Mangrai

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Denkmal von Konig Mangrai in Chiang Rai

Mangrai ( Thai : ????????? , Phaya Mangrai , auch: Mengrai , ?????????? ; [1] * 1238 oder 1239 [2] in Ngoen Yang ; [3] 1311 oder 1317 [4] in Chiang Mai ) war der Grunder des nordthailandischen Konigreiches Lan Na .

Herkunft, Eroberungen und Reichsgrundung

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Dreikonigsdenkmal in Chiang Mai (v.l.: Ngam Mueang von Phayao , Mangrai von Lan Na und Ramkhamhaeng von Sukhothai )
Karte von Nordthailand, teilweise deckungsgleich mit Mangrais Konigreich Lan Na

Der auf die Geschichte Sudostasiens spezialisierte Historiker Michael Vickery (1931?2017) betrachtete die Angaben in nordthailandischen Chroniken zu Mangrai und den ersten 100 Jahren der Geschichte Lan Nas in weiten Teilen als Legenden und Fiktion. Thailandische Geschichtsbucher wie auch die meisten westlichen Historiker, die sich mit der Thematik befassen, gehen aber von der tatsachlichen historischen Existenz Mangrais aus und stutzen sich auf traditionelle Chroniken als Quellen, wenngleich deren Daten oft widerspruchlich sind. [5]

Mangrai wurde den Chroniken zufolge als Sohn des Tai-Yuan -Herrschers von Ngoen Yang ? einem Stadtstaat ( Muang ) auf dem Gebiet des heutigen Chiang Saen im außersten Norden Thailands ? geboren. Seine Mutter war die Tochter des Herrschers der Tai Lu von Chiang Hung (oder Chiang Rung, heute Jinghong ) in Sipsong Panna (chinesisch Xishuangbanna). Er bestieg den Konigsthron nach dem Tod des Vaters im Jahr 1259.

Schnell gewann er die Dominanz uber die Kleinreiche der Nachbarn, im Jahr 1262 brachte er Chiang Tung (heute Keng Tung), einen Staat der Lawa unter seine Kontrolle. Anfang 1263 grundete er Chiang Rai (?Stadt von (Mang-)Rai“) als Hauptstadt seines neu gebildeten Konigreiches Lan Na ( Land der Millionen Felder ). Um 1268 sorgte er fur die Errichtung einer neuen Stadt Fang westlich von Chiang Rai. [6] Mangrai sorgte durch diplomatische und militarische Mittel fur eine stete Ausdehnung seines Reiches, ganz ahnlich wie sein zeitgenossischer Konkurrent Ramkhamhaeng in Sukhothai .

In Fang berichteten ihm Handler vom Wohlstand des Landes Hariphunchai , der damals fuhrenden politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Macht im heutigen Nordthailand, die von Mon beherrscht wurde. Das weckte die Begehrlichkeit Mangrais und er ersann eine List, um Hariphunchai zu schwachen und einnehmen zu konnen. Er entsandte seinen Adjutanten Ai Fa nach Hariphunchai, wo dieser zum Vertrauten des Konigs Yiba aufstieg. Um Hariphunchai durch Unmut und Zwietracht zu schwachen, ordnete Ai Fa im Namen des Konigs die Anlage eines komplexen Bewasserungssystems an und verpflichtete die Bevolkerung dazu zu schwerer Zwangsarbeit. Der dadurch hervorgerufene Volkszorn auf den Konig machte es moglich, dass Mangrai Hariphunchai einnahm. Laut Chronik von Chiang Mai geschah dies 1281/82, laut Jinakalamali-Chronik 1292/93. Historiker halten letztere Angabe fur plausibler. Durch die Eroberung des florierenden Hariphunchai ubernahm Mangrais Reich die Rolle der fuhrenden Macht im Norden des heutigen Thailand. [7]

Konsolidierung der Herrschaft

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Mangrai schloss 1287 einen Beistandspakt, den ?Drei-Konigs-Vertrag“ (sanya sam kasat) , mit zwei weiteren Tai-Konigen, Ramkhamhaeng von Sukhothai und Ngam Mueang von Phayao gegen die Mongolen. Vermutlich verabredeten die drei dabei auch eine Abgrenzung ihrer Interessenspharen. Auch mit den alten Konigreichen der Mon von Hongsawadi ( Pegu ) und der Shan von Ava bildete er strategische Allianzen.

Nachdem er zuvor funf Jahre lang in Wiang Kum Kam , einer Siedlung in einem ehemaligen Bogen des Mae Nam Ping residierte, grundete er 1296 Chiang Mai (?neue Stadt“; heute die großte Stadt in Nordthailand) und stiftete zahlreiche Tempel, unter anderem Wat Chiang Man .

Ab 1301 versuchten die Mongolen unter Kublai Khan , Mangrais Reich zu unterwerfen, das der letzte unabhangige sudliche Nachbar von China war. Mangrai konnte die uber zwei Jahre wahrenden Angriffe der Mongolen abwehren. Diese mussten sich mit einer Tributdelegation unter Leitung von Mangrais Sohn, die einen weißen und mehrere gezahmte Elefanten sowie lokale Produkte aus Chiang Mai und Chiang Hung uberbrachte. Die Gesandten aus Lan Na bekamen im Gegenzug Leder- und Fellkleidung sowie Schuhe geschenkt. Wahrend China den sudlichen Nachbarn aufgrund dieser Beziehung als Vasallen betrachtete, sahen sich die Tai Yuan von Lan Na weiterhin als selbststandig an. [8]

Am Ende von Mangrais Herrschaft dehnte sich sein Reich uber das Gebiet des heutigen Nordthailands hinaus bis in den Suden Yunnans und die ostlichen Shan-Staaten aus. Es war jedoch kein zentralistischer Staat, sondern eher eine Foderation von Fursten einzelner Muang , die Mangrai aufgrund personlicher Abhangigkeiten oder Verwandtschaft die Treue geschworen hatten ( Mandala-Modell ). Politische Einrichtungen oder Verwaltungsstrukturen, die uber diese personlichen Loyalitatsbeziehungen hinausgingen, gab es nicht. Auch kann es nicht als ein Thai-Staat betrachtet werden, da die Bevolkerungsmehrheit im Kerngebiet von Mon und Lawa gestellt wurde. [9] Mangrai leitete vermutlich erste Schritte zur Schaffung eines Systems von verbindlichen Regeln fur weltliche Angelegenheiten in Lan Na ein. Dass der spater in Lan Na geltende, Mangrai-sat (?Gesetze Konig Mangrai“) genannte Rechtskodex tatsachlich auf Mangrai zuruckgeht, ist jedoch historisch gesehen sehr unwahrscheinlich. Der Zusammenhalt des Reiches hing stark von der charismatischen Personlichkeit und Fuhrung Mangrais ab, dem es gelang, Unabhangigkeitsbestrebungen der Vasallen-Muang zu verhindern. [10]

Mangrai starb 1311 (gemaß Jinakalamali-Chronik ) oder 1317 (laut Chronik von Chiang Mai). Er soll in seiner Hauptstadt von einem Blitz getroffen worden sein. Nach seinem Tod erkannten die Furstentumer der Lu, Khun und Shan an den Randern des Reiches nicht mehr die Oberherrschaft Lan Nas an und stellten ihre Tributlieferungen ein. Die Foderation zerfiel außerdem in zwei rivalisierende Machtzentren, da Mangrais altester Sohn Chaiyasongkhram nicht nach Chiang Mai ziehen wollte, sondern Chiang Rai, das bereits zu Lebzeiten des Vaters seine Residenz war, zur Hauptstadt machte. In Chiang Mai regierte stattdessen sein Sohn Saenphu. Wahrend der Nordosten Lan Nas von Chiang Rai aus kontrolliert wurde, war der Sudwesten des Landes von Chiang Mai abhangig. [11] Erst Ende des 14. Jahrhunderts bekam Lan Na wieder eine einheitliche Herrschaft. Die von Mangrai begrundete Dynastie regierte Lan Na noch bis ins 16. Jahrhundert. Dann geriet das Reich unter birmanische Kontrolle.

Einzelnachweise

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  1. Der Name lautet in historischen Inschriften ?Mangrai‘. Aufgrund eines historischen Werks aus dem fruhen 20. Jahrhundert ist jedoch die Falschschreibung ?Mengrai‘ weit verbreitet. Der nach dem Konig benannte Landkreis Amphoe Phaya Mengrai folgt auch offiziell dieser eigentlich unrichtigen Schreibung.
  2. In David K. Wyatt , The Chiang Mai Chronicle , wird der Geburtstag ganz exakt angegeben: Samstag, 2. Oktober 1238 (600 C.S. ). Wyatt merkt an, dass dieses Datum ebenfalls in der Jinakalamali-Chronik erwahnt wird. Bei Sarassawadee u. a. 1239.
  3. Mangrais Geburtsort wird meist mit Chiang Saen angegeben, obwohl eine Stadt dieses Namens erst fast 100 Jahre spater gegrundet wurde. Sie liegt allerdings an fast der gleichen Stelle, an der das Muang Ngoen Yang gelegen hat.
  4. Laut Jinakalamali-Chronik 1311, laut Chronik von Chiang Mai 1317/18.
  5. Foon Ming Liew-Herres, Volker Grabowsky: Lan Na in Chinese historiography. Sino-Tai relations as reflected in the Yuan and Ming sources (13th to 17th centuries). Institute of Asian Studies, Chulalongkorn University, Bangkok 2008, S. 43.
  6. Grabowsky: Bevolkerung und Staat in Lan Na. 2004, S. 80?81.
  7. Grabowsky: Bevolkerung und Staat in Lan Na. 2004, S. 81?82.
  8. Grabowsky: Kleine Geschichte Thailands. 2010, S. 64.
  9. Grabowsky: Kleine Geschichte Thailands. 2010, S. 65.
  10. Grabowsky: Bevolkerung und Staat in Lan Na. 2004, S. 89.
  11. Grabowsky: Bevolkerung und Staat in Lan Na. 2004, S. 90.