Margaret Bourke-White anlasslich des Interviews der Fernsehsendung
Person to Person
, Bureau of Industrial Service, Young & Rubicam, 29. August 1955
Margaret Bourke-White
(*
14. Juni
1904
in
New York
; †
27. August
1971
in
Stamford
,
Connecticut
) war eine
US-amerikanische
Fotoreporterin
. Sie war als
Lieutenant Colonel
die erste
Kriegsberichterstatterin
der
US-Streitkrafte
und gegen Ende des
Zweiten Weltkriegs
Fotografin der
United States Army Air Forces
(USAAF). Eines ihrer Bilder,
The Living Dead of Buchenwald
(deutsch:
Die lebenden Toten von
Buchenwald
), zahlt zu den beruhmtesten
Ikonen
des 20. Jahrhunderts.
Margaret Bourke-White wurde als Tochter der romisch-katholischen Minnie Bourke und des nicht praktizierenden Juden Joseph White in der
Bronx
, New York geboren. Sie hatte eine altere Schwester, Ruth White, und einen jungeren Bruder, Roger White.
Bourke-White erhielt eine damals fur Madchen noch nicht ubliche Ausbildung an einem
College
. Im Alter von 20 Jahren heiratete sie Everett Chapman, von dem sie sich zwei Jahre spater scheiden ließ.
Nach Beendigung ihres Studiums 1927 eroffnete sie ihr erstes Fotostudio in
Cleveland
,
Ohio
und begann ihre Karriere als
Architektur-
und
Industriefotografin
.
[1]
Ihre spektakularen Aufnahmen von Industrieanlagen stellten einen neuen und vielbeachteten fotografischen Zugang zur rasanten Wirtschaftsentwicklung der
Vereinigten Staaten
dar.
Der franzosische General
Maurice Gamelin
auf dem Cover des
Time
-Magazins, 14. August 1939
Bald erhielt sie Auftrage renommierter Zeitschriften. Die von ihr fotografierten Brucken und Stahlfabriken illustrierten 1930 die Titelstory der Erstausgabe von
Fortune
, deren Mitherausgeberin sie war. 1931 eroffnete sie ihr Fotostudio im New Yorker
Chrysler Building
.
1930 reiste sie zum ersten Mal in die
Sowjetunion
, die gerade dabei war, die Industrialisierung voranzutreiben. Es entstanden Bilder, die gigantische Bauprojekte (Fabriken und Kraftwerke) festhalten, aber auch die einfachen, ausgebeuteten Arbeiter nicht aussparten.
[2]
Wahrend der 1930er Jahre machte sie unter anderem Fotoreportagen uber die
I.G. Farben
und die
Werften
von Hamburg sowie uber die Großbaustelle der sowjetischen Industriestadt
Magnitogorsk
im westlichen
Sibirien
.
Auch in der ersten Nummer des
Life
-Magazins vom November 1936, dessen Grundungsmitglied Bourke-White war, lieferte sie das Titelbild und die Titelstory uber den Staudammbau des
Fort Peck Lake
in den USA. Neben
Walker Evans
und
W. Eugene Smith
gehort Bourke-White zu den Pionieren des Foto-
Essays
.
[1]
Auch sie selbst wurde durch ihren extravaganten Lebensstil und ihr energisches Auftreten zum Objekt der Medien und zu einem Typenmodell fur die moderne, emanzipierte Frau.
1937 erschien ihr gemeinsam mit dem Schriftsteller
Erskine Caldwell
erstellter Bildband uber die Lebensbedingungen der Feldarbeiterinnen und Feldarbeiter im Suden der USA (
Dust Bowl
), die in dieser Zeit von einer extremen Durrewelle in ihrer Existenz gefahrdet waren.
You Have Seen Their Faces
gilt als eines ihrer wichtigsten Werke. 1939 heiratete sie Caldwell, von dem sie sich 1942 wieder scheiden ließ.
1938 brach sie zu einer Europareise auf und arbeitete an einem Bildbericht uber die
Sudetenkrise
in der
Tschechoslowakei
.
[3]
1941 ging sie fur
Life
nach Moskau. Wahrend des
deutschen Uberfalls auf die Sowjetunion
war sie die einzige westliche Fotoreporterin in der Stadt und dokumentierte vor allem die
deutschen Luftangriffe auf die sowjetische Hauptstadt
. Sie wurde der erste weibliche Kriegsberichterstatter der US-Armee,
[2]
unter anderem in England, Nordafrika und Italien.
Als Fotografin der
United States Army Air Forces
(USAAF) reiste sie mit General
George S. Patton
durch Deutschland und war bei der Befreiung des
Konzentrationslagers Buchenwald
und des Zwangsarbeitslagers
Leipzig-Thekla
anwesend. Ihr Bild
Die lebenden Toten von Buchenwald
von 1945 ist eine der beruhmtesten Fotografien des 20. Jahrhunderts. Sie portratierte auch viele Prominente wie
Franklin D. Roosevelt
,
Josef Stalin
,
Winston Churchill
oder
Marlon Brando
.
Im Herbst 1945 erhielt sie von der USAAF den Auftrag, die Zerstorungen deutscher Stadte mit Luftbildern zu dokumentieren.
[4]
1946 fotografierte sie fur
Life
eines ihrer bekanntesten Bilder, ein inszeniertes Portrat von
Mahatma Gandhi
am Spinnrad. In den Folgejahren dokumentierte Margaret Bourke-White die
Teilung Indiens
und spater den
Koreakrieg
. Sie bereiste auch
Sudafrika
wahrend der
Apartheid
.
Margaret Bourke-White und
Miki Jun
wahrend des
1.-Mai-Zwischenfalls
1952 in Tokio
Margaret Bourke-White fotografiert am 1.-Mai-Zwischenfall1952 in Tokyo, Foto: Miki Jun
Mitte der 1950er Jahre erkrankte Bourke-White an der
Parkinson-Krankheit
und musste ihre Arbeit mehr und mehr einschranken. Ihr Leben war so reich an außergewohnlichen Ereignissen, dass ihre 1963 erschienene Autobiographie uber Wochen hinweg auf der Bestsellerliste der
New York Times
rangierte.
[1]
1971 starb sie an den Folgen der Parkinson-Krankheit.
- The Story of Steel,
1928
- Eyes on Russia,
1931
- You Have Seen Their Faces,
1937
- North of the Danube,
1939
- Say, Is This the USA,
1941
- Shooting the Russian War,
1942
- They Called It "Purple Heart Valley,
1944
- Dear Fatherland, Rest Quietly,
1946
- Half Way to Freedom: A Report on the New India,
1949
- Interview with India,
1950
- A Report on the American Jesuits,
1956
- Portrait of Myself,
1963
-
Kinder in einem Erholungsheim in Georgien, Entstehungsjahr nicht bekannt
-
-
Gran Dogana Marittima, Neapel, 1943
-
Bahnhof Hannover, nach den
Luftangriffen
, 1945
-
Zerstortes
Wurzburg
, 1945
-
Zerstorter
Rodingsmarkt
,
Hamburg
, 1945
-
Durch
Luftangriffe
der
USAAF
zerstorte Mineralolindustrie im 3. Seehafen
Hamburg-Harburg
, Herbst 1945
-
Der indische Industrielle
G. D. Birla
(l.) unterhalt sich mit seinem Besucher
Vallabhbhai Patel
. Im Hintergrund ist Patels Tochter Manibehn Patel, 1946
- Russian Photographs,
American Russian Institute, New York, 1931
- Little Carnegie Playhouse,
New York, 1932
- Art Institute of Chicago
, 1956
- Bourke-White’s People,
Syracuse University
, New York, 1966
- Witkin Gallery, New York. Carl Seinbab Gallery, Boston, 1971
- Cornell University, Ithaca, New York, 1972
- University of California
, Santa Clara, 1974
- Allen Frumkin Gallery, New York. Robert Schoelkopf Gallery, New York, 1975
- The Early Years,
Washington Public Library, New York, 1975
- Syracuse University, New York. Witkin Gallery, New York, 1978
- The Humanitarian Vision,
Joe and Emily Lowe Gallery, Syracuse University, New York, 1983
- The Humanitarian Vision
, Tournee durch 20 Stadte Europas 1984?1985
- The Humanitarian Vision,
Kunsthaus Zurich
, 1985
- Margaret Bourke-White. Moments in History. Photographs 1930?1945
,
Martin-Gropius-Bau
, Berlin, und Kunstfoyer der
Versicherungskammer Bayern
, Munchen 2013
Margaret Bourke-Whites Werke sind heute wichtiger Bestandteil folgender Sammlungen:
Ihr Nachlass wird von der
Syracuse University
, New York verwaltet.
Sie wurde außerdem vom
National Women’s History Project
ausgezeichnet.
- Susan Goldman Rubin:
Margaret Bourke White. Her Pictures Were Her Life.
Harry N. Abrams, New York 1999,
ISBN 0-8109-4381-6
.
- John Stomber:
Power and Paper. Margaret Bourke-White, Modernity, and the Documentary Mode.
Boston University Art Gallery, Boston, Mass. 1998 (Katalog der gleichnamigen Ausstellung, 6. Marz bis 12. April 1998).
- Margaret Bourke-White:
Deutschland ? April 1945
(
Dear Fatherland, Rest Quietly. A report on the collapse of Hitler's ?Thousand Years“.
1946). Schirmer/Mosel, Munchen 1985,
ISBN 3-921375-34-7
(EA 1979).
- Margaret Bourke-White:
Licht und Schatten. Mein Leben und meine Bilder
(
Portrait of myself
, 1964). Droemer/Knaur, Munchen 1964.
- Elisabeth Bronfen
, Daniel Kampa (Hrsg.):
Eine Amerikanerin in Hitlers Badewanne. Drei Frauen berichten uber den Krieg: Margaret Bourke-White, Lee Miller und Martha Gellhorn.
Mit einem Nachwort von Elisabeth Bronfen. Hoffmann und Campe, Hamburg 2015,
ISBN 978-3-455-50365-4
.
- Rita Kohlmaier:
Margaret Bourke-White
In:
Kriegsreporterinnen. Im Einsatz fur Wahrheit und Frieden
. Elisabeth Sandmann Verlag, Munchen 2022,
ISBN 978-3-949582-10-3
, S. 38?45.
In
Biopic
uber
Gandhi
(1982) spielte
Candice Bergen
die Fotografin Margaret Bourke-White.
1989 wurde Bourke-White in dem Fernsehfilm
Double Exposure: The Story of Margaret Bourke-White
(deutscher Titel:
…und ihr Traum wird wahr
) von
Farrah Fawcett
portratiert.
[5]
- ↑
a
b
c
Peter Geimer:
In schwindelnder Hohe, vor grausigem Abgrund.
In:
faz.net
.
22. Januar 2013,
abgerufen am 11. Dezember 2014
.
- ↑
a
b
Auge ihrer Zeit
. In:
Der Spiegel
.
Nr.
3
, 2013 (
online
).
- ↑
Florian Christner:
Momente der Geschichte - VKB-Kunstfoyer in Munchen zeigt Bilder der Fotografin Margaret Bourke-White.
In:
Bayernkurier
.
8. Juni 2013.
- ↑
Florian Christner:
Momente der Geschichte - VKB-Kunstfoyer in Munchen zeigt Bilder der Fotografin Margaret Bourke-White.
In:
Bayernkurier.
8. Juni 2013.
- ↑
Double Exposure: The Story of Margaret Bourke-White.
Internet Movie Database
,
abgerufen am 22. Mai 2015
(englisch).