Marcel Gabriel Lods
(*
16. August
1891
in
Paris
; †
9. September
1978
ebenda) war ein franzosischer
Architekt
und
Stadtplaner
.
Marcel Lods studierte an der hoheren Kunstgewerbeschule, wie auch an der nationalen hoheren
Ecole des Beaux-Arts
in Paris, wo er 1923 sein
Diplome d’architecture
erwarb. Wahrend der zwei
Weltkriege
diente er in der franzosischen Armee und entwickelte dort seine Leidenschaft fur die
Fliegerei
.
Lods war als freier Architekt in Paris tatig. Von 1928 bis 1940 realisierte er in Zusammenarbeit mit
Eugene Beaudouin
und
Eugene Freyssinet
zahlreiche Entwurfe, die damals neue industrielle Materialien und Methoden im Bauwesen erprobten. Insbesondere entwickelte er die Verwendung vorgefertigter Bauelemente in der Gebaudekonstruktion. Als franzosischer Vertreter des
Neuen Bauens
arbeitete er zeitweise mit dem Ingenieur und Designer
Jean Prouve
zuseammen. Lods experimentierte fruhzeitig mit Stahlskelett- und Eisenbetonkonstruktionen.
Lods entwarf die Wohnsiedlung
Champ des Oiseaux
in
Bagneux
(1930) und die
Cite de la Muette
in
Drancy
(1932?1934). Seit den 1930er Jahren war er Mitglied der
Union des Artistes Modernes
. Lods beeinflusste das Team in Richtung der Auswahl von Materialien, welche die Gebaude immer leichter machten. Beispiele hierfur sind die
ecole de plein air
(
Freiluftschule
) in
Suresnes
mit ihren verstellbaren externen Mauern und faltbarer Glasfassade, oder das
Volksheim
in
Clichy
, einem Vorlaufer des Burgerhauses, das er in Zusammenarbeit mit Vladimir Bodiansky (1894?1966) und dem Ingenieur
Jean Prouve
realisierte.
Dieses Ideal einer Architektur, die sich in Richtung der Immaterialitat bewegt, wird durch das Klubhaus des Flughafens Roland Garros (1935) veranschaulicht. Auch das niemals realisierte Projekt eines großen
Palais des Expositions
in
La Defense
machte hauptsachlich von Glas und von Stahl Gebrauch.
Von 1940 bis 1944 gehorte er zusammen mit
Le Corbusier
der
Association pour une Renovation Architecturale
(ASCORAL) an, einer
Vereinigung zur Erneuerung der Architektur
. Nach dem Krieg arbeitete er fur die Militar-Administration der
franzosischen Besatzungszone
an einem Plan zum Wiederaufbau der Stadt
Mainz
.
Nach dem
Zweiten Weltkrieg
war die deutsche Stadt
Mainz
zu 80 Prozent
zerstort
. Die franzosische Besatzungsmacht berief zur Wiederherstellung der Infrastruktur eine ?section du plan“ mit Lods als Leiter
[1]
, ein Mitarbeiter von ihm war
Adolf Bayer
. Das weitere Kernteam bildete die schwedische Architektin
Elsa Sundling
und
Gerald Charles Hugh Hanning
.
[2]
Die Planung basierte auf den damals aktuellen Forderungen der
Charta von Athen
. Die umfangreichen Planungen sahen ein neues Straßennetzwerk vor. Zugleich sollte eine konsequente Trennung von Wohn-, Verwaltungs- und Gewerbeflachen realisiert werden.
Konkret hatte dies den kompletten Abriss der
Neustadt
und ihren Ersatz durch Scheibenhauser bis zum
Hartenberg
bedeutet. Das
Bleichenviertel
ware der Verwaltung vorbehalten gewesen, die
Altstadt
ware als ?Traditionsinsel“ teilweise erhalten geblieben, aber durch zahlreiche neue Straßen zerschnitten worden. Die Industrie sollte in
Gustavsburg
angesiedelt werden.
Die Planungen fanden weder bei der Bevolkerung noch der Stadtverwaltung Anklang. Oberburgermeister
Emil Kraus
veranlasste einen traditionell orientierten Alternativplan von
Paul Schmitthenner
.
[3]
Die Umsetzung beider Plane scheiterte aber letztlich an fehlenden Mitteln und politischer Realisierbarkeit, und der Wiederaufbau von Mainz erfolgte weitgehend durch die jeweiligen Grundstuckseigentumer im bestehenden Straßensystem.
- ↑
Andrew MacNeille:
Zwischen Tradition und Innovation ? Historische Platze in der Bundesrepublik Deutschland nach 1945.
Dissertation, Universitat Koln, 2004
- ↑
Jean-Louis Cohen
, Hartmut Frank, Volker Ziegler:
Ein neues Mainz?: Kontroversen um die Gestalt der Stadt nach 1945
. Walter de Gruyter; Marz 2019
- ↑
Volker Ziegler: Vortrag: "Saarbrucken und Mainz, Stadtutopien der Besatzungszeit" Ringvorlesung ?Erinnerung und Aufbruch. Das europaische Kulturerbe im Saarland nach 1945“
[1]