wappen mit
Helmzier
eingemeißelt sind, an die Familie der Starzhauser.
- Georg Dehio
:
Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler. Bayern IV: Munchen und Oberbayern
. 2. Auflage, Deutscher Kunstverlag, Munchen 2002,
ISBN 3-422-03010-7
, S. 364?365.
- Jolanda Drexler-Herold, Angelika Wegener-Hussen:
Landkreis Pfaffenhofen a. d. Ilm
(= Bayerisches Landesamt fur Denkmalpflege [Hrsg.]:
Denkmaler in Bayern
.
Band
I.19
). Karl M. Lipp Verlag, Munchen 1992,
ISBN 3-87490-570-5
,
S.
380?383
.
- Przemyslaw Nowak:
Schmuckkastchen der Hallertau. Die Pfarrkirche Maria Heimsuchung in Gosseltshausen
. Katholisches Pfarramt Maria Heimsuchung Gosseltshausen (Hrsg.), o. J.
- ↑
Denkmalliste fur Wolnzach
(PDF) beim Bayerischen Landesamt fur Denkmalpflege, Denkmalnummer
D-1-86-162-49
48.61322
11.60896
Koordinaten:
48° 36′ 47,6″
N
,
11° 36′ 32,3″
O